Ich merke bei meinem derzeitigen Einsatzort zumindest ständig das ich mich gegenüber der Angehörige und auch dem Patienten rechtfertigen muss für die Dinge die ich tue und warum ich sie tue... ernstgenommen werde ich irgendwie auch nicht so wirklich. Das ganze frustriert mich schon ziemlich um ehrlich zu sein
Bist Du nur immer bei ein und dem selben Pat. oder in verschiedenen Versorgungen tätig?
Bei was mußt Du Dich denn rechtfertigen? Und ist das Gefühl, nicht ernstgenommen zu werden, an konkrete Vorkommnisse gebunden oder einfach nur "so ein Gefühl"?
Was sagen Deine Teamleitung und Deine Kollegen?
Welche positiv oder negativen Erfahrungen habt ihr so in dem Bereich?
Also ich bin inzwischen 3 Jahre in der ambulanten Intensivpflege tätig.
Meiner Erfahrung nach hängt das sehr stark von den einzelnen Versorgungen ab. Z. B. kam ich mir in meiner ersten Versorgung (ein inzwischen verstorbener Wachkomapat.) auch nicht wirklich ernstgenommen vor. Das ging vor allem von der Familie des Pat. aus, insbesondere die Frau des Pat. war sehr kritisch und hatte ihre festen Vorstellungen, wie alles zu laufen habe. Ich kann sie persönlich verstehen, ihr Mann hatte eine Odyssee durch verschiedene Kliniken und Rehaeinrichtungen hinter sich, in denen wohl einiges schiefgelaufen war, zum Schluß wollte man ihn wohl einfach sterben lassen. Ihr und ihrer Familie langte es dann und sie holten ihn nach Hause.
So weit nachvollziehbar. Nur, wenn ich mir als Fachmann von einem pflegerischen (und medizinischen) Laien vorschreiben lassen muß, wie z. B. eine korrekte Spitzfußprophylaxe auszusehen hat oder ob jetzt bei einem bestimmten BZ-Wert (der jenseits von gut und böse lag) Insulin zu spritzen ist oder nicht (übrigens vom Arzt auch so angegeben!!), dann kriege ich schon eine Wut. Denn dann könnte meinen Job auch ein dressierter Affe ausführen, und man bräuchte keine hochqualifizierte Fachkraft dafür. Hilfreich war übrigens auch mein damaliges Team nicht immer, die mir teilweise in den Rücken fielen, z. B. wurde behauptet, ich hätte einen Verband (Bauchwunde) falsch ausgeführt, dabei war´s eine Kollegin... aber erst mal mich anpflaumen.
Positiv (für mich!) war, daß dieser Pat. zuletzt beatmungspflichtig wurde (zuvor nur tracheotomiert); durch meine klinische Vorerfahrung mit Beatmung konnte ich hier ein Stück weit mein Wissen und Können zeigen und einigen Kollegen, die damit bisher keine Erfahrungen hatten, etwas Sicherheit vermitteln. Dies kam dann auch bei der Familie sehr positiv an und ich wurde besser behandelt.
Dieser Pat. ist dann Anfang Dezember ´15 leider verstorben. Inzwischen bin ich hauptsächlich in einem anderen Team eingesetzt, wo ich vom Pat. (Z. n. Schlaganfall und Sturz, inkompletter Querschnitt, nicht beatmet) und dessen Familie wertgeschätzt werde. Auch in einer anderen Versorgung, wo ich eine Frau etwa meines Alters (24 h voll beatmet) versorgte, fühlte ich mich akzeptiert und wertgeschätzt.