Suizid auf Station

laura1484

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Hallo Liebe Mitglieder! ich besuche gerade die Fachweiterbildung für Psychiatrie und habe mich, weil es mich selbst schon betroffen hat, für das Thema Suizid auf Station beim Referat entschieden. Ich denke das ist auch ein sehr wichtiges Thema in der Psychiatrie, weil es erstens jeden Treffen kann, es traumatisch für alle beteiligten ist und bei psychiatrischen Krankheit die Suizidraten einfach deutlich höher liegen als in der Normalbevölkerung. Bei mir ist damals trotz dem traumatischen Erlebnis alles ziemlich beispielhaft abgelaufen mit viel Unterstützung von allen (Kollegen, Vorgesetzten, vom Hausstandart) Allerdings habe ich mich nicht selbst um die Nachbetreuung der Mitpat. am gleichen Tag, so wie es eigentlich laufen soll, kümmern können da mich die Selbstvorwürfe gekoppelt mit dem Polizeiverhör zu sehr gestresst haben und ich aus dem Dienst entlassen wurde. Ebenfalls habe ich ein psychologisches Gespräch mit dem Hauspsychologen abgelehnt. Meine Frage an euch wäre ob ihr: 1) selbst schon einmal so etwas erlebt habt? 2) wie habt ihr das Informationsmeeting für die Mitpat. danach erlebt/gab es überhaupt eins? und 3) Wie ist mit euch als ebenfalls betroffenes Personal umgegangen worden? Ich würde mich über möglichst detailreiche Beiträge Freuen. Vielen lieben Dank im vorraus
 
In der psychiatrie hatte ich bis jetzt kein einsatz, hab im praxiseinsatz aber mal die "nette" Situation gehabt, das sich ein Patient von uns aus seinen Zimmerfenster auf die Fensterbank geklettert ist und dann von ersten Stock aus raus gesprungen ist. Pech für den Patienten da er direkt vor die ZNA gefallen ist und den Stürz überlebt hat, und viele bleibende schäden davon getragen hat.
Die Mitpatienten haben das nicht mitbekommen, deshalb wurde darüber dann auch der Mantel des Schweigens ausgebreitet. Und für sämtliche leute die an den Tag im Dienst waren gab es nur gespräche mit der Polizei und immer wieder Angehörige die zu uns kammen und meinten das hätten wir doch mercken müssen das er sich umbrigne will. Und wir hätten das verhindern müssen, und wir währen das alles schuld und mehrfach die Dorhung das wir bis aufs letzte Hemd verklagt werden würden. Also alles in einen sehr schrecklicher Dienst. Aber außer wenn Kollegen die frei haten wissen wollten was da eigendlich los gewessen ist, wurde dann nie mehr drüber gesprochen. Und kurze abschlussinfo, der pat. hatte keine psychischen Vorerkrannkungen und war bei uns auch immer unaufällig, bis er dann halt gesprungen ist.
 
Da hatten es meine Kolleginnen besser. Unsere PDL war praktisch unmittelbar, nachdem sie vom Suizid eines Patienten erfahren hatte, auf Station und hat sich nach ihnen erkundigt. Die Seelsorge kam ebenfalls, und die Kolleginnen, die an dem Tag Dienst hatten, konnten die nächste Supervision zur Aufarbeitung nutzen.

Natürlich war es ein schlimmer Dienst für die Betroffenen, aber es wurde wenigstens versucht, sie aufzufangen.
 
Wir hatten mal einen haarigen Fall bei dem ein Patient 2 mal versuchte von einem Balkon zu springen, das erste mal wurde er von einer Schwester aufgehalten die sich dabei das Bein brach und beim 2ten mal fast mehrere Leute mit vom Balkon gezogen hätte. Am Schluss wurde er gerettet

Es gab ein sehr gutes Nachgespräch mit den Beteiligten bei der Klinikseelsorge und danach war die Sache eigentlich abgehakt
 
Wir hatten leider heute den Fall das ein Patient von Station heim ging um sich da zu erhängen.
Man stellt sich halt im nachhinein immer die Frage ob man es hätte verhindern können.
Es gab danach eine SItzung mit unerem Suizidbeauftragten.
Desweiteren wurde es den Mitpatienten auch mitgeteil.
 
Sollen wir Pflegende es denn wirklich verhindern? Das besagt ja nur unser Instinkt. Aber wenn es ein Patient schon lange vorhat, dann zieht er es bestimmst auch durch.
Was hat der Suizidbeauftragte denn erzählt ?
LG
 
Ich würde dir dringend empfehlen den Gedankengang zu ändern. Die Pflege ist in D nicht entscheidungsberechtigt- schon gar nicht, wenn es um Leben oder Tod geht. Der Kadi hat da eindeutige Vorstellungen und sieht die Verantwortung eindeutig beim Mediziner.

Elisabeth
 
Da muss ich Dir im Grundsatz leider teilweise widersprechen, Elisabeth Dinse. Ich weiß nicht, wie es im somatischen Bereich abläuft, aber im psychiatrischen Sektor sind die Beobachtungen und Dokumentationen der pflegerischen Kollegen meist maßgeblich für ärztliche Entscheidungen und unterstützen dabei nicht nur die Diagnosestellung, sondern auch Ausgangs- und Erprobungsentscheidungen. Selbstverständlich sind die Bereiche Patientenausgang und Belastungserprobungen im Endeffekt offiziell ärztlich-therapeutische Entscheidungen, die aber wiederum häufig auf Basis der pflegerischen Einschätzung basieren; und ein Therapeut kann sich darauf im Zweifel auch darauf berufen, der sich wiederum auf die Fachkompetenz der Pflegekräfte verlassen darf und nicht selten auch "muss". Beispiel: Suizidiert sich ein Patient im genehmigten Ausgang, ist es durchaus relevant, ob die zuständige Pflegekraft kurz zuvor dokumentierte, ob der Patient sich von suizidalen Gedanken distanzierte oder im schlimmsten Fall gar akute Suizidgedanken äußerte. Damit liegt die Entscheidungsbefugnis zwar offiziell weiterhin beim Mediziner, nicht aber die volle Verantwortung. Dennoch: Ein Suizid lässt sich nicht in jedem Fall verhindern, wenn der Patient es drauf anlegt. Weder in einer Psychiatrie, noch sonstwo.

Ben
 
Auch hier könntest nen Konsenz schaffen, dass nur Veränderungen dokumentiert werden. Das bedeutet ja nicht, dass du nix schreibst.

Nur- Ich bezweifele da auch, dass ein Mensch sich jeden Tag 1:1 wie am Vortag verhält. Das dürfte wohl nur einer Maschine gelingen.

Und so wie der Somatiker bestimmte Messungen dokumentiert, so dokumentierst du halt deine Frageergebnisse.

Toddokumentieren muss sich keiner. Es wird nicht sicherer, wenn alles doppelt und dreifach aufgeschrieben wird.

Elisabeth
 
Ob jemand "stabil" ist oder nicht, kann er am besten selbst beurteilen. Und natürlich könnte er das Team anschwindeln mit dem Ziel, den Suizid durchzuführen. Eine absolute Sicherheit gibt es - wie gesagt - nicht. Trotzdem wird im Unglücksfall die Dokumentation herangezogen - und zwar nicht nur die des Arztes.

Ben
 
Und wie geschrieben- deine Dokumentation ist nicht mit der in der Somatik vergleichbar. Bei uns würde niemand auf die Idee kommen, die "Suizidalität" zu messen. Das liegt an der Spezialisierung.

Elisabeth
 

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