Vacuummatratze vor Röntgen entfernen?

  • Ersteller Ersteller ronja1982
  • Erstellt am Erstellt am
R

ronja1982

Gast
Hallo!

Habe die Suche leider erfolglos bemüht. Vielleicht könnt ihr mir weiterhelfen. Bin mal auf die Antworten gespannt.

Ich arbeite in der Notaufnahme. Gestern brachte uns der Rettungsdienst einen Patienten, der ca. 4 m von einem Gerüst in die Tiefe gestürzt war und nun starke Schmerzen im LWS- und BWS-Bereich angab. Der Patient war ordnungsgemäß auf einer Vacuummatratze gelagert. Unser Chirurg untersuchte den Patienten und ordnete ein Röntgen an.

Soviel ich weiß, kann durch eine Vacuummatratze geröntgt werden. Die Röntgenassistentin weigerte sich jedoch den Patienten mit Matrazte zu röntgen, weil sie noch nie mit Vacuummatratze geröntgt hat. Ich weigerte mich, die Matratze ohne den Arzt zu enfernen. Der Chirurg wollte sich eigentlich auch zuerst das Bild ansehen und dann über eine Entfernung der Vacuummatratze entscheiden.

Schließlich und endlich haben wir den Patienten von der Vacuummatraze doch auf den Röntgentisch umlagern müssen. Der Arzt war dabei und hat mitgeholfen.

Wie es sich herausstellte, hatte der Patient eine instabile Fraktur des 12. Wirbelkörpers. Eine falsche Bewegung und es hätte zu einem Querschnitt führen können. Deshalb meine Frage: Wie wird es bei Euch gehandhabt?

Grüße
ronja
 
Hallo Ronja,

wir röntgen auch mit Vakuumbett, bzw. schieben den Patienten damit durch das CT.

Auch das Radiologiepersonal sollte sein Wissen auf dem aktuellen Stand halten.

Sonnige Grüsse
Narde
 
Ist ja auch extrem unsinnig: Die Vakuummatratze dient dazu mögliche WS-Verletzungen nicht zu verschlimmern. Die radiologische Untersuchung zur Diagnose dieser. Also, entferne ich die Matratze doch erst, wenn ich die Bilder habe...:knockin::gruebel:
 
Von der Matraze muss der Patient auch mit Fraktur. Wenn nach dem Röntgen nochmal umgelagert werden müsste, macht es wirklich nur Sinn es danach zu machen, da die Matraze stabilisiert. Ich finde es übrigens komisch, dass bei einem 4m(!)-Sturz irgendwie Unklarheiten zwischen der RTA und Dir entstehen. War der Arzt denn nicht anwesend? Rein von der Sturzhöhe fährt man da doch schon ne Nummer "größer".
 
Von der Matraze muss der Patient auch mit Fraktur. Wenn nach dem Röntgen nochmal umgelagert werden müsste, macht es wirklich nur Sinn es danach zu machen, da die Matraze stabilisiert. Ich finde es übrigens komisch, dass bei einem 4m(!)-Sturz irgendwie Unklarheiten zwischen der RTA und Dir entstehen. War der Arzt denn nicht anwesend? Rein von der Sturzhöhe fährt man da doch schon ne Nummer "größer".


Die MTRA hat den Sturz sogar beobachtet, es war eine Baustelle gleich neben dem Krankenhaus.

Der Chirurg war natürlich dabei und hat dann auch beim Umlagern geholfen. Er wollte eigentlich erst nach dem Röntgen über die Entfernung der Röntgenmatratze entscheiden. Schließlich hat er sich von der MTRA überzeugen lassen, da sie nicht mit Vacuummatratze röntgen wollte.

Klar, muß der Patient auch mit Fraktur irgendwann von der Vacuummatratze runter. Auch wenn man möchte, kann man den Patienten zu dritt nicht so schonend wie erforderlich umbetten. Die ganze Aktion war sehr unsinnig und meiner Meinung nach sehr gefährlich, da der Patient dadurch mehrmals umgelagert wurde:
- Umlagern von der Vacuummatratze auf den Röntgentisch
- Umlagern vom Röntgentisch auf die Notfallliege
- Umlagern von der Notfallliege auf den CT-Tisch
- Umlagern vom CT-Tisch auf die Notfallliege
- Umlagern von der Notfallliege auf die Trage des Rettungsdienstes

Alle Patienten mit solchen Verletzungen werden bei uns verlegt, da es bei uns keine Unfallchirurgie am Haus gibt.
 
Hallo liebe Gemeinde,

als MTRA kann ich diese Diskussion voll und ganz nachvollziehen - und zwar sowohl aus Sicht des Krankenpflegepersonals als auch aus Sicht meiner Berufskollegen, die sich für ein Umlagern aussprechen.

Es kommt hier ja so rüber, als ob es sich lediglich um einen Interessenkonflikt handelt bzw. die MTRA unfähig (da nicht auf dem neuesten Wissensstand) war (Sorry Narde, so habe ich das aufgefasst, auch wenn es wahrscheinlich nicht so gemeint war :)).

Das Problem stellt sich für den MTRA folgendermaßen dar:

Der Patient ist einer Vacuummatratze gelagert, die ja an und für sich
Strahlendurchlässig ist und eine WK-Fraktur soll ausgeschlossen werden.

Daraus ergibt sich:

Ist die Vakuum-Matratze "aufgepumpt" zeichnen sich die ganzen Knitter und Falten (ihr wisst was ich meine?) als Artefakte auf dem Röntgenbild ab, so daß im schlimmsten Fall eine Fraktur sogar übersehen werden könnte.

Besitzt die Matratze auch noch Metallösen, an denen die Trageriemen agebracht sich kommen mit etwas Pech auch noch deren Artefakte im CT dazu, sollte da auch eines durchgeführt werden.

So oder so zeichnet die MTRA für die diagnostische Qualität der Röntgenaufnahmen verantwortlich und hält den Kopf hin.

Aus der Ferne lässt sich das Vorgehen sowieso nur schwer beurteilen, ich für meinen Teil hätte wahrscheinlich nur das Vakuum "abgelassen", um die Artefakte zu mindern aber das Hin-und-her-gedrehe des Patienten zu ersparen.

Achtung, jetzt dehne ich das Thema mal leicht aus ;):

Vacuummatratzen und -schienen, aber auch "normale" Schienen zur Extremitätenruhigstellung, führen relativ oft zu Stress zwischen MTRAs und (vor allem) Rettungsdienstlern.
Diese schwören Stein auf Bein, das die Hilfsmittel strahlendurchlässig sind - doch am Ende kommt es anders!
Da befinden sich Quer- und Stabilisierungsstreben genau im Frakturbereich (betrifft überwiegend die Extremitäten) oder die angeblichen Styroporkugeln in den Vacuummatratzen sind mal durch irgendwas schattengebendes ersetzt wurden, sodass außer der Matratze nichts mehr zu sehen ist.
Das habe ich zumindest schon öfters erlebt. :)


Im Endeffekt hätte die MTRA den Sachverhalt mal so erklären sollen und nicht mit einem einfachen "Mit Matratze habe ich noch nicht geröntgt".
 
Hallo Röntgenbär,

das Vacuumschienenmaterial das ich kenne, besteht nur aus Styroporkügelchen. Reissverschlüsse sind aus Kunststoff.

Wir belassen in unserem Schockraum den Patienten auf den Teilen und haben normalerweise unser orientierendes CT innerhalb von wenigen Minuten nach dem Eintreffen des Patienten. CT ist in den Schockraum integriert, stellt man hierbei fest, es ist nix, kommt der Patient von dem Teil herunter und ich kann nach Lust und Laune Bilder machen ohne dem Patienten weiteren Schaden zu zufügen.
Kommt der Patient mit einem Sturz aus 4 Meter Höhe und Verdacht auf Wirbelfraktur, dann belassen wir alles hübsch so wie es ist.
Ansonsten kann man sich die Vakuummatratze auch gleich ganz sparen finde ich, dann brauche ich mir am Einsatzort auch nicht die Mühe machen den Patienten mit der Schaufeltrage auf die Vakuum zu betten, oder?

Wir sehen primär das Wohl des Patienten im Vordergrund, er wird es dir nicht danken, wenn durch das mehrmalige umlagern einen Schaden davon getragen hat. Von der Matratze käme er bei uns erst im OP.

Jedes Haus so wie es gerne mag, wenn eine MTA mehr zu sagen hat als der Teamleader des Schockraums, dann stimmt was nicht in meinen Augen.

Schönen Tag
Narde
 
Hallo Narde,
das Vacuumschienenmaterial das ich kenne, besteht nur aus Styroporkügelchen. Reissverschlüsse sind aus Kunststoff.
So sind auch die meisten die ich kenne, aber wie gesagt leider nicht alle.

Wir belassen in unserem Schockraum den Patienten auf den Teilen und haben normalerweise unser orientierendes CT innerhalb von wenigen Minuten nach dem Eintreffen des Patienten. CT ist in den Schockraum integriert, stellt man hierbei fest, es ist nix, kommt der Patient von dem Teil herunter und ich kann nach Lust und Laune Bilder machen ohne dem Patienten weiteren Schaden zu zufügen.
So wäre es in der Tat ideal.
In dem kleinen Klinikum am Rande der Stadt, in welchem ich arbeite, befindet sich das CT in der Radiologie, ca. 50 m von der Rettungsstelle entfernt, aber in der selben Etage.
Zur Orientierung würden wir des vermutlich auch mit Matratze fahren - Bedingung ist allerdings das sich keine Metallösen im diagnostisch relevantem Bereich befinden. Deren Artefakte könnten wie gesagt die Untersuchung ins Leere laufen lassen.
Allerdings frage ich mich gerade, warum Ronja Patient nicht direkt ins CT gebracht wurde, sondern erst nach vier konventionellen Aufnahmen, wenn der Chirurg doch schon vorher eine Fraktur vermutete?

Ansonsten kann man sich die Vakuummatratze auch gleich ganz sparen finde ich, dann brauche ich mir am Einsatzort auch nicht die Mühe machen den Patienten mit der Schaufeltrage auf die Vakuum zu betten, oder?
Da stimme ich gerne zu, allerdings müssen halt Vor- und Nachteile auch gut abgewogen werden.

Jedes Haus so wie es gerne mag, wenn eine MTA mehr zu sagen hat als der Teamleader des Schockraums, dann stimmt was nicht in meinen Augen.

Schönen Tag
Narde
Naja, ich könnte da Geschichten erzählen ... :mrgreen:
Der anordnende Arzt sollte schon was zu sagen haben, klar.
Aber letzendlich erstellt die MTRA ja eigenverantworlich sämtliche Aufnahmen.

Bei uns ist das seit Jahrzehnten so geregelt:
Der diensthabende Arzt ordnet klar an was er will. Wenn bei derart Schwerverletzten Einstell- oder Aufnahmetechnische Komplikationen zu befürchten sind äussern wir unser Bedenken, Wünsche und Empfehlungen.
Das letzte Wort und die Verantwortung hat dann wieder der Studierte.

Bisher hat das ganz gut so funktioniert - MTRAs, Personal der Rettungsstelle und Ärzte harmonieren hier allerdings auch sehr gut.
 
Allerdings frage ich mich gerade, warum Ronja Patient nicht direkt ins CT gebracht wurde, sondern erst nach vier konventionellen Aufnahmen, wenn der Chirurg doch schon vorher eine Fraktur vermutete?


Also, das war eine Vacuummatratze ohne Metallteile, die für das Röntgen geeignet ist. Lediglich war am Kopfende dieses Ventil zum Luft ablassen, dieses ist aus Metall, aber das stört ja bei der Aufnahme des LWS bzw. BWS-Bereichs nicht.

Auf die Frage, warum ich den Patienten nicht gleich ins CT gebracht habe: Der Chirurg ordnet bei uns an, was geröntgt werden soll und gibt auch den Auftrag ein. Der Radiologe hat den Chirurgen sogar angerufen und gefragt, warum wir nicht gleich ein CT fahren. Der Arzt wollte zuerst konventionelle Röntgenbilder haben.

Freilich hätte der Patient irgendwann mal von der Matratze wieder umgelagert werden müssen. Wir waren beim Umlagern nur zu dritt und für eine weitestgehend schonende Umlagerung braucht man nunmal ausreichend Helfer. Finde es unmöglich, daß ein Patient zu diagnostischen Zwecken allein schon 5 Mal umgelagert wird, wenn es auch anders geht.