Octenisept zelltoxisch?

Coco206

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Erlebe auf Station momentan oft, dass Wunden mit Octenisept gespült werden.
Nun habe ich gehört, dass Octenisept auf Dauer zelltoxisch wirkt.
Ist dem so?

Und wenn ja, wie bekomme ich die "Reste" davon gut aus der zu spülenden Wunde?
 
Octenidin

Octenidin(-dihydrochlorid) ist ein oberflächen aktiver Wirkstoff (kationaktives Bispyridin), der für die Antiseptik in Kombination mit 2% Phenoxyethanol eingesetzt wird. Das Wirkungsspektrum umfasst grampositive und gramnegative Bakterien, Pilze sowie eine Reihe von Virusarten. Bei der Anwendung auf Wunden war keine Resorption nachweisbar, sodass nach derzeitigem Stand des Wissens resorptiv-toxische Risiken auszuschließen sind. Noch nicht vollständig geklärt ist die Frage einer im Vergleich zu den Iodophoren oder zu Polihexanid erhöhten Zytotoxizität. Gute klinische Erfahrungen liegen vor bei der Erstversorgung von Schürf-, Biss- und Schnittwunden sowie mit 1:1 ver dünnter Lösung bei Verbrennungswunden. Kontraindikationen sind Spülungen der Bauchhöhle und der Harnblase sowie die Anwendung am Trommelfell. Die Kontraindikation der Anwendung bei Kindern unter 8 Jahren wurde 2003 von der Zulassungsbehörde zurückgenommen.

Octenisept ist nicht zur Daueranwendung vorgesehen.
http://www.nteh.de/Octenisept_Wundversorgung.pdf

Elisabeth
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Das wäre ja mal was Neues!

Ich tue mich etwas schwer mit dem "ich habe gehört", ja wo denn?

Lt. der Negativliste (u.a. bei Werner Sellmer) nachzulesen ist z.B. H²O² toxisch - vom Octenisept habe ich dergleichen noch nichts gelesen.
Das mit Keimen belastete Wunden mit Octenisept versorgt werden, ist lt. S&M (s.u.) ganz vernünftig.
Wo ist aber der Sinn, Octenisept auszuspülen, wenn ich doch die Wirkung in der Wunde brauche? Im Gegenteil: bei infektgefährdeten und infizierten Wunden ist dielange Wirkungsdauer sogar gewünscht (z.B. nachzulesen bei Kerstin Protz, "Moderne Wundversorgung" S. 11)

http://www.schuelke-mayr.com/download/pdf/cde_lde_Octenisept_Wunddesinfektion_ami.pdf

Schöne Grüße, Britta
 
Octenidin
Octenidindihydrochlorid ist in seiner mikrobioziden Wirksamkeit
PVP-Iod vergleichbar, wobei allerdings keine Wirkung gegen Sporen vorhanden ist. Die Wirkung gegen
Protozoen ist u.W. bisher nicht untersucht.
Im Unterschied zu PVP-Iod findet aus Wunden keine
Resorption statt (Kramer 2001). Bei dermaler Applikation
am Versuchstier ergaben sich analog wie bei einem
PVP-Iod-basierten Präparat keine Hinweise auf systemische
Nebenwirkungen einschließlich neurotoxischer
Reaktionen (Kramer et al. 2003). Damit ergeben sich
beim derzeitigen Wissensstand keine Anhaltspunkte für
toxisch-resorptive Risiken.
Der In-vitro-Toxizität von Octenisept® widersprechen klinische
Erfahrungsberichte bei der antiseptischen Primärversorgung
von Schürf-, Biss- und Schnittwunden sowie
der Anwendung 1:1 verdünnter Lösung bei schwerer
Verbrennung (Schülke u. Mayr GmbH 1997). In der Zellkultur
wurde mit der Neutralrot-Methode jedoch überraschend
festgestellt, dass ein unverdünntes Octenidin-
Präparat im Vergleich zu verdünnten Lösungen geringer
zytotoxisch war. Allerdings ergab sich bei Prüfung mit
der MMT-Methode (Aktivitätsmessung der mitochondrialen
Lactatdehydrogenase) und im Wachstumsinhibitionstest
(Messung der Proteinsynthese und Proliferationsrate)
die erwartete Konzentrationsabhängigkeit,
d.h. Abnahme der Zytotoxizität mit steigender Verdünnung.
Vermutlich liegt der fehlenden Freisetzung von
Neutralrot aus den Lysosomen eine Wechselwirkung von Zellen und Matrixbestandteilen mit Octenidin zugrunde,
eine bisher für ein Antiseptikum unbekannte Wirkung.
Darin könnte sich auch die bessere klinische Verträglichkeit
von Octenidin im Vergleich zu dessen Zytotoxizität
erklären, indem durch den Wirkstoff quasi ein künstlicher
Wundverschluss mit verzögerter Wirkstofffreisetzung
herbeigeführt wird (Müller et al. in Vorb.). Die weitere
Abklärung ist nur in placebokontrollierten Doppelblindstudien
möglich.
Prof. Dr. med. A. Kramer
Institut für Hygiene und Umweltmedizin
der Ernst-Moritz-Arndt-Universität
Walter-Rathenau-Str. 49 a

Das ganze ist aus einem Artikel vom November 04
Nen Link hab ich nicht mehr, hatte dasd gespeichert
 

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