Hallo Vinyond,
ich arbeite als Krankenpfleger seit längerer Zeit in der Psychiatrie und habe dort auch mit vielen Patienten zu tun, die aus der Türkei stammen oder aus Kurdistan.
Viele haben Probleme damit, dass sie in einem interkulturellen Zwiespalt aufwachsen, d.h. zum einen die Heimat der Eltern (soweit sie hier geboren sind) und zum Anderen die Freunde aus Deutschland. Dazu gehört auch die unterschiedliche kulturelle Einstellung gegenüber Frauen. Wenn du sagst, dass du dich von diesen kulturellen Wurzeln verabschiedet hast und genauso denkst und handelst wie jemand, der diese Wurzeln nicht hat, bist du vielleicht schon sehr an dir selbst gewachsen. Davon kann man aber nicht ausgehen, deswegen muss die Frage gestattet sein.
Ich habe gerade mit einem Türken bei mir zu tun, der an einer Depression leidet, weil er mit dem Konflikt nicht klar kommt. Einerseits möchte er der obercoole Typ sein, der sein Frau sagt, was sie zu tun hat (wie sein Bruder, der eine Türkin geheiratet hat), aber anderseits ist stolz darauf eine deutsche Frau zu haben, die in in seine väterlichen Pflichten ruft und sich wenig gefallen läßt. Ein kulturelles Dilemma, welches ihn fertig macht. Er ist deswegen nicht blöd, verrückt oder etwas anderes, er hängt einfach zwischen den Kulturen.
Cheers
Ingo