Ingo Tschinke schrieb:
...ist es sinnvoll auch in der Somatik solche alten Traditionen zu überdenken und nach deren ursprüngen zu fragen. Genauso wie wir uns ethisch moralisch fragen müssen, worauf unsere Berufsethik aufbaut, auf der christlich/weiblichen Grundeinstellungen aus dem Beginn des 20ten Jahrhunderts, der schweigsamen, fügsamen und dienenden Schwester als Frauenideal dieser Zeit. Das tragen wir in unser Profession fort, genauso wie die Pflege bei den "Nürnberger Prozesses" freigesprochen wurde, weil wir nicht selbst entscheiden und handeln können. Die braune Schwesternschaft hat sich so von der Euthansie freigesprochen, aber das hat uns für dir nächsten 40 Jahre aus der Selbstbehauptung geworfen. Warum hängen wir den Großbritannien und den USA 40 Jahre in der Pflegewissenschaft und Forschung hinterher. Das kommt nicht von ungefähr und wer wandeln will muss auch bereit sein sich von alten Dingen zu trennen, wie von der Bezeichnung - Schwester.
BRAVO!!!!!!!
Das ist zwar schon ein paar Monate her dass Ingo das schrieb, doch ich denke genauso.
Bei uns steht der Vor- und Nachname plus Berufsbezeichnung bzw Rang (also z.B. Stationsleitung) drauf. Es hat hier aber noch nie ne Diskussion gegeben, ob da nun noch Fachkrankenpfleger drauf muss oder irgendetwas gestrichen werden sollte.
Im Rahmen von Corporate Identity hat jeder erstmal ein Namenschild. Und das finde ich als Grundvoraussetzung wichtig, ich will wissen mit wem ich es zu tun habe. Und wenn ich mich lobend oder beschwerend bei der Krankenhausleitung melden möchte, und es stehen nur Vornamen drauf, bin ich mir nicht sicher ob die Meldung den Adressaten überhaupt erreicht! Wieviele Kathrin, Doris oder Klaus gibt es denn manchmal auf Station?
Zum anderen: "Schwester" ist KEINE Berufsbezeichnung, wie hier jemand meinte. Im Ausland wird auch NICHT Schwester gesagt. In England und USA sagt man ob Mann oder Frau-Nurse- und in Frankreich unterscheidet sich die Bezeichnung lediglich am Akzent! Was darauf hinweist, dass man diese Begriffe mit dem deutschen Ausdruck "Pflegende" bzw. Pflegerin oder Pfleger vergleichen kann.
Weiterhin, wenn ich mich einmal versehentlich in der Hektik vergesse sofort vorzustellen, dann rutscht den Patienten häufig schon dass "Du" über die Lippen, und obwohl ich mit 36 Jahren sicher nicht mehr wie ein 18jähriger Zivi aussehe, fragt man mich hin und wieder mal, ob ich Kriegsdienstverweigerer bin!!!
Mein freundlicher Hinweis auf mein Namensschild und der Hinweis mich zu siezen entfacht nicht gerade Entzückung bei den Patienten.Das ist mir aber vollkommen egal!
Also: Ich bestehe auf meinen vollen Namen und der Berufsbezeichnung und wenn ich überlege, dann fände ich es gerecht, wenn jemand eine anerkannte Fachweiterbildung hat oder eine Rolle wie "Praxisanleiter" ausübt, dann soll es auch ruhig drauf. Natürlich mit Rücksicht darauf, dass man da nicht 5 Titel in 5pt Schrift drauf hat und eh nix mehr erkennt. Vielleicht sollte dann die "Wichtigste" oder Vorrangigste Bezeichnung drauf stehen.
Auf jeden Fall "Schwester" NICHT mehr!
Wenn wir uns auf dem Weg zu einer Profession befinden, was wir zweifellos sind, dann sollten wir uns auch mal aufrichten und den gebückten gang ablegen. Vielleicht zieht das eine das andere nach sich? Vielleicht verstehen dadurch dann auch mal die Ärzte, dass es verschieden Qualifikationen bei Pflegekräften gibt, dass wir mehr sind als ein medizinischer Assistenzberuf auf den man minderwertige ärztliche Tätigkeiten abschiebt und sie für Pflegekräfte als "aufwertend" empfindet. (ist ja ein anderes Thema!) und vielleicht verstehen die Patienten dann langsam auch, dass wir Respekt verlangen und kein Mitleid (...also nein, sowas wie sie??? nee, dass könnt ich nicht!!!) für unseren Beruf!
Lieben Gruß
Klaus