Hallo -Claudia-,
eigentlich sind wir uns einig, glaube ich.
Ich bin auch nur ein Mensch und der Meinung, dass ich wichtig bin und Achtung verdient habe. Hier wurden meine Bedürfnisse und die meiner Kollegen grob missachtet. Ob unabsichtlich oder bewusst - ich kann dem nichts Positives abgewinnen.
Oh ja, Du hast Achtung verdient. Schon alleine dafür, dass Du Dir solche Gedanken machst. Und ja, die Bedürfnisse von Dir und Deinen Kollegen waren den Angehörigen scheinbar nicht besonders wichtig, auch wenn ich das ungern sage.
Nein, nicht nur scheinbar unwichtig, sondern leider definitiv.
So weit haben sie nicht gedacht.
Das konnten sie nicht. Es ist ganz normal in ihrer Situation (ich wünsche Dir, dass Du niemals in eine Situation kommst, in der Du genauso denken und fühlen musst).
Das möchte ich einerseits irgendwo nach vollziehen, verstehen kann ich es auch, aber gut und vor allem 'schön' finde ich es trotzdem nicht. Ich versuche so etwas zu verstehen, um es nicht persönlich nehmen zu müssen.
Bestimmt war es auch nicht persönlich gemeint, sondern 'nur' Gedankenlosigkeit. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Man hat schon genug Probleme, dann will man sich nicht auch noch Gedanken über Menschen machen, zu denen man keine Beziehung hat.
Ist leider so.
Man hält uns Pflegende halt leider für unendlich stark und belastbar und macht sich meistens keine Gedanken darüber, wie es uns als Mensch wohl gehen mag dabei. Das sieht man schon in scheinbar kleinen Dingen des Alltags, z.B. dem 2minütigen Betätigen der Rufglocke weil es gerade langweilig ist und das Geld für den Fernseher fehlt. *zwinker, das kennen wir alle, oder?* Kaum jemand versetzt sich in unsere Lage, dass wir unsere anderen Schäfchen nicht vernachlässigen möchten, oder dass wir vielleicht gerade trauern, weil etwas schlimmes passiert ist. Wenn man Pech hat, dann ist man sogar bei einem Dauer-Klingler die böse Schwester weil man ihm sagte, so kann es nicht weiter gehen... obwohl man doch nur für alle da sein wollte als für den/die einen, der/die einen Alleinunterhalter wünschte.
Darin findet sich nichts positives für uns, die wir an der Quelle sitzen. Zu Recht.
Wir müssen mit den Widrigkeiten fertig werden irgendwie.
Das setzt man vorraus bei unserer Berufsbezeichnung.
Auf der einen Seite wünscht und erwartet man unser uneingeschränktes Mitgefühl, doch auf der anderen Seite denkt man dann widerum von uns, dass wir cool sind und zu sein haben.
Ich habe ein Freundin, die seit über 15 Jahren Krankenschwester ist. Nun lag sie 3 Monate im KH, weil sie fast ihren ungeborenen Sohn verloren hätte. Sie durfte nur liegen.
Und dann, schon nach 2 Wochen Liegezeit, wurde sie von einer Krankenschwester zu einer Patientin. Sie konnte die Schwestern schließlich nicht mehr leiden, denn ihr ganzes Denken hatte sich verändert. Nur noch Probleme. Sie konnte sich nicht mehr in die Rolle der Schwestern versetzen, obwohl sie doch selber eine ist.
Ihre Probleme und Gedanken hat sie mir jeden Tag geschildert.
Und daher weiß ich: Das Fühlen und die Sorgen einer Krankenschwester werden unwichtig, wenn es um die eigene Situation, die eigenen Bedürfnisse und Ängste geht.
Ist leider so.
Aber wir dürfen das niemals persönlich nehmen.
Leider ist das unser Job in der Gesellschaft, wenn wir diesen Job wählen.
Ob wir wollen oder nicht.
Liebe Grüße.