Traumstation Geburtshilfe

Ich denke, vieles in punkto Umgang mit Babys und Kleinkindern muss heute zumindest beim ersten Kind erlernt werden, weil es kaum noch Großfamilien gibt, also wenig Gelegenheit, als Kind bei der Pflege von jüngeren Geschwistern, Cousins, Neffen und Nichten etc. zuzusehen und mitzuhelfen. Was für uns Alltag ist, ist für unsere Klienten oft eine völlig neue Situation. Und wer von uns macht Neues intuitiv richtig, ohne Anleitung?

Das dachte ich mir auch. Woher sollten die Frauen den Umgang wissen. Man sieht ihn ja heute kaum noch.
Ich wäre sicher auch eine panische Schwangere/ Mutter und total nervig.
 
Na, endlich sagt's mal eine. Ich glaube Euch ja, dass es solche Mütter gibt (ich hoffe, nicht nur solche). Laienhafte Vorstellungen von Gesundheit und Medizin kommt in aber allen Bereichen vor, ebenso wie Patienten (oder Angehörige), die nicht gerade die hellsten Kerzen im Leuchter sind. Auch außerhalb der Geburtshilfe ist der Umgang mit diesen - na ja, anstrengend.

Ich denke, vieles in punkto Umgang mit Babys und Kleinkindern muss heute zumindest beim ersten Kind erlernt werden, weil es kaum noch Großfamilien gibt, also wenig Gelegenheit, als Kind bei der Pflege von jüngeren Geschwistern, Cousins, Neffen und Nichten etc. zuzusehen und mitzuhelfen. Was für uns Alltag ist, ist für unsere Klienten oft eine völlig neue Situation. Und wer von uns macht Neues intuitiv richtig, ohne Anleitung?

Zugegeben: Eure Klientel hat in der Regel ein paar Monate Zeit zur Vorbereitung :-)


Da hast du vollkommen Recht. Das Zusammeleben und auch Lernen gibt es heute kaum noch. Sicher muss das alles erlernt werden. Ich habe auch tatsächlich nichts gegen diese ganze Unsicherheiten. Doch oftmals sind es bei uns aber auch gerade erst Recht die "Hellsten" Köpfe, die studierten die es tatsächlich eigentlich "besser" wissen müssten die dann aber so garnicht zurecht kommen(wollen?). Ja und sehr viele machen tatsächlich einen bzw mehrere Geburtsvorbereitungskurse, Säuglingskurse........wo sie wirklich auch schon vorher (zwar "trocken") lernen und üben können und wenns dann soweit ist, sind sie trotzdem aufgeschmissen und man merkt garnichts davon das sie irgendeinen Kurs besucht haben. Und, ja, leider, oder auch komischweise, sind es keinesfalls nicht nur die Erstgebärenden sondern tatsächlich auch oftmals die, die schon 1,2, manchmal sogar schon das 3. Kind haben. Wenn ich da an meine frühere alte Station denke wo wir sehr häufig Säuglinge hatten die gerade mal ein paar Tage-1-2 Wochen oder auch noch älter zuhause waren und dann bei uns(wegen "Lapalien" die man hätte verhindern können wenn die Eltern viel schneller einen Zugang zum Kind aufbauen könnten) aufgenommen wurden. Da macht mir die Zukunft wirklich Angst und erst Recht die zukünftigen pflegerischen Ausbildungen und das Berufsbild selbst.

Wir erleben es sehr, sehr oft das die Freude über das Kind kaum mehr vorhanden ist. Kaum ist das Kind da werden nur mehr Probleme gesehen das(gesunde, reife) Kind wird teilweise wirklich zu Tode gesehen und zerredet weil es ja wer weiß was alles haben könnte. Jeder rote Punkt der irgendwo zu viel ist bedeutet schon fast das Aus des Kindes. Manchmal liegt mir wirklich auf der Zunge zu sagen. Nach ihren Schilderungen wunderts mich das das Kind noch lebt und atmet. Vor ein paar Wochen bin ich abends bei meiner Runde durch die Zimmer gegangen und bei wirklich fast jedem der ca 25-30 Zimmern hat man nicht mehr das Baby sondern nur noch das Problem gesehen. Und umso länger die Eltern dableiben umso mehr Probleme (und vorallem Unsicherheiten) kommen dazu. Freude war bei fast keinem der Zimmer zu spüren.
 
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Zugegeben: Eure Klientel hat in der Regel ein paar Monate Zeit zur Vorbereitung :-)[/QUOTE]

Ja, aber sehr häufig sind die Eltern ganz überrascht das das Kind nach 9 Monaten da ist und noch keinerlei Babysachen zu hause sind. Ich kann noch nicht heim habe ja noch garnichts da.......:thinker:
 
Na, endlich sagt's mal eine. Ich glaube Euch ja, dass es solche Mütter gibt (ich hoffe, nicht nur solche). Laienhafte Vorstellungen von Gesundheit und Medizin kommt in aber allen Bereichen vor, ebenso wie Patienten (oder Angehörige), die nicht gerade die hellsten Kerzen im Leuchter sind. Auch außerhalb der Geburtshilfe ist der Umgang mit diesen - na ja, anstrengend.

Ich denke, vieles in punkto Umgang mit Babys und Kleinkindern muss heute zumindest beim ersten Kind erlernt werden, weil es kaum noch Großfamilien gibt, also wenig Gelegenheit, als Kind bei der Pflege von jüngeren Geschwistern, Cousins, Neffen und Nichten etc. zuzusehen und mitzuhelfen. Was für uns Alltag ist, ist für unsere Klienten oft eine völlig neue Situation. Und wer von uns macht Neues intuitiv richtig, ohne Anleitung?

Zugegeben: Eure Klientel hat in der Regel ein paar Monate Zeit zur Vorbereitung :-)


Und genau das intuitive meine ich auch mit "gesundem" Menschenverstand und Körpergefühl. Der heutzutage immer mehr schwindet. Es geht ja auch garnicht darum immer gleich alles richtig zu machen. Auch durch "Fehler" (wobei es ja nicht wirklich Fehler in dem Sinne gibt, denn dann hätte die Menschheit tatsächlich nicht so überlebt) lernt man ja, wie man so schön sagt.

Da gibt es Studien und Ausbildungen vom gesunden Tragen und Halten eines Babys oder das Thema Stillen und alle Welt muss sich am Besten an diese Richtlinien halten. Guckt man sich dann verschiedene Völker an die seit Jahrzenhten-Jahrunderten sich nicht an diese Richtlinen gehalten haben, wundert man sich das diese Babys bzw inzwischen schon Erwachsenen eben nicht die vorrausgesagten körperlichen Schäden bekommen haben, wenn sie sich nicht an die Richtlinien gehalten haben. Was ist jetzt also besser? Hält man sich an das theoretische Wissen oder doch an die reale Praxis? Die meisten heutzutage sind von 1. überzeugt und vertrauen nicht mehr auf ihr "Innerstes" und probieren einfach mal aus.
 
Man kann so manches intuitiv, aber vieles halt doch nicht. Wir alle mussten Rad fahren und Auto fahren und Verbände anlegen etc. bb. erlernen, indem uns jemand gezeigt und erklärt hat, wie's geht. Als ich meinen Schülereinsatz auf einer Kinder-Intensiv hatte, mussten die Pflegekräfte mir auch erstmal so manchen Handgriff beim Windeln wechseln etc. zeigen - bei der Geburt meiner jüngeren Geschwister war ich zwei bzw. sieben Jahre alt, selbst wenn ich damals zugesehen habe, hatte ich die Technik inzwischen längst vergessen.

Nach neun Monaten Schwangerschaft noch keinerlei Ausrüstung für's Baby zu haben ist zugegebenmaßen sehr befremdlich. Dagegen kann ich Unsicherheiten auch nach dem Säuglingspflegekurs durchaus nachvollziehen. Es liegen Welten zwischen dem Üben am braven Dummie und dem Umgang mit dem zappelnden Neugeborenen, finde ich.

Und es gibt eben in allen Bereichen Menschen, die gar nicht besonders ungebildet sind, aber von Medizin sehr wenig Ahnung haben und deshalb für uns schwer nachvollziehbare Fehler machen. Ich hatte erst neulich eine Patientin, deren Tochter die Fentanyl-Matrixpflaster mit braunem Pflaster auf dem Körper befestigt hatte, weil sie dermaßen schlecht klebten. Kein Wunder: Sie hatte sie verkehrt herum angebracht. Oberseite auf die Haut, Klebeseite (noch mit Schutzfolie abgedeckt) Richtung Bekleidung.
 
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Ja, aber sehr häufig sind die Eltern ganz überrascht das das Kind nach 9 Monaten da ist und noch keinerlei Babysachen zu hause sind. Ich kann noch nicht heim habe ja noch garnichts da.......:thinker:
Das ist ja auch mal Hammerhart. o_O

Eigentlich ist das ja sehr, sehr traurig. Ich meine das meiste, wie sein Kind beim stillen festzuhalten, sagt einem doch schon der normale Menschenverstand?! Klar muss man da erst einmal reinwachsen, ich wäre am Anfang bestimmt auch unsicher was das anlegen, richtig halten, baden usw. angeht. Bei dem was ihr hier jedoch berichtet, sitz ich hier und denke so bescheuert kann doch eigentlich niemand sein. Respekt an dich @Sachertorte, ich würde durchdrehen.
Ich bin eh der Meinung die Menschheit verdummt immer mehr. :weissnix:
 
Man kann so manches intuitiv, aber vieles halt doch nicht. Wir alle mussten Rad fahren und Auto fahren und Verbände anlegen etc. bb. erlernen, indem uns jemand gezeigt und erklärt hat, wie's geht. Als ich meinen Schülereinsatz auf einer Kinder-Intensiv hatte, mussten die Pflegekräfte mir auch erstmal so manchen Handgriff beim Windeln wechseln etc. zeigen - bei der Geburt meiner jüngeren Geschwister war ich zwei bzw. sieben Jahre alt, selbst wenn ich damals zugesehen habe, hatte ich die Technik inzwischen längst vergessen.

Nach neun Monaten Schwangerschaft noch keinerlei Ausrüstung für's Baby zu haben ist zugegebenmaßen sehr befremdlich. Dagegen kann ich Unsicherheiten auch nach dem Säuglingspflegekurs durchaus nachvollziehen. Es liegen Welten zwischen dem Üben am braven Dummie und dem Umgang mit dem zappelnden Neugeborenen, finde ich.

Und es gibt eben in allen Bereichen Menschen, die gar nicht besonders ungebildet sind, aber von Medizin sehr wenig Ahnung haben und deshalb für uns schwer nachvollziehbare Fehler machen. Ich hatte erst neulich eine Patientin, deren Tochter die Fentanyl-Matrixpflaster mit braunem Pflaster auf dem Körper befestigt hatte, weil sie dermaßen schlecht klebten. Kein Wunder: Sie hatte sie verkehrt herum angebracht. Oberseite auf die Haut, Klebeseite (noch mit Schutzfolie abgedeckt) Richtung Bekleidung.


Mir geht es hier nicht um die normalen Unsicherheiten. Klar die verstehe ich die kann jeder haben. Mir gehts hier auch nicht darum das die Eltern trotz evt gemachten Kursen nicht (gleich) und auch nicht perfekt wickeln oder anlegen können. (Manches mal meint man das es ein Wunder ist das sie sich überhaupt gemerkt haben das man ein Kind auch wickeln muss-übrigens fast jede Frau fragt mit einer festgestellten Stimme In der Nacht muss ich ja eh nicht wickeln?! Und kommt auch nicht auf die Idee es mal zun tun wenn sich das Kind trotz stillen nicht beruhigt)
Klaro ist das Übungssache und muss auch mal gezeigt und vielleicht auch mehrfach wiederholt gezeigt werden. Mir gehts wirklich eher darum das die Eltern auch am 2 Tag und meist bis zur Entlassung und auch darüber hinaus noch wie ein Häufchen Elend vor ihrem Kind stehen und komplett überfordert sind was ihr Kind jetzt haben könnte und nicht selbst mal auf die Idee kommen es mal mit wickeln, kuscheln, stillen was auch immer.... zu probieren. Eine Schülerin/Schüler lernt ja auch nur durchs probieren, und selber machen und auch überlegen welche Bedürfnisse könnte das Kind jetzt haben wie ist der Gesichtsausdruck, insgesamt das Verhalten (sprich eine Bindung aufbauen) und ich glaube eine Schülerin ist die längste Zeit Schülerin gewesen wenn der Dozent merkt auch am 6. Tag steht die Schülerin hilflos vor dem Kind und weiß nicht was sie machen soll und braucht permanent jemanden an ihrer Seite stehen der ihr sagt was sie mal probieren sollte . Ungefähr so sind diese Eltern und oftmals entlässt man die mit einem ganz unguten Gefühl. Theoretisch sind sie das Wickeln und Anlegen gefühlt tausendmal durch, selbst praktisch (die meisten können eh super wickeln-auch wenns für uns Profis villeicht wie ne Ewigkeit ist und so umständlich aussieht, macht ja nichts hauptsache sie machen/probieren es!), aber selbst darauf kommen und auch die Hürde der (auch verständlichen) Angst vor dem Neuen zu nehmen, darauf kommen sie nicht und dies kann man ihnen auch nur sehr, sehr schwer nehmen.
So manches mal hat man wirklich auch das Gefühl die Eltern wollen garkeine Bindung aufbauen das Kind soll nur so funktionieren wie sies haben wollen. Gerade wieder erlebt. Baby nach Geburt war 2 Stunden bei Mutter wurde dann zu uns geschoben weil Mutter sich ausruhen wollte, ist ja soweit auch ok. Jedoch das Ausruhen ging mindestens über 24 Stunden. Als die Mutter dann doch mal Lust auf ihr Baby hatte, hatte sie es gefühlt ca wieder zwei Stunden bis es ihr zu anstrengend wurde weil das Baby so geschrien hat-Aufklärung wieso, weßhalb, warum-Empfehlung kuscheln, anlegen, einfach nur fürs Baby da sein........ Entscheidung der Mutter- ich möchte schlafen in der Nacht nehmen sie es wieder mit. Ja, da fragt man sich..............

Wenn das mal Hin und Wieder ein zwei Mütter sind, ja mein Gott dann tut man die als eben schwierige Person ab.
Aber inzwischen ist es meist so gut wie die Hälfte der Station die so ein Verhalten hat.

Von rund 25-30 Kindern sind oftmals mindestens die Hälfte nachts(teilweise sogar auch tagsüber) bei uns und nicht bei der Mutter in Obhut, aber sicherlich nicht weil wir es so wollen- Tendenz steigend.

Fürs Kinder zeugen und auch kriegen und eigentlich auch Aufziehen braucht man doch eigentlich keine Wissenschaft (sondern einfach nur ein wenig Herz) und ja da ist es vollkommen egal ob gebildet oder ungebildet. Man kanns wirklich komplizierter machen als es ist. Eine Geburt ist nach wie vor keine Krankheit, war es früher nicht ist es heute nicht und wird es in Zukunft (hoffentlich)auch nicht sein.
 
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So manches mal hat man wirklich auch das Gefühl die Eltern wollen garkeine Bindung aufbauen das Kind soll nur so funktionieren wie sies haben wollen. Gerade wieder erlebt. Baby nach Geburt war 2 Stunden bei Mutter wurde dann zu uns geschoben weil Mutter sich ausruhen wollte, ist ja soweit auch ok. Jedoch das Ausruhen ging mindestens über 24 Stunden. Als die Mutter dann doch mal Lust auf ihr Baby hatte, hatte sie es gefühlt ca wieder zwei Stunden bis es ihr zu anstrengend wurde weil das Baby so geschrien hat-Aufklärung wieso, weßhalb, warum-Empfehlung kuscheln, anlegen, einfach nur fürs Baby da sein........ Entscheidung der Mutter- ich möchte schlafen in der Nacht nehmen sie es wieder mit. Ja, da fragt man sich..............

Nach zwei Wochen zu hause (Baby stand überwiegend bei uns und hat nach Aufmerksamkeit geweint) rufen die Eltern schon mehrmals sehr verzweifelt an, warum ihr Baby weint, was sie tun können. Im Internet haben sie gelesen.......es funktioniert noch immer nicht, was uns das Internet gesagt hat. Aus einer Notapotheke Fencheltee und Entblähungstropfen geholt und das Kind weint noch immer. Empfohlen vielleicht etwas mehr zu füttern. Großes Fragezeichen am anderen Ende des Telefons: Achso aber es steht doch im Internet und sie haben doch gesagt das......


Nein man verliert doch so häufig den Glauben an die Menschheit. Ich mein die Können ja nichts dafür aber ich frage mich echt schon wo man da noch ansetzen soll damit ein wenig Gefühl wieder in die Menschheit kommt und auch ein wenig was fruchtet damit die Eltern wieder selbständiger werden können.:weissnix:
 
Ich hab dann die Mütter immer gefragt, was sie tun würden, wenn sie jetzt mit dem Problem auf einer einsamen Insel,ohne Verbindung zur Außenwelt, sitzen würden....

Erstaunlich oft kam dann die Antwort in die richtige Richtung....
 
Ich hab dann die Mütter immer gefragt, was sie tun würden, wenn sie jetzt mit dem Problem auf einer einsamen Insel,ohne Verbindung zur Außenwelt, sitzen würden....

Erstaunlich oft kam dann die Antwort in die richtige Richtung....

Ja ich versuche häufig auch mit Gegenfragen diese Eltern selbst auf die Antwort zu bringen oder sich selbst vorzustellen wie sie sich in einer bestimmten Situation fühlen würden, manchmal lasse ich sie das tatsächlich auch spüren und meistens sind sie dann ohnehin ganz überrascht wie "einfach" es manchmal doch ist.
 

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