Jüngst im Nachtdienst in der Notaufnahme:
Eine 89 jährige Dame, Daheim in der Dusche gestürzt und sich bei diesem Unglück eine distale Femurschaftfraktur rechts zugezogen (das Kniegelenk blieb, Glück um Unglück, unverletzt und stabil). Vom Notarzt mit Analgesie präklinisch versorgt, von uns bedarfsgerecht fortgeführt. Die Dame wirkte (abzüglich der BTM-Analgesie) geistig voll orientiert und bis zum Sturz war sie wohl auch soweit körperlich fit und mit ihrem Ehemann zusammen komplett selbstversorgend.
Ich schilderte ihr, nachdem die Röntgenbilder gesichtet waren und ihr Bein schmerzfrei positioniert war, was passiert ist und das sie in ihrem Interesse wohl nicht um eine Operation herumkommen wird. Sie erschrak natürlich über den Bruch am Oberschenkel, die notwendige OP und meinte sofort (zuvor erwähnte sie folgenden Spruch auch schon ein paar mal):
"
Mein Gott, das gibt es doch nicht! Gebt mir doch einfach eine Spritze und gut ist!"
Ich: "Nein, Frau XXX, des können wir nicht machen - des ist nicht unser Geschäft hier im Krankenhaus."
Sie, sichtlich erstaunt: "Ach, was ist den euer Geschäft hier?"
Ich: "Na, in ihrem Fall zum Beispiel das Wiederherstellen von Verletzten, dass Sie weitestgehendst wieder selbst zurecht kommen."
Sie: "Achwas, was wollt ihr den mit mir
altem Weib noch anfangen?!"
Ich, trocken: "Naja, viele Leute zahlen viel Geld um ihre Antiquitäten wieder schön herrichten zu lassen. Warum sollte man da an Ihnen sparen?"
Sie lachend: "Ach ja, da fällt mir jetzt auch nichts mehr drauf ein."
(das Gesprächsprotokoll ist bedingt vom ursprünglichen Dialekt befreit)
Als ich mich später, bei der Übergabe an die Station, von Fr. XXX verabschiedete und ihr sagte, dass ich nun nicht mehr für sie zuständig sei, sondern eben die Kollegin von Station, merkte ich ihr ein aufrichtiges Bedauern darüber an. - So bedauerlich das für die Patientin in diesem Moment gewesen sein mag, als "Meßwert" / Indikator betrachtet, ob einem die Pflege bei diesem Menschen gelungen ist, gibt es mir ein äußerst motivierendes, zufriedenstellendes Gefühl für meinen Job.
[Edit:] Achja, vorläufiges Happyend der Geschichte: Die Frau ist mittlerweile erfolgreich operiert und geht bald auf Reha.