Verbandwechsel gegen Hygienevorschriften

faerie-corpse

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26.03.2012
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2
Beruf
Gesundheits- und Krankenpfleger
Akt. Einsatzbereich
Pflegeheim
Funktion
Fachkraft
Hey folks,

bin neu hier, an dieser Stelle also erstmal ein kurzes Hallo :wavey:

Nun zu meiner Frage:
Ich bin Gesundheits- und Krankenpfleger und arbeite derzeit in einem Altenheim. Stehe nun vor dem Problem, dass ich heute einen Verbandwechsel durchzuführen hatte. Nach Anordnung sollte auf die Ablederung eine bekannte Fettgaze und Kompressen aufgelegt werden, anschließend Fixierung mit einer Mullbinde.
Es waren jedoch nirgends sterile Instrumente aufzutreiben, nach einiger Diskussion wurde mir dann erklärt, wie der Verband im Altenheim gemacht wird: eine Schere mit alkoholischem Händedesinfektionsmittel aus Sprühflasche "desinfizieren", damit ein Stück von der Fettgaze abschneiden, die Packung wieder in den Schrank räumen, Fettgaze auflegen und unsterile Kompresse drauf... :angry: Meines Wissens nach ein absoluter Verstoß gegen sämtliche Hygienevorschriften, die man sich nur denken kann!

Auf meinen Einwand, dass ich sterile Verbandsmaterialien nicht offen lagern darf, dass man für einen Verbandswechsel sterile Pinzetten benötigt und ich vom Verbandsmaterial nur mit einer sterilen Schere das passende Stück abschneiden darf wurde mir entgegnet, die Hausärzte würden das halt nicht verordnen und die Verbände müssten ja gemacht werden und schließlich würden die Wunden ja heilen... Ich müsse eben vergessen, dass man es so eigentlich nicht darf... :wut:

Nun die Frage: Bin ich berechtigt, die Anweisung der Schichtleitung, den Verbandwechsel so durchzuführen zu verweigern? Meiner Erinnerung nach bin ich ja dazu verpflichtet, da ich sonst ein Übernahmeverschulden begehe...
Ich will so nicht arbeiten, es geht mir ja immerhin um die Patienten/Bewohner und nicht darum, Anordnungen zu befolgen und meinen Kopf auszuschalten.
Kann ich also in Zukunft zur Schichtleitung sagen "Mach den VW bitte selbst, unter den gegebenen Vorraussetzungen halte ich die Durchführung für fachlich falsch und möchte mich weder strafbar machen noch durch mein Handeln den Bewohnern schaden"?

Liebe Grüße,

faerie-corpse
 
mal sehen... das sind mehrere Baustellen.
Zunächst richtig, der Verband sollte mit der non-touch-Technik erfolgen, dh. entweder sterile Instrumente oder sterile Handschuhe sollten sich finden lassen. Zurechtschneiden der Gaze geht nur mit steriler Schere (da nützen Dir die sterilen Handschuhe nicht ... , klar), das ließe sich mit entsprechend großer Gaze vermeiden. (Es gibt eigentlich nichts, was es nicht gibt, also auch entsprechend große oder kleine Auflagen... vielleicht von einem anderen Anbieter?)
Im Heim gilt wie in der amb. Pflege, soweit ich weiß: die Einrichtung muß entsprechende Instrumente vorhalten. Sinnig wären Einmalinstrumente, da die Aufbereitung entsprechend Hygienerichtlinien unterliegen, die schwer umzusetzen sind.
Hat schon mal jemand den Bewohner/die Angehörigen gefragt, ob sie pro VW Einmalscheren im Werte von ca. 1 € bezahlen würden? Auch das wäre eine Möglichkeit.
Die merkwürdige Aufbereitung wie oben geschrieben, geht überhaupt nicht und würde beim MDK, der ja bekanntlich immer vor der Tür steht, auch durchfallen. (Vielleicht auch ein Argument für den AG....?)

Ich tendiere wg. der Einfachheit immer dazu, Material in der richtigen Größe anzuschaffen.

Und runter muß die Gaze ja auch. Für die Ablederungshaut gibt es übrigens kleinmaschige Silikongaze ohne Fett, die sich dann auch ohne Peeling entfernen läßt. Manchmal muß man dem Hausarzt auch sagen, was es in der bunten Welt der Industrie so alles gibt.
Und auch hier gilt: der Bew/die Ang. sind vielleicht dankbar für eine schmerzlose Behandlung und schaffen selbst sinnvolles Material an.
Hilft das erstmal?
 
Alles in allem sind das gute Ideen, danke =)

Mein Problem ist vielmehr, dass ich noch neu im Betrieb bin und mir unsicher bin, wie ich das anpacken soll... Hab den Käse heute erstmal mitgemacht, wie ich gestehen muss, weil ich mit der Situation irgendwie überfordert war... Seither plagt mich ein schlechtes Gewissen...

Klar könnte ich zur PDL und mal anfragen, wie das mit sterilen Instrumenten aussieht und so... Aber in der Probezeit könnte es riskant sein, gleich mit Veränderungen anfangen zu wollen... schließlich brauch ich ja auch ein Einkommen...

Bloß hab ich ein echtes Problem damit, dass von mir erwartet wird, Kostengründe (in dem Fall wohl das Budget des Hausarztes) vor die Gesundheit der Patienten/Bewohner/Kunden (ist ja egal, wie man sie tituliert) zu stellen...
 
zu 1: wann würdest Du denn damit anfangen? Remonstrierst Du erst nach der Probezeit? Zeige doch Deine Fachlichkeit jetzt - kann ja auch posotiv rüberkommen. Oder willst Du ein halbes Jahr ein schlechtes Geweissen haben?
zu 2: Im Rahmen der Einarbeitung kann man doch durchaus mal fragen, wie es dort üblich ist.
zu 3: Ich sehe es gar nicht ein, das Budget des Arztes im Blick zu haben, das machen die Ärzte schon prima alleine. Ich verweise dann lieber den Pat/die Ang. darauf, dass sie ein Recht auf eine vernünftige Versorgung haben und dass es da ein tolles Produkt gibt. Im Zweifel gehe ich immer davon aus, dass der Arzt Silikon nur aus der Presse kennt... und gar nicht weiß, dass sich daraus auch Wundauflagen herstellen lassen. Vielleicht ist der Arzt ganz froh über neue Erkenntnisse. (Übrigens ist das Portokasse, worüber wir uns unterhalten, diese Auflagen dürften ihn nicht in den Ruin treiben. Und im Zweifel frag mal Wernder Sellmer - alle Ärzte kommen mit der Sorge, dass ihnen nach 2 Jahren irgendwelche Regressprozesse ins Haus stehen und bisher gibt es nicht einen einzigen Fall deswegen!!! alles nur Geschnacke)

Denk Positiv!
 
Ich als Hygienefachkraft würde echt an die Decke springen wenn ich sows sehen würde.
Wir machen grundsätzlich unsere Verbände mit einmal sterilen Instrumenten.Diese bekommen wir vom Sanihaus über die 31€ Regelung und je nach Bedarf und nicht auf Kosten des Hausarztes.
Habt hr eine Hyginefachkraft im Haus?? Was sagt die denn dazu??
Ich würde einfach mal Fragen ob es nicht möglich ist einmal Instrumente zu besorgen da die Aufgereitung zu hoch ist...
 
So schlimm sich das auch in den Augen mancher anhören mag... Willkommen in der Realität. Die Leistungen der Krankenkassen sinken seit Jahren. Das merken allerdings nur die Betroffenen selber. Was für den einen der Einsatz von Generika mit sich bringt ist für den anderen die einfachste (unsterile) Wundversorgung. Beides ist so gewollt laut §12 SGB V. Da kann man sich nun aufregen- erreichen wird man ev. auch punktuell was. Das war es dann aber auch schon. Der Trend geht weiter in Richtung sparen um jeden Preis.

Elisabeth
 
Und jetzt mal "unter uns":

Eine Ablederung ... wie verbindet ihr das für euch zu Hause?
Wenn ich sterile Fettgaze mit einer keimarmen (alkohol desinfizierten) Schere abschneide und die Schnittkante ordentlich abseits der eigentlichen Wunde liegt ... ... ... den rest lasse ich offen, hab mich schonmal unbeliebt mit sowas gemacht ;)

Darauf jedoch würde ich ebenfalls eine sterile Kompresse bevorzugen. Dito. Die Schere und die unsterilen Handschuhe sehe ich jedoch nichts als Problem!


Aber um deine Frage zu beantworten: Wenn eine Tätigkeit deinem medizinisch/pflegerischem WIssen widerspricht und du bei Durchführung dem Patienten schaden würdest, so musst du, als Schüler, diese erstmal ablehnen. Wenn du "genötigt" wirst (aber auch wenn nicht): Mitteilung an die Schule.
Als ex. PK sieht das ganze so aus, dass du dem Arzt schriftlich deine Remonstration bzgll seiner Anordnung vorlegen. Besteht er weiter auf seine Therpaie: Dann musst du es auch so machen!
 
Die Frage ist, was versteht die TE unter Ablederung? Ablederung . In dem Falle würde ich auch für ein steriles Arbeiten plädieren.

Für eine Abschürfung dürfte auch das in der Einrichtung vorgegebene Vorgehen ausreichen. Man kann es auch übertreiben- keine Frage. Wer hat zuhause eingentlich sterile Schere und Co. zur Hand, wenn das Kind mal wieder etwas unsanft gestürzt ist und nun einen Verband braucht. Krankenhaus ist net gleich Pflegeheim. In letzteren heißt der Kunde net umsonst Bewohner und net Patient= der Leidende.

Elisabeth
 

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