Eine bestimmte Religionszugehörigkeit als Voraussetzung für eine Stelle halte ich für absolut antiquiert und überflüssig. Ich kann mich den Anderen nur anschließen: für mich ist eine qualifizierte Pflegekraft von viel größerer Bedeutung als eine Pflegekraft, die -überspitzt gesagt- nur einen Taufschein besitzt. Auch wenn man für sich nicht der Kirche angehören will, heißt dies ja nicht, dass man sich -mit etwas Empathie- nicht in einen Menschen mit christlichem Glauben hinein versetzen und diesen auch psychisch unterstützen kann. Desweiteren müssen ja auch in einem christlich geprägten KH Patienten mit anderer Glaubensorientierung behandelt werden, wobei dieser Transfer auch von den "getauften" Schwestern bewältigt werden muss.
Ich habe dieses veraltete Denken selbst erfahren als ich mich an einem katholischen KH beworben habe. Ich bin nicht getauft, allerdings war meine Erziehung durchaus christlich geprägt. Letztendlich wollten meine Eltern mir die Chance gewähren über meinen Glauben selbst bestimmen zu können, was ich auch für richtig halte. Denn wenn man sich so umschaut gibt es doch sehr viele Menschen MiT Taufschein, die außer mit ihrem Kirchensteuerbeitrag nichts mit ihrer Konfession zu tun haben.
Beim Vorstellungsgespräch durfte ich dann der Schuldirektorin, die auch gleichzeitig eine Ordensschwester ist, Fragen beantworten wie:
"Können sie sich vorstellen sich taufen zu lassen?""Welcher Konfession gehören ihre Eltern an?""Wissen Sie, dass sie ohne getauft zu sein nie eine Führungsposition in diesem KH erlangen können?"...
Ich war sprachlos, diese "Offenheit" und Engstirnigkeit hat mich wirklich schockiert. Ich kam mir vor wie im Mittelalter... Kann es wirklich sein, dass eine Gläubige von jemandem indirekt verlangt sich taufen zu lassen auf Grund eines Jobangebots? Obwohl sie weiß,dass diese Person eventuell dann immer noch nicht mit den Kerngedanken dieser Religion übereinstimmt?
Das kommt ja fast dem Kauf eines Ablassbriefes gleich.
Irgendwie widerspricht das meiner Meinung nach der wahren Auffassung von christlicher Religion...
Sollte eine Entscheidung zu einer bestimmten Glaubensrichtung so leichtfällig gefällt werden ?!
Und was um alles in der Welt hat die Konfession meiner Eltern mit meiner Berufsqualifikation zu tun? Man muss sich schon vor Augen halten, dass ich mich schließlich um eine Stelle als Gesundheits- und Krankenpflegerin bewarb und nicht um ein Pfarramt.
Wirklich interessant fand ich auch ihre Aussage, dass sie meinte sie würde Acht darauf geben nur ein bis zwei Konfessionslose in einem Ausbildungskurs zu haben. Oder das Angehörige einer christlichen Freikirche auch als konfessionslos eingestuft wurden -.- ...
Kurzum ich habe die Stelle zwar bekommen, aber nach diesem Ereignis dankend abgelehnt.