Modernes Krankenhaus = Hotel

  • Ersteller Ersteller mary_jane
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Wieso braucht es eine 3 jährige Krankenpflegeausbildung um "Hotelservice" leistungen zu erbringen? Weil wir nicht wissen, was Pflege eigentlich ist und sein soll machen wir alles, lassen uns alles zuschieben... von der Blumenpflege bis zur i.v.Spritze. Dies ist möglich, weil es keine konkrete Beschreibung unserer Aufgaben gibt.

Ist eigentlich nicht ganz richtig. Das Krankenpflegegesetz von 2003 gibt schon einiges vor:
§ 3 Ausbildungsziel
(1) Die Ausbildung für Personen nach § 1 Abs. 1 Nr. 1 und 2 soll entsprechend dem allgemein anerkannten Stand pflegewissenschaftlicher, medizinischer und weiterer bezugswissenschaftlicher Erkenntnisse fachliche, personale, soziale und methodische Kompetenzen zur verantwortlichen Mitwirkung insbesondere bei der Heilung, Erkennung und Verhütung von Krankheiten vermitteln. Die Pflege im Sinne von Satz 1 ist dabei unter Einbeziehung präventiver, rehabilitativer und palliativer Maßnahmen auf die Wiedererlangung, Verbesserung, Erhaltung und Förderung der physischen und psychischen
Gesundheit der zu pflegenden Menschen auszurichten. Dabei sind die unterschiedlichen Pflege- und Lebenssituationen sowie Lebensphasen und die Selbständigkeit und Selbstbestimmung der Menschen zu berücksichtigen (Ausbildungsziel).

(2) Die Ausbildung für die Pflege nach Absatz 1 soll insbesondere dazu befähigen,
1. die folgenden Aufgaben eigenverantwortlich auszuführen:
a) Erhebung und Feststellung des Pflegebedarfs, Planung, Organisation, Durchführung und Dokumentation der Pflege,b) Evaluation der Pflege, Sicherung und Entwicklung der Qualität der Pflege,
c) Beratung, Anleitung und Unterstützung von zu pflegenden Menschen und ihrer Bezugspersonen in der individuellen Auseinandersetzung mit Gesundheit und Krankheit,
d) Einleitung lebenserhaltender Sofortmaßnahmen bis zum Eintreffen der Ärztin oder des Arztes,
2. die folgenden Aufgaben im Rahmen der Mitwirkung auszuführen:
a) eigenständige Durchführung ärztlich veranlasster Maßnahmen,
b) Maßnahmen der medizinischen Diagnostik, Therapie oder Rehabilitation,
c) Maßnahmen in Krisen- und Katastrophensituationen,
3. interdisziplinär mit anderen Berufsgruppen zusammenzuarbeiten und dabei
multidisziplinäre und berufsübergreifende Lösungen von Gesundheitsproblemen zu entwickeln.
http://www.gesetze-im-internet.de/bundesrecht/krpflg_2004/gesamt.pdf

Ich muss mich also korrigieren. Es liegt offensichtlich an der mangelnden Akzeptanz dieser Vorlage.
Ich kann hier beim besten Willen keinen Auftrag zum Erbringen von Hotelleistungen und hauswirtschaftlichen Tätigkeiten erkennen. Aber wer beruft sich schon auf diesen Text? Der Einzelne wird da kaum etwas erreichen... und die Masse scheint sich ebend wohl zu fühlen im Jammern ob der unhaltbaren Zustände. Bitter aber wahr.
Verändern kann ich nur mich selbst- nicht den anderen. Würde in dieser Situation bedeuten: Konsequenz beim NEIN sagen.
Aber das ist schon in der Erziehung von Kindern nicht selten das Hauptproblem. *fg*

Elisabeth
 
Hallo Elisabeth,

hattest du das nicht schon in diversen anderen Threads diskutiert???
 
Jau... und ich stelle immer öfter fest, dass sich alles eigentlich immer um dieselben Probleme dreht.
Warum ist Pflege nicht in der Lage diese Probleme aktiv anzugehen? Warum wird stets eine Lösung von außen erhofft und wenn diese ansteht, wird sie abgelehnt, weil: es war so, es ist so und es wird immer so sein?

Elisabeth
 
Sorry, aber für mich ist ein gutes Krankenhaus oder ein guter Betreib indem jeder Mitarbeiter sich für den eigentlichen Auftrag dieses Betriebs einsetzt. Dass wir zunächst für die Pflege zuständig sind, dass unterschreibe ich auch! Ich sage auch nicht, dass nur wir Pflegende diesen Service übernehmen sollen, aber es geht meines Erachtens hier nicht um die immer wieder gern genommenen Privatpatienten (mein Vater, 70 jährig und mit schweren rheumatischen Beschwerden, ist ein solcher und hat sich seinen Kaffee bereits am 2. post-Op-Tag auf dem Flur selbst geholt), die sich daneben benehmen. Es ärgert mich, wenn einzelne Leute als Beispiel genommen werden, um einen Mißstand zu beschreiben. Die meisten Leute "fügen" sich meines Erachtens sehr wohl in die vorgegebenen Regeln einer Station.
Es geht darum wie es allen Krankenhausbeschäftigten gelingen kann, auch mal berufsübergreifend, dem Patienten einen zufriedenen Aufenthalt evtl auch mit Zusatzleistunegn, zu ermöglichen. Wenn ich in der Klinikhalle jemand mit Krankenpapieren und einem Köfferchen stehen sehe, der augenscheinlich nicht weiss wo er sich hinwenden soll, obwohl er 5m neben der Auskunft steht, frage ich ihn trotzdem ob ich ihm helfen kann. Auch wenn es nicht zu meinen eigentlichen Pflegeaufgaben gehört.....
 
@ Elisabeth
Ob es sich ändert, wenn du genau diese Situation möglichst häufig und meist ganz allein bejammerst?
 
Nur das das berufsübergreifende leider mittlerweile so aussieht: mehr Ärzte, weil durch Umsetzung des EugH- Urteil notwendig, Abbau hauswirtschaftlicher Hilfskräfte in den letzten Jahren- zu teuer, Abbau von Pflegekräften bei Zunahme der Fallzahlen und Verkürzung der Liegedauer. Und nun erkläre mir mal, wie da die Forderungen nach Hotelleistungen erbracht werden sollen. Meines Erachtens reichts nicht mal mehr für eine professionelle Pflege nach den Vorstellungen des Krankenpflegegesetz. Wir mutieren mittlerweile zum Mädchen für Alles und sind teilweise auch noch bemüht allen Anforderungen gerecht zu werden. Wer dabei auf der Strecke bleibt dürfte eindeutig sein- es ist garantiert weder der Pat. noch die Ärzte oder eine andere Berufsgruppe... da bleibt einzig und alleine die Pflegekraft auf der Strecke. Und das kann nicht sein!

Elisabeth
 
sorry, Elisabeth, aber das ist jetzt fortgesetzte Jammerei und kein Schritt nach vorn.
Aktives Tun nach vorn, und das nicht als Einzelkämpferin, hilft, und da sind unsere Berufsverbände gefragt. Dafür haben wir sie, dafür zahlen wir Beiträge, und nun sollen sie mal leisten!!
 
Meine Meinung zu den Verbänden ist bekannt. Diese verwalten den Notstand und reagieren regelmäßig mit schönen Worten. Agieren habe ich bei den bestehenden Verbänden noch nicht erlebt und wenn, dann nur halbherzig. Man könnte ja die Mitglieder verschrecken. *grummel*

Elisabeth
 
Hallo
Ich habe kein Problem damit Kaffee auszuteilen,mit meinem Rundgang kombiniert ist das kaum ein Mehraufwand und der Patient fühlt sich gut.
Die wenigsten meiner Patienten verwechseln das Krankenhaus mit einem Hotel.Eher schon die Angehörigen, die wollen ihr schlechtes Gewissen wegen Vernachlässigung dann am Sonntäglichen 15 Minuten Besuch beruhigen, in dem sie illusorische Forderungen an die Pflege stellen.
Ein zusätzliches Stück Kuchen, eine extra gekochte Kanne Tee sind kein großer Mehraufwand, auch ein außerhalb der Routine geschütteltes Kissen bringt mich nicht um. Der Vorteil ist daß der Patient dann zufriedener ist, weniger läutet sich ernst genommen fühlt.
Versucht mich jemand auszunutzen kann ich durchaus auch mal NEIN sagen.
Alesig
 
20. August 2007. Deutsche Kliniken arbeiten mit dem geringsten Personaleinsatz. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue OECD-Studie, auf die die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) verweist. Demnach sichern in Deutschland nur 10,8 Krankenhausmitarbeiter die stationäreVersorgung von 1.000 Einwohnern. Andere Gesundheitssysteme wie Österreich benötigen dafür bereits 15,3 Beschäftigte (kma-online, 14.8.2007). Allerdings schlagen Krankenhäuser, Altenheime und privatePflegedienste Alarm, dass es immer schwieriger sei, qualifiziertes Personal zu finden, weil viele aufgrund der schlechten Bedingungen ins Ausland abwanderten. Der Mangel an Ärzten und Pflegekräften habe drastische Folgen. Die dauerhafte Belastung des Personals führe bei den zu betreuenden Patienten zu mehr Komplikationen, zu Stürzen, gefährlichen Infektionen und im schlimmsten Fall sogar zu mehr Todesfällen wie eine Studie aus Großbritannien zeigt (kma heute 13.4.2007).
Personalmanagement für Krankenhäuser EUROFORUM-Konferenz: "Neue Personalkonzepte im Krankenhaus" 29. und 30. Oktober 2007, Hamburg

Deutsche Kliniken arbeiten mit geringstem Personal
Nach einer OECD-Studie arbeiten die deutschen Kliniken am effizientesten. Darauf verwies die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) und zitiert die neue OECD-Studie, nach der in Deutschland nur 10,8 Krankenhausmitarbeiter die stationäre Versorgung von 1.000 Einwohnern sichern. Andere Gesundheitssysteme wie Österreich benötigen für die gleiche Zahl der Einwohner bereits 15,3 Beschäftigte. Den höchsten Personaleinsatz verzeichnen die USA mit 16,1 Mitarbeitern.
kma@news 0096

Der Blickwinkel machts offensichtlich. Für den einen unhaltbare Zustände- für den anderen effizientes Arbeiten. Und was ist es für die Politiker? Ich befürchte: die zweite Aussage.

Elisabeth
 
Hi,

da ich mich nicht selber zitieren möchte, kann ich jetzt, nach den letzten beiden Seiten´, auch weiter nur sagen: kleinere Serviceleistungen sind, einigermaßen im Bereich untergebracht, kein Problem. Auch noch so sehr auf die Pflege eingehende Kollegen haben ihren Arbeitsplatz, weil ihr Haus konkurrenzfähig bleibt. Das geht im Jahr 2007 nicht mehr nur mit reiner Pflege. Solange keine Hilfskräfte vorhanden sind bzw. wieder weg sind, sind nur noch wir für so etwas da.
Damit keine Fehlmeinung aufkommt: Für mich ist Pflege und das Gesamtpaket darum sehr, sehr wichtig. Jedoch bin ich auch Realist genug, das heute mehr dazu gehört.
Ich setze mit Transparenz meine Prioritäten und fast alle Patienten und Angehörigen verstehen und akzeptieren dies auch.

Gruß´
Synapse
 
Wo fängt "kleinere Serviceleistungen" an und wo hört sie auf? Und wie soll ein Pat. dies nachvollziehen können?

Wenn ich eine Dienstleistung kaufe- und mehr ist Pflege nicht- dann erwarte ich eine möglichst präzise Angabe der Tätigkeiten. Ich entscheide mich dann.

Pflege definiert sich gerne über Hilfe und Nächstenliebe. Derzeit weisen wir nach, dass wir im OECD-Studien- Bereich mit dem wenigsten Personal im Krankenhaus auskommen. Ob dies als Erfolg zu werten ist, darf bezweifelt werden.

Elisabeth
 
Irgendwie dreht sich die Diskussion hier gerade im Kreis, vielleicht mach ich den Thread mal für einige Zeit zum Nachdenken für Lösungsansätze zu.

Meldet ihr euch dann bitte bei mir?

Danke fürs Verständnis!
 
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