Ein weiteres Beispiel, warum wir unsere Lobby verstärken müssen, u. a. durch eine Pflegekammer:
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Allianz der Heilberufe gegründet" Hier haben sich verschiedene Verbände zusammengetan, um trotz des demografischen Wandels und sinkender Ressourcen ihre Pfründe zu sichern. Mit von der Partie sind Ärzte, Zahnärzte und Apotheker (alles Kammerberufe). Die Pflege ist außen vor, obwohl sie am stärksten durch den demografischen Wandel getroffen wird. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt...
Indirekt könnten Pflegekammern helfen, dass die Pflege in der Öffentlichkeit stärker wahrgenommen und gehört wird und dass sie sich nach innen besser organisiert. Die finanzstärkeren Berufsgruppen werden sonst alles übertönen und im Schwalbennest des Gesundheits- und Pflegewesens den Schnabel am weitesten aufreißen und am meisten verschlingen. Die Pflege darf sich dann mit dem Mangel im System beschäftigen und über pauschlierte Pflegeminuten hinaus aus Mitmenschlichkeit in der privaten Freizeit kompensieren, was das System in andere Schnäbel geworfen hat.
An dieser Stelle geht es nicht um Tarife (Gewerkschaften haben hier keinen Einfluss), sondern um durch Gesetze und Selbstverwaltung bestimmte Verteilungsmechanismen im System. Neben den Verbänden könnten hier Pflegekammern noch am wirkungsvollsten die Interessen der Pflege vertreten, weil es in ihr gesetzlich gefordertes Aufgabenspektrum fällt, bei Gesetzen beratend mitzuwirken und sie wegen dieser Funktion einen engeren Kontakt zum Beispiel zu Ministerien haben. Diese Einflussmöglichkeit ist deutlich direkter, als die von Verbänden, die ab und zu mal einen Termin bekommen, um ohne jede Verbindlichkeit ihre Anliegen vorzutragen.
Da der Deutsche Pflegerat in seinen
Wahlprüfsteinen eine stimmberechtigte Beteiligung der Pflege im Gemeinsamen Bundesausschuss (höchstes und mächtigstes Selbtverwaltungsorgan des Gesundheitswesens) fordert, in dem die Pflege bisher nur ohne Stimmrecht beteiligt ist, wäre eine Bundespflegekammer eine gute Möglichkeit, diese Forderung umzusetzen.
Bisher wird dies der Pflege verweigert, weil sie in der Gesundheitsversorgung im Gegensatz zur DKG, zu der Kassenärztlichen Vereinigung und den Krankenkassen keine Vertragspartner für die Patienten im Sinne von Anbieter-Kunden-Verhältnis sind. Die Pflege kommt als Anbieter nicht vor und soll deshalb keinen Einfluss auf diese Beziehung bekommen. Die Ärztekammern sind bisher auch nicht stimmtberechtigt vertreten, aber sie haben ja die Kassenärztliche Vereinigung, die für ihre Berufsgruppe sorgt.
Aus dieser benachteiligten Position der Pflege müssen wir heraus und stimmberechtigten Einfluss auch im Gemeinsamen Bundesausschuss für uns erringen, in dem über alles entschieden wird, was aus der Krankenversicherung bezahlt wird.
Mit Pflegekammern, die sich selbst aus Pflichtbeiträgen aller professionell Pflegenden tragen und die aufgrund der wahlberechtigten Pflichtmitgliedschaft aller professionell Pflegenden legitimer Weise die Interessen der Pflegenden vertreten können, ist die Chance, Stimmrecht im Gemeinsamen Bundesausschuss zu bekommen, deutlich höher. Der Pflegerat, der die Interessen der Pflegeverbände bündelt, ist unterm Strich nur Vertreter von Partikularinteressen verschiedener Verbände. Hier wäre es z. B. Arbeitgeberverbänden möglich, über durch sie gesponsorte Berufsverbände, wie es z. B. der bpa mit dem Deutschen Verband der Leitungskräfte von Alten- und Behinderteneinrichtungen e. V. (DVLAB) praktiziert, Einfluss auf die Durchsetzung - oder Verhinderung - pflegerischer Interessen zu nehmen.
Eine legitime Gesamtvertretung allein der Interessen der beruflich Pflegenden ist nur durch eine Pflegekammer möglich. Eine Gesamtvertretung aller (Landes-) Pflegekammern im Sinne einer Bundespflegekammer wäre daher die sinnvollste stimmberechtigte Vertretung der Pflege im Gemeinsamen Bundesausschuss. Dort wird über unsere Zukunft - bisher ohne uns - entschieden.