Pflegegewerkschaft - Streiks von Krankenpflegepersonal?

AngelBagel

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20.01.2011
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Hallo,

Ich bin jetzt im meinen ersten Ausbildungsjahr zur Krankenschwester und es macht mir wirklich viel Spaß. Aber ich sehe auch wie anstrengend dieser Job ist. Ich habe keine Kinder und bin noch jung und trotzdem finde ich es wirklich hart. Ich weiß, dass ich mir das auf Dauer nicht vorstellen kann. Jedenfalls nicht zu den Bedingungen, die zur Zeit sind und mit den Problemen mit denen die Schwestern täglich zu tun haben.

Dazu zähle ich:
- geringes Gehalt
- teilweise übertriebene Hierarchie zwischen den Ärzten und Pflegern
- uvm... Ihr kennt da bestimmt auch ein paar Dinge, die euch stören...

Deswegen frage ich mich: Wieso gibt es zu wenig Streiks unter dem Pflegepersonal? Wieso wird so wenig getan, dass sich die Arbeitsbedingungen verbessern? Ich höre mir jeden Tag auf Station an, dass es so viele nervt, dass ihre Arbeit so wenig Ansehen bekommt, dass das Gehalt trotz Schichtdienst so niedrig usw...

Von der Pflegedienstleitung bekommt man keine Unterstützung ("Sie sind nur zu zweit im Frühdienst, naja das kriegen Sie schon hin..")
Man wird nur angemacht, wenn man was falsch macht und teilweise hat man das Gefühl, man müsse einfach nur funktionieren.

Ich bin wie gesagt nur eine Schülerin, aber mich beschäftigt das trotzdem, weil ich es ja jeden Tag höre. Und auch weil ich mich auf jeden Fall in dieser Richtung sehe. In meiner Klasse sind bis auf zwei alles Abiturienten und bis auf einige wenige sagen ALLE, dass sie nicht in der Pflege als Schwester/Pfleger arbeiten wollen, weil wie gesagt die Bedingungen so ******e sind... Das ist doch traurig...

Lohnt es sich der DbfK beizutreten? Kann man dadurch etwas verändern? Dürfen Krankenschwestern überhaupt streiken?
Arbeitskampf extrem: Tausende Krankenschwestern drohen mit Massenkündigung - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Wirtschaft <-- ein Artikel über die Streiks in Schweden...

Die Pflege ist doch eine rieeeesige Berufsgruppe, da muss man doch was als Gemeinschaft schaffen können!

LG
 
1. Ja, Krankenschwestern und -pfleger dürfen Streiken! Das ist im Grundgesetz verankert. Das kann einem NIEMAND verbieten.
2. Eine Mitgliedschaft im DBfK ist sicher nicht verkehrt, nur darf der DBfK (da er ein Berufsverband ist) nicht zu Streiks aufrufen. Das dürfen nur Gewerkschaften (z.B. ver.di). Eine direkte Pflegegewerkschaft gibt es nicht (mehr)!
3. Das Thema Streikbereitschaft im Pflegedienst hatten wir in diesem Forum aber auch schon sehr oft. Benutz einfach mal die Suchfunktion, da wirst Du sicher fündig.
 
Natürlich dürfen sie streiken.

Die Einstellung der deutschen Pflegekräfte zu sich selbst (also ihr berufliches Selbstverständnis) und zu Streiks ist ein komplexes Theme. Stichwort ist "Mutterhausprinzip". Etwas populistischer ausgedrückt: Die kirchlichen Träger haben und hatten leider zuviel Macht in der Pflegeausbildung und haben daher ihr Bild von einer selbstaufopfernden und nächstenliebenden (ohne sich dabei selbst zu lieben!) duckmäuserischen Schwester in die Landschaft geprägt.

Warum machst du eigentlich die Ausbildung?
Du hättest auch gleich studieren können. Schau mal nach Bachelor of Nursing.
 
sagen ALLE, dass sie nicht in der Pflege als Schwester/Pfleger arbeiten wollen,
Wenn das Abiturienten sagen dann frage ich mich wozu die überhaupt diese Ausbildung machen .Wie die Zustände sind ist ja nun seit langem bekannt .
Hatten die sich vorher nicht informiert?

LG
 
... Die kirchlichen Träger haben und hatten leider zuviel Macht in der Pflegeausbildung und haben daher ihr Bild von einer selbstaufopfernden und nächstenliebenden (ohne sich dabei selbst zu lieben!) duckmäuserischen Schwester in die Landschaft geprägt. ...

Das brauchst net eingrenzen. Das findest du auch bei Schulen ohne konfessionelle Bindung. Dürfte u.a. daran liegen, dass nach wie vor das "Helfen wollen" als gute Voraussetzung für einen Pflegeberuf gilt.

Elisabeth
 
Das brauchst net eingrenzen. Das findest du auch bei Schulen ohne konfessionelle Bindung. Dürfte u.a. daran liegen, dass nach wie vor das "Helfen wollen" als gute Voraussetzung für einen Pflegeberuf gilt.

Da hast du mich falsch verstanden bzw. betrachtest die Sache in einem zu kleinen Rahmen. Vor (grob 100 Jahren) war die Pflegeausbildung von kirchlichen Trägern kontrolliert, gesteuert und ausgeprägt. Seit 100 Jahren hat sich nicht viel (ja etwas, aber zu wenig) daran verändert. Also auch die nicht kirlichen Träger (Schulen) sind im tiefen Grunde vom Mutterhausprinzip und dem dazugehörigen Duckmäuserischen Berufsbild geprägt.
"Helfen wollen" ist ja auch nichts schlechtes oder pathologisches. Schlecht wird es erst, durch die Art und Weise wie man es tut/implementiert bzw. reflektiert (oder eben auch nicht). Auch eine grundsätzlich pathologische Motiviation (da nehm ich mich nicht aus; Klassiker: verpfuschte Kinderheit, eigene Selbstwertstörung, ...) zum "Helfen wollen" macht das Helfen noch nicht schlecht. Kennt man seine eigenen Mechanismen, kann man sein Handeln reflektieren und ggf. kompensieren. Nur diese Fähigkeiten sind eben genau die, die man in der heutigen Ausbildung in der Regel nicht lernt.
Aber wir arbeiten ja dran... ;)
 
In den skandinavischen Laendern liegt der gewerkschaftliche Organisationsgrad bei etwa 95 %. Denke mal, das ist das grosse Geheimnis des Nordens!
 
1. Ja, Krankenschwestern und -pfleger dürfen Streiken! Das ist im Grundgesetz verankert. Das kann einem NIEMAND verbieten.
Ähem...
Es muss heißen: .... Solange man nicht Arbeitnehmer bei der Diakonie ist. Denn dort gibt es weiterhin ein Streikverbot!
 
Das Streikrecht ist ein Grundrecht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Diakonie sich über das Grundgesetz stellen darf. Hast du da was schriftliches, HHS?
 
Schon lange nicht mehr in Deutschland gewesen, was?

Ist ein altbekannter Hut, aber momentan ist die Rechtslage etwas undurchsichtig, zumindest in meinen Augen.

evangelisch.de

Aber auch:
Caritas/Diakonie: Kirchen dürfen Streik nicht immer verbieten - Arbeitsrecht - FOCUS Online - Nachrichten
Problem an diesen eigentlich richtungsweisenden Urteil:
"Wer nun konkret in kirchlichen Einrichtungen streiken darf und ob gegebenenfalls der Dritte Weg tarifgleich ausgestaltet werden kann, hatte das LAG noch nicht zu entscheiden. Die Hammer Richter ließen die Revision zum Bundesarbeitsgericht zu."

Momentan bedeutet Streiken in der Diakonie immer noch allerhöchste Gefahr durch darauffolgende drohende Kündigung. Ich würde es momentan noch nicht wagen wollen.
 
"Streiken" in kirchlichen Einrichtungen heißt, an geplanten freien Tagen auf Demos zu gehen.
Du darfst/ durftest in der Diakonie die Arbeit im klassischen Sinne nicht niederlegen, wie die KollegInnen es von den nichtkirchlichen Einrichtungen es tun.
Selbst wenn wir einen Notdienst organisieren würden, und somit die Versorgung der Patienten gewährleisten könnten- wir würden damit unsere Kündigung riskieren.

Oder warum glaubst Du wohl warum geklagt wurde?
 
HHS hat Recht. Das gleiche gilt auf für DRK-Schwester, die verbandsgebunden sind.
 
Die Caritas hat je wohl die Klage verloren. Nochmal grundsätzlich: die Caritas kann nicht ihre privaten Verträge über das Grundgesetz stellen. Wenn es da zu einer Grundsatzklage kommen würde, würde die Caritas wohl verlieren. Hat man das schon mal getan ? gibt es da was zu lesen?
Mir ist schon klar, dass bei Kirchens die Uhren ein bischen anders gehen.
 
Sicher- siehe das Urteil im Focus-Artikel.
 
Ein weiterer Artikel, der ein wenig zusammenfasst, wo das Problem Kirche vs Streikrecht liegt, und warum es diesbezüglich keine wirklich sichere Rechtslage gibt:

"Artikel 140 Grundgesetz verleihe den Kirchen einen Sonderstatus, sie könnten auch ihr Arbeitsrecht selbst bestimmen. Dagegen pochen die Gewerkschaften auf die Koalitionsfreiheit aus Artikel 9 Absatz 3 Grundgesetz, die auch für Mitarbeiter in Klöstern, Krankenhäusern oder Altenheimen unter kirchlicher Trägerschaft gelte. Der Streit wurde noch nicht gerichtlich entschieden."
aus http://www.faz.net/aktuell/beruf-chance/recht-und-gehalt/arbeitgeber-kirche-wo-das-streikrecht-nicht-heilig-ist-1515455.html
 
Der Link ist gut 4 Jahre alt, aber sehr vieles stimmt eben immer noch.
 

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