Spürt ein Mensch wenn er gehen muss?

Ich habe Kollegen, die sich neben Sterbende stellen, wenn keine Angehörigen dabei sind und den Sterbenden den Kopf streicheln und behaupten, daß die Leute das so wollten, um zu spüren, daß sie nicht allein sein.
Ich wollte das nicht und andere bestimmt auch nicht, aber Du überzeugst keinen, der glaubt, daß das so sei und Du überzeugst auch keinen, der glaubt, daß das nahende Lebensende (nicht) bemerkt wird.06.01.2006 13:03

Entschuldigung I.R.Rigator, aber verstehe ich es richtig, dass du es für besser hälst, draußen zu warten bis der Patient tot ist??
Viele Patienten haben Angst vor dem Tod und wünschen es auch nicht alleine zu sein (leider ist es nicht immer möglich die Angehörigen zu erreichen, so dass sie dann bei dem Patienten sind) und wenn kein anderer da ist, was spricht dagegen, den Pat. zu begleiten??

Sorry, bin etwas geschockt, über diese Aussage.

Lindarina
 
meiner meinung nach... kurz und knapp... ja... ich denke ein mensch weiß wenn sein ende gekommen ist.... ob er es wahrhaben will ist ein anderes Thema
 
Nein, Lindarina, so meinte ich es nicht.
Was ich sagen wollte: Meist weißt Du nicht, ob jemand allein sterben will oder nicht.
Läßt Du ihn allein, kann es falsch sein. Läßt Du ihn nicht allein, kann es auch falsch sein.
Allerdings bin ich der Überzeugung, daß ich nicht einem Patienten, der ja für mich durchaus ein Fremder ist, in der Sterbephase ungefragt innigen Körperkontakt geben möchte.
Bestimmt bin ich nicht der einzige, der nicht Sekunden vor seinem irdischen Ende "befummelt" werden möchte. Und als solches sehe ich das Streicheln des Kopfes, das Auf-die-Bettkante-setzen, das Hand-halten, das viele Kollegen so gut finden, weil sie überzeugt sind, daß der Sterbende dies wünscht.
Aber ich gebe zu, daß ich nicht weiß, ob er es nicht will.
 
Ich war 16 Jahre, gerade 4 Wochen in der Schwesternausbildung (vor 38 Jahren) und auf einer Inneren Privatstation.Es kam eine junge Patientin 19 Jahre mit Leukämie für 2 Tage zum Auftransfundieren, sie war trotz ihrer Krankheit ein lustiger aufgeschlossener Mensch.Am Tag nach ihrer Aufnahme war ich in ihrem Zimmer um Nachttischen abzuwischen. Als ich fertig war und gehen wollte sagte sie plötzlich:Bleib bitte da, hörst du nicht, ich werde gerufen. Ich dachte die spinnt und sagte ich muß jetzt mit Essen austeilen! sie bat mich nochmal, bleib da, ich werde gerufen und muß gehen. Ich reagierte einfach nichtmehr und ging.1/2 Stunde später ging ich wieder zu ihr (Einzelzimmer) da lag sie im Bett und reagierte nichtmehr. Ich rannte zu meiner Stationsschweste, sie kam mit und sagte:Sie ist tod.Ich bekam einen Weinkrampf und unsere Stationsschwester sowie der Chefarzt kümmerten sich um mich, sie meinten nur, man mußte damit rechnen. Ich verstand die Welt nichtmehr.Es war für mich das erste Erlebnis mit dem Tod. Ich habe so noch einiges erlebt und weiß ganz genau, dass ein Mensch weiss, wann er gehen muss, nur jeder drückt es anders aus.Seitdem höre ich einem Sterbenden sehr genau zu wenn er was will und werde niemehr sagen ich gehe jetzt
 
Hi,
warum sollte der Mensch es nicht spüren, wenn selbst Tiere es merke und sich zurückziehen.
Ich arbeite in einem kath. Krankenhaus in dem sehr viel Wert daraufgelegt wird die Patienten auf ihrem letzten Weg zu begleiten. Ist es einem aus dem Pflegeteam aus Zeit o. manchmal auch aus pers. Gründen nicht möglich findet sich immer ein anderer. Sei es jetzt unser Seelsorger o. eine Ordensschwester aus dem Konvent. Für mich als gläubiger Christ ist es immer wichtig mit dem Pat. Abschied zunehmen auch wenn es in meiner Abt. (Unfallnotaufnahme u. Chir. Amb.) nicht so häufig vorkommt.
 
Ich habe oft erlebt, dass Menschen die im sterben liegen, einen starken Kampf mit sich ausfechten, weil sie sich noch nicht von allen Angehörigen verabschiedet haben oder so lange warten bis sie allein sind. Und ich finde man sieht in den Gesichtern, wenn sie zufrieden eingeschlafen sind oder wenn sie noch nicht bereit dafür waren.
Ich denke ich werde auch einmal eine einsame Minute ausnutzen...weil ich eine solche Situation meinen Angehörigen nicht antuen möchte, weil ich glaube, dass ich auch nicht dabei sein könnte, wenn einer meiner liebsten stirbt...
 
Hi an alle,
ich kann die Bücher von Elisabeth Kübler Roos sehr empfehlen, sie haben mir sehr im beruflichen und privaten Bereich geholfen mit dem Themen Sterben, Tod und Trauer umzugehen.
Elisabeth Kübler-Ross

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Elisabeth Kübler-Ross (* 8. Juli 1926 in Zürich; † 24. August 2004 in Scottsdale, Arizona) war eine schweizerisch-US-amerikanische Psychiaterin. Sie befasste sich mit dem Tod und dem Umgang mit Sterbenden, mit Trauer und Trauerarbeit.
Ansonsten gibt es für die Saarländer o. Saarland nahen noch zwei gute Adressse:
Klaus Auernhammer
Hospiz
St. Michaels Krankenhaus
Kühlweinstr. 103
66333 Völklingen
06898 / 170

ausserdem

Fr. Penkhuis
Edith Stein Akademie
Waldbreitbacher Franziskanerinnen
Marienhaus
56588 Glockscheid
02638 / 810
Veranstaltungen von sog. Sterbeseminaren
 
Im Laufe meiner langjährigen Arbeit, vor allem in der ambulanten Pflege, ist es mir schon einige Male passiert, dass Patienten sich von mir verabschiedet haben wenn ich ein paar Tage frei hatte. Am Anfang meiner beruflichen Laufbahn habe ich es noch für Zufall gehalten, oder wollte es nicht so wirklich wahrhaben.

Aber mittlerweile weiß ich, dass man Äußerungen von Patienten im Hinblick auf ihren Tod absolut ernst nehmen sollte. Vor allem die Patienten, die ruhig und friedlich vor sich hingelebt (oder auch vegetiert) haben, mit allem zufrieden waren, dankbar für jede Hilfe waren, diese Patienten scheinen ganz genau zu spüren, wann sie diese Welt verlassen. Sie wollen das auch, der Tod ist das Ziel, dass sie sich in der Regel schon länger herbeiwünschen.
 
Hallo!
Ich bin mir ziemlich sicher, daß ein Mensch spürt, wenn er gehen muß! Meine Mum ist vor 2 Jahren gestorben, und bei ihr wußte ich, daß sie es gespürt hat! Sie hat meine Hand gehalten und mich nocheinmal angelächelt, dann ist sie friedlich eingeschlafen!!
:cry1: Gruß Peanut
 
Ich glaube auch, dass ein Mensch es spürt, wenn er gehen muss. Und ich glaube auch, dass er geht, wenn er bereit dazu ist. Mein Cousin ist in sehr jungen Jahren nach schwerer Krankheit gestorben. Es war einmal fast so weit, aber er hat sich noch einmal berappelt. Es war, als war er da noch nicht bereit dazu. Auch wenn ich es nicht wissenschaftlich belegen kann, ich glaube es.
 
Bei uns auf Station ist kürzlich eine Patientin an ihrem Geburtstag verstorben. Es war abzusehen, dass sie keine lange Lebenserwartung mehr hat, aber das es dann doch so plötzlich geht, hat man nicht erwartet. Die Frau hatte am Tag noch viel Besuch von ihren Angehörigen und als am Abend alle weg waren, ist sie ganz friedlich eingeschlafen, als ob sie auf ihren Geburtstag gewartet hat, um sich noch von allen zu verabschieden....
 
thinkpink schrieb:
Ich habe oft erlebt das Patienten, die im sterben liegen, solange nicht sterben, bis sie sich von ihren Angehörigen verabschiedet haben.
JA...so habe ich es selbst in meiner Familie erlebt... :|
...obwohl sie hohes Fieber hatte...
...kaum ansprechbar war...
...sie hat gespürt, das alle nochmal da waren...bei ihr...
...um sich noch mal zu sehen...
...dann starb sie...in Frieden sich von allen verabschiedet zu haben... :cry:
 
Hallo.Denke auch,das ein Mensch den Tod spürt und er auch irgendwie beeinflusst,wenn es abzusehen ist.Gerade der Abschied scheint vielen sehr wichtig zu sein.Selbst den Menschen,die ihren Tod bewusst planen.Wie oft sind riesige Lücken da,bei einem plötzlichen Unfall mit Todesfolge.Habe viele Situationen gesehen,wo das zutrifft.Einer Pat.war sehr wichtig mit mir zu beten und kurz drauf,verstarb sie.Sie hatte keinen Kontakt zu Angehörigen,doch auch sie,hatte ich das Gefühl,brauchte einen Abschied.Aber wie viele schon sagen,man wird es so nie herausfinden und wissen können.Was vermutlich zählt,ist in diesen Momenten wohl das Feingefühl.....
 
Hallo

auch ich habe viele bew.gehen sehen...und kann sagen...sie warten sehr oft bis die sonne aufgeht...auch wenn jetzt einige sich an die stirn klopfen...es ist so...und viele können nicht allein einschlafen...sie haben angst,sie krallen sich an dir fest...wollen deine hand spüren(sofern sie allein sind..also keine angehörigen da sind)sie wollen beten...vorgelesen haben.....wollen dir noch etwas mitteilen..egal ob per wort oder mit den augen.....ich bin jetzt seit fast 13 jahren in der ap....immer stationär...und beschäftige mich sehr mit dem thema tod..sterben....habe vor demnächst hier in HH ein hospizbegleitungssemi. mitzumachen,welches aber erst im feb.nächsten jahres losgeht....

Lg Tini:flowerpower:
 
Das habe ich auch schon oft in acht Jahren Altenpflege erlebt, das Bewohner noch so lange gelebt haben, bis endlich der lang ersehnte Angehörige zum Abschied vorbei kam und sie dann Seelenruhig einschlafen konnten.
Ich denke schon das man fühlen kann, wann die Zeit für einen gekommen ist. Denke das muß auch ein recht beruhigendes Gefühl sein, habe noch keinen alten Menschen erlebt der Angst vor dem Tod hatte.
 
Ich ´weiss nicht ob es ein Mensch spürt,dass er gehen wird vor allem wenn er noch voll im Leben steht.
Aber ich habe in meiner Familie 2 Beispiele,die zeigen,dass zumindest gewisse Vorahnungen dasein müssen.
Mein Opa z.B.liess sich nie fotographieren.Wir haben von ihm keine Photos, ausser von einem Tag. An dem Tag fuhren wir nach einem längeren Besuch zurück nach Hause (ca 700km) und bevor wir abfuhren bestand er auf eine Photosession mit der gesamten Familie. Als wir nach 8 Stunden Fahrt zuhause ankamen stand meine zweite Oma vor der Tür und sagte uns ,dass mein Opa tot sei.Schlaganfall!
Genau diese Oma bestand wenige Jahre später auf Teufel komm raus,dass wir statt Ostermontag noch Sonntag abends vorbeikommen sollten.Nach langer Debatte liessen sich meine Eltern darauf ein.
Am nächsten morgen um halb 8 klingelte das Telefon.Meine Oma war tot.
Deshalb glaube ich schon,dass man zumindest gewisse Vorahnungen hat oder zumindest haben kann.
 
Hallo Kathrin!

Ich denke schon das einige Menschen genau wissen,dass deren Zeit gekommen ist.Zum Beispiel mein Urgroßvater,er zog sich eines Abends zum schlafengehen seinen besten Anzug an und verstarb in dieser Nacht.Er muß genau gewußt haben,dass seine Zeit in dieser Nacht kommen würde,naja und in der Pflege passieren auch die außergewöhnlichsten Sachen.Seither glaube ich,dass es Menschen gibt die spüren das deren Zeit gekommen ist.
Da hast du dir echt ein spannendes Thema ausgesucht,ich könnte Stunden darüber schnacken.
Lieben Gruß,Fritzi.
 
Hallo,
es gibt so vieles was man sich mit worten nicht erklärt. Ich habe das bei uns auf der Intensiv auch schon erlebt. aber ich glaube manchmal haben wir auch als Pflegekräfte so ein Vorgefühl, oder? Ich hatte mal eine junge Pat. mit Aortendissektion, die sollt noch am selben tag operiert werden, normalerweise darf dann kein Besuch rein und Kinder schon gar nicht. aber irgendwas hatte mich veranlässt den OA zubitten es doch zuerlaube, Kinder und mann waren drinnen , alles war ganz ruhig, kein RR anstieg nix, als die Fam. weg war wollte ich in den OP losfahren, sie schloss die Augen und war nicht mehr ansprechbar, sofort kam ein Dr.etc, aber eine Aortenruptur, da hat mein keine chance, diese frau verstarb, 10 min. später.
und manchmal fühlen es Angehörige auch.
wenn Pat vom eigenen Tod sprechen, wird mir ganz anders, weil ich schon oft erlebt habe, das ihre Vorahnungen stimmten
Liebe grüsse
 
Hi ihr alle,
ich bin der Meinung das wir spüren, wenn unsere zeit gekommen ist zu gehen. Habe es 2 mal im Familienkreis erlebt. Meine Oma(2004) hat z. B. uns nie umarmt, wenn wir gegangen sind und an diesen Tag hat sie es getan und gefragt, ob alles okay sei. Sie hat sich richtig verabschiedet. Als wir gegangen sind habe ich meine Mutter angerufen, dass oma nicht mehr viel Zeit hat. Sie solle ihre mutti nochmal besuchen, was ie den nächsten Tag auch tat. Tatsächlich, was mir immer noch sehr weh tut, verstarb sie 3 Tage später. Bei meinem Opa(1993) war es so, er verabschiedete sich bei meiner Oma sehr intensiv. Wir enkel waren noch zu klein. Aber im Auto sagten wir uns gegenseitig, dass es das letzte Mal gewesen sei, dass wir unseren opa gesehen haben und den nächsten Tag, als wir von der Schule kamen, war opa tot.
Bei vielen Patienten ist das bestimmt genauso. Wenn wir Pat. eine Zeit lang pflegen und versorgen, spüren wir genauso das deren Zeit irgendwann gekommen ist und die lassen das uns spüren, das der Abschied nicht weit weg ist.
 
ich bin der meinung das die sterbenden es merken, genauso wie enge angehörige, ich wusste das meine mutter stirbt ich hatte es ca 3 tage vorher in meinem bauch so gefühl, genauso wie mein freund wusste das am nächsten tag seine oma sterben wird und genauso war es auch. ich denke das ist instinkt. es ist ein komisches gefühl finde ich.

dani
 

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