Private Pflegekraft und Behandlungspflege

Annasusanna

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04.08.2009
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Hallo zusammen,

ich hoffe, ihr könnt mir helfen, auch wenn ich keine Krankenschwester bin.

Wir haben folgendes Problem:
Mein Vater ist seit fast 7 Jahren ein Schwerstpflegefall mit Pfl.St. III mit zusätzlichen Betreuungsleistungen. Er kann:
- nicht sprechen
- nicht richtig schlucken
- ist einseitig gelähmt
- nicht essen
- muss ständig aus dem Rachenraum abgesaugt werden
- erhält Sondennahrung
- hat zeitweise ein Parkinson-Syndrom, hervorgerufen durch Haloperidol
- hat Schlafstörungen

Meine Mutter pflegt ihn seit 6,5 Jahren zu Hause. Nun ist sie selbst erkrankt und braucht Unterstützung bei der Pflege. Ich kann ihr kaum helfen da ich selbst behindert bin und ein Kind zu versorgen habe.

Nun haben wir vor 4 Monaten die Kostenübernahme für eine stundenweise Verhinderungspflege beantragt. Von der Pflegekasse wurden diese Leistungen in diesem Jahr schon voll erbracht. Wir haben Hilfe zur Pflege beim Sozialamt beantragt. Mein Vater bekommt Rente und Grundsicherung, meine Mutter ALGII. Aus eigenen Mitteln, auch mit dem Pflegegeld, kann diese Verhinderungspflege nicht finanziert werden.

Es ist bisher keine Lösung in Sicht. Zwar hat die Verhinderungspflege schon während dem Urlaub meiner Mutter stattgefunden und das Sozialamt hat einen Teil bewilligt, jedoch wurden Zeiten für Behandlungspflege abgezogen sowie für diese Tage das volle Pflegegeld, obwohl die Pflegerin nur 7 Stunden da war. Die restliche Zeit habe ich übernommen, da meine Mutter meinen Sohn mit im Urlaub hatte. Ich habe auch die Medikation ausgeführt. Das Sozialamt hält das ständige Absaugen aus dem Rachenraum zur Pneumonieprophylaxe für eine Behandlungspflege. Diese kann unsere Pflegekraft aber garnicht abrechnen, weil sie keinen Versorgungsvertrag mit der Krankenkasse hat.

Gibt es hier jemanden, der uns Tipps geben könnte, wie zukünftig eine stundenweise Verhinderungspflege durchführbar und finanzierbar wäre? Ein ambulanter Pflegedienst steht uns für diesen langen Zeitraum nicht zur Verfügung und wäre auch zu teuer. DAs würde das Sozialamt sicher nicht bezahlen.

Wir wissen nicht mehr weiter, müssen ständig neue Fragen des Sozialamtes beantworten. Das ganze zieht sich schon so lange hin und uns fehlt langsam die Kraft weiterzukämpfen. Überall sagt man uns nur "zahlen wir nicht".

Eine Heimunterbringung kommt nicht in Frage, da wir das schon mehrfach als Kurzzeitpflege probiert haben. Dort ist eine ausreichende Versorgung nicht gewährleistet in diesem schweren Fall. Eine Pneumonie wäre vorprogrammiert. Unsere Erfahrungen sind einfach zu schlecht.

Vielen Dank für Eure Hilfe.

LG Annasusanna
 
Hallo Annasusanna,
ich muss mal eine Nacht über das Gesamtproblem schlafen.

Vorab:
Grundsätzlich muss das Sozialamt (gerade wenn es schon einen Leistungsanspruch gibt) auch die Kosten für professionelle Pflege, also z.B. durch einen ambulanten Pflegedienst übernehmen. Nachzuweisen ist der Anspruch z.B. via Pflegetagebuch, MDK-Gutachten (ggf. einfach einen Höherstufungsantrag stellen). Am besten ihr holt Euch auch einen Pflegedienst mit ins Boot, der eine sehr konkrete Pflegeplanung erstellt (und fürs Amt auch noch einen Kostenvoranschlag über die pflegerischen Leistungen inkl. Behandlungspflege, ggf. auch über die hauswirtschaftliche Versorgung, sofern sie den Pflegebedürftigen betrifft). Ggf. auch einen Pflegesachverständigen hinzuziehen.
Gibt es in Eurer Region einen Pflegestützpunkt ?
Ist der Hausarzt bereit, alle (!) erforderlichen Leistungen der Behandlungspflege zu verordnen ?

Thema Verhinderungspflege: Streichen des Pflegegeldes zugunsten der Verh.pflege ist rechtens; eigentlich erst bei 8 h täglich, jedoch entspricht der Sachleistungsanspruch bei PST III sowieso der Höhe der Leistungen bei Verhinderungspflege. Der Grundsatz der dahintersteckt ist klar: Pflegegeld dient nicht zum Bestreiten des Lebensunterhaltes, obwohl es in der Realität verständlicherweise oft so ist. D.h.: wird eine Ersatzperson oder ein professioneller Leistungserbringer finanziert, ist das Pflegegeld ja "unnötig".

Ich habe noch eine Frage: wie nutzt ihr die Betreuungsleistungen? Sollten diese noch unangetastet sein (können ins Folgehalbjahr übertragen werden), kann man hier ggf. noch stundenweise Zeiträume abdecken (allerdings nicht in Kombination mit Pflegeleistungen, aber das ist ja ein anderes Thema).

LG, Persephone
 
Das ist natürlich ziemlich verzwickt.....alsomein Tip überlegt euch evtl. doch einen Pflegedienst einzuschalten oder wenigstens ein Angebot einzuholen. vor allem sollten die Dienste um weiten bessere Erfahrungen mit dem Sozialamt der KK und dem Hausarzt verfügen wo man was beantragen usw. könnte, aber in dem Fall könnt ihr davon ausgehen das vom Pflegegeld nichts übrig bleibt aber in dem Zustand deines Vaters kann man an diesem Punkt nicht sparen.
Eine private Pflege mag sicherlich angenehmer und auch zeitlich einfach viel besser ins Bild passen aber dort sind halt wie du auch selber schreibst bestimmte Dinge nicht machbar.

Übrigens endet auch die stundenweise Verhinderungspflege auch mal! und dann?

Überlegt es euch und holt euch Informationen von Stationen oder noch besser Pflegestützpunkten!!

ich wünsche euch alles gute das sich diese Situation schnell und vor allem gut klärt!
 
Guten Morgen,
ich würde Euch auch raten, einen Pflegedienst zu suchen, der Euch hilft.
Ich kenne einige Fälle, woDas so kombiniert wird, das der Pflegedienst zweimal täglich kommt und den Rest macht die Familie selbst. Und die Ämter bezahlen das.
Und welche Pflegestufe hat Dein Vater? Ggf. eine Höherstufung beantragen, ist da wirklich keine schlechte Idee.
Das Sozialamt kann unter Um´ständen auch wasdazu bezahlen, naja und diverse Befreiungen (Rundfunk) wären ja auch noch möglich.
LG
 
Hallo,

erst einmal vielen Dank für Eure Antworten.

Einen Pflegestützpunkt haben wir hier leider nicht. Und wir hatten auch schon Kontakt mit allen hier ansässigen Pflegediensten Kontakt aufgenommen. Man hat uns auch z.T. Angebote unterbreitet, aber gleich dazu gesagt, dass zu der damals relevanten Zeit (Pfingsten) knapp Personal da ist und sie niemanden für 7 Stunden hierher abstellen können. Das Absaugen extra erledigen zu lassen ging ja auch nicht da dies ständig gemacht werden muss, je nachdem wie oft mein Vater husten muss. Das muß also von der anwesenden Pflegekraft gemacht werden. Selbst wenn ich es tagsüber gemacht hätte und die restliche Pflege von der Pflegekraft, hätte das Sozialamt hierfür die Zeit abgezogen, somit dann nur 5 Stunden gezahlt.

Mein Vater hat Pflegestufe 3 zusätzlich seit Anfang des Jahres mit zusätzlichen Betreuungsleistungen. Die sind noch nicht angetastet. Hier wird aber nur ein FuD bezahlt, der aber fachlich für diesen schweren Fall nicht geeignet ist. Wurde uns so bestätigt.

Ein Gutachter vom Gesundheitsamt war da, hat auch festgestellt dass ein sehr großer Betreuungs- und Pflegeaufwand besteht. Er hätte bisher nur ganz wenige Fälle gesehen, wo jemand in diesem Zustand zu Hause gepflegt wird. Er hatte volles Verständnis für den Hilferuf meiner Mutter, jedoch stellt sich das Sozialamt trotzdem quer und will die Behandlungspflege von der Krankenkasse erstattet haben, was aber laut KK nicht geht. Wir drehen uns im Kreis und jeder schiebt dem anderen den schwarzen Peter zu.

Wir brauchen das Pflegegeld für so viele Dinge die bezahlt werden müssen. Es gibt so viel Medikamente und andere Dinge für die Pflege, die man selbst zahlen muss. Wir haben auch Kosten für ein Auto, welches rollstuhlgerecht umgebaut ist. Das habe ich gekauft, kann aber die laufenden Kosten nicht auch noch tragen. So können wir meinem Vater wenigstens ein bißchen Teilhabe an der Gesellschaft und dem Familienleben ermöglichen. Nur allein von Hartz IV kann man das nicht zahlen.

Vielen Dank für Eure Hilfe.

LG Annasusanna
 
Großen Respekt von meiner Seite für Euch!
Pflege auch in meiner "Freizeit" 2 Familienangehörige, allerdings in deutlich besserem Allgemeinzustand, bin oft mit den Nerven am Ende, obwohl wir keine so großen Probleme mit den Finanzen haben...!

Was hältst du davon an die Öffentlichkeit zu geheni? Stiftungen anzuschreiben, Spendeninitiative gründen?! Lokaler Fernsehsender?!

Ansonsten wäre es evtl noch eine Möglichkeit an einen Intensivpflegedienst heranzutreten...
Wo lebt Ihr? In Bayern zufällig?! (PN an mich, evtl kenne ich jemanden, vielleicht auch einen Freiberufler der das übernehmen könnte,zumindest in Bayern)
 
Der Knackpunkt scheint zu sein, dass hier eine kontinuierliche Anwesenheit der Pflegekraft- ähnlich den Intensivpflegediensten- gewünscht wird.

Welche Voraussetzungen bedarf es einen offensichtlich spontan atmenden, aber aspirationsgefährdeten Pat. so einzustufen, dass dieser Wunsch realisierbar ist? Die Pflegestufe III reicht offensichtlich nicht für die Erfüllung der Forderungen aus.
Und mit wieviel Kosten muss die Familie in jedem Falle trotzdem rechnen- Maximum- Minimum?
Wo gibt es noch Möglichkeiten, Geld für die gewünschte Pflegeform zu bekommen?

Elisabeth
 
Und wir hatten auch schon Kontakt mit allen hier ansässigen Pflegediensten Kontakt aufgenommen. Man hat uns auch z.T. Angebote unterbreitet, aber gleich dazu gesagt, dass zu der damals relevanten Zeit (Pfingsten) knapp Personal da ist und sie niemanden für 7 Stunden hierher abstellen können.
Das dürfte ein häufiges Problem sein; die brauchen i.d.R. eine gewisse Vorlaufzeit und möglichst auch eine Kostenzusage, da dann Personal eingestellt werden muss.
Das Absaugen extra erledigen zu lassen ging ja auch nicht da dies ständig gemacht werden muss, je nachdem wie oft mein Vater husten muss. Das muß also von der anwesenden Pflegekraft gemacht werden. Selbst wenn ich es tagsüber gemacht hätte und die restliche Pflege von der Pflegekraft, hätte das Sozialamt hierfür die Zeit abgezogen, somit dann nur 5 Stunden gezahlt.
Ja, weil Behandlungspflege sowohl von der KK wie auch dem Sozialamt nur an professionelle Leistungserbringer gezahlt würde. D.h. hätte ein PD eine Pflegekraft zur Verfügung gestellt, hätte die Behandlungspflege im erforderlichen Umfang erstattet werden können.
Mein Vater hat Pflegestufe 3 zusätzlich seit Anfang des Jahres mit zusätzlichen Betreuungsleistungen. Die sind noch nicht angetastet. Hier wird aber nur ein FuD bezahlt, der aber fachlich für diesen schweren Fall nicht geeignet ist. Wurde uns so bestätigt.
FuD oder z.B. ein ambulanter PD, der einen Vertrag über Betreuungsleistungen hat. Die Betreuungsleistungen dürfen nur nicht anstelle von Grundpflege erbracht werden.

Ein Gutachter vom Gesundheitsamt war da, hat auch festgestellt dass ein sehr großer Betreuungs- und Pflegeaufwand besteht. Er hätte bisher nur ganz wenige Fälle gesehen, wo jemand in diesem Zustand zu Hause gepflegt wird. Er hatte volles Verständnis für den Hilferuf meiner Mutter, jedoch stellt sich das Sozialamt trotzdem quer und will die Behandlungspflege von der Krankenkasse erstattet haben, was aber laut KK nicht geht. Wir drehen uns im Kreis und jeder schiebt dem anderen den schwarzen Peter zu.
s.o. Wenn die lokalen Dienste nicht wollen: Intensivpflegedienste ansprechen.
Wir brauchen das Pflegegeld für so viele Dinge die bezahlt werden müssen. Es gibt so viel Medikamente und andere Dinge für die Pflege, die man selbst zahlen muss. Wir haben auch Kosten für ein Auto, welches rollstuhlgerecht umgebaut ist. Das habe ich gekauft, kann aber die laufenden Kosten nicht auch noch tragen. So können wir meinem Vater wenigstens ein bißchen Teilhabe an der Gesellschaft und dem Familienleben ermöglichen. Nur allein von Hartz IV kann man das nicht zahlen.

Hmm, das kann ich menschlich verstehen, aber der Grundsatz ist (vereinfacht): entweder privat oder professionell oder kombiniert.
Höherstufung: Härtefall beantragen
Medikamente/Praxisgebühr/Hilfsmittel, etc.: Zuzahlungsbefreiung - wenn nicht vorhanden: beantragen, geht auch rückwirkend.
Auto: Steuerbefreiung beantragen; der PkW dient der Haushaltsführung des Betroffenen; dieser hat mit Sicherheit eine anerkannte Schwerbehinderung mit außergewöhnlicher Gehbehinderung, Begleitperson erforderlich, etc. pp.
(natürlich bleiben noch Vers. und laufende Kosten, aber immerhin).
Zum Verbrauch bestimmte Pflegehilfsmittel: in Höhe von 31 € mtl. - ausschöpfen
Haushaltshilfe
: hat der Gutachter einen erhöhten hauswirtschaftlichen Bedarf festgestellt ?
Hilfen zur Wiedereingliederung: dies können z.B. auch besondere Hilfsmittel/Maßnahmen sein; muss im Einzelfall beantragt und begründet werden (Anwalt mit Erfahrung im Sozialrecht konsultieren, ggf. lokalen Sozialverband, z.B. VdK kontaktieren)
Falls 24-h-Versorgung angestrebt wird: Verordnung für spezielle Krankenbeobachtung über den entspr. Zeitraum - dies aber bitte immer nur in Absprache mit Intensivpflegedienst oder Anwalt mit Erfahrung (und kooperierendem PD), sonst kommt die Ablehnung gleich per Fax ins Haus.

Bei allen von mir vorgeschlagenen, denkbaren Versorgungsformen bleibt kein Pflegegeld übrig. Ich habe schon solche Fälle begutachtet, organisiert und betreut und Rund-um-Versorgungen ohne private Zuzahlung erreicht; jedoch nie den Fall gehabt, das dann Pflegegeld übrig blieb.

Bei kombinierten Lösungen (privat/professionell) in solchen Fällen, wurden dann bestimmte Verrichtungen durch Angehörige übernommen, z.B. Positionswechsel, Absaugen, Anreichen von Nahrung, ggf. nach Schulungsphase; die *schweren* Verrichtungen wurden dann vom Pflegedienst gemacht (wie auch Behandlungspflege wie z.B. Kanülenwechsel, Med.gabe, Verbandswechsel). Dann bleibt ggf. auch ein Restbetrag vom Pflegegeld übrig; insbesondere bei der Anerkennung eines Härtefalls.

Aber vll. hat ja hier jemand noch andere Erfahrungen und kann mit besseren Vorschlägen aufwarten.

LG, Persephone
 
Wir brauchen das Pflegegeld für so viele Dinge die bezahlt werden müssen. Es gibt so viel Medikamente und andere Dinge für die Pflege, die man selbst zahlen muss. Wir haben auch Kosten für ein Auto, welches rollstuhlgerecht umgebaut ist. Das habe ich gekauft, kann aber die laufenden Kosten nicht auch noch tragen. So können wir meinem Vater wenigstens ein bißchen Teilhabe an der Gesellschaft und dem Familienleben ermöglichen. Nur allein von Hartz IV kann man das nicht zahlen.

Der Aspekt ist mir untergegangen. Bekommt dein Vater keine Rente o.ä..

Elisabeth
 
Moin,

ich bin zwar nicht die Fachfrau, aber gibt es nicht auch die Möglichkeit des "persönlichen Budget" damit der Patient weiterhin in der Häuslichkeit leben kann. Dabei wird er doch selbst zum "Arbeitgeber".

Keine Ahnung ob das in dem Fall möglich und sinnvoll ist.

Liebe Grüsse
Narde
 
Es fehlt am Geld und der Staat ist bemüht die Kosten für die Pflege im Rahmen zu halten. Leider hat er es bisher nicht fertiggebracht (und iwrd es im Wahljaher noch weniger tun) der Bevölkerung zu erklären, dass die Pflegeversicherung leider keine Vollkaskoversicherung ist. Und das schon gar nicht vorgesehn ist, Pflegegelder z.B. für die Kostenerstattung von Medis zu nutzen, liegt auf der Hand.

Wenn du nicht von Natur aus begütert bist, ist eine Teilhabe an der Gesellschaft (z.B. Anschaffung eines rollstuhlgerechten Autos) ein Luxus, den sich nur wenige leisten können. Teilhabe an der Gesellschaft ist ein sehr dehnbares Wort.

Elisabeth
 
Ja leider hast Du Recht.
Aber ist es nicht traurig, das es zunehmend zu teuer wird seine Eltern zu hause, wo sie sich wohl fühlen, zu pflegen?
 
Wieso ist der Staat für diese Pflege zuständig? Die Gesellschaft wird zunehmend älter. Im Alter rächt es sich, wenn man nur ein Kind hat. Wie soll dieses Kind alleine beide Elternteile versorgen?
Die Alternative sind Pflegedienste. Nun möchte keiner von uns umsonst arbeiten aus reiner Nächstenliebe. Und er Wunsch nach einer Rund-um-die-Uhr-Betreuung kostet nicht wenig Geld... addiere dein Bruttogehalt x3 und dann mit den Monatstagen. ... Ne Menge Geld nicht wahr? Und dann ahst du noch keinen Cent ausgegeben für Versorgungsmaterialien.

Da gibts nur eine Lösung, die noch arbeitende Bevölkerung zur Solidarität aufzurufen und die Beiträge zu erhöhen. Und dies kommuniziere mal mit der Gesellschaft. Die Antwort habe ich schon im Ohr.

Elisabeth
 
Erst einmal vielen Dank an alle, die versuchen uns zu helfen.

Nun zu einigen genannten Punkten:
- Zuzahlungsbefreiung für Medis haben wir, jedoch gibt es immer mehr davon, die nicht mehr verschrieben werden dürfen, folglich selbst gekauft werden müssen. Teilweise ist auch ein Eigenanteil zu zahlen, wie z.B. bei Antra mups oder schleimlösende Medikation.
- Steuerbefreiung und Parkerleichterung haben wir fürs Auto
- Pflegehilfsmittel für 31 Euro nehmen wir in Anspruch, aber da gibts nicht alles was wir brauchen. Müssen auch für spezielle Windeln zuzahlen weil eine Windeldermatitis vorliegt und nur bestimmte Windeln vertragen werden. Hierfür muß man zuzahlen
- Haushaltshilfe: werden wir beantragen, danke für den Tipp
- 24-h-Versorgung wird nicht angestrebt. Wir wollen viel selber machen, aber eben mal stundenweise Entlastung im Rahmen der Verhinderungspflege. Stundenweise wird diese ja nicht auf den Höchstsatz von 28 Tagen angerechnet, nur eben auf die 1470 Euro, die nun leider schon verbraucht sind. Für diesen Fall muß ja dann eigentlich das Sozialamt einspringen, was aben nur für die Grundpflege genehmigt wurde und auch nur die lt. Leistungsnachweis protokollierten Zeiten. Jede Minute der persönlichen Zuwendung wird rausgestrichen.

@Elisabeth: Uns ist durchaus bewußt, dass alles auf Kosten der Allgemeinheit ausgetragen wird. Jedoch hat meine Mutter dem Sozialamt im Laufe der letzten Jahre mehr als 150 000 Euro erspart durch die Pflege zu Hause. Ein Pflegeheim würde bei der Pflegestufe noch zu den Pflegesachleistungen ca. 2000 Euro im Monat drauflegen müssen weil die Rente nur 400 Euro beträgt und der Platz im Heim ca. 3900 Euro kostet. Das fiel die ganzen letzten Jahre nicht an und wird es auch nicht. Es wird auch zukünftig nicht so viel kosten. Wir wollen doch nur eine stundenweise Entlastung, was trotzdem noch viel günstiger ist als ein Pflegeheim, als eine Intensivpflege durch PD oder Heim noch viel mehr. Wir stossen an die Grenzen unserer Kraft und wollen eine Heimaufnahme in jedem Fall vermeiden. Wir haben kein Interesse daran, auf Staatskosten zu leben, die Steuerzahler auszunehmen oder sonstiges. Diese Regelung mit den Kombinationsleistungen ist nicht gerecht.

Allein schon die Tatsache dass ein Pflegebedarf von mind. 5 Stunden täglich für Pflegestufe III vorliegen muss, bei den Sätzen der PD aber nur 90 Minuten tägl. übernommen werden und dann ist das Pflegegeld weg... das ist doch schon ein Widerspruch in sich finde ich. Was sollen Familien machen die das finanziell nicht stemmen können so wie wir. Haben diese Pflegebedürftigen kein Anrecht auf menschenwürdige Pflege?

Sorry, ich bin vielleicht etwas übers Ziel geschossen, aber ich mußte das mal loswerden.

LG Annasusanna

P.S. Pers. Budget werden wir demnächst beantragen. Leider ist man hier im Landkreis Lörrach dem noch nicht so gut gestimmt weil es neu ist.
 
Es ist in deinen Augen sicher unverschämt, was verlangt wird... aber es ist die Realität.

Zu deinen eingesparten 150.000 Euro. Ich gehe davon aus, dass du diese Angabe auf die geleistete 24-Stunden-Versorgung beziehst.

150.000 in 7 Jahren = rund 22.000 pro Jahr
22.000 pro Jahr = 1850 pro Monat
1850 pro Monat = 1243,99 ( Gehaltsrechner und Brutto Netto Rechner Gehalt bei nettolohn.de! )
Wobei bei dieser Rechnung noch der AG-Anteil für die Rentenversicherung= 184 €, die Arbeitslosenversicherung = 25 €, Pflegeversicherung = 18 € und die Krankenversicherung 129,50 noch abgezogen werden müssen.
Macht einen Endbetrag von Netto: rund 888 €. Dies entspricht einem Studenlohn von rund 5,50 € Netto bei einer 40 Stunden- Woche.
Ich glaube, diese Rechnung macht deutlich, dass das Pflegegeld nicht deckend sein kann für die anfallenden Kosten für eine optimale Rund-um- die Uhr-Betreuung.

Pflege gibt es nicht zum Nulltarif, das wird oft vergessen.

Ein Anrecht auf menschenwürdige Pflege allein aus den staatlichen Töpfen ist nicht mehr realisierbar. Das ist eine mehr als bittere Wahrheit. Und es betrifft mittlerweile viele alte Mneschen, die keine Möglichkeit der Vorsorge fürs Alter nutzen können/ konnten.

Diese Realitäten werden seit langen von den Politikern verschwiegen. Man tut immer noch so, als wenn die Gesellschaft nicht altern würde. Nur die tatsächlich Betroffenen spüren die Folgen. Der Rest der Gesellschaft- noch in der Überzahl- lebt weiter als wenn nix wäre.
Altern, krank werden- das trifft immer nur die anderen... nie einen selbst.

Ich will im Alter auch net ins Heim. Ich habe zwar 5 Kinder. aber die sind infolge der geforderten Flexibiltät um in Arbeit zu bleiben, bundesweit verstreut. Meine Ideal-/ Wunschvorstellung tendiert derzeit in Richtung: betreutes Wohnen oder "Alten-WG".

Elisabeth
 
Hallo Elisabeth,

ich habe diese Summe errechnet aus dem Satz der Pflegeheime, sogar ohne Intensivbetreuung, was sicher nötig wäre. Dieses kostet im Monat ca. 3900 Euro, abzüglich ca. 1500 Euro Pflegegeld und 400 Euro Rente käme man dann auf den Zuschuss durch das Sozialamt, welche zu dieser Leistung verpflichtet wären (gut, da wird dann evtl. auch noch Behandlungspflege abgezogen welche von der KK übernommen wird, das kenne ich im Einzelnen nicht) das hochgerechnet auf knapp 7 Jahre ergäbe dann in ungefähr den Betrag. Ich möchte mich hier nicht auf Euro und Cent festlegen, das ganze nur mal verdeutlichen, was man dem Steuerzahler doch schon alles erspart hat. Wir finanzieren wirklich so viel wie es geht selbst, aber für die vielen Stunden die meine Mutter opfert, muß wenigstens ein wenig Aufwandsentschädigung möglich sein um auch mal Urlaub machen zu können und sich von den Strapazen zu erholen. Wie soll das mit ALG II abzüglich der hohen Nebenkosten (das Auto mal ausgeklammert) möglich sein??? Ein "normaler" ALGII Empfänger hat nicht diese schwere Belastung, sowohl körperlich als auch psychisch.

Die ganze Situation ist auch durch einen Ärztefehler verursacht worden. Nach einer OP an der Halsschlagader wurde wegen einer Kontrastmittelallergie auf die Kontrollangiografie (weiß nicht ob das so richtig geschrieben ist) verzichtet. So wurde dann nicht bemerkt, dass die Gefäßnaht zu eng gezogen war und sich Thromben gebildet haben die dann in die großen Blutgefäße des Gehirns abgingen. Dieses haben wir erst vor knapp 1 Jahr erfahren durch Anforderung der OP-Berichte. Bis dahin glaubten wir es war ein "normaler" Hirninfarkt. Ob es sich lohnt hier rechtlich was zu machen, weiß ich nicht.

Lange Rede - kurzer Sinn, wir möchten wirklich nicht mehr als nötig, aber ein klein wenig Menschenwürdiges Leben sollte für alle noch möglich sein. Man darf nicht finanziell dafür bestraft werden, dass man nicht den bequemen Weg des Heimes geht, sondern sich selbst aufopfert. Nur eben da gibt es Grenzen.

LG Annasusanna
 
Soweit ich informiert bin, ist das persönliche Budget noch in der Praxiserprobung und es ist Landkreissache, es einzuführen. Jedoch würde das mit Sicherheit für die geschilderte Situation deutliche Vorteile bringen.

Zur Zuzahlung bei Medikamenten: z.B. Antra mups: wenn diese *aut idem* verordnet werden und es eine medizinische Begründung gibt, übernimmt die Kasse auch die Kosten. Ohne Begründung natürlich nur die Kosten für das günstigste Generikum (oder den Hersteller, mit dem ein Rabattvertrag geschlossen wurde).

Folgekosten, die z.B. durch Hilfsmittel entstehen (also z.B. Stromkosten bei Pflegebett/Absauggerät/Pulsoxy) können beim Sozialamt geltend gemacht werden (alles schwierig, aber möglich - wie gesagt, hier kann z.B. der VdK weiterhelfen).
 
Hallo Annasusanna

Ich wollte dir mit meiner Rechnung deutlich machen, warum das Pflegegeld niemals reichen wird für die Bedürfnisse des Einzelnen. Es wird ohne (auch finanzielle) Unterstützung nicht funktionieren wenn man keinen Heimplatz will.

Nochmal: ich kann deine Verzweifelung und Enttäuschung nachvollziehen- aber die Realität ist oft mehr als bitter, wenn man erkennt das die vollmundigen Versprechungen unserer Politiker nicht mal ansatzweise wahr sind.

Ich kann mich dem Tipp von Persephone nur anschließen: hol dir eine professionelle Beratung ins Boot. Der eine oder andere Euro ist sicher noch zu holen... aber auf den meisten Kosten wirst du sitzen bleiben. Das ist in unserem Sozialsystem inoffiziell so vorgesehen.
Ob sich eine Klage wegen Ärztepfusch nach 7 Jahren noch lohnt, kann dir nur ein Anwalt beantworten. Der kostet aber auch wieder Geld. Hier wäre eine Idee: Prozesskostenbeihilfe- wenns die denn für solche Sachen gibt.

Elisabeth
 
Hallo - ich bin noch da...

leider kam mein Vater vergangene Woche ins KH und mußte dann dort auch noch auf die Intensivstation, weil eine Magensonde erneuert wurde und man dort wohl nicht beachtet hat, dass er Plavix bekommt. Nachts erbrach er große Mengen Blut, wurde Kreislauf-Instabil und mußte dann auf die ITS verlegt werden. Nach 4 Blutkonserven geht es ihm nun wieder besser - Gottseidank.

Nun nehmen wir das persönliche Budget in Angriff. Hier im Landkreis ist es zwar neu, wird aber angeboten. Vielleicht haben wir hier eher Chancen auf bedarfsgerechte Entlastung.

Euch vielen Dank und herzliche Grüße
Annasusanna
 
Das wichtige beim persöhnlichen Budget ist das du ja dann mit den entsprechenden Leuten verhandelst wie es ausgeben wird. und ich persönlich halte es für ziemlich kompliziert aber für deine Situation mit der privaten Pflegekraft für sicherlich besser... aber weiterhin wirst du wohl noch eine ganze Menge leisten müssen...

Alles Gute und viel Kraft
 

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