Ich sehe darin eigentlich überhaupt kein Problem, es sei denn man macht eines daraus.
Dem alkoholisiertem Patienten dürfte ein durchnäßtes Bett und eine eingenäßte Hose ebenso peinlich sein, wie eine Inkontinenzhose.
Zudem ist das sicherlich leider kein Urlaubs- oder Kuraufenthalt, den man in guter Erinnerung behält und das ist auch nicht der Sinn, des gesamten Ablaufs, daß beide Seiten das schön finden sollten.
Wenn der Inkontinenzschutz notwendig ist, weil eingenäßt wurde,dann wäre es menschenverachtend den Patienten in dieser Situation einfach so liegen zu lassen.
Liest man sich Berichte und Studien über Apoplexpatienten durch, was die am wichtigsten gerne wieder selbst können möchten, dann liegt Urinkontinenz an einer Stelle, die recht weit hinten angesiedelt ist.
An erster Stelle befinden sich Dinge, wie alleine Trinken können ect.
Ich denke, daß den Menschen das weniger peinlich ist, als man sich im Gesunden und normalen Zustand vorstellt, weil man das unangenehme einer Situation oftmals ausblendet .
Besteht keine Urininkontinenz oder die Befürchtung daß sich der Patient einnässen könnte, wüßte ich nicht warum man sich die Arbeit mit der Inkontinenzhose antun sollte und warum man die doch recht teuere Inkontinenzhose anziehen sollte.
Ich halte es für unzumutbar jemanden in kurzen Intervallen zu überwachen, der im Urin schwimmt, für das Personal und für den Patienten.
Mit einer Wertung hat das meines Erachtens erstmal überhaupt nichts zu tun.
Allerdings würde ich für solche Erkrankungen wenn sie nicht im Rahmen einer Krankheit entstehen eine höhere Eigenbeteiligung einführen.
Bei der Situation in der man händeringend um ein Intensivbett für einen Patienten der es dringend benötigt kämpfen muß, ist das leider ein Lustwurf, den ich für nicht wiederholenswert halte.
In meiner Intensivzeit habe ich das als sehr traurig empfunden. Eine Alkoholintox war oft ein sehr großer Aufwand mit Magenspülung und sehr wehrigen bishin zu gefährlichen Patienten die das Personal oftmals auch verletzten, bei der mir die Zeit für die schwerstkranken anderen Beatmungspatienten fehlte, die ich gerne gehabt hätte.
Ich würde ungerne wiederholt Schläge einstecken wollen, weil ich etliche male durchnäßte Bettwäsche wechseln muß.
Die Inkontinenz ist ja nicht das einzige Ausscheidungsproblem mit dem man es bei einer Alkoholintoxikation zu tun bekommt.
Wir hatten oft Gummistiefel und Gummischürze nötig um nicht durchweicht zu werden.
Das Problem Alkoholintoxikation beinhaltet mehr Aspekte, als das man diese auf eine Inkontinenzhose reduzieren könnte.
Das wäre mir zu platt, sorry.
Ich habe die Patienten damals nicht mit einem Stempel versehen.
Es gab durchaus etliche dabei für die ich Verständnis aufbringen konnte, wie das zu der Situation kam.
Die Inkontinenzhose ist durchaus auch ein Selbstschutz, um nicht literweise den fremden Körperflüssigkeiten ausgesetzt zu sein.
Die liegen doch nicht immer nur brav im Bett herum. Manche randalieren, wenn der C2 Spiegel nachläßt und werden aggressiv. Andere wurden bei der Behandlung aggressiv und drohten auch einen anzupinkeln, spukten, bissen, schlugen.
Leider habe ich in meiner Laufbahn auch viele Alkoholintoxikationen auf eine Normalstation gelegt bekommen.
Das waren die übelsten Nachtwachen, die ich erlebt habe, möchte ich ungerne wiederholen und die gegenüberliegende Polizeistation schob uns die Menschen zur Ausnüchterung regelmäßig zu, die dann zwischen einer Station mit 63 Patienten lagen und wirklich die ganze Nacht alleine eine Betreuung benötigt hätten.
Dasselbe galt für die C2 Entgiftungen.
Ehrlich mir taten die Menschen leid, die dann mit ihren Erkrankungen zu kurz kamen.
Ich weiß nicht ob das noch so gehandhabt wird, aber vor einer Suchttherapie mußten die damals 10 Tage Entgiftung in einem Krankenhaus nachweisen. Das war ein Horrorszenario.
Ich erinnere mich an einen Patienten, den die Polizisten bei mir mit den Worten ablieferten: "Vorsicht, dieser Mann ist gefährlich."
Na toll! Und dann ließ man den mit mir ( damals 46 kg schwer)und den 63 Patienten alleine.
Der bekam zb. keine Inkontinenzhose von mir, die nötig gewesen wäre.
Liebe Grüße fearn