Imagefilm des Bundesgesundheitsministeriums - Meinungen erbeten

Für mich ist Pflege ein Beruf, nicht mehr, aber auch nicht weniger.
"Pflege ist mehr als ein Beruf" ist an sich einfach schon der falsche Ansatz.
Jein.
Ja, es stimmt, Pflege ist ein Beruf (eher eine Profession, aber gut), den man fachlich so gut ausführen sollte, wie es geht. Was ich aber z. B. von einem Handwerker auch verlangen würde.
Unsere Profession geht aber noch ein ganzes Stück darüber hinaus, daher stimme ich euch nicht zu 100% zu:
Bei unserer Arbeit geht es um die Gesundheit und oft genug um das Leben unserer Pat.! Wenn wir einen Fehler machen, dann ist der u. U. hinterher tot. Auch können wir nicht einfach sagen, wir sind ausgelastet oder wir streiken jetzt, bleibt die Arbeit halt bis Montag oder bis in 2 Wochen liegen. (Die Handwerker können das im Prinzip sehr wohl, daher ist es auch mehr als unfair, ewig darauf rumzureiten, daß Pflegende so gut wie kaum streiten - da redet sich der Handwerker oder der Industriearbeiter halt sehr leicht. Bei denen stirbt ja keiner).
Unsere Verantwortung geht weit darüber hinaus und gleicht sehr viel mehr der von Ärzten, was m. M. n. auch der Grund ist, unserer Profession von Seiten der Gesellschaft her einen Sonderstatus zuzubilligen und z. B. besondere Kammern und andere über die Rechte von normalen AN hinausgehende Rechte einzufordern (z. B. starre Mindestpersonalgrenzen und deren vollständige Finanzierung durch die Gesellschaft).
Bisher schaut es aber so aus, daß unserer Profession immer nur besondere Belastungen zugemutet werden, die wir halt angeblich "erdulden" müssten aufgrund unserer "Berufung" (auf deutsch gesagt: Opfer bringen).
Ja, Opfer bringen wir sicherlich genug; dies darf aber keine Einbahnstraße sein, sondern es müßten uns eben auch besondere Rechte zustehen.
 
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Dass das Bundesgesundheitsministerium nicht mehr zum Image der Pflege beitragen möchte als diesen "Pflege ist Berufung und Hingabe"-Mist, ist schon ziemlich enttäuschend. Da waren wohl mal wieder keine Pflege-Fachkräfte beratend dabei...

Leider - und angeblich - war wohl schon eine beratende Pflegekraft involviert.

So hat sich die Schauspielerin Laura Berlin mit einer Pflegekraft auf die Rolle vorbereitet und mit ihr über das Besondere des Berufes gesprochen

Man fragt sich, welche Vorteile die "Pflegekraft" erhalten hat, um einer Schauspielerin ein solches Bild von unserem Beruf zu vermitteln. :confused:
 
Danke für Eure Beiträge. Weitere Meinungen sind willkommen.

Wie ich sehe, gehen wir mit unserer Meinung über den Film nicht weit auseinander. Für mich zeigt er in keinster Weise professionelle Pflege, und es entsetzt mich, dass dies das Bild ist, das das zuständige Ministerium vermitteln möchte. Nichts begriffen.

Ich hätte mir ein Motto wie "Pflege ist ein interessanter Beruf", "ein vielseitiger", meinethalben auch ein "lohnender Beruf" gewünscht. Damit ließe sich unsere Tätigkeit und unsere Fachlichkeit aufzeigen und ich denke auch, dass sich dies filmisch darstellen ließe. Ein einzelner Zwei-Minuten-Film könnte natürlich nur einen Teilaspekt aufzeigen, aber immerhin (und man könnte ja mehrere Filmchen drehen).

Dass sie tatsächlich in einem echten Heim gedreht und echte Pflegekräfte zur Beratung hinzugezogen haben überrascht mich (das hatte ich zuvor nicht bemerkt), aber ich schätze, das Drehbuch war zu diesem Zeitpunkt schon fertig und Mitspracherecht wird die Pflegerin nicht gehabt haben (zumindest hoffe ich das. Allein dafür, dass die Pflegehandlungen ohne jedes Wort durchgeführt werden, hätte meine Krankenpflegeschule mich in den Senkel gestellt).
 
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Es sollte doch wahrscheinlich nur dargestellt werden, dass Pflege MEHR als ein Beruf ist, insofern fehlt da mMn nichts, was unseren Beruf ausmacht. Ich denke dass da schon im Vorfel klar erkannt wurde, dass man mit den z.Z. herrschenden Umständen niemanden dazu bringen kann unseren Beruf zu erlernen. Ob man allerdings die richtige Zielgruppe mit diesem Film erreichen kann bezweifele ich. Wer diesem Film glaubt sollte z.Z. bereits am ersten Tag, egal ob im AH oder Krh. erkennen, dass die Realität eine völlig andere ist. Und doppelt etwas durch ein solches Handeln zurückzubekommen macht nunmal auch niemand satt.
Aber sind wir mal ehrlich, womit wollen wir denn bei dem allerorts vorherrschenden PK-Mangel werben?
Wir können da fast nur die Dinge "schön" reden.
Ich habe nie so viele Aussteiger aus dem Beruf erlebt wie zur Zeit und das sind nicht die Jungen, langjährig Pflegende sind nicht mehr bereit zu den Rahmenbedingungen zu arbeiten und mehr Gehalt steht bei Weitem nicht an oberster Stelle der Wunschliste.
 
Ich kann nur wiederholen: Beruf -Überhöhung zur "Berufung" - Selbstaufgabe - Burnout.

Nicht mein Ding.
 
Meine Idee zu einem Film: Film beginnt mit Pat in einer Notsituation --> Schnitt Krankenwagen (badum tss) ---> Danach in die ZNA wo die Pflegekraft die erste Versorgung übernimmt... ach komm, wir hauen einen raus, es geht sofort in den Schockraum (Aufgabe der Pflege in der ZNA abgebildet) --> es geht auf die INT (Arbeitsbereiche, aufgaben der Pflege etc.) --> Pat geht es besser, es geht auf die periphere Station (weiterversorgung wird dargestellt) --> Pat. geht in die Reha (Reha als Arbeitsgebiet vorstellen)--> Pat darf nach Hause, aber braucht weiterhin unterstützung (Ambulante Pflege/ kann man auch verbinden mit Ambulanter Intensivpflege verbinden mit einen Ausblick mit anderen Pat.) --> nun wirds knifflig, da man das nun irgendwie mit der stationären Langzeitversorgung verbinden muss. Kriegt man aber auch irgendwie hin.

Könnte man eben in einem Dokumentarischen Stil aufziehen. Aber all das geht auch ohne Schneeball. Will ich Leute für einen Beruf kriegen, welcher ja in Zukunft auch Generalisiert ausgebildet werden soll, muss ich auch die gesamte Bandbreite zeigen. Und der Beruf ist nun einmal vielseitig.
 
Genau aus diesem Grund stößt es mir sauer auf, dass dem Bundesgesundheitsministerium nichts besseres einfällt, als auf die Tränendrüse zu drücken und dies dann als harte Arbeit bezeichnet, mit dem unser Beruf attraktiver gemacht werden soll.
 
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Und bitte ohne Schwester Stefanie, die in allen Bereichen gleichzeitig tätig ist.

@Romsen2014 Aber bitte ohne die fingierte Herzmassage...da krieg ich immer einen Lachkrampf...

Na ja, Du darfst keinem Schauspieler die Rippen brechen, nur damit's nach was aussieht!
 
Fingierte Herzmassage kommt gleich nach Schneeball.:lol:

Oje, ich muss aufhören. Ich werd genauso albern wie das Filmchen.
 
Bei mir is alles echt. Auch das DK legen und Intubation.
 
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Na ja, Du darfst keinem Schauspieler die Rippen brechen, nur damit's nach was aussieht!
Mit dem richtigen Kamerawinkel und guten Maskenbildnern kann man eine CPR durchaus realistisch darstellen, ohne dass der durchschnittliche Zuschauer bemerkt, dass da auf einer Puppe gedrückt wird. Ich hab erst gestern wieder einen Kicheranfall bekommen, als auf einem Drittsender "Flatliners" lief und dort auch so herrlich daneben reanimiert wurde. :kloppen:
 
Traurig genug dass wir in Deutschland nen' Imagefilm überhaupst brauchen. Wenn unser Beruf so spektakulär wäre wie in den USA als RN würden einige sich auch ohne Clip bewerben. Vielleicht würde es reichen die Verantwortungsbereiche der Pflegekräfte hierzulande zu erweitern sowie zeitgleich mit steigender Verantwortung unser Gehalt entsprechend anpassen.

Ach moment... bin mal weiterhin 1/3 meiner Arbeitszeit IKH in den Schränken auffüllen, Betten aufschütteln sowie Essen eingeben. Ohne diese Tätigkeiten degradieren zu wollen (ein sauberes Zimmer, gutes Essen und gemütliche Betten tragen genauso zum Genesungsprozess bei) - dafür benötige ich keine drei jährige fundierte Ausbildung (je nach Pat. logischerweise).

Somit wird unser Beruf weiterhin ein Beruf bleiben für Personen die nicht wissen wohin mit sich nach der Mittleren Reife - mittlerweile sogar ohne Mittlere Reife möglich(?) - und nicht für pflegerisch- sowie medizinisch interessierte Menschen relevant sein.

Solange Kurse deutscher Krankenpflegeschulen zu 50% gefüllt sind mit Schülern, welche die Ausbildung nur dazu nutzen um die Wartezeit zum Medizinstudium zu überbrücken, wird sich hier nichts zu schnell ändern. Wir haben weitaus weniger "Krankenpfleger" als angegeben. Nur weil die Kurse gefüllt sind, heißt es lange nicht, dass diese auch in der Pflege bleiben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn unser Beruf so spektakulär wäre wie in den USA als RN
Also ich finde unseren Job bei weitem spektakulär genug - und das könnte man durchaus auch so darstellen (Vorschläge kamen hier schon einige).
Ach moment... bin mal weiterhin 1/3 meiner Arbeitszeit IKH in den Schränken auffüllen, Betten aufschütteln sowie Essen eingeben. Ohne diese Tätigkeiten degradieren zu wollen (ein sauberes Zimmer, gutes Essen und gemütliche Betten tragen genauso zum Genesungsprozess bei) - dafür benötige ich keine drei jährige fundierte Ausbildung (je nach Pat. logischerweise).
Für Essen eingeben benötigt man eine dreijährige Ausbildung - jedenfalls bei Schluckstörungen! :roll: Und da man das im Zweifelsfall u. U. nicht weiß, bin ich strikt dagegen, daß von Nicht-Fachkräften Essen eingegeben wird - jedenfalls im stationären Bereich.
Also was wir in der Diskussion sicher nicht brauchen, ist auch noch auf den Zug mit der völlig unsinnigen Aufteilung in "Grund- und Behandlungspflege" aufzuspringen.
Was Schränke auffüllen oder Betten machen betrifft, bin ich freilich Deiner Meinung.
 
Das meinte ich übrigens mit je nach Pat., hätte vielleicht Zustand des Patienten schreiben sollen oder Diagnose :)

Aber ja, stimmt... ich weiß auch gar nicht wieso ich oben sowas geschrieben habe. Ich weiß einfach nicht wie man unseren Beruf aber in einem Film spektakulär darstellen könnten. Ich glaube es liegt daran, dass ich wegen so vielen "Kleinigkeiten" Ärzte holen musste und ich mitbekomme was meine Verwandtschaft alles in Amerika als RN machen darf.

Back 2 Topic, sorry.
 
@Ovian
Bitte nicht falsch verstehen; ich habe nicht grundsätzlich was dagegen, das Aufgabenspektrum der Pflege zu verändern.
Aber dann gehört sich das endlich ein für allemal vernünftig geklärt, Stichwort Vorbehaltstätigkeiten in der Pflege, und nicht dieses Rumgeeiere was wir jetzt haben, wo die Ärzte nach Gusto Tätigkeiten, auf die sie grade keinen Bock haben, nach Gutsherrenart auf uns abschieben - oder auch nicht, wenn´s dafür viel Kohle gibt. Sprich, ein Ende dieses "Delegations-Bullshits".
Dann könnte auch vernünftig kalkuliert werden, wie hoch der Personalbedarf ist, aber nicht so, weil ich ja nie 100% weiß, welche Tätigkeiten jetzt definitiv die Pflege mitmacht und welche nicht.
Solange Kurse deutscher Krankenpflegeschulen zu 50% gefüllt sind mit Schülern, welche die Ausbildung nur dazu nutzen um die Wartezeit zum Medizinstudium zu überbrücken
Diese Zahl halte ich für deutlich zu hoch gegriffen. Oder kannst Du sie belegen?
Nur weil die Kurse gefüllt sind, heißt es lange nicht, dass diese auch in der Pflege bleiben.
Da hast Du sicherlich recht, das hat aber m. M. n. ganz andere Gründe, als daß alle Medizin studieren wollten.
Sondern mit den katastrophalen Arbeitsbedingungen in unserer Profession, die viele nur einige Jahre durchhalten.
In der Altenpflege ja sehr ähnlich, nur noch extremer. Und dort ist eher nicht die Rede von Medizin.
 
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Ich werde bis heute nie verstehen, wieso man nach einer Pflegeausbildung immer noch diesen unvorstellbaren Drang haben kann Medizin studieren zu wollen. Jeden Tag schaue ich mir die Ärztlichen Kollegen an und denke mir:"Den Job könntest du mir an den Bauch binden und ich würde ihn dankbar abschütteln!"
Wie die rumlaufen, der AVD, welcher durchs halbe Haus hetzen muss, 10-12 Stunden Schichten als Assistenzarzt, von den Oberärzten blöde angemacht werden welche alle eine "Wie werde ich zum größten A**** " Seminar belegt haben müssen. Gerade nach einer GuK Ausbildung sollte doch eigentlich jedem klar sein, dass die Situation dadurch wenn nur monetär besser wird.

Mit einem Stück Bewunderung schaue ich auf diesen Idealismus, aber bei manchen auch mit Unverständnis auf soviel Prestige geilheit.
 
Vielleicht hoffen sie später auf eine eigene Praxis oder wollen selber mal Oberarzt bzw. Chefarzt werden.
Ich habe aber ehrlich gesagt keine Ahnung, da mich persönlich wirklich nie Medizin interessiert hat. Und ich war der Einzige in meinem Kurs damals, der allgemeines Abitur hatte, sprich dafür wenigstens theoretisch in Frage gekommen wäre.
 

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