Von Krankenhaus ins Altenheim (Demenzpflegeheim) - Fehler? (Bewertung vom Probearbeitstag)

Lenica

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Hallo :)


Vielleicht mag mir einer mit Rat zur Seite stehen.
Ich bin Gesundheits- und Krankenpflegerin mit 1 Jähriger Berufserfahrung. Nach der Ausbildung bin ich im selben Krankenhaus auf einer inneren Station geblieben. Ich schätze meine Kollegen sehr und diese sind mit ein Grund warum ich es mir so schwer mache zu gehen. Insgesamt bin ich eine ausgeglichene und engagierte Mitarbeiterin, nur fühle ich mich immer weniger wertgeschätzt und nicht in dem Sinne gefördert wie ich das vermutlich bräuchte um mich wohl zu fühlen.


In unserem Haus wird sehr viel umstrukturiert und immer mehr auf die Pflege abgelagert. Das heißt wir bekommen immer mehr Aufgaben, werden aber gleichzeitig immer weniger. Nein vom Pflegenotstand hat man hier noch nichts gehört. Gleich zu Beginn des Konzernwechsels bzw der Führungsspitze wurde gesagt wir hätten zu viel Personal (was zum Heulen ist da man häufig nur 2 Pflegekräfre bei 38 Betten hat) und müsse abbauen... Entsprechend durch die Überbelastung und die Panikmache, wird der Ton rauher und die Zustände immer unmenschlicher. Ich mag so nicht weiter arbeiten, weil ich halt merke, dass mir das nicht gut tut.
Eine Freundin arbeitet in einem Demenzpflegeheim und hat mir empfohlen zu wechseln. Ihr gefällt es da. Heute war mein Probearbeiten. Ich fand es ganz okay. Gut einiges ist eine Umstellung (anderer Papierkram), aber ältere Menschen pflegen (waschen, mobilisieren, anreichen etc) muss ich auch bei uns zu genüge da unsere Patient auch in der Regel ein hohentliches Alter haben und in der besonderen Krankheitssituation sowieso in der Regel geschwächt sind. Ich fand die Bewohner gut gepflegt, das Wohnheim macht auch einen gemütlichen Eindruck und sie waren auch gut besetzt (besser als wir bei weniger Betten, zumindest heute) Jedoch hat mir die Pflegekraft mit der ich überwiegend gearbeitet habe quasi von der ersten Minute abgeraten zu wechseln. Ihr Hauptargument war "man würde da verblöden", was ich sehr gemein fand. Sie meinte das ist Kopfarbeit (Was für ein Widerspruch) und hat mir nur negative Aspekte aufgezählt z.B. das man andauernd einspringen muss, weil immer wer krank ist, freie Wochenenden (also jedes 2. frei wie man das kennt gibt es nicht) schlechte Bezahlung (als ich ihr sagte bei uns im Krankenhaus verdient man genauso viel, warf sie sofort ein das es ja nur hier im Krankenhaus so wäre und man in anderen Krankenhäusern ja viel mehr verdient) Über jeden Bewohner hatte sie gleich zu Anfang zig negative Dinge aufgezählt, die man so gar nicht beurteilen konnte. Während sie das Heim schlecht machte, lobte sie das Arbeiten im Krankenhaus in den höchsten Tönen und wie sie es bereue da mal weg zu sein. Ich war letztlich unglaublich irritiert, auch weil sie es sich im Krankenhaus so toll vorstellen, während sie nur Negatives zu berichten hatte (Dinge wo ich nicht mal danach gefragt hätte) Mein Eindruck war (bin ja nicht blöd) eventuell wollen sie ja gar keine Gesundheits- und Krankenpfleger oder neuen Kollegen und wenn ich nicht Willkommen bin , dann macht es auch keinen Sinn hinzugehen, dann werde ich bestimmt nicht mal die Probezeit wegen ihnen überstehen und es besonders schwer haben. Das sind meine größten Bedenken. Das ich mit der Arbeit und den Bewohnern zurecht kommen werde, denke ich auf jeden Fall.


Meine Freundin meinte "was erzählt sie da für einen Blödsinn" und hat mir geraten das bei der PDL (eine wirklich sehr nette Dame, die mich an meine Schulleitung erinnert) anzusprechen, auch weil sie sonst nie neues Personal finden wird (vielleicht hat das ja System) Ich werde aber mit Sicherheit nicht gleich am Anfang was über jemanden sagen (ich denke das steht mir auch gar nicht zu und schafft nur ein schlechtes Klima) Sicherlich hat sich die PDL gewundert warum ich plötzlich noch eine Probetag arbeiten möchte, obwohl ich eigentlich schnellst möglich kündigen müsste (Anfang nächster Woche) um in der Frist zu sein um zu meinem gewünschten Zeitpunkt zu wechseln.
Es hat mich heute einfach extrem verunsichert und wo wo ich nicht Willkommen bin, mag ich gar nicht arbeiten. Was meint ihr? Bin für alle Ratschläge dankbar.
 
Ist eigentlich recht simpel:

Wie du merkst, hat jeder dasselbe zum meckern. Du kommst vom Regen in die Traufe.

Über die Belastung, die Bezahlung, die Rahmenbedingungen und die Arbeit an sich wird nämlich überall geschimpft.

Was dir jetzt mehr liegt, kannst nur du rausfinden.
 
bewusst

Das es auch im Altenheim auch nicht ganz einfach ist, ist mir auch klar, nur warum redet sie es mir so aus und stellt es so schlecht dar? Es wir ja wohl auch positive Aspekte geben, aber die hat sie nicht ansatzweise erwähnt. Z.B. das sie die Bewohner Bedürfnisse kennen oder das sie ohne andauernd von Klingeln unterbrochen ihre Pause verbringen können. Mir ist auch aufgefallen das sie sehr viele Pflegehilfsmittel haben. Walker kennt man bei uns nicht und versuch mal einen Lifter aufzutreiben. Gibts nicht.

Mir fiel negativ ins Gewicht das hygienische. Es gibt nicht überall Desinfektionsmittel bzw so gut wie gar nicht. Jeder bekommt sein Paket Handschuhe, es wird ohne an die Einlagen gegangen, Inkontinenzartikel sind alle abgezählt und werden zugeteilt. Mehr als der Bewohner hat, hat er halt nicht. Außerdem hat man nicht immer Medis griffbereit wie Schmerztropfen usw
 
Das es auch im Altenheim auch nicht ganz einfach ist, ist mir auch klar, nur warum redet sie es mir so aus und stellt es so schlecht dar? Es wir ja wohl auch positive Aspekte geben, aber die hat sie nicht ansatzweise erwähnt. Z.B. das sie die Bewohner Bedürfnisse kennen oder das sie ohne andauernd von Klingeln unterbrochen ihre Pause verbringen können. Mir ist auch aufgefallen das sie sehr viele Pflegehilfsmittel haben. Walker kennt man bei uns nicht und versuch mal einen Lifter aufzutreiben. Gibts nicht.

Ist doch schön, dass Dir auch positive Aspekte auffallen. Aber: Käme Deine Kollegin zu Dir ins Krankenhaus, und Du würdest ihr all die negativen Dinge aufzählen, die Dich zum Stellenwechsel bewegen, könnte sie Dir wieder Positives entgegenhalten. Bsp: Du hast praktisch unbegrenzt Pflegeutensilien, Medikamente oder Verbandsmaterial greifbar; Du hast ständig einen ärztlich Ansprechpartner in Rufweite; Du kennst die Ärzte und deren Anzahl ist überschaubar, Du musst Dich nicht auf einen Hausarzt pro Heimbewohner einstellen... Es gibt meines Erachtens keinen Arbeitsplatz, der nur Vorteile (oder nur Nachteile) hat.

Mehr als der Bewohner hat, hat er halt nicht. Außerdem hat man nicht immer Medis griffbereit wie Schmerztropfen usw

Das ist in Altenheimem grundsätzlich so, weil Medikamente und Verbandsmaterial patientengebunden verordnet und ebenso von der jeweiligen Krankenkasse bezahlt werden. Die Handschuhe jedoch gehören zur Schutzausrüstung vom Personal, die muss das Heim stellen. Die Hygienevorschriften im Heim (und der ambulanten Pflege) sind begründet lockerer als im Krankenhaus.

P.S.: Ich hab Deinen Beitrag Nr. 2 hier angefügt; bitte klick in Zukunft auf "Antworten" und nicht auf "Neues Thema erstellen". :)
 
ich habe auch vor in ein Altenheim zu wechseln, schwanke zwar, die Bezahlung ist wirklich nicht soo gut wie in einem KH, einspringen muss man überall
 
Hallo Lenica!
Deiner Beschreibung nach sind wir wohl beim gleichen Konzern gelandet. :-)

Deine Geschichte ist ein schönes Beispiel dafür, dass einfach überall gemeckert wird. Du solltest danach entscheiden, wie Dir die Arbeit selbst gefällt und Dich fragen, ob Du es aushalten kannst, in Deinem neuen Team Kollegen zu haben, die Deine Entscheidung nicht nachvollziehen können.

Würde es Dich belasten, Dich immer rechtfertigen zu müssen? ( Wie bei der Kollegin, die Du beschrieben hast).
Oder wäre es Dir egal, wenn sie denken, Du hättest einen anspruchsvollen, paradiesischen Arbeitsplatz verlassen? *Achtung - Ironie!*

Dass Dir die Arbeit im Altenheim besser gefallen hat, meine ich herausgelesen zu haben. Der Verdienst scheint ähnlich zu sein.
Wie sind zum Beispiel Aufstiegsmöglichkeiten und Fortbildungsangebot?

LG
 
@Neu_hier: Die Bezahlung hängt vom jeweiligen Träger ab. Viele richten mittlerweile nach dem TVÖD, somit gibt es kaum Unterschiede.
Die Arbeit in einem Altenpflegeheim ist nicht minder weniger verantwortungsvoll wie im Krankenhaus. Aber auch nicht weniger schöner!

Im Gegensatz zum Krankenhaus kann man eher eine gewinnbringende Beziehung aufbauen und sehen wie sich die Klienten entwickeln. Man hat in der Regel keinen Arzt schnell zur Hand, man muss bei Notfällen und Krisensituationen verantwortungsvoller arbeiten.

Das Schreckgespenst, wie viele alte Kollegen meine, ist das Pflegeheim nicht mehr. Schwarze Schafe gibt es aber leider überall.
 
Die Ferne ist ein schöner Ort, doch wenn ich da bin, ist sie fort.

Viele träumen wohl davon, dass es woanders viel besser ist. Altenheim vs. Krankenhaus, Traumatologie vs. Augenklinik, Onkologie vs. Hospiz, ... . Ich denke, diese Träume braucht der Mensch um sich die Hoffnung zu erhalten, dass es immer noch was gibt wo man hingeht, wenn man es im eigenen Bereich gar net mehr aushalten kann.

Elisabeth
 
Ich habe bereits vor vielen Jahren dem KH den Rücken gekehrt und es nie bereut. Für manche ist die beständigere Pflege im Pflegeheim schöner.
Außerdem wird der Pflegeprzess konsequenter gelebt.
 
Danke euch für die Antworten. Ich denke das Demenzpflegeheim ist eines der deutlich besseren Wohnheime mit einer guten Ausstattung. Es ist auch nicht gewinnorientiert (was ich unglaublich toll finde) . Die Bezahlung entspricht dem was ich auch im Krankenhaus verdiene, allerdings gibt es keine Vollzeitstellen wegen möglicher Überarbeitung, was nicht schlimm ist, da ich derzeit 50% arbeite und aufstocken will, aber keine 100% machen möchte (jedenfalls nicht im Krankenhaus) Meine erste Fortbildung wäre schon im Oktober (sollte ich da anfangen) und die ist zum Thema Validation, was ich großartig finde (nicht nur diesen Pflichtkram abarbeiten zu müssen, sondern auch etwas dazu zu lernen) Auch die anderen Fortbildungen sind passend zum Thema Demenz. Es wird Kinästhetik geben und Rückenschule... Ich würde Weihnachts- und Urlaubsgeld bekommen.. habe mehr Urlaubstage als jetzt... insgesamt hörte sich das alles sehr gut an.

Dienstag ist der 2. Probetag (Spätdienst - auch die Dienstzeiten sind meiner Meinung besser und nicht so starr) Ich werde berichten.

@ Bumblebee2 oje der gleiche Konzern :) :( Ja es stört mich mich rechtfertigen zu müssen, auch vor Kollegen mit denen ich arbeite oder gelernt habe. Da bekommt man das Gefühl "man sei zu blöd", obwohl das gar nicht der Wahrheit entspricht. Ich habe einen guten Abschluss , auch meine Freundin die dort arbeitet.

@ Elisabeth so wird es wohl sein. Die Dame hatte ursprünglich im Krankenhaus gelernt und verbindet das offensichtlich mit ihrer Jugend, außerdem hat sich ja einiges geändert (nicht immer zum Positiven natürlich)

@Beetlejucine: Ist dir die Umstellung schwer gefallen? (auch wenn du es nicht bereut hast)
 
Schwergefallen ist mir anfangs nur, dass ich wieder Pflegeplanungen schreiben musste und das sehr sehr ausführlich. Man muss den Pflegeprozess verstehen und durchführen, daneben ist auch neu, dass die MDK Prüfungen jeden Einzelnen fordern. Bei mir hat das dazu geführt, dass ich mich damit eben sehr genau auseinander gesetzt habe, damit mir niemand Blödsinn erzählt.

Schwer gefallen ist mir am Anfang auch, von der hochmedizinischen Sichtweise zu wechseln in eine Sichtweise, die auf Selbtsbestimmung beruht.
 
Auch ich plane einen Wechsel.
Ich möchte mich tiefgründiger um den Patienten kümmern können, das liegt mir sehr am Herzen. Und ich denke, wenn man mit Herz dabei ist, wird man es auch nicht bereuen.
 
Auch ich plane einen Wechsel.
Ich möchte mich tiefgründiger um den Patienten kümmern können, das liegt mir sehr am Herzen. Und ich denke, wenn man mit Herz dabei ist, wird man es auch nicht bereuen.

Diese Aussage ist doch arg romantisch, wie ich finde. Natürlich kann man es bereuen, denn wenn Einrichtungen Personal suchen, erzählen sie Dir das Blaue vom Himmel. Ob die Entscheidung gut war, findet man heraus, wenn der Alltag eingekehrt ist. Vorher siehst Du nur die Fassade.
Was nutzt Dir Herzblut, wenn die Rahmenbedingungen nicht stimmen? Das nützt dann nur Deinem Arbeitgeber, der Dein Gewissen ausnutzen kann, bis Du nur noch eine ausgequetschte Zitrone bist.
 
Pflegekräfte, die sich über das "mit Herz pflegen" definieren, sind leichter über den Tisch zu ziehen. Dabei ziehen die AG diese Leute derart über den Tisch, dass sie die Reibungshitze als Nestwärme empfinden und sogar noch dankbar sind.

Elisabeth
 
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