An das Krankenpflegepersonal

Das alles macht unheimlich traurig und nachdenklich!
Aber es macht einen umso mehr wütender weil man genau weiss das es fast schon zum Alltag geworden ist...........und das ist unermesslich schade,man ist fast nur noch "pflegende/er" und nicht mehr genug Mensch.:cry1:
 
Mein Vater ist am Sonntag Abend im Krankenhaus verstorben. Ich habe am Bett gesessen und seine Hand gehalten - so wie ich es auch schon die Tage und Nächte davor getan habe.

Mein Papa war erst 65 Jahre alt und wollte nun eigentlich anfangen seinen verdienten Ruhestand zu geniessen, nach vielen vielen Jahren harter Arbeit.

Nachdem er vor über 40 Jahren meine Mama geheiratet hatte und mit Ihr meine beiden Brüder und mich bekommen hat, war er stets nur noch für die Familie da und hat auf vieles verzichtet um uns Kindern uns seiner Frau ein möglichst angenehmes Leben zu bereiten.

Ich mag gar nicht daran denken, dass es wahrscheinlich viele Mütter und Väter gibt, die eines Tages unheilbar krank werden und dann niemanden an ihrer Seite haben.

Für mich war es selbstverständlich und mein dringlichster Wunsch meinem Papa auf den letzten Metern seines Lebens zur Seite zu stehen. Und doch hätte ich gerne so viel mehr für ihn getan.

Als ich die Worte "Noch spüre ich den Herzens Schlag und hör' das Rasseln meines Atems." gelesen habe, musste ich weinen. Denn dieses Atemgeräusch meines Papas klingt mir noch immer so im Ohr als würde er vor mir liegen.

Nachdem meine Mama und meine beiden Brüder am Tage auch bei meinem Papa waren, habe ich für mich geplant die Nacht über auch wieder bei ihm zu bleiben, da es meine größte Angst war, dass mein Papa das Gefühl haben könnte am Ende alleine zu sein.

Meine Mama hat dann noch angerufen um zu fragen ob ich die Nacht denn nun wirklich auch wieder dort bleiben würde. Ich habe dann zu Ihr gesagt, dass ich ihr Papa noch mal gebe. Er hatte in den letzten beiden Tagen höchstens noch ein leises, kaum zu verstehendes ja oder nein heraus bekommen. Ich habe das Telefon an sein Ohr gehalten und Sie hat ihm ein letztes mal gesagt, wie sehr Sie ihn liebt und dass er schön schlafen soll und dass sie ihn morgen wieder besuchen würde. Und er sagte ein letztes mal "Ja". Nachdem ich das Telefon wieder auf die Fensterbank gelegt hatte und mich umdrehte, habe ich sofort bemerkt, dass etwas anders war als vorher. Ich habe mich an Papas Bett gesetzt und seine Hand gehalten. Und auf einmal atmete er nicht mehr.

Einen kurzen Augenblick war ich bewegungsunfähig. Mein erster Gedanke war "endlich! endlich hat er es geschafft", der jedoch gleich wieder verschwand, da ich angst bekommen habe, dass Papa vielleicht schmerzen hat oder nur einfach keine Luft bekommt. Also habe ich schnell die Schwester gerufen. Ich musste nichts sagen - sie wusste was gerade passiert. So habe ich Papas eine und sie die andere Hand gehalten.

Der Augenblick in dem Papa gegangen ist, hat mich sehr bedrückt, obwohl ich wusste dass es keine Hilfe mehr geben würde und es besser für ihn wäre, wenn er jetzt nicht mehr lange leiden muss. Aber der Moment in dem er keinen Atem mehr hatte, lässt mich einfach nicht mehr los.

Meiner Mama und den Brüdern habe ich natürlich nur berichtet, wie sanft Papa eingeschlafen ist. Dass ich seine Hand gehalten habe, er eine Minute vorher noch mit Mama telefoniert hat und ich ihm vielleicht eine halbe Stunde vorher noch gesagt habe, dass ich mich um Mama und das Haus und überhaupt um alles in seinem Sinne kümmern werde.

Aber den Zeitpunkt zu beschreiben in dem Papa gegangen ist, wäre ich gar nicht in der Lage. Er lag vor mir, sein Brustkorb bewegte sich nicht mehr und doch war er irgendwie noch da. Aus seinem Mund sind leise Geräusche gekommen. Und auf mich machte er den Eindruck als würde er gleich wieder zu atmen beginnen. Ich kann es eigentlich mit Worten gar nicht richtig beschreiben.

Ich bin auf dieses Forum gestossen, weil mich dieser Moment so sehr beschäftigt, dass ich fast wahnsinnig werde. Natürlich bin ich unendlich traurig, dass mein geliebter Papa, mit dem ich noch so vieles machen wollte nicht mehr da ist. Das er vor 3 Monaten noch Gesund war und dann so eine schwere Krankheit bekommen musste, obwohl er der liebste Mensch auf der Welt gewesen ist. Ich denke jede Sekunde an ihn und vermisse Ihn schon jetzt so schrecklich. Alles erinnert mich an ihn. Wir hatten ein so gutes Verhältnis in den letzten Jahren, auch wenn es natürlich auch mal Streit gegeben hat.

Mit dieser Trauer müssen alle Familienmitglieder leben. Doch mich belastet zusätzlich dieser schlimme Moment in dem Papa entschieden hat einfach nicht mehr zu atmen. Ich habe sein Gesicht ständig vor mir. Auch als ich später die Sachen aus dem Krankenhauszimmer räumte und er dann in diesem leeren Raum gelegen hat und einfach "anders" ausgesehen hat, haben sich Bilder in meinen Kopf gebrannt, die mir sehr schwer zu schaffen machen.

Hier gibt es offenbar viele Menschen, die (vorwiegend wohl beruflich) mit dem Sterben zu tun haben. Nachdem es mir nicht möglich ist die Bilder von Papa zu verarbeiten, frage ich mich wie es Menschen schaffen können immer und immer wieder mit dem Sterben konfrontiert zu werden.

Es mag hier das falsche Forum sein. Aber ich wusste einfach nicht wo ich das sonst los werden kann. Und ich weiss auch nicht, wen ich um Hilfe bitten könnte. Ich wäre also sehr dankbar, wenn mir jemand einen Tipp geben könnte, wie ich am besten mit dieser Situation umgehen kann
 
Als erste muss ich dir sagen ich finde es beachtlich das du so klar darüber schreiben kannst.
Und als zweites muss ich dir sagen das du und deine liebevolle Fürsorge mich zu Tränen gerührt hat, du hast recht es gibt unendlich viele Menschen die diesen Schritt alleine gehen müssen, weil die Familie nicht soviel Kraft hat wie du.

Ich habe vollste Hochachtung dafür was du getan hast.

So jetzt zu dir, ich weiß es ist schwer damit fertig zu werden was du gesehen hast, aber versuche dich an dem Wissen festzuhalten das du deinem Vater den größten Dienst erwiesen hast den du ihm erweisen konntest du warst in den letzten Minuten bei ihm.

Den Schmerz kann ich dir so nicht nehmen das ist mir besusst aber ich wollte das du weisst das das was du da Vollbracht hast eine der größten Taten ist die man für seine Familie tun kann.
 
Auch wenn es hier viele gibt, die es nicht verstehen oder akzeptieren werden: die Sterbebegleitung ist eines der wunderbarsten Momente im Leben - ein Mensch verläßt seine Körper und wird in die geistige Welt geboren und ich (man) darf ihm dabei helfen, ihn ein Stück begleiten.
Sensible Menschen können viele "Erscheinungen" bei Wechsel in die geistige Welt wahrnehmen - und auch, dass niemand diesen Weg alleine gehen muß, denn es sind fast immer "Geistige Wesen" zur Unterstützung dabei. Das ist kein Eso-Kram, sondern beruht auf meinen Erfahrungen.
Deshalb ist der Umgang und die Begleitung von Sterbenden für einige in diesem Beruf keine Qual, kein Leiden - trotzdem verlangt es immer wieder auch die Auseinandersetzung mit sich selbst und seinem eigenen Schmerz, seinen eigenen Verlassenheitsängsten, von menschlichen Werten ...
gruss blauwolf
 
Auch wenn es hier viele gibt, die es nicht verstehen oder akzeptieren werden: die Sterbebegleitung ist eines der wunderbarsten Momente im Leben - ein Mensch verläßt seine Körper und wird in die geistige Welt geboren und ich (man) darf ihm dabei helfen, ihn ein Stück begleiten.
Sensible Menschen können viele "Erscheinungen" bei Wechsel in die geistige Welt wahrnehmen - und auch, dass niemand diesen Weg alleine gehen muß, denn es sind fast immer "Geistige Wesen" zur Unterstützung dabei. Das ist kein Eso-Kram, sondern beruht auf meinen Erfahrungen.
Deshalb ist der Umgang und die Begleitung von Sterbenden für einige in diesem Beruf keine Qual, kein Leiden - trotzdem verlangt es immer wieder auch die Auseinandersetzung mit sich selbst und seinem eigenen Schmerz, seinen eigenen Verlassenheitsängsten, von menschlichen Werten ...
gruss blauwolf


Erscheinungen oder geistige Wesen konnte ich nicht wahrnehmen. Ich glaube auch nicht an so was. Aber irgendwas ist passiert in dem Moment wo Papa gegangen ist.

Ich bewundere alle Menschen, die in Berufen arbeiten, in denen man häufig mit dem Tod konfrontiert wird. Natürlich macht es einen Unterschied, wenn man kein Angehöriger des gestorbenen ist. Aber es ist doch trotzdem eine grosse Herausforderung. Ich könnte es jedenfalls nicht.

Ich bin so dankbar, dass im Krankenhaus so gut mit meinem Papa umgegangen wurde. Mit Achtung und Würde. Man hatte uns dort nicht das Gefühl gegeben, dass Papa einer von vielen "Fällen" dort ist.


Als erste muss ich dir sagen ich finde es beachtlich das du so klar darüber schreiben kannst.
Und als zweites muss ich dir sagen das du und deine liebevolle Fürsorge mich zu Tränen gerührt hat, du hast recht es gibt unendlich viele Menschen die diesen Schritt alleine gehen müssen, weil die Familie nicht soviel Kraft hat wie du.

Ich habe vollste Hochachtung dafür was du getan hast.

So jetzt zu dir, ich weiß es ist schwer damit fertig zu werden was du gesehen hast, aber versuche dich an dem Wissen festzuhalten das du deinem Vater den größten Dienst erwiesen hast den du ihm erweisen konntest du warst in den letzten Minuten bei ihm.

Den Schmerz kann ich dir so nicht nehmen das ist mir besusst aber ich wollte das du weisst das das was du da Vollbracht hast eine der größten Taten ist die man für seine Familie tun kann.

Vielen Dank für die netten Worte!

Es ist nun fast eine Woche her, dass mein Papa für immer eingeschlafen ist. Vorgestern (Freitag) hatten meine Mama, meine Brüder und ich noch mal die Gelegenheit von Papa am Sarg abschied zu nehmen. Für mich war es kein gutes Gefühl am Sarg zu sein. Ich hatte meinen abschied ja bereits im Krankenhaus - doch für meine Mama war es sehr wichtig.

Ich bin aber noch immer froh darüber Papa auf den letzten Metern seines Lebens begleitet zu haben. Das war das einzige was ich für ihn tun konnte - und dabei hätte ich doch gerne so viel mehr für ihn getan.

Leider lässt mich der Moment in dem Papa auf ein mal keinen Atem mehr hatte noch immer nicht los. Ich denke sehr viel daran. Ich wache jetzt jede Nacht mindestens 1x auf und denke an genau diesen Augenblick - vermutlich träume ich schlecht und werde deshalb wach. Die Gedanken an diese Sekunden quälen mich und ich habe das Gefühl, dass es immer schlimmer wird.

Falls es jemanden geben sollte, der ähnliche Probleme hatte, würde ich mich freuen zu erfahren wann / durch was sich das gelegt hat. Ich habe ein wenig Angst diesen schrecklichen Gedanken an den schlimmen Moment im Krankenhaus nie mehr los zu werden - und dabei möchte ich doch schöne Erinnerungen an Papa haben!
 
Hallo..
mit Tränen in den Augen lass ich diese Zeilen.
Zuerst möchte ich hier jedem Respekt zollen,der sich um sterbende Pat. kümmert.
Diese Situationen sind gewiss nicht einfach.
Es gibt wohl auch kein Rezept, wie man sich zu verhalten hat während dieser Zeit des Sterbens oder auch danach.
Persönlich bin ich der Meinung ,dass du deinem Vater sehr geholfen hast.
Während meiner Aussbildung ,hatten wir eine Fortbildung über das Sterben.Damals kam eine Nonne,die Sterbebegleitung praktizierte,zu uns in die Schule.
Sie hat uns diese neg.Seite des Pflegens sehr viel näher gebracht.
Vielleicht gibt es ein Hospitz bei dir in der Nähe...dort findest du vielleicht jemanden ,bei dem du dich ausprechen kannst bzw Hilfe wg der Verarbeitung.

Lg
B.s
 
Es ist so unangenehm daran zu denken, dass es viele Menschen gibt, die in Ihren letzten Stunden niemanden haben, der an ihrem Bett sitzt und einfach nur für sie da ist.

Natürlich sagt mir der Verstand, dass es im Krankenhaus gar nicht möglich wäre immer jemanden "abzustellen", der sich nur um einen Patienten kümmert, der im sterben liegt und der keine Angehörigen hat die bei ihm sind. Aber mein Gefühl sagt mir, dass es sowas gar nicht geben dürfte!


Vielleicht gibt es ein Hospitz bei dir in der Nähe...dort findest du vielleicht jemanden ,bei dem du dich ausprechen kannst bzw Hilfe wg der Verarbeitung.


Der Gedanke ist mir auch ganz kurz gekommen, weil man dort ja wahrscheinlich sehr regelmässig mit solchen Fällen zu tun hat.

Allerdings ist mir dann auch gleich in den Sinn gekommen, dass die Leute im Hospiz ja sehr viel wichtigere Aufgaben haben als sich um meine Probleme zu kümmern.
 
Salut,
auch ich finde es sehr schön das es immer noch Menschen gibt die Ihre Angehörigen auf ihrem letzten Weg begleiten.
Ich arbeite in einem katholischen Haus bei dem die Begleitung der Angehörigen in dieser Zeit sehr wichtig genommen wird. Auch im Umgang mit uns Mitarbeitern spielt dies eine große Rolle und unserer Hausseelsorge sorgt sich sehr mit und für uns.
Meine Kraft finde ich im Glauben, den ich erst spät wieder gefunden habe (als Scheidungskind der 70er) aber hilft mir täglich bei meiner Arbeit in der Unfallchirurgischen Ambulanz.
Unser Träger biete auch entsprechende Fortbildungen im beruflichen und menschlichen Bereich an, so dass ein breites Feld zur Verfügung steht.
 

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