Suizid auf Station

Pille 53

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26.01.2008
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Beruf
Krankenpfleger
Akt. Einsatzbereich
Geschlossene Psychiatrie
Funktion
Praxisanleiter
Hallo!!!
Ich arbeite auf einer geschlossenen Akutstation mit eigentlich 20 Planbetten, aber meistens sind wir eingeschoben!Wir haben alle Krankheitsbilder der Psychiatrie vertreten und Patienten im Alter von 17- open End!
Ich habe jetzt schon drei mal das schlimme Erlebnis gehabt, Patienten nach Suizid zu finden.Alle hatten sich erhängt ( zwei Patienten im Bad des Patientenzimmers und ein Patient im Treppenhaus welches als Notausgang dient).
Wenn ihr auch schon sowas erlebt habt- wie geht ihr damit um?
Wie wurden Personal und Patienten aufgefangen?
Wir hatten Supervision und auch im Team öfter geredet, aber ich habe mich dann doch sehr allein gelassen gefühlt!
Insgesamt wurde das Thema totgeschwiegen!Und von der PDL kam gar nichts!
Wäre interressant, mal andere Umgehensweisen zum Thema zu hören!
Ich danke euch!
 
Hallo Pille!
Habt ihr denn keine Regeln, was die Patienten in den Zimmern aufbewahren dürfen und was nicht? Ich selbst arbeite zwar auf der geschlossenen Gerontopsychiatrie, da ist das mit dem Umsetzen der Suizidalität meist etwas im Hintergrund, aber unsere Nachbarstation ist eine geschlossene Akutpsychiatrie und es hat dort in den letzten 12 Jahren keine Suizide auf Station gegeben. Ich weiß, das war eigentlich nicht deine Frage, aber meine jetzt.....kann dir dadurch leider nicht helfen bei deinem Problem.

 
Hallo Cassiopaia,
doch natürlich haben wir auch diese Regeln.
Suizidale Patienten kommen bei uns ins Überwachungszimmer, wo sie engmaschig beobachtet werden. Bestimmte Sachen werden dann auch abgenommen und eingeschlossen.Alle Regeln aufzuzählen würde jetzt den Rahmen sprengen, aber wir nehmen das Thema sehr ernst!
Bei den 3 Patienten war keine Suizidabsicht zu erkennen, daher wurden auch nicht die entsprechenden Maßnahmen eingeleitet!
 
Hallo Pille,

auch wir hatte vor kurzem den Suicid eines patienten, zwar nicht auf Station, sonde rin dessen Ausgang.
Er war auch nicht als suicidal eingestuft.

Bei uns gibtsleider keine Supervision mehr, nach Privatisierung, und da Angebot de OA wollte ich auch nicht annehmen.
Finde so etwas intern zu " erledigen "nicht gut.

Ich habe mich an einen Pfarrer aus meinem Nachbarort gewandt, von dem ich wußte, das er das Kriseninterventionsteam im Landkreis leitet, und das er auch schon die Helfer des THW betreut hatte, die den Pat. geborgen hatten.
Kann es dir eigentlich nur sehr empfehlen, mir hat es sehr viel gaholfen, und wir treffen uns jetzt auch noch. Da genügt ein Anruf von mir.
Bitte warte nicht so lange damit, es ist wichtig, das du all deine Gedanken mal aussprechen kannst, ohne Wertung.

Ich wünsche dir die Kraft, mit dem erlebten umgehen zu können, und auch negative Gedanken auszusprechen.

lg tochter46
 
hallo tochter 46,
ist eine gute idee.
unsere krankenhauspastorin war kurz bei uns auf der station um mit uns darüber zu sprechen- aber auf meinen eigenen pastor bin ich gar nicht gekommen!
dankeschön!!!
 
Hallo Pille 53,
auch ich hatte schon zweimal das Pech.
Wie sich das bei dir anhört, sind die Sicherheitsmaßnahmen selektiv?
Bei uns sind sie allgemein. Noch dazu haben wir z.B. Duschgestänge mit Magneten an der Decke befestigt und noch so einiges mehr getan.
Aber zum Ausgangspunkt zurück.
Meine Erfahrungen sind die, dass solche Patienten bereits einen festen Vorsatz haben, ihr Leben bilanziert haben und nie darüber reden, um ihr Ziel nicht zu gefährden. Das wäre in der Psychiatrie (und anderswo) ja ganz sicher der Fall.
Auch private Träger sollten Supervision vorhalten! Die ist schon bei ganz anderen Erkrankungen (Borderline,...) geboten. Dass das kein hausinterner Mitarbeiter sein kann, ist ein Gesetz der Supervision.
Bei uns gibt es das Angebot, Gespräche mit den zuständigen Ärzten bis hin zum Chefarzt und natürlich auch mit der PDL zu führen. Ziel ist immer zweierlei:
1. Die Motivation des Patienten klären. (s.o.)
2. Den "Anteil" des Personals klären. (Der ist bei genauer Betrachtung in solchen Fällen wie oben beschrieben gleich null.)

Weiterhin wird geprüft, welche SINNVOLLEN Maßnahmen später verbindlich werden können, um die Risiken einzuschränken.
Es ist auch allen klar, dass der Suizid zur Psychiatrie dazugehört wie (überspitzt gesagt) die Metastase beim Krebs.

MfG
rudi09
 
moin auch,
ich bin mir sicher dessen bewußt das das Risiko einen Ptienten nach Suizid zu finden bei uns extrem hoch ist!
Aber es dann doch ein Schock wenn es passiert!
In dem Moment gar nicht so, die Bilder kommen erst später hoch. Auch als ich dann schon gedacht habe, jetzt bin ich drüber weg- dann kommt der Moment wo man einen Patienten zur Medikamenteneinnahme nicht finden kann und man alle Räume absucht ( Telefonzelle, Raucherraum, Aufenthaltsraum....)!
Und man kommt dann zu den Orten, wo man den suizidierten Patienten gefunden hat- dann ist alles wieder da!
Inzwischen habe ich das ganze besser verarbeitet und ich kann auch problemlos auf unserer Station arbeiten. Mir macht die Arbeit sehr viel Spass und ich genieße die Zusammenarbeit mit den Patienten!
Nach dem ersten Suizid 1998 meinte ich, ich könnte das nicht mehr und habe 2 Wochen in der Inneren hospitiert!Gleich am ersten Tag habe ich meine Arbeit und mein Team total vermisst.
Ich könnte mir nichts anderes als Psychiatrie vorstellen.
Mit vielen Patienten kann man auch offen über die Suizidversuche in der Vergangenheit sprechen. Es bringt viel, wenn man sich in die Lage des Patienten hineinversetzen kann. Und viele Patienten haben auch das Bedürfnis darüber zu reden!
Wir haben intern eine kleine Trauerfeier gemacht mit unserer Patorin. Hier wurde auch deutlich, das viele vom Pflegeteam wütend auf den verstorbenen Patienten waren; gleichzeitig aber auch das Verständnis für ihn da war!
Es ist ein schwieriges Thema, das sehr sensibel behandelt werden muß!
Was für mich auch eine große Frage war: wer fängt die Angehörigen auf?
Unser Chefarzt ist eine Lachnummer,den interessieren nur Statistiken und Zahlen.Die ÖÄ drückt sich wo sie kann und die Stationsärzte sind hoffnungslos überfordert und überlastet.
Wie wurde bei euch die Angehörigenbetreuung gemacht?
 
Hallo Pille,

in dem Fall des Pat. von dem ich oben geschrieben habe, war es so, dass er sich Ausgang genommen hat, bevor ihn seine Frau in die Wochenenderprobung nach Hause holen wollte. ( nicht die erste )

Also war die Frau schon sehr bald auf Station, und wurde mit ihrem Sohn von 14.00 - 21.00 Uhr von uns betreut.
Nach einem Anruf der Schutzpolizei, die Suche werde wegen Dunkelheit eingestellt, wollte sie nach Hause.
Eine Stunde später rief die Kripo an, und teilte uns den Fund eines Mannes mit, auf den die Beschreibung passen könnte.
Die Angehörigen wurden dann von Kripobeamten informiert, die aber sofort einen Notfallseelsorger zugezogen haben, der die Familie bis heute begleitet.


lg tochter46
 
Hallo Tochter 46,
habt ihr jemanden vom Pflegeteam die ganze Zeit abgestellt, oder waren Ärzte und Psychologen da?
Wir könnte das bei uns wahrscheinlich gar nicht leisten, jemanden so lange für die Betreuung abzustellen!!

Liebe Grüße
Pille 53
 
Hallo Pille,

wir hatten das " Glück ", das es am Wochenende war, viele Patienten waren in Wochenenderprobung, und unsere Stationsleitung, hat ihren Frühdienst verlängert.
Die diensthabende Ärztin stand auch nur bedingt zur Verfügung, da sie ja für das ganze Haus zuständig ist.
Unser Oberarzt kam erst dazu, als der erste Anruf der Kripo am Abend kam, und ein Psychologe war auch nicht vor Ort.
Im normalen Stationsbetrieb könnten wir das auch nicht abdecken, dafür sind wir zu knapp besetzt, wie ihr sicher auch.

lg tochter 46
 

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