Was bewegt euch in die Pflege zu gehen?

Spreewaldkind

Newbie
Registriert
03.12.2019
Beiträge
13
Beruf
Pflegedienstleitung
Akt. Einsatzbereich
ambulante Pflege
Funktion
Pflegedienstleitung
Hallo ihr LIeben,

ich weiß, dass der Weg vielleicht etwas unorthodox ist, aber ehrlich gesagt, weiß ich mir mittlerweile nicht mehr so wirklich anders zu behelfen und hoffe deswegen auf euer Feedback.

Mein Name ist Franziska, bin 33 Jahre alt, komme aus Brandenburg und arbeite seit meiner im Klinikum abgeschlossenen Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin in 2005 und meiner abgeschlossenen Ausbildung zur PDL in 2009 seit 2013 als Pflegedienstleitung in einer kleinen ambulanten Krankenpflege mit 4 Fachkräften und 6 Pflegehelfern, sowie ca. 80 Patienten.

Da uns leider eine Kollegin gesundheitsbedingt verlassen musste und wir für diese Kollegin seit nunmehr über einem halben Jahr keinen Ersatz gefunden haben, wird nun bald eine weitere Kollegin in Erwartung ihres ersten KIndes ausfallen. Dann wird die Absicherung der Dienste für uns hier richtig eng, weshalb ich hoffe hier ein paar Meinungen einfangen zu können.

Also wie ich über den Bundesverband erfahren habe, liegen wir mit einem Stundenlohn von 16,50 € im Osten gar nicht so verkehrt. Die anderen großen Pflegedienste zahlen laut Statistik auch nicht mehr. Zusätzlich zum Monatslohn gibt es einen steuerfreien Tankgutschein (o ä. wie Amazon, Drogerie und Co.) im Wert von 40€ und bei Bedarf die Übernahme der Kinderbetreuungskosten. Wir bieten aktuell 26 Tage Urlaub. Keine Nachtschichten und wenig Teildienste, sowie 2 freie Wochenenden im Monat. Diverse Firmenfeiern, sowie steuerfreie Geschenke zum Geburtstag und zu Weihnachten.

Man wird als Pflegedienstleitung vielleicht auch irgendwann ein wenig betriebsblind und da hapert es dann immer ein wenig bei der Frage, was passieren müsste, damit eine Fachkraft in die ambulante Pflege geht bzw. wechselt?!?

- Mehr Urlaub? Wenn ja wieviel?
- Mehr Stundenlohn? Was haltet ihr für Angemessen bzw. als Minimum?
- Urlaubs- und/oder Weihnachtsgeld?
- Einen Wechselbonus bei Arbeitgeberwechsel? Wann würdet ihr eventuell "schwach" werden?
- eventuell andere Ideen oder Möglichkeiten???

Da wir nur eine kleine Krankenpflege sind, werden hier natürlich keine Millionenbeiträge umgesetzt und mir ist es um den Fachkräftemangel natürlich mehr als bewusst, aber das sich nicht einmal jemand bewirbt?!? Ich bin da echt am Ende mit meinen Latein und hoffe, dass der ein oder andere mir eventuell auf die Sprünge helfen kann...

Vielen Dank und leibe Grüße

Franziska
 
Hallo Franziska,
eine ganz wichtige Sache, die weder durch Geld noch sonstwas aufzuwiegen ist:
Ein Privatleben.
D. h., Dienstplansicherheit. Und die Möglichkeit, Dienstwünsche in angemessener Zahl äußern zu können, die dann auch verbindlich gelten.
Ich finde es gut, daß Du uns fragst und drücke die Daumen.
Gruß, Martin.
 
Mit diesen Boni wirst du auch keine Fachkraft locken können.
Mein derzeitiger Lohn beläuft sich auf 20,50€ brutto, in Weiterbildung zur Fachkraft für A&I, bei 156h im Monat, 30 Urlaubstagen und 50€ bei dienstlichen Dienst Tausch. Bei Einspringen aus dem Frei gibt es 150€ brutto. Dienstpläne für 6 Monate im voraus geschrieben, 3 Schichten.
Keine Feiern oder Betriebsfeste, da irrelevant.
Dazu Vermögenswirksame Leistungen in Höhe von >250€, 2-Bett-Zimmer mit Chefbehandlung und Corporate-Benefits.
Wechselprämie von 6k €.

Dass ist das Minimum, darunter bin ich nicht bereit zu verhandeln, schon gar nicht bei Teildiensten.

Ich fürchte, dass du kein Personal gewinnen kannst, wenn es Unternehmen gibt, die solche Angebote ihren Pflegekräften bieten können.
Als Fachkraft entsprechend mehr, je nach Funktion.


Meine Aussage bezieht sich hierbei auf ein klinisches Setting.
 
  • Like
Reaktionen: Spreewaldkind
Als Vorteil sehe ich, dass Ihr ein recht kleiner Pflegedienst seid, das wäre für mich jetzt ein Pluspunkt... Auf Teams mit einer Stärke von 100 Köpfen habe ich persönlich keinen Bock mehr.
 
  • Like
Reaktionen: Spreewaldkind
Ich habe 22 € plus Zuschläge plus 13. Gehalt. Für 16,50€ würde ich eher in eine Arztpraxis gehen mit geregelten Arbeitszeiten und freien WE.

Dienstplansicherheit (s.Martin) ist für mich eine unverzichtbare Voraussetzung.
Gutscheine sind nett..... aber mehr auch nicht. Wäre für mich kein ausschlaggebendes Kriterium.
Firmenfeiern..... absolut verzichtbar.

Ambulante Pflege muss man mögen.... ich finde sie sehr speziell. Die Vorstellung, schwer kranke und körperlich eingeschränkte Menschen in einer mehr oder weniger grenzwertigen häuslichen und hygienischen Situation zu pflegen, verursacht mir Graus...
Ich möchte auch nicht jeden Tag dieselben Patienten sehen. Ich möchte diesen Beziehungsaufbau nicht.

Ich glaube, heutzutage muss man als AG schon deutlich mehr bieten als die Konkurrenz....
 
Das mit dem Dienstplan ist mir iwie ein Rätsel. Der Dienstplan wird freigegeben und ist fix (= also ja auch "sicher" wenn man es so bezeichnen will). Wer trotzdem ständig einspringt und sich bequatschen lässt.. nun gut - selber Schuld. Oder verstehe ich das falsch?? Dienstplan ist doch fix/sicher. Muss msn sich doch nicht wünschen.
 
  • Like
Reaktionen: Spreewaldkind
Wow, vielen Dank für eure so zahlreichen Antworten. Das hilft mir schonmal sehr weiter und wir werden versuchen einiges umzusetzen, wobei hier der Großteil mit Sicherheit aus dem Klinik"alltag" berichtet und damit können wir, erst recht hier Osten der Republik, leider nicht konkurrieren.

Trotz unserer Größe Martin, herrscht beim Dienstplan in der Regel Planungssicherheit, sodass bei spontanen Ausfällen, meist ich selbst bei den entsprechenden Touren einspringe und nur im absoluten Notfall jemand anderes arbeiten muss. Dienstwünsche werden durch mich bei der Dienstplanerstellung natürlich berücksichtigt und sind dann fest. Allerdings ist eine Pauschale für das Einspringen natürlich wirklich eine Überlegung wert.

Höheren Stundenlohn, Weihnachtsgeld usw. muss ich mal mit meinem Steuerberater ausdiskutieren, wobei 20€/Stunde in unserer Region, auch wenn ich es gern zahlen würde, leider fernab der Realität in der ambulanten Pflege ist. Für meine Stellvertreterin, die gleichzeitig auch Praxisanleiterin ist, bekomme ich das bestimmt hin, aber für jeden Mitarbeiter... Keine Chance, da kommt seitens der Kassen leider zu wenig rein.

Schichtzuschläge wären auch noch so ein Gedanke, aber da muss ich mir wohl erst einmal ein wenig Inspiration holen, wie man das gestalten kann, sodass es sich für den Mitarbeiter auch lohnt, da der Spätdienst ja gegen 19:30 Uhr endet. Vielleicht kann mir ja jemand da aus der Praxis berichten?!?

LG

Franziska
 
Die Bezahlung und die Rahmenbedingungen sollten sich an einem Tarifvertrag (TVÖD) orientieren.

Ich persönlich bin bei der Aufzählung deiner Arbeitsbedingungen bei dem Stichwort "Teildienste" ausgestiegen. Ein Arbeitsplatz, bei dem ich mich auf Teildienste einlassen müsste, wäre für mich ein NoGo.
Für die ambulante Pflege wäre zB die erlaubte private Nutzung des Dienstwagens ein Plus. Oder müssen deine Angestellten etwa ihren privaten Wagen nutzen? Das wäre wiederum ein NoGo für mich (da ich keinen Wagen habe :-) ).

Gruß spflegerle
 
  • Like
Reaktionen: Bumblebee2
Ich hab auch mal so gearbeitet, auch im ambulanten Dienst (=Rücken ruiniert). Da zählen auch adäquate Hilfsmittel, wenn man alte Leute etwa in Betten in Fussbodennähe versorgen muss...ich arbeitete in einem grossen Team, wir hatten Dienstplansicherheit und einen Dienstwagen und unsere Chefin tat irgendwann eine Möglichkeit auf, Hilfsmittel wie etwa Betten zu vermieten. Geld war da nur zweites Kriterium.

Heute arbeite ich in der Dialyse, keine Schichten mehr, jeden Sonntag frei, Einspringen nur, wenn man es will und dann mit 125% bezahlt (ich tue es nicht mehr). Drei-Tage-Woche bei 33 Std/Woche (=3 mal 12 Std), 13. Monatsgehalt, 760 Euro Urlaubsgeld und Unternehmensbeteiligung. 16,50 E Std netto. Für mich ist das heute der Standard.

Kein Zurück mehr in die "klassische Pflege".
 
Für die ambulante Pflege wäre zB die erlaubte private Nutzung des Dienstwagens ein Plus. Oder müssen deine Angestellten etwa ihren privaten Wagen nutzen? Das wäre wiederum ein NoGo für mich (da ich keinen Wagen habe :-) ).

Gruß spflegerle

Wie genau meinst du das mit der privaten Nutzung. Also meine Mitarbeiter fahren während eines Teildienstes natürlich mit dem Dienstwagen nach Hause und fahren dann damit wieder zum Dienst. Wenn sie während des Dienstes etwas privates erledigen, so habe ich da ebenfalls nichts dagegen, aber eine dauerhafte Nutzung des Dienstwagen auch für private Zwecke kann ich außerhalb der 1%-Regelung aus versicherungs- und steuertechnischen gar nicht machen... :?:
 
  • Like
Reaktionen: Martin H.
Das mit dem Dienstplan ist mir iwie ein Rätsel. Der Dienstplan wird freigegeben und ist fix (= also ja auch "sicher" wenn man es so bezeichnen will). Wer trotzdem ständig einspringt und sich bequatschen lässt.. nun gut - selber Schuld. Oder verstehe ich das falsch?? Dienstplan ist doch fix/sicher. Muss msn sich doch nicht wünschen.

Hm, da hatte ich mich wohl mißverständlich ausgedrückt bezüglich Dienstplansicherheit.
Der DP wird im Prinzip überall irgendwann freigegeben und ist dann fix (wobei es auch bei diesen zwei Punkten schon schwarze Schafe bei den AG gibt), aber was ich eigentlich meinte, ist, daß man im Vorfeld eine vernünftige Anzahl Wünsche äußern kann, die auch berücksichtigt (und nicht vom DP-Schreiber komplett ignoriert) werden; und daß der DP rechtzeitig (!!) freigegeben wird (so wie bei @Leander - sechs Monate im voraus - ist natürlich ein Traum, aber das schafft so ein kleiner AG im Leben nicht!).
Bei uns läuft es bei diesen zwei Punkten nämlich in letzter Zeit ziemlich Scheixxe; da wird der DP erst kurz vor knapp überhaupt freigegeben, so daß man, wenn etwas nicht paßt (insbesondere am Monatsanfang) auch keinerlei Möglichkeit mehr hat, noch mit jemandem zu tauschen. Das war bis vor relativ kurzer Zeit kein Problem, da die TL (quasi inoffiziell) uns den DP schon ein Stück vorher gab und der dann auch so galt. Und von den Diensten her wurde sich doch im Großen und Ganzen an unseren Wünschen orientiert (wir hatten sogar eine zeitlang unseren DP quasi selber geschrieben, d. h. der Monatsplan lag aus, jeder trug sich dort so ein, wie er gern arbeiten würde, und Unstimmigkeiten klärten wir unter uns - klappte hervorragend! :-) ). Momentan werden Wünsche ignoriert oder "vergessen", und wenn dann was nicht paßt, wird es auf jemand anderes geschoben - Problem bei uns ist, daß am DP mehrere Personen rumpfuschen (zumindest theoretisch, vermutlich auch praktisch).
Das Thema Dienstplan ist für mich eins der ganz großen Themen in der Pflege. Daher müßte der Gesetzgeber hier endlich einmal Nägel mit Köpfen machen und den AG Mindestbedingungen vorschreiben, und zwar menschenwürdige (nicht das, was wir jetzt haben). Also z. B. verpflichtend mindestens einen halben (besser einen) Monat im voraus die Verpflichtung, den DP freizugeben.

Nun noch mal ein paar allgemeine Anmerkungen:
Es wurde von einigen das Gehalt kritisiert. Ja, 16,50€ ist nicht grad überwältigend; aber man darf nicht vergessen, daß es sich hier um (normale) ambulante Pflege handelt und außerdem um den Osten. Die Frage ist, ob ein Stundenlohn von z. B. 20 € refinanziert würde - soweit ich weiß, beziehen sich Spahns diesbezügliche Gesetzesänderungen NUR auf den Klinikbereich. Von daher sind 16,50 € jetzt gar nicht mal schlecht.
Der zweite Kritikpunkt waren die Teildienste. Ja, das ist ein ganz großes Problem in der (normalen) ambulanten Pflege. In diesem Arbeitsfeld arbeiten daher auch ganz häufig Mütter nur in Teilzeit, da es bei Vollzeit kaum möglich ist, "normal" acht Stunden am Stück zu arbeiten. Entweder arbeiten diese MA jeden Tag nur wenige Stunden, oder sie arbeiten ganz viel geteilt. Natürlich gibt es zwischen den ambulanten Pflegediensten hier auch große Unterschiede, aber im Prinzip läuft es dort (leider) so. Helfen würde hier nur ein gesetzliches Verbot von Teildiensten, wobei sich aber dann die Frage stellt, wie die Dienste dann abgedeckt werden sollten.
 
Ich hab auch mal so gearbeitet, auch im ambulanten Dienst (=Rücken ruiniert). Da zählen auch adäquate Hilfsmittel, wenn man alte Leute etwa in Betten in Fussbodennähe versorgen muss...ich arbeitete in einem grossen Team, wir hatten Dienstplansicherheit und einen Dienstwagen und unsere Chefin tat irgendwann eine Möglichkeit auf, Hilfsmittel wie etwa Betten zu vermieten. Geld war da nur zweites Kriterium.

Heute arbeite ich in der Dialyse, keine Schichten mehr, jeden Sonntag frei, Einspringen nur, wenn man es will und dann mit 125% bezahlt (ich tue es nicht mehr). Drei-Tage-Woche bei 33 Std/Woche (=3 mal 12 Std), 13. Monatsgehalt, 760 Euro Urlaubsgeld und Unternehmensbeteiligung. 16,50 E Std netto. Für mich ist das heute der Standard.

Kein Zurück mehr in die "klassische Pflege".

Also wir arbeiten sehr gut mit dem Sanitätshaus zusammen und kommen eigentlich nicht in die Situation, die Pflege unter unwürdigen Bedingungen durchführen zu müssen. Habe aber auch schon von anderen Pflegediensten gehört, dass das durch aus anders laufen kann... :cry:

Ich muss sagen, als ich mit 19 Jahren damals 2006 in der Pflege angefangen habe, bin ich noch mit 960 € Brutto (6€ Stundenlohn) als Fachkraft nach Hause gegangen und das gute 3 Jahre lang. Ich weiß, selbst schuld, aber ich war halt noch jung und mir hat die Arbeit so viel gegeben, eben weil man in der Ambulanten eine Beziehung zum Patienten aufbaut und dieser eben nicht nur ein Name von vielen ist. Aber das muss man eben mögen, wie hier auch schon festgestellt wurde. Als ich den Pflegedienst dann in 2015 während meiner Elternzeit von meiner Vorgängerin nach dessen Ableben übernommen habe, habe ich die Löhne von meiner Seite aus für die Fachkräfte auf 16,50 € und für die Pflegehelfer auf 12,80 € nach oben korrigiert, da beide unter meiner alten Chefin nach wie vor am untersten Minimum arbeiteten. Wir sind somit in unserer Region auf einem Level, wo selbst der ASB nicht viel mehr zahlt, aber anscheinend noch lange nicht da wo es bei den stationären Einrichtungen hingeht. Ich weiß das viele Mitarbeiter in stationären Einrichtungen in unserer Gegend mit ihrer Arbeit unzufrieden sind, es dort aber halt mehr Geld gibt und gerade deswegen finde ich die Diskussion hier so interessant.

Ich meine mal irgendwo sind wir Pflegekräfte ja schon immer etwas besonderes gewesen und ich finde es halt tragisch, wie dieser Beruf immer mehr und mehr kaputt gemacht wird, von Politik und Profitgier der ein oder anderen Einrichtung, vor allem wenn ich überlege, dass sie uns vor 15 Jahren schon in der Ausbildung erzählt haben, dass der Fachkräftemangel immer weiter voranschreitet... :mad:
 
Wie genau meinst du das mit der privaten Nutzung. Also meine Mitarbeiter fahren während eines Teildienstes natürlich mit dem Dienstwagen nach Hause und fahren dann damit wieder zum Dienst. Wenn sie während des Dienstes etwas privates erledigen, so habe ich da ebenfalls nichts dagegen, aber eine dauerhafte Nutzung des Dienstwagen auch für private Zwecke kann ich außerhalb der 1%-Regelung aus versicherungs- und steuertechnischen gar nicht machen... :?:
Tatsächlich habe ich noch nie bei einem Arbeitgeber gearbeitet, bei dem Dienstwagen eingesetzt werden, daher sind meine Überlegungen theoretisch.
Aber ich kenne es von Freunden aus anderen Branchen durchaus (Handwerk, Dienstleistung), dass der Firmenwagen vollständig privat genutzt wird, dh. er wird als normaler Privatwagen genutzt, auch zB für Urlaubsfahrten, die Trennung zw. Privat und Geschäftlich erfolgt über ein Fahrtenbuch. Wie das dann steuer- und versicherungstechnisch ausgestaltet wird, weiß ich nicht, aber es scheint Lösungen dafür zu geben.

Wenn es für dich kaum finanziellen Spielraum gibt, dann musst du eben mit den Rahmenbedingungen punkten. Da wäre zB Einfluß auf die Dienstplanung und die Urlaubsplanung ein erster wichtiger Schritt, wie es Martin ja schon aufgeführt hat. Man muss ja nicht gleich den kompletten Dienstplan von den Mitarbeitenden selbst schreiben lassen, aber Flexibilität beim Arbeitgeber kann hier schon hilfreich sein. Bei meinem aktuellen Arbeitgeber gilt zB für meinen Einsatzbereich die Vorbedingung, man müsse alle 3 Schichten übernehmen können. Damit sind dann schon mal alle Bewerber raus, die aus welchen Gründen auch immer, bestimmte Zeiten für die Arbeit ausschließen. Und dabei gäbe es durchaus Interessenten, die sagen, wenn sie zB nur Frühdienste machen könnten, und nie an WE arbeiten müssten, dann könnten sie bei uns anfangen. Es wird für mich wohl nie nachvollziehbar sein, warum man solche Bewerber von vorne herein ausschließt...

Was auch für dich möglich wäre: biete deinen Mitarbeitenden an, sich weiterqualifizieren zu können. Wundmanagement zB.. Sei kreativ. Macht natürlich nur dann Sinn, wenn du diesen weiterqualifizierten KollegInnen dann auch entsprechende Einsatzmöglichkeiten bieten kannst, sonst sind sie mit der höheren Qualifizierung schnell weg.

Ansonsten: alles, was teambildend wirkt, was das Team als Ganzes zusammenschweisst, wird hilfreich sein. Denn am Ende sieht man es fast überall: da, wo das Team hervorragend ist und die Zusammenarbeit klappt, wo auch private Kontakte ausserdienstlich gepflegt werden, da übersteht ein Team so manche Durststrecke bei der Arbeit gemeinsam. Schau zu, dass deine Mitarbeitenden rundum zufrieden sind. Als Chefin gilt für dich: höre zu.

Gruß spflegerle
 
  • Like
Reaktionen: Spreewaldkind
Nun noch mal ein paar allgemeine Anmerkungen:
Es wurde von einigen das Gehalt kritisiert. Ja, 16,50€ ist nicht grad überwältigend; aber man darf nicht vergessen, daß es sich hier um (normale) ambulante Pflege handelt und außerdem um den Osten. Die Frage ist, ob ein Stundenlohn von z. B. 20 € refinanziert würde - soweit ich weiß, beziehen sich Spahns diesbezügliche Gesetzesänderungen NUR auf den Klinikbereich. Von daher sind 16,50 € jetzt gar nicht mal schlecht.
Der zweite Kritikpunkt waren die Teildienste. Ja, das ist ein ganz großes Problem in der (normalen) ambulanten Pflege. In diesem Arbeitsfeld arbeiten daher auch ganz häufig Mütter nur in Teilzeit, da es bei Vollzeit kaum möglich ist, "normal" acht Stunden am Stück zu arbeiten. Entweder arbeiten diese MA jeden Tag nur wenige Stunden, oder sie arbeiten ganz viel geteilt. Natürlich gibt es zwischen den ambulanten Pflegediensten hier auch große Unterschiede, aber im Prinzip läuft es dort (leider) so. Helfen würde hier nur ein gesetzliches Verbot von Teildiensten, wobei sich aber dann die Frage stellt, wie die Dienste dann abgedeckt werden sollten.

Vielen Dank für die Ausführungen Martin und genau das trifft es leider auf den Kopf. Mein kleiner Pflegedienst, hat regelmäßige Einnahmen von 35.000 € monatlich. Demgegenüber stehen ca. 31.000 € an monatlichen Fixkosten:

Monatliche Einnahmen: 35.000 € (80 Patienten)
- Miete: 900,00 €
- Leasing aller Fahrzeuge: 1500,00 €
- Spritkosten: 800,00 €
- Krankenkassenbeiträge für 10 Mitarbeiter: 9300,00 €
- Steuerberatungs- und Lohnführungskosten: 600,00 €
- Telekommunikation: 150,00 €
- Mitgliedschaft BAH: 150,00 €
- Tankgutscheine: 440,00 €
- Lohnkosten: 15500,00 €
- Steuern: 1900,00 €

Bis dahin, habe ich mir noch nichts für mich entnommen und auch noch keine Rücklagen für Investitionen gebildet und die Versicherungsbeträge für die PKW am Anfang jedes Jahres sind ebenfalls nicht enthalten. Ich habe schon manchmal überlegt alles hinzuschmeißen, zumal sich das Finanzamt an dem was übrig bleibt auch noch einmal ordentlich bedient, aber ich kann das meinen Patienten nicht antun.

Schon alleine wenn ich meinen 4 Fachkräften 20 anstatt 16,50 € zahlen würde, sind das gut und gerne 3000€ monatlich nur an reinen Lohnkosten. Und verständlicherweise würden die Pflegehelfer dann auch mehr haben wollen. Ich sag ja... ich würde gern, wenn sich mir andere Möglichkeiten bieten würden.

Aber es wird ja bald alles besser mit Einführung der Ausbildungsumlage, dann zahle ich die dringend benötigte Ausbildung von neuen Pflegekräften zu gleichen Teilen wie die stationäre Einrichtung, die natürlich auch in der stationären Einrichtung lernen möchten und im Anschluss ihrer Ausbildung dann natürlich auch in der stationären Einrichtung bleiben... :-?

So... nun aber genug gejammert... Bringt ja niemanden weiter... ;-) Auf jeden Fall vielen Dank für eure Antworten... :up:
 
Tatsächlich habe ich noch nie bei einem Arbeitgeber gearbeitet, bei dem Dienstwagen eingesetzt werden, daher sind meine Überlegungen theoretisch.
Aber ich kenne es von Freunden aus anderen Branchen durchaus (Handwerk, Dienstleistung), dass der Firmenwagen vollständig privat genutzt wird, dh. er wird als normaler Privatwagen genutzt, auch zB für Urlaubsfahrten, die Trennung zw. Privat und Geschäftlich erfolgt über ein Fahrtenbuch. Wie das dann steuer- und versicherungstechnisch ausgestaltet wird, weiß ich nicht, aber es scheint Lösungen dafür zu geben.

Wenn es für dich kaum finanziellen Spielraum gibt, dann musst du eben mit den Rahmenbedingungen punkten. Da wäre zB Einfluß auf die Dienstplanung und die Urlaubsplanung ein erster wichtiger Schritt, wie es Martin ja schon aufgeführt hat. Man muss ja nicht gleich den kompletten Dienstplan von den Mitarbeitenden selbst schreiben lassen, aber Flexibilität beim Arbeitgeber kann hier schon hilfreich sein. Bei meinem aktuellen Arbeitgeber gilt zB für meinen Einsatzbereich die Vorbedingung, man müsse alle 3 Schichten übernehmen können. Damit sind dann schon mal alle Bewerber raus, die aus welchen Gründen auch immer, bestimmte Zeiten für die Arbeit ausschließen. Und dabei gäbe es durchaus Interessenten, die sagen, wenn sie zB nur Frühdienste machen könnten, und nie an WE arbeiten müssten, dann könnten sie bei uns anfangen. Es wird für mich wohl nie nachvollziehbar sein, warum man solche Bewerber von vorne herein ausschließt...

Was auch für dich möglich wäre: biete deinen Mitarbeitenden an, sich weiterqualifizieren zu können. Wundmanagement zB.. Sei kreativ. Macht natürlich nur dann Sinn, wenn du diesen weiterqualifizierten KollegInnen dann auch entsprechende Einsatzmöglichkeiten bieten kannst, sonst sind sie mit der höheren Qualifizierung schnell weg.

Ansonsten: alles, was teambildend wirkt, was das Team als Ganzes zusammenschweisst, wird hilfreich sein. Denn am Ende sieht man es fast überall: da, wo das Team hervorragend ist und die Zusammenarbeit klappt, wo auch private Kontakte ausserdienstlich gepflegt werden, da übersteht ein Team so manche Durststrecke bei der Arbeit gemeinsam. Schau zu, dass deine Mitarbeitenden rundum zufrieden sind. Als Chefin gilt für dich: höre zu.

Gruß spflegerle

Vielen Dank spflegerle,

vom Prinzip her biete ich das grundsätzlich alles so an... Mitgestaltung beim Dienstplan, Wunschfrei usw. selbst Teilzeitarbeit und manchmal eben auch nur spezielle Dienste wären machbar. Ausbildung zum Qualitätsmanagement, Wundmanagement und Praxisanleiter habe ich auch schon finanziert... Also so schlecht scheint mein Weg ja gar nicht zu sein und anscheinend muss ich wohl beim Gehalt nochmal scharf nachrechnen, da das in Gesprächen eigentlich fast immer zuerst kommt und ich das Gefühl habe, dass mir danach gefühlt jedenfalls niemand mehr zuhört. Aber nun weiß ich ja ungefähr warum... ;-)
 
Du musst beim Gehalt ja nicht mit den großen Krankenhäusern in Konkurrenz treten, sondern vor allem mit den vergleichbaren Arbeitgebern deiner Region. Anstatt das Grundgehalt für alle anzuheben, kannst du klein anfangen und zB die Dienste zu ungünstigen/ungeliebten Zeiten extra vergüten. Ein hoher (!) Bonus fürs Einspringen sollte heutzutage Pflicht sein.

Auch ein wesentlicher Aspekt für den Pflegebereich ist der Mitarbeiter-Gesundheitsschutz. Das könnte dann zB die Übernahme von Kosten für Rückenschule, Kinästhetikkurse uä sein, genauso wie zB die Mitgliedschaft in einem örtlichen Fitnessstudio.

Nebenbei könntest du Bufdi-Stellen anbieten. Sicher gibt es Touren, bei denen zwei weitere helfende Hände sinnvoll wären. Nur solltest du natürlich nicht auf den Gedanken kommen, den Bufdis irgendwann Touren selbst zu überlassen (aber das versteht sich ja von selbst).

Gruß spflegerle
 
  • Like
Reaktionen: Spreewaldkind
Erarbeite gemeinsam mit deinen Mitarbeitenden ein Konzept, wie ihr eure Außenwahrnehmung verbessern könnt. Gestaltet zB gemeinsam einen Tag der offen Türe, engagiert euch in eurer Region gemeinsam bei öffentlichen Veranstaltungen (zB als Sponsor, aktiver Teilnehmer bei der Organisation und Durchführung usw...), sieh zu, wie du deine Präsenz als lokale Arbeitgeberin verbesserst.
 
  • Like
Reaktionen: Spreewaldkind
Vielen Dank für die tollen Tipps spflegerle, ich glaube da hab ich jetzt ein ganz paar Anhaltspunkte woran ich arbeiten kann. Vor allem am Bonus für's Einspringen, sowas kennt hier in der Ecke tatsächlich kein Pfegedienst. :up:
 

Ähnliche Themen