Ich hatte vor ein paar Tagen noch ein Gespräch mit einer befreundeten Führungskraft. Leitung einer großen Abteilung, in der die Arbeitszeiten in den letzten Jahren doch sehr kreativ betriebswirtschaftlich optimiert angepasst worden sind.
Jetzt wird aber nicht geguckt, ob es Leute gibt, die diese Zeiten vielleicht gerne machen würden, weil sie eben, wenn sie regelmäßig wären, für manche gut zu stemmen wären. Sondern es müssen alle Mitarbeiter alle Schichten machen.
Er beklagte sich darüber, dass es viele Dienste gäbe, bei denen er große Schwierigkeiten hätte, Ausfälle zu kompensieren und an manchen Tagen niemanden fände, der die Stunden übernimmt. (Ach was!)
Und die jungen Kollegen würden überhaupt freiwillig keine zusätzlichen Zeiten übernehmen, die wären zu nichts zu gebrauchen.
Außerdem gäbe es kaum noch interne Versetzungsanträge für die Abteilung. Vor der Flexibilisierung der Arbeitszeiten gab es quasi Wartelisten.
Ich finde das super. Ein Hoch auf die jungen Kollegen, die sich nicht mehr alles bieten lassen, weil der arme Patient sonst darunter leiden muss.
Eine Auswertung hat ergeben, dass sie unterbesetzt sind und mit dem vorhandenen Personal die Arbeit gar nicht abgedeckt werden kann. Anträge auf Stellenerhöhung wurde daraufhin gestellt. Die Führung zweifelt die Berechnung an und jetzt wird (irgendwann demnächst) noch einmal neu gerechnet.
Ziel ist, mit mehr Personal noch mehr kreative Arbeitszeiten zu erfinden.
Es wird also, selbst wenn mehr Kollegen eingestellt werden und welche gefunden werden, am Grundproblem nichts geändert. Das diese Zeiten z.B. für Eltern nicht zu stemmen sind. Und wenn dann mit sehr hohem logistischen und sehr teurem Aufwand. Wer will das denn?
Diese kreativen Arbeitszeiten mögen für Singles praktisch sein, weil eben Zeit für eine flexible Freizeitgestaltung bleibt. Aber selbst die jungen Singles wollen die Randzeiten nicht dauernd machen und die wenigsten bleiben für immer jung und flexibel.
Für Menschen mit Familie sind sie schwer zu stemmen, hinzu kommt, dass die betriebswirtschaftliche Anpassung ja auch weniger Geld ins Portemonnaie bringt.
Und wenn dann noch auf Führungsebene gejault wird, sie würden keine Mitarbeiter finden, dann packe ich mir doch an den Kopf.
Letztens habe ich doch tatsächlich eine Stellenanzeige gesehen, da wurde nächtliche Pausenablösung gesucht. Es war ein befristeter Vertrag über rund 12 Stunden wöchentlich und die Arbeitszeiten gingen von Mitternacht bis 3.00 Uhr.
Das wird immer doller.