Personell leergefegte Intensivstationen... ist das überall so?

Warum macht Ihr das, es funktioniert ja nur deshalb, weil Ihr Überstunden ohne Ende macht! Seid Ihr Euch so wenig wert???
 
Die spezielle Situation unserer Station werde ich an dieser Stelle nicht erörtern
 
So viel Überstunden sind das ja auch gar nicht. Zu Spitzenzeiten habe ich bei uns mal über 6000 Überstunden zusammengezählt. Verteilt auf alle Köpfe ist das zwar eine Menge, aber nicht ungewöhnlich viel. Der Normalfall dürfte allerdings eher so im Bereich zw. 20-50 Überstunden pro Kopf liegen. Und ganz ehrlich: ein paar Überstunden schleppe ich ganz gerne vor mir her. Das macht es leichter, mal zwischen durch auf den Dienstplan Einfluss zu nehmen und mal ein paar extra-Tage frei zu bekommen.

Interessant ist es dann, wenn die Pflegedirektion Rundschreiben mit Verweisen auf Studien verschickt, in denen die Vorzüge einer 2 zu 1-Betreuung hochgehalten werden (2PK auf 1 Pat), wenn die Abteilungsleitung für isolationspflichtige Pat. eine 1zu1-Betreuung fordert, die oberen Etagen aber gleichzeitig freie Stellen nicht besetzen wollen und die Rekrutierung von Leasingkräften mit Verweis auf die angespannte Finanzsituation nicht zulassen. Scheinheiligkeit lässt grüßen. Da dankt sogar der Pabst ab...

spflegerle
 
von spflegerle: Interessant ist es dann, wenn die Pflegedirektion Rundschreiben mit Verweisen auf Studien verschickt, in denen die Vorzüge einer 2 zu 1-Betreuung hochgehalten werden (2PK auf 1 Pat), wenn die Abteilungsleitung für isolationspflichtige Pat. eine 1zu1-Betreuung fordert, die oberen Etagen aber gleichzeitig freie Stellen nicht besetzen wollen und die Rekrutierung von Leasingkräften mit Verweis auf die angespannte Finanzsituation nicht zulassen. Scheinheiligkeit lässt grüßen.
Jo und dann schimpfen sie auf die Politik (er). "Ihre" Personalpolitik in ihrem Haus wollen sie nicht sehen (geschweige denn verstehen), können sie "ihre" Verantortung nach oben nicht loswerden, schieben sie ihre Verantwortung nach unten ab (funktionierte ja auch Jahrzehnte lang).
Fakt: Ich springe zum Beispiel nicht "für" eine krank gewordenen Kollegin (Kollegen) ein sondern für den AG.
 
...wenn ich das alles hier so lese fürchte ich mich jetzt schon vor den Überstunden die ich machen werde...

Ich fange am 1.4. auf einer Intensivstation an und mir wurde beim Vorstellungsgespräch schon berichtet, dass noch 3 Vollzeitstellen unbesetzt sind.
 
Prob: Man vergrößere die Int, aber legt nicht am Personal zu - seh ich.
Prob: Ansteigende MA-/Ü-Std. - freilich auch - wo soll auch bitte Personal herkommen, wenn jemand ausfällt, theoretisch sagt Mann/ Frau (Vorgesetzte) ja eine exam. PK kann ÜBERALL arbeiten, aber praktisch funktioniert das nur sehr schlecht und spätestens bei uns ist dann Schluß. Trotzdem halten sich bei uns die MA/Ü-Std. noch relativ in Grenzen, was an der St.leitung liegt. Heißt dann halt ab und an - da müss 'mer heut durch. Im Moment ist es noch eng, weil tatsächlich mehrere PK fehlen, Nachschub ist aber in Sicht in den nächsten Monaten.
Bislang wurden noch keine Betten gesperrt, Zeitraum 1 Jahr. Den Gedanken dran - kein Thema. Lässt sich aber nicht umsetzen, bzw. will man nicht. Hingegen Zuverl. aus einer anderen Klinik, weil man dort gehandelt hat - schon erlebt, 1x.
Von oben heißt es - wir haben im Haus keine Personalprobleme. Andererseits (andersweitig geschrieben) gibt es jetzt Druck zu handeln, weil das ganze Haus massiv Stunden schiebt. Aus meiner (bescheidenen) Sicht gibt es 3 Hammerstationen, seit längerem. Man konnte das alles bisher - wie auch immer - schön- und kleinreden. Nu iss Schluß. WIE man das allerdings macht - da ist eher mein Eindruck, dass das nach hinten los gehen könnte, auf längere Sicht. Leasingpersonal haben wir nicht.
Dass sich sowas rumspricht, sollte man bedenken und endlich anfangen langfristig denken - könnte man drauf kommen, eigentlich.
Zwar hat man ein paar Möglichkeiten zum ausweichen geschaffen - die reichen jedoch vorn und hinten nicht, weil die Pat.zahlen beständig steigen, die Kapazitäten und Strukturen eigentlich für deutlich weniger ausgerichtet sind. Was überall zu einem hohen Stresslevel geführt hat (mit entsprechenden Auswirkungen auf fast alle Bereiche).
Eigentlich bin ich kein Fan von Hr. Lafontaine, aber er sagte letztlich bei Jauch (Thema christliche AG) dass man dort eigentlich erwarten dürfte, dass man sich dem ganzen nicht beugt und dort deutliche Zeichen setzen sollte. Wär doch ein Anfang.

Eine 2:1 Betreuung auf einer Int. - das trau ich mich nicht mal meinen Kollegen zu sagen. Sonst kippt der eine oder andere vielleicht noch aus den Latschen und fällt für längere Zeit aus, au weh - bloß nicht.
 
Ich kenn aber auch keine Fachrichtung die so einen Stellenschlüssel hat?
Der höchste ist lt. meiner Intensivlehrerin die Herz-Thorax-Chirurgische Intensivstation mit 4,6 pro Bett, selbst da ist es also nicht möglich..

Ich muss sagen.. in dem Haus wo ich jetzt lerne, ist es auch so dass die Schwestern teilweise 600, mindestens aber 150 Überstunden haben..
Das neue Haus in das gehe (Intensivstation) plant einen Anbau für die Intensivstation, weshalb ich da die Stelle bekomme und eine jetzige Kollegin kommt auch mit ;)
Mal sehen wie es wird, ich bange aber auch schon, bei einem Vollzeitjob noch viele Überstunden machen zu "müssen" kann ja auch was werden...
 
Mir gehts leider genau anderst. Ich möchte unbedingt nach der Ausbildung auf die ITS in ein Haus der Maximalversorgung aber leider sind alle Stellen schon besetzt. Auch die Notaufnahme hat auf einmal nur noch einen Stellenbedarf von noch nicht mal 75%! Komisch das es Städte gibt wo es so einen Pflegemangel gibt - aber auch andere die zu viele Bewerber hat.
 
Unser Haus hat lt. Aussage und Internet auch keine Stellen frei - HA! HA! HA!
 
Die Geschäftsführer verdienen an uns, schreiben Pluszahlen fürs Haus, besonders Teilzeitkräfte sind reinste Goldbarren fürs Haus.

Per Tarifvertrag steht uns erst ein Gehaltsplus ab geleisteter Vollzeitkraftstunden, also erst ab geleisteter 40. Stunde zu. Außerdem zählt die "wöchentliche"
Arbeitszeit.
Mo. bis Fr. = 5 Tage, Sa. bis Mi. = 2 Tage für die eine Woche, 3 Tage für die aktuelle Woche. Gleich Leistung, aber anders bewertet, dabei werden wir monatlich bezahlt.

Ich arbeite im Nachtdienst, also bekomme ich pro Stunde 2,27 Euro Nachtzulage X 9 Arbeitsstunden = 20,43 Euro, genau das ist die finanzielle Belohnung für mein einspringen.
Leihfirmapersonal bekommt durchschnittlich 30,00 Euro die Stunde, das kostet dem Haus 270,00 Euro pro Nacht.

Also spart das Haus rund 250,00 Euro pro Nacht, wenn ich (oder andere Teilzeitkräfte, aus kollegialen Gründen, aus falsch verstandenem Pflichtgefühl etc.) einspringe.

So läuft es seit Jahrzehnten, Geschäftsführer haben die alleinige Macht, gepaart mit Struktueller Gewalt (Struktur treues Personal, angepasster Personal"rat") und schon lässt sich erkennen warum Pflege da ist wo sie ist.

Durchblickt man diese Vorgehensweise und ist über 50 Jahre, bekommt daneben körperliche Probleme ist die Fabrik Gesundheitswesen genauso grausam.
"Sie" kündigen nicht, warum auch? Es geht doch so, Druck von Oben nach Unten grpaart mit ein bisschen horizontale Feindseligkeit und das Ganze in Betrieb halten. Folge, krank, Frühberentung oder Kündigung. Super gut für das Haus, sie sparen minstens 400,00 Euro pro Kopf und die Abfindung. Dafür bekommen sie junges, flexibleres (da keine festen Verträge etc.) Personal.

Alles bekannt, aber vom eigenem Gesundheitssytem systematisch der Gesundheit beraubt. Wir können nur jeder für sich auf seine Gesundheit achten und zusammen dem System mit Zusammenhalt entgegen treten.
 
Unser Haus hat lt. Aussage und Internet auch keine Stellen frei - HA! HA! HA!

Das heißt nur, daß euer Haus keine Stellen ausgeschrieben hat. Viele Häuser schreiben viele Pflegestellen nicht mehr aus, weil sonst nur noch Stellen zu lesen wären, was keinen guten Ruf her macht.
 
von Sosylos: Viele Häuser schreiben viele Pflegestellen nicht mehr aus, weil sonst nur noch Stellen zu lesen wären, was keinen guten Ruf her macht.
Stimmt, ich finde es sehr peinlich wenn nach examinierten Pflegekräften (wir nehmen alles, Hauptsache irgend ein Examen) für drei Monate (selbst diese Lücken können wir von alleine nicht füllen) gesucht wird. Besonders peinlich, Bewerbung an Fr.... (Verwaltungsangestellte) oder dem Geschäftsführer...(wir haben keine PDL, wir brauchen keine PDL und so ist gleich klar wer das Sagen hat). Bewerbungen gibt es, aber es wird keiner eingestellt. Meine Oma pflegte zu sagen: "Oben hui und unten pfui.", also der Schein wird gewahrt und mehr auch nicht.
 
Nein. Das hat damit nichts zu tun! Sorry.
Wir werden ejtzt in einem Monat mit der Ausbildung fertig. Die PDL kam zu uns und meinte es seien momentan keine Stellen frei.
Sieht man sich aber mal auf den Stationen um, könnte ich auf anhieb ein paar Stationen nennen........
 
Ist bei mir auch so. Mir fällt fast keine Station ein die keine Stellen frei hat, aber lt. PDL's gibt es keinerlei freie Stellen :lol1:
 
Erschreckend was man hier so liest, wenn bei uns 3 Personen im Krankenstand sind, so wie gerade, dann werden sofort Betten gesperrt. Und das ist hier auf allen Intensivstationen so, im Nachbarhaus auf der Neurochirurgischen ICU waren letzten Sommer 4 Betten gesperrt und nur mehr 6 zur Belegung frei.
Da können die Ärzte nichts dran ändern, die jeweiligen Oberpfleger stehen da voll hinter uns.

Habe in den letzten 12 Monaten nur einmal 3 Patienten betreuen müssen, ansonsten fahren wir strikt mit 1:2
 
von sufantanil: Da können die Ärzte nichts dran ändern, die jeweiligen Oberpfleger stehen da voll hinter uns.

Habe in den letzten 12 Monaten nur einmal 3 Patienten betreuen müssen, ansonsten fahren wir strikt mit 1:2
Herzlichen Glüchwunsch, da habt ihr eine seltene Spezie.
 
In unserem Haus fehlt ebenfalls an allen Ecken und Enden Pflegepersonal. Eine 1:3 Betreuung ist schon fast zur Regel geworden, trotz hart erkämpfter Bettensperrung!
Unsere PDL beklagt ebenfalls den Bewerbermangel und fairerweise muss man sagen, dass es dieses Jahr wirklich nur 4! Auszubildende gibt, die den Kurs in der Erwachsenenpflege abschließen. Und das an einem großen Uniklinikum!!!:knockin:
Ich finde das spiegelt sehr gut wider, in was für einer Lage sich der Berufsstand der Pflege befindet. Aber so richtig wundert man sich nicht, oder?
Der Beruf ist inzwischen wenig attraktiv und glücklich werden damit heutzutage meist nur diejenigen, für die Pflege eine Berufung bedeutet und selbst dann ist es hart Personalmangel, schlechte Bezahlung, familienunfreundliche Arbeitzeiten und teilweise sehr hohen Leistungsdruck zu kompensieren.
 
von 2011: Personalmangel, schlechte Bezahlung, familienunfreundliche Arbeitzeiten und teilweise sehr hohen Leistungsdruck zu kompensieren.
Weil Krankenhäuser, Heime ect. "nur" noch als wirtschaftliche Betriebe gesehen wird. Es wird an OP`s verdient nicht an der Pflege.
Besonders deutlich wird es an den Pflegestufen in Altenheimen, eine höhere Pflegestufe bedeutet mehr Personal, wobei ein "durchwaschen", 20 Minuten Zeit beansprucht und bei eine Pflegestufe 0 oder 1 (zum Beipiel bei Demenzpat.), Anleitung und Motivation zur Selbstwaschung (Unterstützung) mehr Zeit in Anspruch nimmt, aber weniger Geld von den Krankenhassen bezahlt wird.
Zusätzlich wird in der Pflege an Fachpersonal gespart.
Prof. Dr. Michael Porter (Havard Busines School Boston) ist nicht alleine mit seiner Meinung über unser Gesundheitssytem. Ist doch "alles" seit Jahrzehnten bekannt, Geschäftsführungen bestimmen über das Wohl der Patienten.

Das deutsche Gesundheitssystem ist so:
Vorsicht Operation - Menschen hautnah - WDR Fernsehen
 
es scheint, dass ich mich zu den wenigen glücklichen hier zählen kann - zugegeben, wir sind eine kleine intensivstation.
8 betten und fahren i.d.r eine 3-3-2 besetzung. unser team besteht aus 16 Personen, davon 12 vollzeitkräfte und von den 16 sind 6 fachexaminiert. ich und zwei weitere kolleginnen sind (relativ) frisch examiniert (zwischen 2 und 1/2 jahr, ich bin die 'kleinste'). zur zeit sind keine stellen bei uns frei und es gibt um freie stellen immer ein reges gedränge hausintern und von außerhalb, zusätzlich haben wir 1-2 fachweiterbildungsteilnehmer aus den angeschlossenen häusern.
allerdings bin ich mir bewusst, dass wir in diesem fall wirklich im luxus leben, denn es ist keine seltenheit, dass 'konkurrenzhäuser' versuchen bei uns abzuwerben und wir haben auch schon von wechselprämien gehört.
 

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