Private Pflege

Butzl1

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Ich bin examinierte Gesundheits- und Krankenpflegerin (neue Beschreibung für Krankenschwester) und möchte privat Pflegen - muss ich da auch Gewerbe anmelden? Auf was muss ich achten? Ich habe halt null Ahnung und finde auch nicht wirklich Antwort...... KANN MIR DA JEMAND HELFEN? Wäre super nett!
Danke im voraus.:gruebel:
 
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Butzl1 schrieb:
Ich bin Examinierte Gesundheits-und Krankenpflegerin (neue Beschreibung für Krankenschwester) und möchte privat Pflegen-muss ich da auch Gewerbe anmelden? Auf was muss ich achten? Ich habe halt null Ahnung und finde auch nicht wirklich Antwort...... KANN MIR DA JEMAND HELFEN? Wäre super nett!
Danke im voraus.:gruebel:

hallo da draussen!
Wie stellst Du Dir das vor, ohne Mitarbeiter eine tägliche 24 Stunden Erreichbarkeit an 365 Tagen im Jahr aufrecht zu erhalten?
Auch wenn Du selbstständig bist, musst du für Deine Kunden jederzeit erreichbar sein und nicht nur wenn es Dir zeitlich möglich ist.
In der ambulanten Pflege sind die Hauptarbeitszeiten von 7- 11.00 Uhr von 12.00 bis ca. 14.00 Uhr und von ca. 17. bis 21.00 Uhr. Wie willst Du das alleine bewältigen? Wenn Du selbstständig bist ist es vorbei mit einer geregelten Arbeitszeit. Denn Du bist für alles verantwortlich. Überlege es Dir deshalb sehr genau.
Mit der Selbstständigkeit ist so 'ne Sache. Willst Du einen ambulanten Dienst eröffnen, mit Abrechnung bei den Krankenkassen u. Pflegekassen, benötigst Du je einen Versorgungsvertrag über SGB V und SGBXI.
Alle Informationen zur Zulassung erhälst Du bei der Zulassungsstelle der AOK Vertragsmanagement Deines Bundeslandes. Um einige Voraussetzungen gültig für Hessen zu nennen: Ausbildung zur PDL, examiniertes Pflegepersonal sozialversicherungspflichtig angestellt, Büroräume nachweisen (Wohnzimmer zählt nicht), Gewerbeanmeldung bei SGB V Leistungen, IK Nummern, Betriebsnummer einholen, div. Versicherungen nachweisen, Meldung beim Gesundheitsamt, Meldung beim Sozialministerium Deines Bundeslandes, Investitionskosten-Ermittlung, Leitbild, Konzeption, 24 Stunden-Rufbereitschaft. So das sind nur einige der Voraussetzungen. Jetzt geht Dein Zulassungsantrag an die AOK Abt. Vertragsmanagement. Noch haste keine Zulassung, die AOK prüft und gibt Dir dann Antwort und stellt fragen, fehlende Unterlagen werden eingefordert.
Das ganze kann bis zu sechs Monate dauern bis Deine Zulassung da ist. Wenn überhaupt.
An der AOK kommst Du nicht vorbei.
Frage dort an, sie werden Dir die ca. 20 DIN A4 Seiten mit den Zulassungsvoraussetzungen gerne zusenden.
na dann viel spaß
PS: Beim Arbeitsamt stehst du auf verlorenem Posten

Nachtrag:
1. Jedes Bundesland hat andere Zulassungsvoraussetzungen.
2. Deshalb frage bei der Zuassungsstelle der AOK Abt. Vertragsmanagement Deines Bundeslandes an, von dort erhälst Du eine Checkliste mit den Zulassungsvoraussetzungen.
Alle, in Worten: a l l e - Zulassungsmodalitäten werden von der AOK Zulassungsstelle abgewickelt, im Namen aller PK u. KK. Dort werden auch die Vergütungsvereinbarungen und die Versorgungsverträge nach § 132 a Abs. 2 SGB V und nach § 72 SGB XI abgeschlossen.
3. Frage bei einem Berufsverband Deines Bundeslandes an, denn ohne Berufsverband bist Du so wie so im §§§§§§§§§§§ wirrwar verloren.
4. In Hessen sind fogende Voraussetzungen zu erfüllen:

Examinerte Altenpfleger/Krankenpfleger/ Kinderkrankenpfleger, mindestens 5 Jahre aktiv im Beruf, belegt durch Zeugnisse, Ausbildung zur PDL. mind. 460 Stunden n. § 80 SGB XI. Lebenslauf ud beruflicher Werdegang in Schriftform, Examenszeugnis, polizeiliches Führungszeugnis. Nachweis einer stellvertr. PDL - sozialpflichtersichert, alle Ausbildungsbelege, Unbedenklichkeitsbescheinigung des Finanzamtes, eine Betriebsnummer, IK-Nummern für SGB XI u. SGB V, bei SGB V Zulassung einer Gewerbeanmeldung, div. Versicherungen nachweisen, 24 Stunden Rufbereitschaft vorhalten, öffentlich erkennbares u. zugängliches Büro nachweisen, Mietvertrag, Lagepläne einreichen (Wohnzimmer zählt nicht), Investitionskostenberechnung beim Sozialministerium vorlegen, Verpflichtung n. § 80 SGB XI zu Qualitätsmanagement,
examinierte Pflegekräfte vorhalten, belegen mit DEVO-Meldung, div. Betriebs- u. Haftpflichtversicherungen nachweisen, evtl. Kooperationen, wie Hausnotruf, Essen auf Rädern usw. belegen. Bei SGB V Leistungen sind div. Materialien vorzuhalten.

Dat nur mal so für's erste.

Es ist noch viel umfangreicher einen Pflegedienst zuzulassen. Das hier sind nur die wichtigsten Dinge zumindest in Hessen.
In anderen Bundesländern kann es wieder was anderes geben.
Das ganze braucht Zeit. Rechne mal mit 4-6 Monaten bis Du alles beisammen hast u. Deine Zulassung erhälst - wenn überhaupt.
Jetzt kommt das Hauptproblem: Wie komme ich an Kunden ??
Sondiere den Markt genau, bevor Du dieses Risiko eingehst.
Merke: Mit einem ambulanten Pflegedienst wirst Du nicht reich !!!!!!
Grüße
Das waren 2 meiner Antworten auf die Fragen zur selbstständigkeit in der Pflege.

Anhang: Auf jedenfall ist eine Gewerbeanmeldung erforderlich,
Umsatz, Einkommenssteuer u. Deine Versicherungen sind zu zahlen.
bedenke jedoch: das Geld ist knapp, ohne Kassenzulassung wirst du wenig Erfolg am Markt haben.
Grüße
 
An Griesuh,
ich hatte es fast schon befürchtet, dass von Ihnen so eine Antwort kommt!
Wir alle freuen uns, dass Sie eine Zulassung als Pflegedienst haben (GLÜCKWUNSCH), aber auch andere träumen vom eigenen Pflegedienst und manche schaffen es sogar!
O.K.- die Konkurrenz ist groß, die Kassen wollen nix mehr zahlen, die privaten Hilfen toppen jedes Angebot eines seriösen Pflegedienstes und man muss erstmal viel Geld reinstecken, aber jeder muss diese Erfahrung selbst machen und sich überlegen, ob er sich die gewaltigen Anforderungen und die Bürokratie antut!
Ich beispielsweise war die ersten beiden Jahre alleine unterwegs - und zwar jeden Tag. Heute bin ich größtenteils nur noch Bürotäterin, aber zur Ruhe komme ich rund-um-die Uhr nicht.
Aber das war eben meine Entscheidung.
Ihre Informationen sind ja recht sachdienlich, aber der Ton macht die Musik!:megaphon:
Butzl1 will allerdings- so glaube ich - privat pflegen, ohne einen Pflegedienst zu eröffnen!
Gruß
Georgia
 
Georgia Du scheinst griesuh nicht sonderlich zu mögen.

Georgia schrieb:
Ihre Informationen sind ja recht sachdienlich, aber der Ton macht die Musik!:megaphon:
Ich finde seinen Ton nicht unangemessen!
Ich finde diese Antwort ist sehr umfangreich und ausführlich! Ich wusste nicht was man alles für Unterlagen bringen muß, um so einen Dienst zu eröffnen!

@ Butzl1
Butzl1 schrieb:
möchte privat Pflegen - muss ich da auch Gewerbe anmelden?
Was verstehst Du unter "privat Pflegen"??

LG Tobias
 
Wenn die Kollegin einen Pflegedienst eröffnen will, soll sie das doch machen. Und wenn sie keine Zulassung zur Pflegekasse möchte, sondern nur gegen Bezahlung durch den Patienten arbeitet, kann sie sich den ganzen Zulassungsaufwand bei der AOK sparen und schafft vielleicht die Anerkennung als Freiberuflerin, was die Buchführung erheblich vereinfacht. Und wenn ihre Patienten damit einverstanden sind, daß sie nicht ständig erreichbar ist, hat sich das Problem auch erledigt.
 
Georgia schrieb:
An Griesuh,
ich hatte es fast schon befürchtet, dass von Ihnen so eine Antwort kommt!
Wir alle freuen uns, dass Sie eine Zulassung als Pflegedienst haben (GLÜCKWUNSCH), aber auch andere träumen vom eigenen Pflegedienst und manche schaffen es sogar!
O.K.- die Konkurrenz ist groß, die Kassen wollen nix mehr zahlen, die privaten Hilfen toppen jedes Angebot eines seriösen Pflegedienstes und man muss erstmal viel Geld reinstecken, aber jeder muss diese Erfahrung selbst machen und sich überlegen, ob er sich die gewaltigen Anforderungen und die Bürokratie antut!
Ich beispielsweise war die ersten beiden Jahre alleine unterwegs - und zwar jeden Tag. Heute bin ich größtenteils nur noch Bürotäterin, aber zur Ruhe komme ich rund-um-die Uhr nicht.
Aber das war eben meine Entscheidung.
Ihre Informationen sind ja recht sachdienlich, aber der Ton macht die Musik!:megaphon:
Butzl1 will allerdings- so glaube ich - privat pflegen, ohne einen Pflegedienst zu eröffnen!
Gruß
Georgia


Georgia,
.
Froh bin ich, dass ich Deine Erwartungen erfüllt habe.
Es ist ganz alleine Dein Problem, wenn mein "angeblicher Ton" Dir nicht gefällt.
Dass Du es geschafft hast prima: GLÜCKWUNSCH zurück!
Nur frage ich mich was soll Dein zynismus??

Es ist nun mal Fakt, dass es in Hessen keine Zulassung gibt ohne Personal!
Will sie Privat Pflegen, muss sie wie schon gesagt an etl. Dinge Denken, bevor der Fiskus sie pleite macht. Bei privat Rechnung ( keine Abrechnung mit den Kassen) ist sie auf jedenfall Umsatzsteuerpflichtig, evtl. ist Gewerbesteuer zu zahlen, ein Gewerbe ist an zu melden, Betriebsnummer beim Arbeitsamt anfordern. Bei der Berufgenossenschaft anmelden, an die eigene Kranken-, Pflege u. Rentenversicherung ist zu denken, Haftpflicht, Unfallversicherung, Betriebshaftpflicht usw., u.s.w. benötigt sie. Auch sind die Fahrzeugkosten mit zu kalkulieren und so fort.
Da kommt sie auf einen Stundensatz bei dem die zukünftigen Kunden es sich
3 x überlegen sie privat anzufordern. Bei den knappen Kassen in der heutigen Zeit gehen die Pflegebedürftigen lieber zu einem PD um von der Pflegekasse die Sach/Kombileistung in Anspruch nehmen zu können und nur noch einen geringen Teil oder nichts zur Pflege zuzahlen zu müssen.
Bei Behandlungspflege ( Wundverbände, Med-Gabe, Injektionen usw.) rechnet der PD direkt mit der Kasse über eine Verordnung ab, die Kunden zahlen nichts. ( 10 % Eigenanteil für 28 Tage im jahr sind privat an die Kasse zu zahlen)
Auch hier wäre bei privater Abrechnung eine gewaltige Rechnung von den Kunden privat zu zahlen.
Zur Zeit ist es doch so, dass Angehörige selbst Pflegen u. das Pflegegeld in Anspruch nehmen, auch führen sie die Behandlungspflege durch.
Erst wenn sie nicht mehr weiter kommen werden Profis zu Hilfe geholt.
Aber auch nur soche, die mit den Kassen abechnen können.

Deshalb, so mein Gedanke, soll sie sich gut überlegen ob es sich wirklich lohnt Privatpflege anzubieten.
Wenn sie sich schon mit dem Gedanken der Selbststädigkeit trägt, ist es nur noch ein kleiner Schritt bis zum zugelassenen Pflegedienst. Dieser Schritt erscheint vielversprechender zu sein als sich auf ungewisse Erfolge aus der Privatpflege zu verlassen.

Grüße
Nachtrag: In vielen Haushalten leben und arbeiten doch SCHWARZARBEITENDE osteuropäische HelferInnen. Auch diese fördern nicht gerade ein Privatpflege , auch machen sie den zugelassenen PD'S erhebliche Probleme.
 
ok,ok, da habe ich wohl etwas überreagiert... öffentliche Entschuldigung!:knockin:
Mit dem was Du schreibst, hast Du ja recht. Von allen Seiten bekommt man als Pflegedienst Druck: Krankenkassen wollen nichts mehr zahlen (habe von der großen Krankenkasse noch keine genehmigte Verordnung zurück), Schwarzarbeiter zerstören die Preise und die zugelassenen Pflegedienste sollen so nebenbei auf Teufel komm raus Qualität, Qualität, Qualität liefern.
Wird wohl mal Zeit für einen Zwergenaufstand (nur wo verstecken die sich alle?).
Georgia
 
Wenn die Kollegin einen Pflegedienst eröffnen will, soll sie das doch machen. Und wenn sie keine Zulassung zur Pflegekasse möchte, sondern nur gegen Bezahlung durch den Patienten arbeitet, kann sie sich den ganzen Zulassungsaufwand bei der AOK sparen und schafft vielleicht die Anerkennung als Freiberuflerin, was die Buchführung erheblich vereinfacht. Und wenn ihre Patienten damit einverstanden sind, daß sie nicht ständig erreichbar ist, hat sich das Problem auch erledigt.

Was meint "Anerkennung als Freiberuflerin"? Ist das was Formales/Behördliches/Gesetzliches oder nur so im Sinn von "guter Ruf und viele Kunden"?
Kann man "die Zulassung zur Pflegekasse" nur als ambulanter Dienst bekommen?
 
Ob da wohl 7 Jahre nach dem letzten Beitrag noch ne Antwort kommt?! :gruebel:
 

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