Image von Pflegepersonen heben - wie?

Anima34

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22.12.2010
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95
Beruf
DGKS
Akt. Einsatzbereich
Chirurgie, Onkologie, Palliative Care
Hallo!

Mein erster Beitrag in diesem Forum :P!

Erhoffe mir, hier inputs zu bekommen, auch wenn ich in Österreich lebe und arbeite.

Was mich schon lange beschäftigt, ist der Umstand, dass es leider immer noch negative Hierarchien zwischen Ärzten und Pflegepersonen gibt, die die interdisziplinäre Zusammenarbeit massiv stören bzw. verhindern.

Das bedeutet im Klartext, dass viele Ärzte denken, unser (Teil)Aufgabenbereich der ärztlichen Assistenz sei unsere einzige Arbeit, unverschämt sind (Dinge fordern, die nicht in unseren, sondern ihren Tätigkeitsbereich fallen) und zum Teil Null Rücksicht auf den Tagesablauf von Pflegekräften nehmen.
So nach dem Motto: ich betrete den Schwesternstützpunkt, klatsche in die Hände, rufe "Visite" und alle haben aufzuspringen :evil:

Nun möchte ich dies nicht länger hinnehmen, auch nicht mehr lamentieren, sondern aktiv daran arbeiten.
Meine Frage an Euch: welche Tipps habt ihr, wie ich vorgehen könnte?

Wenn ich auf meiner derzeitigen Abteilung diesbezüglich den Mund aufmache, werde ich natürlich versucht, mundtot zu machen, leider getrauen sich kaum Kolleginnen, mit mir gemeinsam diese Problematik zu thematisieren.

ich dachte, eventuell mal in unsere Pflegedienstleitung zu egehn und die Direktorin zu fragen, welchen Zugang sie zu diesem Thema hat und ob man ev. ein Projekt diesbezüglich im Hause einführen könnte, quai ein Ziel, die Situation in absehbarer Zeit zu verbessern ??

habe leider Null Ahnung von organsisatorischen Vorgangsweisen, wenn eine Einzelperson konstruktiv eine grössere Problematik anzusprechen versucht.

Drum - jede Antwort freut mich!

danke :up:
 
Gegenfrage: wie vertrittst du nach außen die Fachkompetenz die hinter deinen pflegerischen Tätigkeiten steht. Ich meine jetzt wirklich pflegerische Tätigkeiten und net die medizinischen.

Ein Erlebnis ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Ich bin gerade dabei eine basal stimulierende Wäsche zu machen. Stationsarzt kommt dazu und will gerade anfangen seine neurologische Untersuchung zu machen. Ein Blick genügte. "Oh ich störe gerade. Richtig? Du machst gerade BasStim?" Die Untersuchung wurde verschoben.
So eine Einstellung bei Ärzten fällt net vom Himmel. Das kostet viel Zeit und Aufwand auch Ärzte zu schulen.
Was kann man besseres zu hören bekommen als: "Davon habe ich keine Ahnung. Das ist pflegewissenschaftlich."

Ergo: Man kann das ärztl Anerkennung net Top Down anweisen. Man muss sich sie Button Up mühselig erarbeiten und dann weiter pflegen.

Medizinische Fachkenntnisse sind net schlecht. Reichen alleine aber net aus. Kein Arzt mag auf die Dauer gerne, wenn er ständig vorgeführt wird mit seinem Nichtwissen. Kommunizieren auf einer Ebene bedeutet Fachwissen kompetent zusammen zu bringen... zur rechten Zeit, am rechten Ort.

Elisabeth
 
Hallo
Wer sagt denn daß ich sofort springen muß nur weil ein Arzt in die Hände klatscht. Wir sind doch selber Schuld wenn die Ärzte keinen Respekt vor uns haben. Viele Pflegepersonen sind sich ihrer Wichtigkeit doch gar nicht bewuß.
Egal wie sinnbefreit so manche ärztliche Anordnung ist, sie wird ausgeführt.
Der Arzt hat keine Zeit, ja dann nehm ich doch mal schnell sein Blut ab.
Es ist auch völlig in Ordnung 10 mal hinter Ärzten herzutelefonieren damit der Patient sein wichtiges Medikament bekommt, der Arzt seinen Termin nicht vergißt, seine Kopierarbeit zu erledigen usw. usw. usw. Solange sich die PFlege zu ärtzlichen Hilfskräften degradieren läßt und freudig nach den Brosamen schnappt die sie fallen lassen hat doch keiner Respekt vor uns.
Ich habe eine ganze Menge fachliche Kompetenz und kann meine Standpunkte auch gut vertreten. Wenn ich etwas besser weiß und kann dann setze ich mich auch durch und die meisten Ärzte können mit selbstbewußem Pflegepersonal das weiß wovon es spricht auch gut umgehen.
Ich übernehme keine Sekretärinnenarbeit für die Docs, ich bin auch nicht ihr Terminplaner udn schon gar nicht ihre Mutti die sie vor "bösen" Patienten und/oder Angehörigen verleugnet. Kaffekochen können sie selber und wer sein Geschirr nicht wegräumt bekommt es in sein Postfach.
Ein Arzt ist ein akademischer Kollege der der Pflegekraft in medizinischen Dingen Weisungsbefugt ist. Nicht mehr und nicht weniger.
Gesundes Selbstbewußtsein mit Fachkompetenz und einer guten Zusammenarbeit steht nichts mehr im Weg.
Alesig
die sich immer wieder wundert was so eine Pflegekraft zu tun bereit ist nur damit der Doc sie nett findet.
 
Vor drei Jahren, war die Thematik "Schwester - Arzt" auch noch ein sehr kompliziertes Thema.
Unser Team hatte damals noch eine Chefin, deren Motto war: "Mit Ärzten kann man nicht per "DU" sein und wir müssen uns gegen die Ärzte durchsetzten können."
Bei den Ärzten galt das Motto: "Wenn Schwestern der Station... was wollen, kontrolliert es lieber fünfmal.

Folge: - Teilweise respektloser Umgang untereinander
- Komunikation erschwert möglich
- Angst davor Doktor bei Problemen zu informieren
- schlechte Fehlerkultur
- erhöhter Stresspegel (durch ständige Reibereien untereinander)
- Arbeit machte keinen Spass
- Ärzte immer getrennt von Pflegepersonal
und dass schlimmste: Der Patient war nicht immer optimal versorgt.

Inzwischen ist es bei uns richtig super. Ärzte und Pflegekräfte arbeiten als ein Team. Wir dutzen uns untereinander, Pausen werden wenn möglich zusammen abgehalten. Gemeinsame Kegelabende und Restaurantbesuche gehören auch mit dazu. Die Arbeit macht wieder Spass, weil es keinen Kompetenzkampf gibt. Unsere Ärzte holen uns sogar die Patienten vom "Topf" wenn sie gerade im Zimmer sind. :daumen:

Was dazu beigetragen hat:
-neue Chefin
-ein junges, engagiertes wissbegieriges Pflegeteam (Durchschnittsalter: 24Jahre)
- ein ebenso junges und eifriges Ärzteteam
- gegenseitiges anerkennen mit freundlichen Umgangsformen
- Die Erkenntnis: Der Arzt/Die Schwester ist nicht mein Feind

Viele unserer Patienten fällt es auf, dass Ärzte und Pflege auf einer Stufe arbeitet und fragen uns auch warum wir Pflegekräfte so "frei" mit den Ärzten sprechen "dürfen".

Unsere neues Teammotto: Ärzte und Pflege arbeiten Miteinander um ihnen eine bestmöglichste Versorgung zu gewährleisten.

Und das sollte das Ziel überall sein.
 
Muss ich mit dem Doc per Du sein um anerkannt zu werden? Ist es nur möglich in einem insgesamt sehr jungen Team?

Elisabeth
 
Nö. Unser Team erreicht fast das doppelte Durchschnittsalter (43,5 Jahre) und überwiegend wird gesiezt, trotzdem arbeiten alle weitgehend zufrieden miteinander. Andere Faktoren - wie Elisabeth schon ausführte - sind entscheidend.
 
Vielen Dank für eure Antworten :P

Was ihr beschreibt, könnte aus meinem Munde kommen, theoretisch ist mir das alles klar, leider ist mein derzeitiges Problem, dass ich das Gefühl habe, mit meinen Ansichten und meinem Stolz, Pflegefachkraft zu sein, alleine dazustehen und meine Kolleginnen noch a´la "alte Schule" agieren.

Alleine ist es noch viel schwerer, selbstbewusst einen Berufstand nach aussen zu vertreten, wenn rundherum die Kolleginnen noch so drauf sind, dass sie den Doc´s gerade mal nicht noch den Kaffee umrühren.
 
Naja in Österreich ist alles anders und zum Teil noch problematischer als in Deutschland.
Ich schreib jetzt mal etwas "Schizophren" da ich einerseits Pflegehelfer bin und anderseits Medizin studiere. Das ist auch ein Grund warum ich nicht in dem LKH arbeiten würde, wo ich studiere.
Aber das Problem liegt darin dem Arzt wird im Verlauf des Studiums bei gebracht, dass er nun einmal die hierarchische Führung in allen medizinischen Fragen und die "Schwester" zu gehorchen hat. Ja auch bei mir wurde DGKS und PH gesagt, ja wir wissen, dass ihr es könnt, aber ihr unterstützt nicht. Wenn man dann "Pflegepraktikum" hat und eine verzweifelnde Schwesternschülerin im ersten Lehrjahr, die einen recht adipösen Patienten versorgen soll und man offiziell nur daneben stehen darf wird einem auch anders. (Die inoffizielle Lsg. war das Pflegehilfs und Diplompersonal welche als Studenten da war hat unter Anleitung der Schwesternschülerin im ersten Praktikum die Leute versorgt und alle haben gebetet, dass die UNI es nicht rausfindet.)
An der Schwesternschule wird den DGKS von einigen Schwestern erklärt, dass man ja interdisziplinär sei und dem Arzt nicht unterstellt sei. (was im medizinischen aber nicht stimmt, denn dort ist die DGKS nur unterstützend) Ich habe sogar schon Hausärzte (ja das schlimmste Schimpfwort im österreichischen Med.-Studium du Praktiker) die mit Schwestern, außer der PDL nicht sprechen. Da sehe ich aber die PDL in der Pflicht, weil diese ja nicht nur für die Visiten da ist und leider sie die nächsten Wochen verhindert ist.
Andererseits kenn ich es aber auch dass ich im LKH über die Ambulanzärztin auf Station gerufen wurde, zur "Infusionsrunde" primär kein Problem. Nur wenn ich dann antrete und mir von der Ärztin nur gesagt wurde die Personen trinken zu wenig und dann alle DGKS und Schülerinnen im Stützpunkt sitzen und es nicht Übergabe ist frage ich mich schon. Es ging dann so weiter, dass ich mir die Sachen schnappte und fröhlich durch ging und zwei Patienten einfach nichts zutrinken bekommen haben, weil es neben ihm auf den Tisch stand und er nicht hinkam.
Jetzt retour zum Pflegehelfer, also gab ich ihm, da die Chir.-Ambulanz nicht unbedingt vor Arbeit überquoll das Trinken ebenso wie einer zweiten Person. Das Ende war, ich rief die Ambulanzärztin an und fragte, ob sie möglicherweise kurz hochkommen könnte, wenn es ihre Zeit ermöglichte (die Ambulanzärztin war in diesem Fall auch Stationsärztin, da sie Dienst hatte). Zuvor hatte ich es versucht auf der "Schwesterneben" nur da kam sie haben, also machen sie.
Stimmt fast, nur wenn etwas nicht in Ordnung ist, dann sage ich es und da halt ich mich daran ob das die Heimhilfe oder der Primar ist und bisher hat das auch immer gepasst, weil da auch der Ton die Musik macht. Das Ende war die Stationsärztin ist ziemlich mit der Diensthabenden Schwester aneinander geraten und ich hatte dann ein Termin bei der leitenden DGKS, welches aber wieder erwarten recht positiv war.
In Deutschland war es wenigstens so, dass die DGKS einem in das Gesicht bei der Famulatur gesagt haben: "Könnten sie mit den Ärzten sprechen, dass sie den Angehörigen eine PEG-Anlage empfehlen. Wir schaffen es personell nicht."
Vom Resultat ist beides nicht gut, nur zweiteres ist ehrlicher und was manche DGKS im Spital machen, dass sie versuchen die Ärzte für dumm zu verkaufen im besonderen bei Dekubiti wie kam der nur dahin, naja es gibt Leute wo trotz bester Pflege welche entstehen und das sieht auch der Arzt, da muss man sich nichts ausdenken.
Von daher ist beiden Seiten gedient, wenn jeder sich etwas in den anderen hinein denkt und zum Thema Visite auch junge Ärzte würden ihren Chef ab und an wegen seiner Visitetermine steinigen. Denn ich kenne auch den Spass bis 08.30 muss alles fertig sein der Chef naht. Wenn man nicht das ... als Chef hat, so bekam man meist ein 09.30 rausgehandelt.
Achso und ich bin auch ein Liebhaber des Sie in den Umgangsformen egal gegen wen. Denn das dutzen ist eher Kameraderie den Kollegialität und einiges sagt sich im Sie besser, weil es unpersönlicher ist und man sein Gegenüber nicht so verletzt.
Zusätzlich ziehe ich es auch vor wenn DGKS und Ärzte getrennt sind. Nicht wegen wir sind was besseres, sondern einfach die Schwestern machen ihre Aufnahmegespräche und die Ärzte ihre und ich finde es auch nicht so gut, wenn 4 Schwestern mit der Doku im Schwesternstützpunkt sitzen und bei den Ärzten ist es ähnlich.
Wenn man jetzt alle zusammensetzt, hat man ein Großraumbüro. Die Einrichtungen wo es in meinen Augen funktionierte, da hat die DGKS auch dem Arzt mal unter vier Augen gesagt, oder eben umgekehrt und so finde ich es gut und praktikabel und achso für den Kaffee und Kuchen waren die Famulanten zuständig, wobei die Ärzte meist nicht dazu kamen.
Von daher die Ärzte nicht gleich als Feind ansehen hilft meist und für die Ärzte gilt das Gleiche.
 

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