Eine Frage zum Bufdi

Ich dachte immer, dass die Grundpflege nur ein Vehikel ist, um eine pflegefachliche Krankenbeobachtung zu machen? Und das soll man jetzt aus der Hand geben, nur weil es die Betriebswirte so wollen?

Das find ich etwas billig. Wenn da jemand mit ner 2jährigen Pflegehelfer-Ausbildung kommt und auch Krankheitslehre hatte und Krankheitsbeobachtung lernte, dem geb ich Grundpflege gerne in die Hand. Aber doch niemand mit ner 2Minuten-Einweisung: "Wasch mal, wie du dich selbst wäschst".
 
Das ist jetzt net dein Ernst- oder? Wenn doch, dann verstehe ich die Politiker, die sich vehemnt gegen eine Akademisierung der Pflege wehren. In D reicht eine Ausbildung, in der man die Handgriffe drei Jahre lang trainiert. Professionalisierung adé.

Elisabeth
 
Ich bin mir unsicher was ich sagen soll, ihre Haltung kommt so überheblich rüber.

Einige Postings hier haben mir auf jeden Fall Bestätigung bei meiner Haltung gegeben. Und mir sehr geholfen.

Sie Elisabeth haben mir eine weitere Sichtweise gegeben und daher ebenso Bestätigung.

Ich werde ab dem Wintersemester Biomedizinische Technik studieren und auf jeden Fall niemanden den ich kenne in ein Pflegeheim geben, da es scheinbar für einige normal ist solche Popel Arbeiten wie waschen etc von Hilfskräften nach einer Woche allein komplett übernehmen zu lassen, als ausgebildeter ist man sich da wohl irgendwann einfach zu fein für ;)

******* doch drauf wie die Leute nach dem waschen gelagert werden, sind doch alles nur Hilfsarbeiten. Dafür hat eine KS oder ein AP doch nicht seine Ausbildung gemacht.:daumen:
 
Also bei meinem FSJ stand ich nach einer Einarbeitung auch als Pflegehelfer auf dem normalen Dienstplan. Hatte auch meine 6-8 Leute jeden morgen die ich fertig zu machen hatte. Das war auch voll okay für mich :-) Allerdings war ich in der früh immer mit ener Fachkraft auf dem Wohnbereich und ich konnte jederzeit Hilfe anfordern. Wenn ich mir unsicher war oder man für irgendwas zu zweit sein sollte, war immer gleich jemand zur Stelle.
 
Huhu, danke für die Antwort, darf ich fragen wieviel zeit da war? Ich fange 6uhr an und wasche dann bis 7:30 meistens 6 Leute, dann teile ich das Frühstück aus und Wäsche zwei weitere.
war / ist das bei euch auch so eng?

Dabei ist ja auch Pläne schreiben, Bett machen, die mobilen Leute zum speiseraum bringen, jedem etwas zu trinken geben, teilweise Medikamente reichen.
 
@Elisabeth, was spricht dagegen, als Pflegefachkraft (auch als studierte) die Körperpflege eines Patienten zu übernehmen? Ich schließe mich da Max an, es geht dabei nicht ausschließlich ums "Putzen". Hast du das so gelernt?
Ich nutze die GKW gerne vor allem bei neu aufgenommenen Patienten zur Informationssammlung, die in die Pflegeplanung eingeht. Und die Pflegeplanung wird wohl kaum ein Bufdi übernehmen können (wobei ein Bufdi Beobachtungen machen kann, die durchaus in die Planung mit einfließen können).
 
Wo es angezeigt ist- ist auch die Fachpflegekraft gefragt. Wo es angezeigt ist- das sind Aktionen in denen es um die Anwendung von Pflegekonzepten geht, die man net mal so nebenbei erlernen kann... obwohl so manche Ausbildungseinrichtung diesen Eindruck erweckt.

Wenn es um die banale reinigende Körperpflege geht- dafür braucht es kein Examen. Um eine Pflegeanamnese zu erstellen, braucht es keine Ganzkörperwäsche. Vielleicht schaust mal in Richtung angloamerikanische Pflege. Die nutzen ganz einfache Untersuchungsmethoden. Wäre gut, wenn das deutsche Schwestern auch könnten- z.B. den Umgang mit einem Stethoskop beherrschten auch außerhalb der Intensivstation. man kann damit mehr machen als nur Blutdruck messen. *grübeL* wahrscheinlich uninteressant, weil Arztaufgabe.

Elisabeth
 
Hier eine Schwester die einen Kurs für klinische Untersuchungen durch Inspektion, Palpation, Auskultation und Perkussion belegt hat.

In einem Pflegeheim handelt es sich um konstante Pflegesituationen. Da sind in der Regel keine instabilen Patienten. Und eine Konstante in der Körperpflege ist auch okay. Die Einarbeitungszeit sollte allerdings mindestens 6 Wochen, beim Bedarf auch länger sein. Auch FSJ und BuFDie können einfache Hautbeobachtung lernen.
 
Ich wählte absichtlich den Begriff Informationssammlung und nicht Pflegeanamnese. Schließlich findet ab und zu auch mal Evaluation statt. Natürlich kann ich auch separat Untersuchungen anstellen, aber im Rahmen einer GKW kann das ganz nebenbei geschehen. Das ist auch für die meisten Patienten angenehmer, wenn sie sich nicht nochmal extra freimachen (lassen) müssen, z.B. für Wunddokumentation und Hautbeobachtung. Ich kann natürlich auch extra mit 'nem Fragebogen antanzen, zur Gesprächsführung, zur Festellung eventueller Schmerzreaktionen bei aktiver und passiver Bewegung, Veränderung der Atmung in bestimmten Positionen, um mal ein paar zu nennen.

Das alles kann ich aber auch während der GKW, und gerade bei Atmungsveränderungen (oder zur Feststellung von Darmtätigkeit) kann ich auch ein Stethoskop einsetzen. Zumal eine Waschung für manchen Patienten anstrengend und "Stress" sein kann, selbst wenn er selbst nicht mehr selbst tätig sein kann. Da kann ich durch die Art der Waschung sogar einen beruhigenden Effekt erzielen, den ich dann sogar messen könnte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Calypso sagt es. Es geht nicht nur um die Haut, ich beobachte den Patienten als ganzes. Physiologie, Bewegungsmuster, Psyche. Ein Pflegeheimbewohner ist eben kein statitischer Fall, der sich bis auf die Haut sonst nicht verändert. Im Prinzip müsste man auch eine Pflegeplanung hier immer direkt in der Interaktion anpassen, auf die jeweiligen Fähigkeiten die der Patient in konkret dieser Situation hat.
Stethoskop ist doch nur Zusatz, die normale Beobachtung bringt doch um Dimensionen mehr Informationen.

Die USA haben doppelt soviel Geld pro Kopf im System, aber bei denen stagniert sogar die Lebenserwartung. In Bezug auf Ausbildungsstrukturen der Pflege kann man sich da ja vllt. ein Beispiel nehmen, aber sie sind nicht die Spitze der Gesundheitsversorgung.
 
In einem Pflegeheim handelt es sich um konstante Pflegesituationen. Da sind in der Regel keine instabilen Patienten.

Die "Instabilen" werden ja bei den "plötzlich auftretenden" (richtig müsste es heißen: plötzlich erkannten) Problemen direkt in die Klinik überwiesen. Oder warum werden täglich ichweißnichtwieviele Heimbewohner im Krankenhaus aufgenommen? Und zwar nicht unbedingt aus medizinischer Indikation, sondern wegen Pflegeproblemen? Bzw. werden die Pflegeprobleme erst in der Klinik als solche identifiziert. Vielleicht, weil die Fachkräfte im Heim immer alles delegiert und versäumt haben, mal selber richtig hinzuschauen (wegen Fachkräftemangel, das ist mir schon klar).
 
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Calypso: ich gehe mit Euch konform. Ich glaube es ist beides, Fachkräfte und überhaupt Kräftemangel. Auf einer Seite muss die Fachkraft in einem Pflegeheim selbst die Körperpflege übernehmen. In der Regel übernehmen sie das was am schnellsten geht, damit nacher der Betrieb mit Medis und Ärztekommunikation und Pflegeplanungen funktioniert.

Ich habe nach meinem Examen 6 Monate in einem Pflegeheim gearbeitet. In der Regel war ich für 50 Bewohner für die Behandlungspflege zuständig und davon musste ich bei 7-10 Grundpflege verrichten. Mit mir im Dienst waren meistens nur ungelernte Helfer. Und sie haben alle gute Arbeit geleistet. Ich wurde bei kleinsten Veränderungen gerufen, nicht nur wenn es um Hautzustand ging. Nur sie haben alle einen internen Pflegekurs belegt und dann weitere 6 Wochen Einarbeitung gehabt. Sie haben alle Monate lang die gleiche Gruppe gepflegt so dass sie Veränderungen erkennen konnten. Es ist in der Altenpflege unmöglich sonst die Arbeit zu bewältigen.
 
Natürlich habe ich dann Ansprüche auf Beschreibungen herunterschraben müssen. Meistens haben sie die Beschwerden sehr diffus beschrieben. Oft haben sich Bewohner "komisch" verhalten. Aber es hat funktioniert.
 
Fassen wir zusammen- nur die examinierte Fachkraft verfügt über die Sinne um eine Veränderung wahrnehmen zu können. Damit sie dies auch gezielt = professionell tun kann, benutzt sie entsprechende Skalen und Checklisten. .... Das war jetzt bewusst ketzerisch gemeint.

Es ist schon interessant, wo die deutsche Pflege das Niveau ansetzt- auf dem Level des Laien. Denn Veränderungen kann jeder Laie beobachten. Zur Not nutzt er hier die entsprechenden Hilfsmittel wie Skalen und Checklisten. Nicht selten kann er sogar besser beobachten als die Fachkraft deren Blickwinkel nicht selten eingeschränkt ist. ... und das war net ketzerisch gemeint.

Was mich übrigens sehr ärgert- das man Mitmenschen ohne Pflegeausbildung als per se dumm ansieht.

Elisabeth
 
Eine aktivierende Pflege, die auch gezielt versucht Ressourcen beim Bewohner zu erkennen, welche Bewegungsmuster untersucht und versucht kinästhetisch zu verbessern, um dem Bew. die Bewegung zu erleichtern, eine Beobachtung des Gemütszustand, des psychosozialen Verhaltens, soziale Kommunikation unter professionellem Gesichtspunkt, helfende Gesprächsführung, das alles fällt halt untern Teppich. Wozu lernen wir das alles, wenn es auch ohne das alles geht Elisabeth? Am Ende gehts doch da nur um Schadensvermeidung. Man will gar nicht mehr bestmögliche Krankenbeobachtung / Pflege machen, sondern maximal nötige.

Naja, wenn man bedenkt, dass wir eine stinkreiche Gesellschaft sind, und wir dann solche Zustände schon normal finden.
Man hat Anspruch auf deutschen Facharztstandard, warum haben Menschen, die meist ein Leben lang gezahlt haben ("und zwar nicht zu wenig" wir mir eine sehr zynische, sehr alte Pat, PS3, letztens als Kommentar sagte), keinen Anspruch auf Fachpflegestandard?
 
@Fleshor: Wo soll man die Fachkräfte her bekommen? Es ist mir klar, was es bedeutet. Aber wo soll man die ganzen Fachkräfte herbei zaubern?
 
@Fleshor: Wo soll man die Fachkräfte her bekommen? Es ist mir klar, was es bedeutet. Aber wo soll man die ganzen Fachkräfte herbei zaubern?
Das ist nur eine Frage der Bezahlung. Würden wir jetzt so verdienen wie eine Pflegekraft in den USA oder den skandinavischen Ländern, hätten wir genug Bewerber für die Stellen. Mit einer größeren Personaldecke wäre auch der Job nicht mehr so stressig. Etliche die in Teilzeit sind, würden vllt. ihr Stundenpensum aufstocken. Die Mehrheit der Pflegekräfte hier ist in Teilzeit!

Die Pflegeversicherung hat einen jährlichen Umsatz von 30Mrd EUR, 0,03Brd EUR. Wir haben liquide Privatvermögen allein an Geld/Wertpapieren von ca. 5Brd EUR, bei <<2,5Brd.EUR Gesamtstaatschulden. Die Immobilien und weiteren Sachvermögen sind zusammen nochmal fast 10 Brd. EUR wert.

Und wenn man mehr Geld in die Pflege steckt, dann ist das Geld ja nicht verbrannt, es ist nur ein zusätzlicher Kreislauf. Statt an der Börse rotiert das Geld dann im Land. Pflegekräfte werden bezahlt, sie bezahlen mehr Steuern und Sozialabgaben, sie kaufen mehr ein, schaffen Arbeitsplätze. Nimmt man also Geld aus Privatvermögen (z.B. stark steigende Erbschaftssteuer über 500kEUR Vermögen) und steckts in die Pflege, dann bleibt das Geld ja in der Gesellschaft, es rotiert nur, und das ist prinzipiell gut für eine Wirtschaft.

Das Geld für einen Facharztstandard ist auch da, da orientieren wir uns auch nicht aus Kostengründen an anderen Ländern, da wehrt man sich vehement gegen Nurse Practitioner als Konkurrenz. Das Geld für einen Fachpflegestandard wäre auch da.
 
@Elisabeth, von Dummheit sprichst nur du, kein anderer unterstellt das hier. Gibt es für dich immer nur schwarz und weiß ?

Vielleicht bist du schon perfekt zur Welt gekommen. Aber als ich selbst mal als FSJlerin im Pflegeheim gearbeitet habe, hatte ich keinen Schimmer und auch keinen Blick für all die aufgezählten Bereiche.

Auch dauerpflegende Lebenspartner/Töchter etc. haben diesen Blick nicht immer, auch wenn du das so gerne sehen möchtest. Sie meinen es vielleicht immer gut, tun dem Kranken aber nicht immer gut, was diese oft gar nicht sagen mögen, schließlich opfert sich da jemand auf. Oder es führt zu Aggressionen.

Die Pflegenden können sich akademisieren, noch und nöcher, aber wenn sie das Gelernte nicht praktisch anwenden können, bleibt's bei schönen akademischen Titeln, was den Graben zwischen Anspruch und Wirklichkeit noch breiter klaffen lässt.
 
Und das machst du alles? Respekt. Meine Erfahrung bei Azubis und auch jungen Kollegen- es wird nach Standard "persilrein" gewaschen. "Die Ressourcen beachten" finde ich in der Regel eher bei Ungelernten. Die müssen den Pat. mit einbeziehen, weil dieser als Profi bezüglich seiner eigenen Bedürfnisse am besten weiß, was er will und kann. Sie kommunizieren mit dem Pat.- nicht selten besser als so manche Pflegekraft. Der Laie nimmt auch eher Veränderungen wahr. Er ist als Generalist noch net eingeschränkt in seiner Wahrnehmung. Die Fachkraft darf diese Fähigkeit nur net unterdrücken wollen.

Ich kann daran auch nix verwerfliches finden. Es ist nun mal eine Tradition die sich durch nix durchbrechen ließ... es sei denn, du nimmst den Pflegekräften jegliche ärztliche Tätigkeiten und erklärst ihnen, dass sie sich nur über die reine Pflegediagnostik und -therapie definieren dürfen. Dann erlebst wahre Wunder. Da kommt auf einmal das Interesse an Pflegeprozess und Pflegefachwissen. Da wird problemlos jede Tätigkeit delegiert, die net ein gewisses Fachwissen benötigt. Da werden Skalen udn Checklisten gezielt patientenorientiert ausgewählt und der Hilfskraft an die Hand gegeben.

Aber so eine Entwicklung ist heutzutage flächendeckend undenkbar. Die medizinischen Aspekte sind im Vormarsch. Pflege holt sich ihre Anerkennung aus den ärztl. Tätigkeiten. Grundpflege wird zwar auch delegiert- aber immer mit einem schlechten Gewissen. Man ist nicht in der Lage die Probleme und Ziele übergreifend zu definieren. Da wird die Dokumentation des Pflegeprozesses zu einem sinnentleerten Papier.

Jede Pflegekraft arbeitet gemäß ihren Fähigkeiten. Und damit das net ganz so auffällt gibt es die beliebten Standards die alles detailgenau vorgeben. Die passen zwar net auf jeden Pat.. Aber das ist zweitrangig. Hauptsache es ist ein "Rezept" wann man was machen muss.

Elisabeth
 
Meine Güte Elisabeth. Du bist echt die Meisterin in der Disziplin "Entdecken von nicht-existierendem Subtext". :D

Ich find die Einteilung in ärztliche und pflegerische Maßnahmen auch ziemlich "20.tes Jahrhundert". Ca. 90% was unter Krankenbeobachtung fällt, war früher Arztaufgabe. Eine Pflegekraft die die Farbe des Urins einschätzt *Skandal*!
Die Unterteilung geschieht in deinem Kopf, ich begreif Pflege als eine ganzheitliche Disziplin, und da darf es auch innerhalb der Pflege Generalisten und Spezialisten geben. Da darf es auch Leute geben die als chirurg.OP-Assistenten nur noch schnippeln, und Leute die nur ausgewählte, früher rein ärztliche, Tätigkeiten in ihren Verantwortungsbereich ziehen.
Es geht durchaus beides, sich die ärztliche Kompetenz zur Therapie von z.B. ausgewählten Krankheitsbildern an Land zu ziehen, aber dennoch den Fokus der Arbeit auf die alltäglichen, meist pflegerischen Probleme des Patienten zu legen. Du konstruierst einen Widerspruch, den ich nicht mehr zeitgemäß finde.

Und nein, ich finde nicht, dass jeder pflegen kann. Irgendwie über die Runden bringen, satt und sauber machen, sicher, aber nicht so wie ich Pflege als Profession verstehe. Aber ich finds schon ok, dass du die Laien verteidigst. Ich hoffe die Laien verstehen das nicht als Angriff. Bloß sonst müsste man sich doch ernsthaft fragen, wozu man eine Akademisierung fordert, wenn das praktisch Jeder genauo so gut kann.
 

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