Braucht die Pflege Psychopharmaka?

Hallo,
vielleicht könnte man dieses Thema ja auch mal nutzen, um Lösungen zu kniffligen Fällen zu finden. Wäre vielleicht auch mal ein netter Ansatz.

@ Elisabeth
Finde es übrigens gut, dass du die Erkenntnisse aus dem Thema mit in deine Arbeit nimmst. Genau das wollte ich erreichen...


Patrick
 
Finde es übrigens gut, dass du die Erkenntnisse aus dem Thema mit in deine Arbeit nimmst. Genau das wollte ich erreichen...

Das hast du wohl ein bischen falsch verstanden. Der Umgang mit Dementen war mir schon vorher bekannt- die Ideen mancher Pflegekräfte noch nicht.

Elisabeth
 
Hallo Elisabeth,
habe mich falsch ausgedrückt.
Bin froh, dass du manche Beispiele vielleicht mit in die Arbeit nehmen kannst und dich dann fragst, ob vielleicht mit pflegerischer Intervention Psychopharmaka vermeidbar sind.

Habe ich es jetzt richtig verstanden, was du meintest und du mich?

Patrick
 
Muß mich jetzt auch mal zu Wort melden:

Das größte Problem an der Gabe von Psychopharmaka in Altenheimen ist meiner Erfahrung nach, das diesbezüglich schlecht ausgebildete Pflegepersonal (mit der Motivation sämtliche Neuroleptika, Antidepressiva, Benzos abzusetzen, weil man sich dadurch beweisen kann, wie human in dieser Einrichtung gepflegt wird).
Dazu mal ein paar Praxisbeispiele:

  • Bew. mit PnP eingestellt auf MST, additiv dazu Citalopram. Auf Drängen des Pflegepersonals abgesetzt, weil offensichtlich keine Depression. Hausarzt auch nicht fit in Schmerztherapie. Eine Woche später Zunahme der Schmerzen, Verschlechterung sämtlicher Schmerz-Scores. -> MST erhöht, Mobilität eingeschränkt
  • Verlegung aus KH, 81 Jahre alt, z.N. Hüft TEP. Anamnestisch Benzo-Abusus (seit Jahrzehnten!), eingestellt auf 10 mg Diazepam zur Nacht, darunter psychisch unauffällig. Motivierte Altenpfleger wollten es absetzen (eigenmächtig), um zu sehen wie es ohne geht. Es ging genau 6 Tage gut, dann grand-mal Anfall -> KH Einweisung
  • Bew. mit Tumorkachexie. Unter niedrig dosierter Gabe von Remergil/Zyprexa guter Appetit, Anstieg des BMI, Verbesserung des Wohlbefindens. Abgesetzt, weil nach Meinung des Pflegepersonals überflüssig und nach Meinung des Arztes zu teuer !?! Folgen: Appetitverlust, Reduktion des BMI, Wohlbefinden....
Diese Liste könnte ich noch ewig lange weiterführen und auch auf andere Bereiche ausdehnen, die Mühe spare ich mir aber. Ich für mich habe die Konsequenzen gezogen: Nie wieder Altenpflege!!! Und das liegt nicht an den Bewohnern, Angehörigen oder des teilweise massiven Arbeitsaufkommens...
 
Hallo

Sondern an was liegt es KM, dass du keine Altenpflege mehr machen willst?
Aber du scheinst es auch nicht verstanden zu haben. Ich rede nicht von Einzelfällen, die du hier wieder beschrieben hast.

Patrick
 
Hallo zusammen,

ich denke man sollte an dieser Stelle nochmals festhalten, dass das Thema hier nicht

"Nie mehr Psychopharmaka in der Altenpflege um jeden Preis"

heißt, sondern es hier mehr um den kritischen Umgang mit Psychopharmaka in der Pflege von alten Menschen geht.

Gruss Lambdanaht
 
Hallo,

es ist kein Einzelfall den Km1979 beschrieben hat, denke eher, dass es Einzelfälle sind die Du beschrieben hast. Denn leider wird keine nötige Kommunikation betrieben, warum setzt man z.B. Antidepressiva ein? Weil erwiesen ist, dass bestimmte Antidpressiva auch in der Schmerztherapie eingesetzt werden um den Schmerzmitteleinsatz, der viel mehr Nebenwirkungen hat zu senken.

Oder auch die Gabe von Neuroleptika, wer hinterfragt denn mal warum? Wieso ist es nötig gewesen? Anstatt nach Hintergründen zu fragen, wird von vornherein verurteilt. Dann wird einfach abgesetzt und die Folgen? Es ist sind immer beide Seiten zu sehen. Im Krankenhaus ist die Umgebung für ältere Menschen oft sehr belastend. Im Altenheim sind die Menschen zuhause und das Milieu kann Wunder wirken.

Für mich ist es wichtig genau nachzufragen und mich abzusprechen, wie könnte eine Reduktion oder ein Absetzten aussehen? Was könnten mögliche Folgen davon sein? Welche Möglichkeiten habe ich im Altenheim um diese Stressfaktoren ausszuschliessen? Usw......

Es gibt immer schwarze Schafe, aber ich glaube das sind wirklich Einzelfälle.

Liebe Grüße Brady
 
Hallo

Vielleicht muss man es konkretisieren.
Anstatt Psychopharmaka ---> Beruhigungsmittel

Mir geht es um die Beruhigungsmittel. Antidepressiva werden bei uns auch benutzt.

Patrick
 
Hallo, habe mich gerade bei krankenschwester.de
angemeldet. Bin also neu und keine exam. Altenpflegerin,
sondern nur die Tochter einer 81-jährigen Mutter, die
seit August 2010 im Altenheim ist.

Grundsätzlich:
Meine Mutter ist geistig total fit, körperlich leider nicht mehr in der Lage alleine zu leben. Sie ist übergewichtig,
ca. 116 kg, hat starke Wassereinlagerungen, ein offenes
Bein, Arthrose in Hüfte, Knie, und Schulter.Trotz Morphim-Pflaster 100 mg jeden Tag Schmerzen.Ist mit ihrer Situation total unglücklich, kann nur einige Schritte mit Rollator gehen. Wirklich nur ein paar Schritte. Was aber hinzukommt, sie kann nachts nicht schlafen. Das geht seit Wochen schon so. Heute war der Hausarzt im Altenheim und hat folgendes Rezept ausgestellt,
Dominal forte 80 N2, 1 x Aliporinol 300 und 1 x
Novalminsufon-Tropfen N3.
Meine dringende Frage: ist Dominal 80 nicht ein
Neuroleptika? Ist das das richtige Medikament oder
wäre nicht ein reines Schlafmittel hier besser?
Ich würde mich sehr freuen, wenn ich eine Antwort
auf meine Frage bekomme.
Ulrike Bach
 
ist Dominal 80 nicht ein
Neuroleptika? Ist das das richtige Medikament oder
wäre nicht ein reines Schlafmittel hier besser?

Reine Schlafmittel haben eine starke Sucht- und Gewöhnungskomponente. Die bei weglassen des Medikamentes einen Entzug hervorruft (z.B. Nüchternheit im Krankenhaus wegen einer OP) und auf Dauer kommt man nicht ohne eine Dosissteigerung aus!

Bei Neuroleptika hat man diese Problematiken nicht und daher geht der Trent vollkommen zu Recht in diese Richtung.

Sprechen Sie doch einfach noch mal mit dem behandelten Arzt ihrer Mutter und lassen sich die Medikation von Ihm/Ihr noch mal erklären!

Mel
 
@cripi
Die erste Frage,die sich mir hier stellt ist: Warum kann Deine Mutter nachts nicht schlafen? Weil sie sich in der recht neuen Umgebung nicht wohl fühlt aus irgendeinem dir/den Pflegern unbekannten Grund;oder wegen der Schmerzen?
Vielleicht würde es helfen,wenn sich deine Mutter mal in einer schmerztherapeutischen Praxis vorstellt.
In unserem Haus wurden sehr gute Erfahrungen damit gemacht,so daß bei einer guten Schmerztherapie die Gabe von Psychopharmake eingestellt oder zumindest sehr stark eingeschränkt werden konnte.
 
Hallo Zappeline,

danke für Deine Antwort. Wir haben hier in Solingen
einen Schwerztherapeuten, der aber total ausgebucht
ist und keine Patienten mehr annimmt. Der Hausarzt
ist alleine schon mit dem offenen total Bein überfordert.
Ich war einmal dabei, als er das Bein selbst verbunden hat. Ich habe nur fassungslos zugesehen, wie er ge-
wickelt hat. Das Pflegepersonal im Altenheim übrigens auch.
Meine Mutter ist ein herzenguter, aber schwieriger
Mensch. Sie wird mit ihrem körperlichen Zustand
nicht fertig. Sie war immer gewohnt viel zu arbeiten.
bei 5 Kindern. Außerdem hat sie jahrelang ihre Mutter
+ Schwester als Pflegefall zu Hause gehabt.
Darum hat sie natürlich immer was zu meckern, an der
Pflege im Altenheim und gibt unbequeme Kommentare.
Das Personal ist natürlich genervt. Darum glaube ich auch, das die mit dem Arzt gesprochen haben und
darum nicht ein reines Schlafmittel sondern ein Neuro-
leptika + Schmerztropfen verschrieben wurde. Nur ich
habe im Internet schon so viel negatives darüber ge-
lesen und ich möchte eine mögl. schmerzfreie und ausgeglichene Mutter und nicht eine Marionette haben. Vielleicht sehe ich es als Betroffene zu negativ, aber ich bin täglich im Altenheim und sehe auch viele andere Bewohner, die tagsüber nur vor sich hin dösen.
So ein Leben bis zum Ende möchte ich für meine
geistig noch sehr fitte Mutter nicht.
Trotzdem danke für die Antwort.
LG/cripi
 
Man gibt in dem Alter (eigentlich) KEINE der üblichen Schlafmittel mehr. Ausnahme: der Betroffene ist bereits an diese Mittel gewöhnt.

Das verschriebene Neuroleptikum ist für den Einsatz optimal geeignet da es eine kurze Halbwertzeit hat. Bedeutet: es wird relativ rasch abgebaut. In 2-3 Stunden ist die Wirkung abgeschlossen.
http://www.pharmazie.com/graphic/A/57/0-10557.pdf

Also net immer alles glauben, was da so im Netz steht. Der verordnende Arzt bzw. die Apotheke um die Ecke hätte hier sicher auch die Unsicherheiten beseitigen können.

Elisabeth

PS Eine Veränderung des Charakters ist eher net zu erwarten... es sei denn man dämpft sie so weit runter dass sie sich anpasst ohne jeglichen Widerstand. Und im Alter ist man nun mal net mehr der Agilste. Körperliche Einschränkungen schreiten fort. Die Funktion der Sinnesorgane verschlechtert sich. Da ist es durchaus net abartig, wenn man am Ende eines langen Lebens auch einfach mal nur rumsitzt und vor sich hin döst. Altern hat viele Facetten. Und Altern hat auch was mit Abschied zu tun. Es geht im Alter net nur immer ums fördern per fordern sondern oft einfach nur ums begleiten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Reine Schlafmittel haben eine starke Sucht- und Gewöhnungskomponente. Die bei weglassen des Medikamentes einen Entzug hervorruft (z.B. Nüchternheit im Krankenhaus wegen einer OP) und auf Dauer kommt man nicht ohne eine Dosissteigerung aus!

Bei Neuroleptika hat man diese Problematiken nicht und daher geht der Trent vollkommen zu Recht in diese Richtung.

Sprechen Sie doch einfach noch mal mit dem behandelten Arzt ihrer Mutter und lassen sich die Medikation von Ihm/Ihr noch mal erklären!

Mel


Ich zitiere mich mal selbst, denn ich bin nicht sicher ob Sie meine Antwort gelesen haben.

Mel
 

Ähnliche Themen