Traditionelle Krankenpflege? Was war früher "in"?

ich habe noch Dekubiti mit Eiswürfeln gekühlt und dann mit dem Föhn erhitzt.... "eisen und föhnen"
(Hat man früher nicht Fön ohne h geschrieben??...):| .....glaube es ist nicht schlecht dass wir ein anderes Verständnis von Wundbehandlung haben:daumen:

Ist unter dieser Behandlung jemals ein Dekubitus verheilt?

Betten ohne jegliche Elektronik kenne ich von meiner Zeit am Bett bis 2011, danach hab ich verabschiedet...
 
Ja, auch damals heilten Decubiti ab. Zum eisen und föhnen mussten wie die Pat lagern, also erfolgte die Druckentlastung. Auch die mittelalterlichen selbstangerührten Pasten scheinen geholfen zu haben - zumindest nie geschadet.
Die Pat bekamen teilweise auch diese Gummiringe unter das Gesäß.
Da hat sich im Laufe der Zeit sehr viel verbessert
Betten ohne Elektronik haben wir noch immer zu 50%, sind die einzigen, die bei Stromausfall noch funktionieren.
Bei jeder Notstromprüfung müssen die Elektrischen früh genug auf Dauerliegenutzungswünsche eingestellt werden, die Akkus halten u.U.. nicht lange genug
 
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Ist unter dieser Behandlung jemals ein Dekubitus verheilt?

Betten ohne jegliche Elektronik kenne ich von meiner Zeit am Bett bis 2011, danach hab ich verabschiedet...

Naja, ich glaube die heutigen Möglichkeiten sind weitaus besser, möchte auch irgendwie gar nicht daran denken was man sich da an Keimen um die Nase geblasen hat......
 
korrekt, aber manche Keime gab es noch gar nicht :flowerpower: diese gesamte "Killerkeim Reihe" fehlte :cheerlead:. Die hat erst der Fortschritt ins Leben gerufen, oder der falsche Umgang mit dem Fortschritt
 
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korrekt, aber manche Keime gab es noch gar nicht :flowerpower: diese gesamte "Killerkeim Reihe" fehlte :cheerlead:. Die hat erst der Fortschritt ins Leben gerufen, oder der falsche Umgang mit dem Fortschritt
Da wär ich mir nicht ganz so sicher... ich hab ja damals auch rumgegrübelt, als der ganze MRSA-Sche... hochkam, wieso jetzt so plötzlich und warum nicht davor usw.
Vermutlich gab es das vorher schon, es hat aber keiner mitgekriegt, weil keiner Proben genommen hat...
 
Nein, es gab früher tatsächlich nur selten solche septischen Verläufe und selten so schlecht heilende Wunden.
Vor allem haben Antibiotika besser gewirkt. Es wurde nur in Ausnahmefällen Blutkulturen abgenommen und Antibiogramme wurden auch sehr selten gemacht, weil es nicht notwendig war.
Die einzigen septischen Operationen, die ich in meinen Anfangsjahren erlebt habe, waren Fisteln am Hintern und diabetische Füße. Ganz selten mal eine Hüfte, die hochging. Dann aber oft alte Prothesen, die schon ewig drin waren oder allergische Reaktionen oder Knie, die bei ambulanten Arthroskopien oder Spritzen versaut worden sind.
Bei Bäuchen, diejenigen, die mit Perforationen einher gingen. Es gab fast nie Wundheilungsstörungen.

Es gab aber in Operationsabteilungen sehr strenge Regeln was Eingriffe anging. In den "Knochensaal" wurde niemals irgendein Bauch gepackt oder was siffiges. Niemals! Und die Reihenfolge der Eingriffe ging sehr streng nach Sauberkeit.
Heute kommt alles überall rein, vollkommen egal in welcher Reihenfolge. Damit bloss niemals ein Saal leer steht.
 
Und wenn man heute liest, das die Reserve-Antibiotika in den Schweinefabriken verballert werden, wird mir Angst und Bange.
 
Und wenn man heute liest, das die Reserve-Antibiotika in den Schweinefabriken verballert werden, wird mir Angst und Bange.
Da geb ich Dir recht.
Trotzdem bin ich überzeugt, daß multiresistente Keime bereits vorher - unerkannt - ihr Unwesen trieben.
 
Für mich gehören zu "früher" auch noch unsägliche Patientenwaagen (unabdingbar in der Dialyse), bei denen die Patienten dann in ein Netz gehängt (ähnlich wie bei Tarzan - die Dschungelfallen-) und so gewogen wurden. Heute haben wir zum Glück Waagen, auf die man die Patienten samt Bett oder was auch immer draufschieben kann.
Ich erinnere mich allerdings auch noch an gar nicht höhenverstellbare Betten, oder - Schauder - Rektalthermometer bei Erwachsenen (ich war damals bei Nonnen, da hatten wir nicht mal genug für alle, wir zogen eine Plastikhülle drüber und wechselten nur die, ohne die Themometer zu desinfizieren)...
Oder meine ersten "Windelhosen": ein Stecklaken irgendwie zum Dreieck gefaltet, mit wattierten Plastikunterlagen ausgefüttert unbd das Ganze dann irgendwie mit Sicherheitsnadeln festgezurrt.
 
Patientenwaagen [...] bei denen die Patienten dann in ein Netz gehängt [...] und so gewogen wurden.
Sowas gibt es immer noch. Patientenlifter mit integrierter Waage. Ist dann, wenn man sowieso einen Lifter braucht, auch ganz praktisch, aber den Aufwand zu betreiben, wenn man ihn eigentlich nicht bräuchte... Gut, dass es auch anders geht.
 
Puls- und Blutdruckmessung hat man früher besser gelernt. Heute, wenn du Pech hast, gibt es auf Stationen nur noch digitale Geräte.
 
Puls- und Blutdruckmessung hat man früher besser gelernt. Heute, wenn du Pech hast, gibt es auf Stationen nur noch digitale Geräte.

Wirklich? Ich habe schon in mehreren Häusern in verschiedenen Abteilungen gearbeitet, und es gab IMMER manuelle RR-Messgeräte. Einfach, weil man sie braucht, und ich mich lieber auf meine eigene Messung verlasse, als auf Technik, die doch gerne mal versagt, und besonders in extremen RR-Bereichen ungenau misst.

Das Erlernen der manuellen Messung von RR und HF sollte wohl auf allen Lehrplänen der Krankenpflegeschulen stehen. Aber ja, früher war alles besser...
 
1987 - 1988 (Jahrespraktikum im Altenheim) auf der Pflegestation

-Dekubitusversorung - Mercucrom + Silberpuder

-es gab keine Flächendesinfektion

-nur im Stationszimmer gab es einen Händedesinfektionsspender

-es gab noch keine Plasikhandschuhe für das Pflegepersonal, weder für die Waschung-, auch nicht für die Intimpflege des Bewohners/in

- es gab nur 1 Stationsbad und 2 Toiletten für 30 Bewohner

-auf jeden 2 und 3 Bettzimmer gab es nur 1 Waschbecken

-Waschschüsseln wurden mit Scheuerpulver ausgeschrubbt, da es nur feste Seifenstück gab

-die Strumpfhosen der Bewohnerinnen wurde abends eingesammelt und von Hand durchgewaschen und über den Badewannenrand aufgehängt, zum trocknen für den nächsten Tag.

- Inkontinenzmaterial sah wie folgt aus: Netzhose, dann die einmal Krankenunterlage falten , das eine Rille entsteht, in diese Rille wurde eine Windelvorlage (ohne Schutzfolie) hineingelegt

-Pflegebetten waren nicht höhenverstellbar, hatten keine Rollen, am Fußende war eine Kurbel mit der wurde das Kopfteil des Bettes verstellt

-es gab keine Spannbettlaken nur einfache Bettlaken. Es gab keine Plastik- oder Gummischonbezüge für die Matratzen, nur Gummiunterlagen die mit den Stecklaken fixiert wurden

-der Dusch- und Wannenlifter für Bewohner/in war manuel höhenverstellbar (der Bewohner wurde darauf gesetzt und über die Station ins große Badezimmer geschoben, Nachthemd hatte er noch an), es gab keine Vorrichtung um einen Toiletteneimer darunter einzuschieben
(für die 2 Pflegekraft die mit den Lifter schob, entstand so eine erhöhte Rutschgefahr, durch den Urin oder Stuhlgang die der Bewoher/in ungehindert von sich geben konnte)

-es gab noch kein Anwesenheitslicht (demzufolge auch keine Anwesenheitstaste). Es musste der nächste Kollege/in auf der Station gerufen und gesucht werden. Durch das fehlen des Anwesenheitslichtes (heutzutage - Kommbination: Anwesenheitslicht und Schwesternruf = Notalarm) konnte natürlich auch kein Notalarm ausgelöst werden, wenn ein Bewohner/in gestürzt war oder reanimationspflichtig wurde

-Bewoher/in wurde in den an den Tisch oder in einen Stuhl mit hoher Rückenlehne mit Fixiertisch (wenn eine Weglauf Tendenz bei dem Bewohner/in bestand) in den Tagesraum gesetzt. Das Radio lief den ganzen Tag. Eine Ergotherapeutin kam 1 - 2 pro Woche und hat etwas Programm für die Bewohner gemacht.

-der Leichenraum hatte meines Erachtens nur eine Lüftung, dafür keine Kühlung. Die Bestatter kamen aber noch am gleichen Tag, um den verstorbenen Bewohner/in abzuholen.

- es wurde jeden Tag gekocht in der Großküche
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1992 - 1996 als Altenpflerin im Altenheim auf der Pflegestation tätig

-Plasikhandschuhe stand für die Pflege der Bewohner/innen zur Verfügung. Latexhandschuhe nur für die Wundversorgung.

-Dekubitusversorgung: Wundrand mit dick Creme einschmieren, dann Wunde mit Wasserstoffperoxid (wieviel prozentiges, weiß ich nicht mehr) spülen, dann mit Na Cl 0,9% nachspülen, in die Wundtaschen kamen sogenannte Leukase Kegel (Wirkstoff - Framycentin, Lidocaninhydrochlorid, Trypsin), Kompressen drüber mit Fixomull fixiert

-Pflegebetten hatten Rollen und Bremsen, waren mit einen Fußpedal höhenverstellbar, nur das Kopfteil des Bettes war manuel verstellbar

-es gab nur noch 2 Bettzimmer, jjedoch mußten sich 4 Bewohner/innen eine Naßzelle (Toilette, Duschecke und Waschbecken) teilen

-1 Stationsbadezimmer und den guten manuel verstellbaten Bewohnerlifter

- Anwesenheitslicht für jedes Bewohnerzimmer

-Bewoher wurden nicht fixiert sondern beschäftigt

- Händedesinfektionsspender gab es nur im Stationszimmer

-es gab keine Flächendesinfektion

- es gab richtige Inkontinenzvorlagen

-es gab Spannbettlaken und Gummischonbezüge für die Matratzen und waschbare Krankenunterlagen

- statt fester Seife, gab es Duschgel für die Bewohner/innen

-der Leichenraum war im Keller und hatte eine Kühl- und Abluftanlage (mit den Aufzug zuerreichen)

-das Essen kam aus der hausinternen Großküche
 
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Wir hatte Taschenflaschen mit Sterilium, wurde dann immer erneut aufgefüllt im Stationszimmer
 
Es gab in den 80-ern auch noch Fieberthermometer aus Glas und mit Quecksilber gefüllt.
Wenn so eins zerbrach, musste man die Quecksilber Kügelchen einfangen, sie in ein Schraubglas packen und in der Apotheke abgeben.
 
Wir kriegen die gute alte Zeit zurück - aus Kostengründen. Früher hatten wir für unsere standartisierten Anschluss- und Abnahmeverfahren in der Dialyse mal ferigproduzierte Sets - du holst das Ding aus dem Schrank und hast alles drin. Heutzutage suchen wir den Kram wieder einzeln zusammen, weil nicht alles in den Sets gezwungenermassen steril sein muss und unsteriles Material nunmal billiger ist.
Der Arbeits- und Zeitaufwand ist ungleich grösser. Wir müssen das Zeug vorbereiten und dann liegt es als Staubfänger rum, oft über Nacht, während nebenan Betten gemacht werden und die Reinigungskräfte mit ihren Mops rumwedeln.

Aber was die alten Blutdruckgeräte angeht: die möchte ich wirklich nicht zurückhaben. Wir messen derartig oft den Blutdruck (und stellen die Gerâte dann auf Automatik), dass es unrealistisch wäre, mit Stethoskop und Manschette rumzurennen. Unsere Dialysemaschinen haben integrierte Blutdruckmessgeräte.
 
Während meiner Ausbildungszeit in der Kinderkrankenpflege waren die "Lieblingsbeschäftigungen" für Schüler:
"Hemdchen stecken" und Windeln legen".
Da gab es noch keine Bodys und Einmalwindeln. Einmalwindeln bekamen nur die "Frühchen", weil für die keinen Winzlinge die großen Windelpakete zu groß waren.

Im OP gab es noch Glasflaschen mit sterilem Nahtmaterial. Da wurde am OP-Tisch immer die entsprechende Menge entnommen und anschließend das Glas wieder "steril" verschlossen.
Es wurden Gummihandschuhe gewaschen, geflickt und gepudert.
Tupfer in verschiedenen Größen wurden aus Kompressen gedreht.

Viele Produkte die heute als Einmalprodukte deklariert sind, wurden damals resterilisiert.
Der Knochenzement wurde von Hand angerührt, die Schale dafür nach der OP gereinigt und wiederverwendet.

So ändert sich die Zeit, die heute ja auch ein Kostenfaktor ist.

LG
 
Während meiner Ausbildungszeit in der Kinderkrankenpflege waren die "Lieblingsbeschäftigungen" für Schüler: "Hemdchen stecken" und Windeln legen".

Und wehe, die Windeln lagen im Schrank nicht auf Kante! :-? Neben "Windeln legen" habe ich auch das "Tupfer drehen" und "Zellstoff schneiden" sehr geliebt. Beschäftigungstherapie.
 
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Die Kompressionsbinden nach dem Waschen wieder aufwickeln...Irgendwann hatten wir dafür dann eine Wickelmaschine, die war wirklich der Hit...Beschäftigungstherapie an Sonntagen, wenn Besuchszeit war.
 
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Zum Thema RR Messen mit digitalen Geräten:

Wir haben auf unserer Station eben auch Monitore. Nun gab es an eben solche Stationen welche (und auch normalstationen mit diesen elektrischen RR geräten) eine Rundmail in der aufgefordert wurde, für azubis bitte immer manuelle Manschetten parat zu haben und sie darin anzuleiten. Ich war mir vorher nicht im klaren, dass fast jede Station dieser Klinik mehrere solcher Geräte besitzt. Bin fast vom Glauben abgefallen. In meinem vorherigen AG gab es vielleicht 3 Stationen welche diese geräte besitzen. Und davon max 2.
 

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