Gewalt gegen Pflegekräfte - Wer hat Erfahrung? Welche Hilfe gibt es? - TV-Beitrag

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Hallo liebe Forumsmitglieder,

dass Pflegekräfte von Patienten verbal oder körperlich angegriffen werden, ist ja leider keine Seltenheit. Kleine Übergriffe gehören oft zum Arbeitsalltag, wenn dann eine Pflegekraft nach einem Angriff mit Knochenbrüchen ins Krankenhaus kommt, wird vielleicht darüber berichtet. Aber ändert sich dadurch was für die Betroffenen? Wie gehen sie mit diesen Situationen um? Wie schützt der Arbeitgeber seine Mitarbeiter, gibt es Deeskalationstrainings, Selbstverteidigungskurse, einen Sicherheitsdienst, Ansprechpartner? Wird das Problem wahrgenommen oder ignoriert? Gibt es einen Fehler im System (z.B. Sparmaßnahmen), der die Pflegekräfte noch zusätzlich gefährdet?

Mit diesem Thema möchte ich mich für die Sendung Panorama 3 (Panorama 3 | NDR.de - Fernsehen - Sendungen A-Z - Panorama 3) beschäftigen. Deswegen suche ich Pflegekräfte aus Norddeutschland, die mir (auch anonym) über ihre Erfahrungen mit Gewalt durch Patienten und ihrem Umgang damit berichten.

Kurz zu mir: Ich habe selbst einige Jahre in der Pflege gearbeitet (allerdings "nur" als Pflegehelferin), u.a. in einer Psychiatrie. Es waren nur wenige Jahre und nur neben dem Studium, aber ich habe auch verschiedene Übergriffe von Patienten erlebt oder erzählt bekommen. Ich glaube, dass dieses Problem zu wenig wahrgenommen wird und fürchte, dass Pflegekräfte damit oft allein dastehen (das klingt auch in manchen Forenbeiträgen so).

Wenn jemand Interesse hat, mit mir (auch erstmal unverbindlich) über das Thema zu reden, freue ich mich über eine Mail an a.reumschuessel.ext@ndr.de oder einfach eine Nachricht hier im Forum.

Viele Grüße
Anja Reumschüssel
 
Hey, Anja,

ich komme zwar aus dem Süden, finde es aber trotzdem gut, dass Du auf ein solches Thema aufmerksam machst. Persönlich habe ich festgestellt, dass in der Psychiatrie ein sehr viel sichereres Arbeiten (auf der Station, auf der ich arbeite, Gerontopsychiatrie) möglich ist, weil die Pflegenden immer einen Notfallknopf tragen können bei dem sie sofortigen Support in der nächsten halben Minute durch 6-8 weitere Kollegen bekommen. Der Notfallknopf existiert in der Psychiatrie, weil man hier eher mit Gewaltsituationen rechnet.
Auf der Medizin habe ich auch Gewaltsituationen erlebt. Eine Kollegin wurde in den Schwitzkasten genommen und keiner hatte sie rufen gehört im Spätdienst. Sie wollte einen Patienten vom Balkon holen. Auch als Pflegende alleine im Nachtdienst hatte ich manches mal wirklich unberechenbare Menschen. Angst hat mir das nur einmal bei einem körperlich gut gebauten, mobilen Patienten gemacht. Ich hatte jedes Mal Angst, dass er hinter der Tür steht, wenn ich hereinkomme, habe auch die Nachbarstation informiert, dass sie bei schreien bitte sofort kommen sollen. Das ist dann einfach so ein Bauchgefühl, das man hat.

Ich habe das dann auch mit meiner Chefin einmal in einem ruhigen Augenblick besprochen, die widerum dann mit einem Leitenden Arzt das Thema aufgegrifen hatte, denn ich habe die Frage gestellt, ob wir als Pflegende Pfefferspray benutzen dürften, wenn wir in akute Gefahr bei Leib und Leben kämen. Genau wie ich auf der Strasse das Recht auf Notwehr habe, sollte ich mich im Spital notfalls auch wehren dürfen. Mir wurde damals weder direkt gesagt, dass es in Ordnung ist, Pfefferspray als Schutz im Nachtdienst dabei zu haben, wenn ich Angst habe, noch wurde mir gesagt, es sei falsch...

Persönlich verstehe ich nicht, warum ein Pfleger auf Notfall Pfefferspray benutzen darf zur Verteidigung, ein Pfleger auf Medizin aber kein Recht auf diese Art der Gegenwehr hat und zusehen muss, wie er sich aus dem Schwitzkasten befreit (der Kerl war dick und Gross, die Pflegerin klein, so 1,60...). In allen Fachbereichen treffen wir unterschiedlichste Patienten. Genau wie Polizisten.
Aber die dürfen sich wehren und sich selber effektiv schützen..... Wenn ein Polizist mit dem Messer bedroht wird, kann er Pfefferspray einsetzen. Wir hatte schon einen Patienten, der mit einer zerschlagenen Glasflasche gedroht hat. Stellt sich jetzt die Frage, ob die Situation immer gut ausgeht... Und auch, wie wir die anderen Patienten schützen können, wenn wir uns selbst nicht mal schützen können...
Wie bei dem Pfleger in Lörrach auf der Wochenbettstation, der die Amokläuferin im Spital auf Wöchnerinnenstation aufhalten wollte. Der wurde erschossen. Und er hatte eine Frau und Kinder, soweit ich mich erinnere. Die Amokläuferin wurde übrigens tödlich getroffen, nachdem die Polizei eingreifen konnte.

Tote und Verletzte: Polizei erschießt Amokläuferin in Lörrach - SPIEGEL ONLINE
 
PS: Und über "normale" Gewalt (manchmal verbal aggressive Patienten oder so vor sich hin schlagend (oft eher ungezielt, manchmal aber auch gezielter... :-/) rede ich hier gar nicht. Offiziell hat man ja noch nicht einmal hier als Pflegende das Recht, sich zu wehren. Stell Dir vor, ein Patient der einigermassen weiss, was er tut, tritt oder schlägt oder grapscht nach Dir und ich würde mich wehren wie auf offener Strasse (notfalls kriegt der, der mich ungebeten irgendwo anfasst oder so eine watschen, dass er gleich weiss, dass er das nicht nochmal machen muss und dass ich das widerwärtig finde).... Das wäre ja skandalös! Die Überschriften in den Zeitungen und den Aufschrei von den Angehörigen möchte wohl niemand erleben...
 
Hallo Biene,

da ich für den NDR arbeite, muss ich das Thema leider irgendwie mit Norddeutschland in Verbindung bringen, auch wenn es natürlich Pflegekräfte in ganz Deutschland betrifft. Aber vielleicht übernehmen es ja noch andere, wenn mehr darüber gesprochen wird.

Viele Grüße
Anja
 
hallo

also ich habe auch schon selber viel erlebt im altenheim,ja klar man wird geschlagen usw,aber mir ist was passiert das ich bis heute nicht so vergessen kann obwohl es schon lang her ist,aber ich darmals nicht glauben konnte das es sowas gibt,mir hat mal ein rollstuhl fahre ein mann zwischen die beine gefast und dann ist das gleich mir letztes jahr passiert und ist mir die hand ausgerutsch und haben den bewohner auf die hand geschlagen,habe es gleich gemeldet zu glück es war ein kollegin dabei,aber ich glaub das wäre jeden die hand aus gerutscht,

man muss sich nicht alles gefallen lassen oder? wie hättet ihr reagiert?
 

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