Mein erster Kontakt mit dem Tod

Achtung bevor ihr lest, solltet ihr wissen, das die geschichte, die ich schreibe, für manche schockierend sein könnte.


Also meine erste Patientin, die verstorben ist, hatte ich diesen Sonntag, ich bin Praktikantin. Uns wurde bei der Übergabe gesagt, das sie sehr unruhig die nacht war, sich den Überwachungsmonitor immerwieder abgerissen hat, hat sich den BK und die Viggos gezogen, rutschte unruhig im Bett hin und her. Es war schon sehr stressig auf Station, weil wir vorher noch einen Patienten hatten, der literweise rektal Blut abgesetzt hatte und sofort auf Intensiv musste. Naja wir wollten dann so halb 7 mit dem Messen beginnen, nehmen uns die Geräte und gehen in das Zimmer der Verstorbenen.
Als wir das Zimmer betraten, hatten wir einen schrecklichen Anblick vor Augen. Wenn ich das nun so mal erklären darf:
Die Patientin lag nicht gerade im Bett, sondern quer, den Körper zum Fenster gerichtet am Fußende des Bettes. Meine Kollegin sagte gleich zu mir: die ist tot. Ich realisierte das erst nicht richtig. Wir sind zu ihr gerannt und haben erstmal Vitalzeichen überprüft. Ich hab versucht, den Puls zu ertasten. Nichts. Meine Kollegin überprüfte die Atmung, versuchte auch nochmal den Puls zu finden, wir haben die Patientin angesprochen, gerufen. Keine Reaktion. Erst dann realisierte ich allmählich, das die Patientin tot war sie hatte auch schon leicht blaue hände. Ich begann zu zittern, mein Herz fing an zu rasen, ich brach in Tränen aus, ich konnte es einfach nicht fassen. Der Anblick war so schrecklich. Sie hatte die Augen geschlossen, Mund offen stehen. Der Kopf nach unten zum Bauch geneigt auf dem Bettgitter liegen. Ich war am heulen, als wir sie lagerten. Dann kam die andere Schwester und hat mich abgelöst und ich hab heulend den Raum verlassen, bin in die Küche, hab mich da 10 minuten erstmal beruhigen müssen, hab ein Gebet für sie gesprochen und erst dann ging es mir besser und ich konnte weiter arbeiten. Ich war dann auch froh, das meine Kollegen mit mir gesprochen haben, was passiert, wie es passiert, wie man damit umgehen kann usw. Wir sind auch nochmal hingegangen und haben uns die Akte von ihr durchgelesen um zu sehen, das sie richtig krank war und es eine erlösung war für sie. Die Kripo wurde natürlich nun eingeschaltet weil sie keinen monitor mehr dran hatte, als sie starb.
 
Hi,
eine Verständnisfrage: War absehbar, das diese Patientin versterben könnte oder wird?
Denn dann finde ich es primär schon mal nicht so toll, wenn Praktikanten mit in ein solches Zimmer gehen, wenn die Möglichkeit besteht, das jemand im Sterben liegt. Es sei denn, es ist nicht der erste Kontakt mit Sterbenden bzw. der Wunsch des Praktikanten. Wenn es überraschend war, also nicht planbar, das ein Praktikant mitgeht ins Zimmer, hätte ich als Examinierte ruhig abgeklärt, ob der Praktikant mit möchte ans Bett oder eine Kollegin holt bzw. einfach schon mal zum nächsten Pat geht.
Was gut gelaufen ist, war, dass mit Dir im Nachhinein gesprochen wurde, denn das ist sehr, sehr wichtig.

Gruß
Synapse
 
Eigentlich war es nicht so absehbar, das sie versterben wird, denn am tag zuvor war sie noch ganz "normal". Hat mit mir gesprochen, hat gegessen usw. Nur in der Nacht war sie irgendwie wie ausgewechselt. Keiner hat geahnt, das sie stirbt und als wir sie so im Bett liegen sahen mussten wir ja wenigstens versuchen, sie zu retten, aber es war wirklich schon zu spät. Ich bin froh, die Erfahrung aber doch schon im Praktikum gemacht zu haben, als erst in der Ausbildung. So kann ich nun, wenn jemand verstirbt besser darauf reagieren und finde es auch nicht mehr so schrecklich. Wir sind dann auch nochmal zu ihr hin gegangen und haben sie uns nochmal angesehen. Und da empfand ich es auch nicht mehr als schlimm, sie dann so daliegen zu sehen.
 
Hallo
Ich war 16 Jahre jung den ersten Tag als Praktikantin auf Station, keine Ahnung von nichts. Mir wurde ein Tablett vin Sr. M. mit Essen in die Hand gedrückt, ich solle damit in Zimmer 225 gehen und Frau S. füttern. Das würde ich schon hinbekommen einfach so eingeben wie ich selber Essen würde.
Ins Zimmer gegangen, Frau S. saß schon mit hochgelagertem Oberkörper im Bett. Sie sah für meine laienhaften Augen ziemlich krank aus. Ich erklärte ihr wer ich sei, packte die Suppe aus und verabreichte ihr einen Löffel.
Frau S. machte folgsam den Mund auf-Löffel rein-Frau S. verdrehte die Augen die Suppe lief ihr aus dem Mund sie röchelte laut, der Kopf sank nach unten.
Ich riß die Tür auf schrie laut auf den Gang Hiiilfe Zimmer 225, stürmte zurück zu der Patientin, nahm sie in den Arm da sie aus dem Bett zu stürzen drohte und ich nicht wusste wie so ein Patientenbett funktioniert. Es war auch sofort ein Arzt da und Sr. M., diese schaute nur kurz auf die Patientin dann brüülte sie mich an in solle sofort machen dass ich rauskomme und ich hätte die Patientin umgebracht.
Da stand ich nun, vor der Zimmertüre und sah mich im Geiste schon im Gefängnis.
Eine halbe Stunde später kam die Stationsleitung von ihrer Besprechung wieder,sprach kurz mit Arzt und Sr.M. ,zitierte mich in die Küche, bat mich zu erzählen was vorgefallen sei. Dann sollte ich mich hinsetzten und erstmal durchatmen. Sie stürmte ins danebenliegende Stationszimmer, und ich konnte hören wie sie Sr.M. anbrüllte.
Dansch kam sie zurück, mit dem Arzt, und die beiden erklärten mir daß es nicht meine Schuld sei, den die Patienten lag bereits im sterben,daß ich alles richtig gemacht hätte,das Sr.M.mich niemals alleine in dieses Zimmer hätte schicken dürfen.
Danach nahm mich die Stationsleitung mit ins Zimmer der Verstorbenen und wir haben gemeinsam die Patientin gerichtet.Sie hatte mich vorher gefragt ob ich das wolle. Sie hat mir alles erklärt warum und wieso sie was macht, welche Erkrankung die Patientin hatte und an was sie letztendlich gestorben ist.
Ich weiß bis heute noch wie die Patientin hieß und wie sie ausgesehen hat.
Selbstverständlich weiß ich auch noch wie Sr.M. ausgesehen hat, schließlich habe ich aus dem Stationsfotoalbum ein Bild von ihr geklaut und dieses auf meine Dartscheibe geklebt und regelmäßig mir den Pfeilen draufgeworfen.Meine Treffequote stieg mit diesem Foto enorm.
Alesig
 
Hallo,

Finde es gut Eure Erlebnisse zu lesen. Ich finde es wichtig sich mit diesem Thema auseinander zu setzen, leider kann man das viel zu selten mit Kollegen oder Angehörigen machen...entweder keine Zeit, wenig Verständnis oder leider für viele "Tabuthema". Aber richtig verarbeiten tut man diese Erlebnisse nie.

Ich will von meinem ersten Kontakt mit dem Tod berichten bei einem alten Patienten (damals als FSJ im Pflegeheim) und während meiner Ausbildung zur Kinderkrankenschwester bei gleich 2 Kindern gleichzeitig. Denn die Begleitumstände Tod eines alten Menschen/Tod eines Kindes sind doch sehr unterschiedlich.

Die alte Dame im Pflegeheim kannte ich schon länger, durfte sie oft betreuen, da ich oft bei ihr eingeteilt wurde. Sie war wirklich eine ganz nette alte Dame, die mir viel von früher erzählte und froh war, dass ich als FSJlerin mehr Zeit für sie hatte als die Altenpflegerinnen. Ich las ihr aus Zeitungen vor, ging mit ihr spazieren und begleitete sie bei Arztbesuchen und Ausflügen. Sie war sehr kunst- und kulturinteressiert. Lange ging es ihr sehr gut, war eine von den Bewohnern, die als "fit" bezeichnet wurden.
Leider stürzte sie schwer, kam mit einem Oberschenkelhalsbruch ins Krankenhaus, erlitt kurz darauf noch einen Schlaganfall und wurde nie wieder so wie vorher...konnte nicht mehr laufen und sprechen und litt offensichtlich an ihren Veränderungen und an großen Schmerzen.
Nach einigen Tagen frei kam ich zu ihr und mir wurde gesagt, dass es ihr sehr schlecht geht und sie eine Sitzwache benötigen. Das habe ich dann übernommen (wurde aber vom gesamten Team sehr unterstützt, war schließlich noch eine junge FSJlerin) und ich blieb bei ihr bis sie dann abends verstorben war. Nie werde ich dieses Erlebnis vergessen und die Gewissheit, dass die alte Dame nicht allein war, beruhigte mich sehr.
Inzwischen weiß ich, dass nicht jeder Patient in der Finalphase so eine Betreuung bekommt, leider.

In der Kinderkrankenpflege erlebte ich den ersten Kontakt mit dem Tod eines Kindes gleich bei 2 Kindern.
Ich war mit einer Semesterkollegin im letzten Ausbildungsjahr auf unserer Examensstation eingeteilt (interdisziplinäre Kleinkindstation).
Wir hatten in Vorbereitung auf das Examen schon selbstständig 1-3 Zimmer zu betreuen.
Meine Freundin hatte u.a. ein schwer herzkrankes Kleinkind zu pflegen und ich bekam von der Intensiv einen 4-jährigen Jungen nach Ertrinkungsunfall im Wachkoma verlegt, der später auch mein "Examenskind" wurde.
Ganz "unterrichtsmäßig" widmeten wir uns diesen Kindern, nahmen uns viel Zeit für die Pflege, hatten guten Kontakt zu den Eltern und im Laufe der Zeit wurden wir wie selbstverständlich immer sofort für diese Kinder eingeteilt. Wir konnten viel Lernen für das Examen und das spätere Berufsleben.
Kurz vor unserem Examen hatten wir zusammen Spätdienst, kamen auf Station zur Übergabe, wollten kurz in die Patientenzimmer schauen...
da kam uns eine Schwester entgegen und meinte ganz trocken: "ach übrigens, letzte Nacht ist Kind....verstorben" (herzkrankes Kind, war gerade zurück verlegt aus einem Herzzentrum) Zack!!! Betreffende Schwester ging gleich weiter, niemand kümmerte sich weiter drum, meine Freundin wurde voll allein gelassen (wir waren ja noch Schülerinnen), niemand merkte, dass sie voll fertig war. Man hätte sie ja auch anrufen können, um sich von dem Kind, was sie Monate lang gepflegt hat, zu verabschieden, bei den Eltern zu sein, die sie als Bezugsperson gern hatten.
Tja, ich war echt schockiert, rief sofort unsere Mentorin an, die auch gleich kam, meine Freundin nach Hause schickte und später ein kurzes Gespräch mit uns führte (besser als garnichts).
Einige Wochen nach meinem Examen (war inzwischen für meine erste Stelle als Schwester in eine andere Stadt gezogen) bekam ich von unserer damaligen Mentorin die Nachricht, dass mein Examenskind (Pat. nach Ertrinkungsunfall) in die Rehaklinik verlegt worden war und kurz darauf während eines Krampfanfalls verstorben ist.

Ich erlebte danach noch einige sterbende Patienten (auch Kinder), aber die ersten Fälle sind mir noch so stark in Erinnerung.

Liebe Grüße an euch alle
 
Hallo zusammen,

mein erster Kontakt mit dem Tod war für mich mit 16 Jahren als Praktikantin in einem Altenheim. Ich wurde in ein Zimmer geschickt von einer Ordensfrau, diese Patientin hatte Koterbrechen und ich dachte damals: "Nein, das will ich nicht". Ich war selber noch überhaupt nicht auf das Thema vorbereitet und ich hatte auch niemanden mit dem ich hinterher darüber sprechen konnte.

Diese Nonne, meinte es wäre eben so und es gehört dazu. Ich wohnte schon damals dort in dem Schwesternwohnheim des Altenheimes und es hat mich nächtelang verfolgt.

Der 2te Kontakt mit dem Tod den ich erlebt habe, war ein kleines rothaariges Mädchen, ca. 2 Jahre alt auf der Kinderstation. Sie hatte ein Downsyndrom, atmete nur flach und wurde zusehends schwächer. Das war in meiner Ausbildung zur Krankenschwester.

Das Kind bekam keinen Besuch und es rief nur jemand an, ob es noch lebte. Es kann auch gut sein, dass mich meine Objektivität blendet, weil ich sehr emotional beteiligt war. Aber es tauchte auch kein Besuch auf, auch nicht die Mutter. Zum Gegensatz zum ersten mal mit dem Kontakt von Sterben, bekam ich nur Wut, das kann und darf nicht sein. :-((

Gruß Brady
 
Hallo,

mein erster Kontakt mit mit dem Tod, war Ende letzten Jahres. Ich habe mein FSJ auf einer Pneumologischen Station gemacht, als es geschah war ich bereits 4 Monate auf dieser Station. Ich kann mich daran erinnern, als ob es gestern war. Um 5.50Uhr war Frühdienstbeginn. ich war aber schon (wie immer) um kurz vor halb fünf da, da ich auf Bus/Bahn angewiesen war und ich anderweitig zu Spät ankommen würde.

Ich lief also durch die Notaufnahme hinein, hab mich unten umgezogen und ging dann hoch auf die Station, ich habe die Automatische Türklinke betätigt und die Tür schwenke auf, es roch nach brennenden Kerzen und eine komisches bedrückendes Gefühl überkam mich. Als ich die Nachtschwester vom hinterstem Zimmer aus in die Pflegearbeitsraum laufen sah, schauten wir uns an und wir mussten garkeine Worte wechseln, da wusste ich das der Patient seiner Krankheit erlegen war (COPD, BC).

Wir haben uns dann ins Schwesternzimmer gesetzt, wir tranken Tee zusammen und sie hat sich sehr viel Zeit genommen bis zum eintreffenden des restlichen Frühdienstes. Viel erzählt, das in der Nacht noch die Frau und seine Tochter da waren und das diese sind dann gegen 4 Uhr nach Hause gefahren und wollte später wiederkommen, eine halbe Stunde später ist er verstorben. Die Nachtschwester hat alle meine Fragen beantwortet und war sehr einfühlsam.

Der Patient blieb dann noch 4 Stunden zur Aufbahrung auf der Station und am frühen Vormittag hat die Schwester, mit der ich zum hinteren Bereich der Station fuer diesen Dienst eingeteilt war, ob ich mir zutrauen, mit ihr zusammen, den Verstorbenen in die Prosektur zubringen, wenn nicht seie dass nicht schlimm. Ich zögerte kurz, aber entschied mich mitzugehen. Es war unangenehm mit dem Toten über die ganze Station "zurollen" (er hatte wie gesagt das hintereste Zimmer) und die anderen Patienten sahen sichtlich erschrocken aus.

In der Prosektur selber, haben wir ihn ein dafuer vorgesehenes Buch eingetragen, ein stilles Gebet geh'n Himmel gestoßen und haben ihn dann auf die Bahre rübergehoben (mit dem Betttuch versteht sich) und ihn die "Kühlbox" geschoben. Als wir wieder oben waren, hat auch diese Schwester sich noch einmal 10 Minuten Zeit fuer mich genommen und es tat mir gut darueber zureden.

Nun beginnt in 4 Wochen meine Ausbildung - ich freue mich riesig!

CaRinA
 
hallo,

auch ich berichte mal über meinen ersten kontakt mit dem tod...
ich war 16 und hab ein praktikum im altenheim gemacht. ich ging eines morgens in das zimmer einer bewohnerin, wo ich der schwester, die bereits im zimmer war und wasser ins waschbecken laufen ließ, helfen wollte. beim eintreten des zimmers wunderte ich mich schon, dass die bewohnerin nicht "krächzte" das machte sie immer wenn man ihr zimmer betrat...
ich ging an ihr bett und wünschte ihr einen guten morgen und fasste sie dabei an und da hab ich gemerkt, das was nicht stimmte...ich drehte sie um und sah, dass sie tod war. ich erschrak mich (da die pat. blau im gesicht war) und sagte zu der schwester, ich glaube frau xy ist tod. die schwester drehte sich zu mir sah die bewohnerin und schrie, fing an zu weinen und rannte raus...ich blieb am bett stehen und wusste nicht was ich machen sollte...ich hatte ja keine ahnung war relativ unvorbereitet und jung. darüber geredet hat niemand mit mir, ich selbst habe den pflegenden damals gesagt wie ich mir in der situation vorkam (interessiert hat es sie nicht) und ich entschied mich, mich nochmals von der bewohnerin zu verabschieden als sie zurecht gemacht war (vom bestatter), ich glaube das war damals eine gute entscheidung, denn so hab ich sie nicht immer so vor augen gehabt wie ich sie auffand.
damals hab ich mich auch gefragt wie es sein kann, dass die schwester die schon im zimmer war es nicht gemerkt hat? wenn sogar ich als praktikantin gemerkt habe, das was nicht in ordnung ist...
das war meine erste berührung mit dem tode...

schattenblume
 
Hallo,

die Sache, die Alesig erlebt hat, find ich ja schon krass. Wie kann ich denn einer Praktikantin sagen, sie hätte den Patienten umgebracht... Vor allem, wo es wohl eh absehbar war. Bei uns dürfte diese Schwester Praktikanten und Schüler nur noch von weitem sehen!!
 
Hallo!

Ich habe während der Ausbildung auf Normalsation auch viele sterbende / verstorbene Patienten erlebt. Vor ein paar Wochen ist mir aber zum 1. Mal ein Patient auf dem OP-Tisch verstorben.
Ich war gerade den 2. Tag im Herz-OP eingesetzt und am Nachmittag hieß es plötzlich: Wir kriegen ein rupturiertes BAA!
Der Patient, ein älterer Herr, wurde vom Schockraum-Team gebracht und dann im Saal erst mal mit allen wichtigen Zugängen versorgt. Währenddessen haben sich die Chirurgen gewaschen und standen dann "schnittbereit" mit dem Skalpell in der Hand da, während wir die Narkose eingeleitet haben.
Ich war dann ab OP-Beginn für die Medikamente zuständig, heißt: eine Ampulle Supra nach der anderen aufziehen. So wie ich die Spritzen ferig hatte rissen sie mir die Anästhesisten auch schon aus der Hand.
Ab und zu hab ich einen Blick auf den Monitor werfen können und der Druck ging jedes Mal weiter runter. Bis er irgendwann bei 20 syst. lag.
Die Ärzte wollten immer mehr Supra haben, bis es auf einmal verdächtig ruhig wurde im Saal...
Der Operateur hatte alle Maßnahmen abgebrochen, er hat die Aorta nicht zu fassen gekriegt. Ich hab zuerst gar nicht begriffen, warum ich plötzlich alles übrige Fentanyl und Rohypnol rüber reichen sollte und hab halt brav weiter mein Supra aufgezogen. Bis mir eine Kollegin die Sachen aus der Hand nahm und mich in den Arm genommen hat. Man konnte nichts mehr für den Patienten tun und wir mussten dann gezwungenermaßen zuschauen wie er verstorben ist.
Die Kollegin hat sich später auch viel Zeit genommen um mit mir über die Situation zu sprechen, trotzdem hatte ich ein paar Tage damit zu kämpfen.
Eine Woche später hab ich aber gemerkt, dass es auch anders ablaufen kann: Da hat ein Patient mit rupturiertem BAA den OP stabil verlassen. Dann ging es mir auch wieder gut!

Die Anästhesieschwester
 
Ich habe letztes Jahr ein FSJ in einer gerontopsychiatrischen Tagsklinik gemacht, wo uns auch ein paar Patienten verstorben sind, allerdings nicht auf der Station, sondern immer zu Hause. Da hab ich meistens nur gedacht, dass es für die betroffene Person gut gewesen ist, weil sie so schwer dement war oder andersweitig krank, dass das Leben nicht mehr lebenswert war. Aber mein Erster "Kontakt" (war ja nicht live sozusagen) fand ich merkwürdig. Wir hatten eine Pat, Frau K., die bei uns aufgenommen wurde wegen einer Depression, dement war sie nicht. Bei uns wird immer ein Aufnahmelabor gemacht und ihre Werte waren auffällig, so dass sie konsiliarisch an einen Nephrologen überwiesen wurde. Ich, als FSJlerin, hatte die Aufgabe sie dort hin zu begleiten. Wir verbrachten meistens ein paar Stunden in der Praxis und wir unterhielten uns viel, was bei uns inder Klinik häufig auf der Strecke geblieben ist. Ich freute mich manchmal wirklich wenn bei ihr wieder eine Kontrolle beim Nephrologen anstand, weil ich mich dann mal ausgiebig um die Pat. kümmern konnte. Jedenfalls sagte man mir, dass sie etwas bei ihr gefunden hätten und sie wahrscheinlich bald Dialysepflichtig werden würde. Sie tat mir jetzt schon leid, weil sie schon beim Blutabnehmen tierische Schmerzen hatte, ihr standen immer schon die Tränen in den Augen, aber sonst ging es ihr eigentlich gut. Dann hatte ich 2 wochen urlaub, als ich dann wiederkam war sie nicht mehr da. Niemand sagte etwas also dachte ich sie wäre einfach entlassen worden (Die Pat bleiben in der Regel 6-8 Wochen in der Klinik, danach werden sie wieder entlassen oder verlegt). Bis mir eine Freundin, die im gleichen Haus aber auf einer anderen Station arbeitete, erzählte, dass bei ihr auf der Station jemand verstorben sei. Sie sagte: "Meine Güte was ist denn eigentlich los hier? Erst Frau G bei und und dann Frau K bei euch. Die sterben uns hier ja hintereinander weg." Und ich dachte: "Moment mal! Frau K ist gestorben?" "Ja, hast du das gar nicht mitbekommen?" ich natürlich sofort zu meinen Kollegen gegangen und nachgefragt. "Ja stimmt, die ist gestorben als du im urlaub warst", aber in so einem völlig kalten Ton. Ich wusste gar nicht was ich sagen sollte, ich war sauer, dass mir das keiner gesagt hat und es auch alle für völlig unwichtig hielten. Es kam von denen eher eine "@?$@?$@?$@?$@?$@?$-egal"Haltung rüber, dann is sie halt gestorben, wen interessierts? Ich fand das schon heftig, weil ich zu der Pat ein persönliches Verhältnis aufgebaut hatte und es keiner für nötig hielt mir von ihrem Tod zu berichten. Es machte sich auch keiner die Mühe mit mir darüber zu reden.
Wir haben auch häufig morgens beim Frühstück in der Tageszeitung Todesanzeigen von ehem. Patiente gesehen und alle sagen nur: "Oh" und frühstücken weiter. Die sind vielleicht schon Jahre in dem Beruf und können das mal eben wegstecken, aber ich war grad mal 4 Monate oder so im FSJ, hatte noch nie Erfahrungen damit und hätte gerne ein bisschen Beistand gehabt.
Ich fange am 1.10. eine Ausbildung Zur Ges. und Krankenpflegerin an und hoffe dass ich dort besser an das Thema herangeführt werde.

Lg, Gianna
 
Mein erster Kontakt mit einem Toten war als ich noch 7-8 Jahre alt war... ich lebte noch in Russland... Und mein Opa ist vor Herzinfarkt verstorben, wir waren gleich von Verwandten angerufen worden und so sah ich ihn noch am Boden liegen. Leider war er nicht der Letzte den ich so sah, drei Jahre später wurde auch mein Vater umgebracht, später Oma und vor 5 Jahren meine Mama wegen einer schweren Erkrankung... es ist schwer, aber man kann lernen damit umzugehen, es einfach hinnehmen, es passiert irgendwann jedem... Aber ich finde dass wir alles tun sollen, damit der Mensch/Patient in Würde stirbt, ich mein er soll respektiert und gut behandelt werden auch nach seinem Tod, denn wenn man schlechtes tut, jemandem weh tut, könnte es zurück kommen... und vielleicht noch härter treffen.
 
Also ich muss hier auch mal antworten!

Meine erste Begegnung mit dem Tod, war auf einer internen Station.
Der Patient 45, AIDS im Endstadium... Ich war im Unterkurs, uns wollte da unbedingt durch!

Der Patient war super nett, und auch sein Lebensgefährte, ich tat viel, war oft im Zimmer, hab ihn gelagert, die Inkontinenzhose gewechselt, immer wieder eingecremt..
Es war ein super Gefühl dem Patienten seine letzten Tage zu erleichtern!

Wenn der Lebensgefährte nicht da war, habe ich mich lange mit dem Patienten unterhalten, über sein Leben, seine Familie und die liebe zu seinem Lebensgefährten... Nein ich habe nicht gefragt, sondern gemerkt, dass er erzählen wollte!

Der Patient lag 7 Wochen bei uns!

Eines Tages kam ich nach 6 freien Tagen zum Spätdienst, und vor dem Klinikum habe ich den Lebensgefährten beim Rauchen getroffen und er meinte zu mir, das der Patient bei ihm den Wunsch geäußert hat bei mir im Dienst zu versterben.

Dies war an dem Tag der fall um 19.30 Uhr klingelte der Patient, und nahm meine Hand und fing wieder an zu erzählen, bedankte sich bei mir für die gute Pflege und verstarb um 20.05 Uhr.
Danach hatte ich das Gefühl als hätte er auf mich "gewartet" ich weiß sicher nur ein dummer Zufall, aber kam mir so vor!

Ich habe ihn dann mit einer Schwester mit der ich sehr gut klar kam hergerichtet und sie hat mir auch würde und erfurcht eingebläut.
Die hat mir super Tipps gegeben, die ich heute noch anwende, danke an dieser Stelle an Sr. Tamara :-), der Patient sah super friedlich aus, Blume auf der Brust , auf der Decke, und Kerze auf dem Tisch, Fenster leicht geöffnet, sonst Zimmer LEER!

Der Tod des Patienten war sehr hart für mich, weil ich ihn sehr gern hatte.
Seitdem halte ich eine gesunde Distanz zu Patienten, aber die Pflege ist immer sehr liebevoll!

Ich hoffe keiner denkt sich nun, so ein blöder Schüler... :-)
 
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Ich war über 10 Jahre im Rettungsdienst tätig und arbeite nun seit 18 Jahren auf einer internistischen Intensivstation (den ersten Verstorbenen habe ich 1978 auf der Straße reanimiert). In beiden Bereichen bin ich oft dem Tod und dem Sterben begegnet und komme immer noch in Situationen, die mir im Gedächtnis bleiben. Manchmal halte ich den Patienten die Hand, verabschiede mich von einem Sterbenden und führe auch lange Gespräche mit den Angehörigen. Einige Patienten bejahen den Tod und wissen, dass ihr Lebensende gekommen ist, andere verdrängen ihre Situation, wieder andere sind sediert und analgesiert und ich weiß nicht, was in ihren Köpfen vorgeht (dort dient dann die Medikation auch zur Beruhigung des Pflegepersonals). Ich glaube, dass wir in unserem Beruf bejahen müssen, dass der Tod zum Leben gehört und, was noch viel wichtiger ist, wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass auch wir einmal sterben werden. Mit meinen Kindern, meinen Kollegen, Auszubildenden und auch mit jungen Doktoren spreche ich immer sehr offen über den Tod. Wir tauschen Gedanken aus und fangen uns dabei manchmal sicher auch auf. Ein Patentrezept zum Umgang mit Sterbenden und Toten und auch zum Umgang mit neuen Kollegen und Schülern beim Anblick eines Verstorbenen werde ich bestimmt nicht finden, meine bejahende Einstellung zum Sterben als ein Teil meines irdischen Lebens hat mir jedoch immer geholfen.

liebe Grüße

Uli
 
ich war in meinem zweiten praxiseinsatz als ich "meine" erste verstorbene patientin versorgt habe...ich hatte spätdienst und habe ihr abends noch das abendessen gegeben...besser gesagt versucht zu geben:-) sie wollte nicht mehr und sagte schon mehrere tage zuvor das sie sterben möchte...ich hab das akzeptiert...ich meine die frau war 83jahre alt...da darf man schon einschlafen finde ich...hab dann also das zimmer wieder verlassen...ich mochte diese alte dame sehr, sie war ziemlich dement und meine damalige station meinte zu mir als sie aufgenommen wurde: du kommst ja aus der psychiatrie,du übernimmst das...durch die intensive pflege gerade bei ihr baut man eben auch beziehung auf...jedenfalls kam ca eine halbe stunde später sr.j zu mir uns sagte: fr.s ist verstorben...möchtest du mitkommen zu frischmachen? ich natürlich, mutig wie ich bin;-): ja klar...es war dann auch echt okay, wie haben diese frau meiner meinung nach würdevoll ein letztes mal versorgt und ich konnte mich gedanklich verabschieden,sr.j sprach weiterhin liebevoll mit der pat, das tat auch mir unedlich gut..als ich das zimmer dann allerdings verlassen habe und mir bewusst wurde das nun ein leben vorbei war brachs über mich herein, ich stand im fäki und hab geheult...und das war okay...meine kolleginnen kamen, haben mich in den arm genommen und sich mal ne viertel stunde mit mir hingesetzt zum reden...ich bin heute noch unendlich dankbar das ich damals in einem solch tollen team arbeiten durfte...die haben mich aufgefangen und ich hab gelernt damit umzugehn...danke dafür an die station:-)
ich hoffe das noch viele in solchen teams ihren "ersten toten erleben dürfen", ich bin nämlich schon der meinung das die erste erfahrung prägt...
in diesem sinne...machts gut...:)
 
Zuletzt bearbeitet:
hallo!

bis jetzt hab ich nur einen verstorbenen gesehen. dabei war ich noch nie, als jemand gestorben ist.

ich war in meinem ersten ausbildungsjahr auf der internen Station eingesetzt. manche patienten kommen und gehen. so auch herr xy. bei seinem ersten aufenthalt bei uns ging es ihm noch gut, konnte mobilisiert werden und essen. nach einigen tagen wurde er wieder entlassen. doch einige wochen später kam herr xy wieder zu uns. bettlägrig und mit PEG. ich konnte es nicht begreifen. er war immer ein lustiger und netter patient.

als ich dann eines tages wieder in den frühdienst kam, sah ich mir wie jeden tag die stationsgrafik an. und herr xy stand nicht mehr drauf. er war in der nacht verstorben. für mich war das eine schreckliche situation. dann konzentrierte sich jeder auf seine arbeit im frühdienst. um 8 uhr fragte mich der pfleger, ob ich mit ihm den verstorbenen patienten runterfahren möchte. ich willigte ein. es war für mich ein komisches gefühl im aufzug mit einem patienten zu stehen der die bettdecke über dem kopf gezogen hat.

bei der versorgung war ich innerlich sehr ergriffen und gelähmt. der pfleger merkte, dass mir es schwer fiel und klärte mich auf, was alles beim sterben im körper passiert.

als wir wieder auf station waren, überkam es mich und ich musste weinen. mir wurde eine kleine pause gegeben um ein bisschen nachzudenken, was ich gerade erlebt hatte. die kollegen hatten verständnis dafür. danke.

mary-fee
 
Also ich hab ja am 1.4. angefangen und am 28.5. gehe ich zum ersten mal auf Station. Ich habe auch panische Angst vor meiner ersten Konfrontation mit einem Toten, den ich zuvor gepflegt habe..
 
Davor brauchst du keine Angst haben! Sterben ist was natürliches. Ich kann verstehen, dass es eigenartig und schwer ist, damit umgehen zu können. Wenn du einen Verstorbenen siehst ist es einfach komisch, diese leblose Gestalt, die doch vor einigen Momenten noch geatmet hat. Manche PK kommen nie damit zurecht, egal wieviele Jahre sie im Dienst sind.
Ich sah die erste Leiche im Altenheim, als ich 17 war, frisch von meiner ersten Ausbildung (zur Sozialbetreuerin) kam. Ich kann mich zwar nicht mehr genau daran erinnern, aber ich dachte mir, so sieht das also aus. Ich war eher gefasst und ruhig, habe sie lange angesehen (mein Verhalten hat mich selbst ganz überrascht) und viel an die Verstorbene gedacht. Ich habe sie frisch angezogen und in die Aussegnungshalle gefahren, ihre Hand gedrückt und mich verabschiedet.
Mit den Jahren an Erfahrung mit dem Tod und sterben bekam ich einen Einblick, wie es immer wieder ähnlich ablief. Die Menschen atmen schwer, haben die Augen halb geschlossen, schwitzen etwas, geben kaum noch Reaktion auf Ansprache. Die Hautfarbe verändert sich und auch die Gesichtszüge. Andere werden sehr unruhig. Bei wiederum anderen gibt es keine "Vorboten", sie schlafen ein und wachen nicht mehr auf. So wünsche ich es jedem alten Menschen. Abends müde ins Bett gehen und - das wars.

Das alles kann einen nicht so angreifen, wenn man nicht zuviel Beziehung an sich heranlässt. Man kann Patienten Nähe geben, aber nicht alles von sich. Ich jedenfalls nicht, nur meiner Familie und meinen Freunden. Was heule ich noch um meine Oma, die vor 1,5 Jahren gestorben ist, weil ich sie so sehr liebte. Sie starb in unserem Haus und wir haben ihr das angezogen, was sie sich vor Jahren ausgesucht hat. Sie tot zu sehen, ist zum Glück nie das Bild, das ich vor mir habe, wenn ich an sie denke und mit den meisten verstorbenen Patienten/Bewohnern ist es ebenso.
Ich glaube, wenn man das Leben versteht, dann versteht man auch den Tod.
 
Wie, das letzte Kapier ich nich, der hat die Aorta nich zu fassen gekriegt?
konnte der dann nich nochmal versuchen??
hmm..

Das mit Carmen is ja echt krass ey..
sollte jemand sowas mit mir machen, würde ich SOFORT in die krankenpflegeschule gehen und die entsprechenden Maßnahmen einleiten..
ist eh schon schwer genug mit sowas umzugehen, grade wenn man den Pat. vll etwas "näher" gekannt hat..
und dann noch lachende Kollegen da stehen haben..
würd voll austicken..

ps: habe bisher keine erfahrungen mit dem Tod gemacht..
 
Hallo Crazy-Beccy,

kann es sein dass sich deine Frage auf meinen Beitrag von vor ca. 1 Jahr bezieht? Nun, wenn man ca. 1/2h versucht ein dickes arterielles Gefäß dicht zu kriegen, es aber einfach nicht funktioniert bzw. woanders wieder aufbricht (wie mögen wohl die Gefäße bei einem älteren Patienten aussehen...:gruebel:) und die Anästhesie mit 5 Mann plus einem Läufer nicht mehr hinterherkommt mit Blutkonserven und Medikamentengaben... irgendwann verliert der Patient mehr Blut als man "in ihn reinkippen" kann.
Das klingt jetzt vielleicht hart, aber so ist es wirklich - 1 Konserve in ca. 2-3 Minuten, ungekreuzt 0- natürlich...
Du kannst dir das vielleicht noch nicht vorstellen, aber es gibt Situationen, in denen auch ein Großaufgebot an Fachkräften verschiedener Disziplinen an einem Haus der Maximalversorgung keine Chance hat einen Patienten zu retten. Da kommt einfach zu viel zusammen: Alter des Patienten, Verletzung/Erkrankung, Vorerkrankungen, bereits vergangene Zeit, Sicht auf das OP-Gebiet,... Wenn man gar nicht so schnell saugen kann wie es blutet ist das "einfach noch mal versuchen" ein Gefäß zu fassen zu kriegen nicht ganz so einfach. Und man macht sich die Entscheidung, aufzuhören, nicht einfach. Erst wenn alle Disziplinen der meinung sind, von ihrer Seite aus besteht keine Chance mehr, dann gibt der leitende Operateur die Anweisung alle Maßnahmen einzustellen.
Ich wünsche dir, dass du nie in eine solche Situation kommst!


Gruß

Die Anästhesieschwester
 

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