Braucht die Pflege Psychopharmaka?

Elisabeth mir geht es nicht um spezielle Situationen....
Es geht mir vielmehr um die breite Masse und die leiden nicht an Epilepsie...
Ich habe meine Erfahrung in der Psychiatrie und Neurologie schon. Habe ein Jahr dort gearbeitet. Kenne natürlich auch weitere Erkrankungen. Jedoch Schizophrenien oder Epilepsien oder sonstige psych. Krankheiten hat man im Altenheim eher selten. Die meisten haben eine Demenz.
Und da muss ich mich auskennen.

Wenn du auf einer chirurgischen Station arbeitest, wirst du dich auch nicht für Onkologie oder sonstige spezielle Gebiete fortbilden oder interessieren (Beispiel)
Wieso sollte ich mich dann in neurolog/psychiatrischen Krankheitsbildern so gut auskennen, wenn mir nur alle 2 Jahre soetwas begegnet.


Guten morgen übrigens

Patrick
 
Guten Morgen zusammen,

@Patmuc:
Patmuc schrieb:
Brauche ich in der Altenpflege auch nicht, da fast alle eine Demenz haben.
Auch für die Diagnose Demenz gibt es unterschiedliche Ursachen und auch unterschiedliche Formen, woraus sich auch unterschiedliche Therapieansätze ergeben.

Patmuc schrieb:
Wieso soll ich jemanden nicht laufen lassen, der einen Bewegungsdrang hat?
Die sogenannten Wanderer sollte man laufen lassen, den Bewegungsdrang ausleben lassen, finde ich auch. Aber dazu brauche ich einen geeigneten Rahmen (z.B eine halboffene bzw. geschlossene Station) und vor allem muss die Sicherheit der Mitpatienten gesichert sein. In einem Pflegeheim kann ich mir vorstellen geht das, aber wie Elisabeth schon schreibt, auf Normalstation hat man Probleme im Alltag, wenn der Patient an Zugängen anderer Patienten manipuliert.

Elisabeth Dinse schrieb:
Das Pflegeheim hatte das Medikament abgesetzt. Damals hatten wir gedacht, es ist dem Hausdoc vielleicht zu teuer gewesen. Aber vielleicht wars gar nicht der Doc sondern "wohlmeinende" Pflegekräfte. *grummel*

Ich glaube nicht, dass Pflegekräfte ein Medikament ohne Absprache mit dem Arzt einfach absetzen.:wink:
Dies ist ja auch Aufgabe des Arztes. Was ich trotzdem gut finde ist, dass Patmuc nicht alles so hinnimmt wie es die Ärzte aufschreiben. Denn schon eine Reduzierung eines Medikamentes kann zu großen Fortschritten in der Selbständigkeit und vielleicht auch in der Lebensqualität des Patienten führen. Dazu ist in meinen Augen aber auch wichtig, dass eine gründliche Dokumentation geführt wird, was auch nicht immer der Fall ist.

Gruss Lambdanaht
 
http://de.brainexplorer.org/dementia/Dementia_Aetiology.shtml

http://www.psychiatriegespraech.de/sb/demenz/demenz_aetiol.php

http://www.tobias-schwarz.net/medizin/krankheiten/demenz.html

Die Symptome zu (er)kennen ist das eine, die Ursache für die Symptome diagnostizieren zu können das andere. Und dann aus den diagnostischen Ergebnissen therapeutische Maßnahmen ableiten zu können ist nur möglich bei einem umfassenden Fachwissen- hier neurologisch- psychiatrisch.

Der beschrieben Pat. hatte übrigens auch eine Demenz infolge vaskulärer Problematik.

Wenn du auf einer chirurgischen Station arbeitest, wirst du dich auch nicht für Onkologie oder sonstige spezielle Gebiete fortbilden oder interessieren (Beispiel)

Wenn ich (pflege)therapeutisch aktiv werden will, wird mir nichts anderes übrig bleiben, als mich auch mit den "fachfremden" Sachen zu beschäftigen.


Elisabeth
 
Das sind wieder Aufgaben, die der Arzt übernehmen muss. Symptome kann die Pflege gut beobachten, Ursachen für Symptome sind aber ärztliche Sache.
Ich ich in der Pflege kann auf Symptome reagieren und vielleicht auch positiv darauf einwirken. Aber therapieren kann oder sollte nur der Arzt.
Daraus leiten sich dann meine Maßnahmen ab.
Es ist schon klar, dass man ein gutes Wissen braucht, aber bei den obigen Links ist auch wieder nur Entstehung der Demenz dabei. Klar sollte man die Wissen, aber die pflegerischen Auswirkungen interessieren mich mehr. Sonst wäre ich Arzt geworden, wenn es anders wär.

Patrick
 
Ich ich in der Pflege kann auf Symptome reagieren und vielleicht auch positiv darauf einwirken. Aber therapieren kann oder sollte nur der Arzt.

Und der Hausarzt tut dies auf euer Anraten hin, wenn ich es recht verstanden habe. Gute Idee, die Verantwortung für das eigene (Wunsch-)handeln weiter zu reichen.

Es ist schon klar, dass man ein gutes Wissen braucht, aber bei den obigen Links ist auch wieder nur Entstehung der Demenz dabei. Klar sollte man die Wissen, aber die pflegerischen Auswirkungen interessieren mich mehr. Sonst wäre ich Arzt geworden, wenn es anders wär.

Der Volksmund sagt dazu: Schuster bleib bei deinen Leisten.

Demzufolge erübrigen sich eigentlich deine Vorwürfe gegen eine Einstellung auf Psychopharmaka. Du kannst nicht beurteilen, ob dies rechtens war, da du nur die Nebenwirkungen beurteilst. Es ist durchaus möglich, dass diese Nebenwirkungen bewußt mit in Kauf genommen werden, da eine andere Therapie nicht möglich ist: siehe mein Beispiel.

Elisabeth
 
Hallo,
ich finde die Diskussion dreht sich ein bisschen im Kreis.

Die eigentliche Frage lautete, ob man nicht etwas kritischer im Umgang mit Psychopharmaka sein sollte (hoffe die Frage ist so ok Patmuc?)

In meinen Augen sollte man damit kritischer damit umgehen. Dass man im Krankenhaus bei machen Patienten die Gabe nicht umgehen kann, wurde hier auch mit Beiträgen von Elisabeth geklärt und steht nicht mehr im Vordergrund.

@Elisabeth:

Wie läuft das bei Euch im Krankenhaus ab? Wird bei Euch versucht, die Medis während der Behandlung wieder zu reduzieren, oder werden sie belassen bis zur Entlassung des Patienten? Mein Hintergedanke ist: Es kommt oft vor, dass vor allem ältere Menschen bei einem Umgebungswechsel desorientiert sind. Aber das heißt ja nicht, dass sie es auch noch nach 2-3 Tagen sind. Schaut ihr dann, ob es auch ohne oder mit weniger Psychopharmaka geht, oder bleibt die Medikation bestehen??

@Patmuc:
Das Beispiel von Elisabeth mit dem Status epilepticus ist zugegeben nicht gerade Alltag, aber bei zunehmenden multimorbiden Patienten ist es eher schwierig zu sagen, man reduziert prinzipiell alle Psychopharmaka.
Beim Lesen der Beiträge kann man nicht immer klar auseinanderhalten, ob Du für eine strikte Reduzierung bei allen Patienten bist, oder ob man nicht doch etwas kritischer sein sollte mit dem was man dem Patienten andauernd gibt.

Nur als Beispiel: Ich kenne eine Patientin, die tgl. 75-75-75-75 Eunerpan bekommt und das seit Jahrzehnten (Diagnose: schizoaffektive Störung). Man hat wohl schon versucht zu reduzieren, aber das war fehlgeschlagen. Die Patientin ist auch mit dieser Dosierung mobil, kann soweit möglich und in einem gewissen Rahmen am gesellschaftlichen Leben teilnehmen und man hat nicht das Gefühl, sie leide darunter.

Ich bin der Meinung man sollte die Reduzierung nicht pauschalisieren. Dem einen Patienten kann man damit sicher helfen, den anderen könnte man dadurch aber auch irreversibel Schaden.

Trotz allem finde ich Deinen kritischen Umgang gut, aber die Reduzierung eines Medikamentes liegt in der Hand des Arztes. Seid ihr im Dialog mit den Ärzten, oder ist es bei Eurer Einrichtung eine Art "Aufnahmekriterium", dass die Patienten keine Psychopharmaka einnehmen sollen??


Gruss Lambdanaht
 
...genau das bleibe ich auch. Brauche keine ärztlichen Kompentenzen. Als Berater für den Arzt stehe ich gerne zur Seite oder werde ihm auch sagen, dass ich manche Therapien nicht als angebracht erachte, wenn ich der Überzeugung bin.
Entscheiden macht er, nicht ich. Aber wenn auch ein Arzt sieht, dass es nicht notwendig ist, wieso sollte er dann darauf beharren.
Und wir, MIT DEN ÄRZTEN, haben festgestellt, dass zu 80 % diese Mittel im Altenheim nicht notwendig sind.
Symptome, Therapien, Ursachen hin oder her. Es ist so. Auch wenn alte Neurologen es nicht wahrhaben wollen, oder Angst um ihre Kunden haben.
Wir kommen damit klar. Sind personell auch nicht besser besetzt, wie andere Pflegebereiche.
Nein wir haben Leben in der Bude. Und die Arbeit macht da einfach mehr Spass. - Meine Meinug -
Wir haben über die Grenzen unseren Hauses damit Erfolg und es wird auch noch weiter gehen.
Ich lade jeden gerne mal ein, der sich das anschauen möchte.

Patrick
 
... Ich bin der Meinung, es auf jeden Fall zu probieren, ob es denn noch notwendig ist. Es hat sich bei fast allen heraus gestellt, dass es nicht notwendig ist. Es liegt sehr oft daran, dass die Umgebung mit solchen Menschen ein Problem hat und deswegen auf diese Mittel zurück greift.
Ich könnte 50 Fallbeispiele spontan nennen, an denen man das erkennen kann.
Wenn es wirklich notwendig ist als Eigen- oder Fremdschutz gerne.
Aber nicht wenn jemand zum Beispiel einen Wahn hat, der nicht weiter das Leben beeinflußt oder Halluzinationen, die auch nicht beeinträchtigen.
Oder aus den vorher genannten Gründen.
Wenn solche Situationen dem Betroffenen nicht schaden, ist es unbegründet. Und sowas für soziale Angepaßtheit zu geben, finde ich völlig daneben.

Wenn mal viel Zeit habe, stelle ich gerne mal ein paar Beispiele zusammen oder auf meine HP.

Patrick
 
Patmuc schrieb:
Aber nicht wenn jemand zum Beispiel einen Wahn hat, der nicht weiter das Leben beeinflußt oder Halluzinationen, die auch nicht beeinträchtigen.
Was mich verwundert ist, dass ihr einen Wahn nicht behandelt, solange es das Leben nicht beeinflusst. Um was für Wahninhalte handelt es sich bei diesen Patienten? Ist die Gefahr der Fremd- und Eigengefährdung bei einem Wahn nicht gegeben? Oder bei Halluzinationen??

Zum Thema Wahn und Halluzinationen: Es gibt viele Formen von Wahnideen, die (fast) immer auf traumatische ERlabnisse zurückzuführen sind. Ich denke hier zum Beispiel an Verarmungsideen. Provokativ (bitte nicht böse sein) gefragt: Lasst ihr einen Patienten lieber verhungern, weil er nichts mehr isst, da er denkt er habe kein Geld für das Essen? Kann es bei einem Eifersuchtswahn nicht dazu kommen, dass derjenige Patient einen Menschen verkennt und diesem Schaden zufügt? Wenn ein Patient imperative Stimmen hört die ihm befehlen sich zu töten?? Wenn ein Patient (das habe ich erlebt) gustatorische Halluzinationen hat und alles nach Kot schmeckt und dann nichts mehr zu sich nehmen mag?

An was messt ihr, ob das Leben des Patienten nicht beeinflusst oder beeinträchtigt wird? Es könnte doch sein dass der Patient das ein oder andere oben beschriebene erlebt, Euch aber nicht sagt, aus welchen Gründen auch immer.

Gruss Lambdanaht
 
Elisabeth Dinse schrieb:
Warum verwendet KKH Personal diese Mittelchen?
  • Pat. ist nicht leitbar, da die neue Umgebung eher Angst macht.
  • Weglauftendenz.
  • Neue Regeln verunsichern den Pat..
  • Therapeutisch wichtige Maßnahmen werden vom Pat. nicht toleriert.
und nicht zu vergessen:
  • Mitpat. beschweren sich, weil der betreffende Pat. unruhig ist.
  • Klinikspersonal kennt sich mit Demenztherapien nicht aus.
Der Pat. ist nur wenige Tage im KKH. Diese Einrichtung orientiert sich an Allgemeinbedürfnissen und hat kaum Möglichkeiten individuell zu reagieren. [...] Aus meiner Sicht gibt es da kaum Änderungsmöglichkeiten.
Eine einzige, wichtige, fällt mir dazu ein:
Wir (Pflege, egal welcher Bereich) müssen darauf achten, dass solche Mittel, die akut nötig waren, auch wieder abgesetzt werden, wenn sie nicht mehr indiziert sind. Aber das gilt für viele andere Arzneimittel auch.

Ulrich
 
Patmuc schrieb:
Gleichzeitig haben wir Schmerzmanagement eingeführt und bemerkt, dass viele Schlafmittel nur angesetzt wurden, da diese Menschen wegen Schmerzen nicht schlafen konnten. Mit einem angepassten Schmerzmittel können diese jetzt auch ohne Schlafmittel schlafen.
Komischerweise erlebe ich immer wieder, dass man solche Patienten regelrecht überreden muss, dass ein Schmerzmittel sinnvoller als ein Schlafmittel ist.
Vielleicht sind Schlafmittel mittlerweile so gesellschaftsfähig, dass die Angst vor Schmerzmittelabhängigkeit größer ist, als bei Schlafmitteln?

Ulrich
 
UlrichFürst schrieb:
Komischerweise erlebe ich immer wieder, dass man solche Patienten regelrecht überreden muss, dass ein Schmerzmittel sinnvoller als ein Schlafmittel ist.
Vielleicht sind Schlafmittel mittlerweile so gesellschaftsfähig, dass die Angst vor Schmerzmittelabhängigkeit größer ist, als bei Schlafmitteln?

Ulrich
Vielleicht liegt es auch daran, dass manche der älteren Menschen besser mit Schmerzen als mit Schlaflosigkeit umgehen können?
Im Gespräch, gerade mit älteren Menschen erlebt man oft, dass diese sagen, dass Sie früher gar kein Geld für den Arzt gehabt haben um sich bei Schmerzen behandeln zu lassen. Andererseits sagen sie auch, dass sie den ganzen Tag gearbeitet haben und immer totmüde ins Bett gefallen seien. Vielleicht liegt da ein Grund für deine Erfahrungen?

Das mit der Abhängigkeit ist aber auch immer ein großes Thema. Viele der alten Menschen haben Angst von einem Mittel abhängig zu werden. Vielleicht liegt da auch eine Teilschuld an der mangelnden Aufklärung seitens der Ärzte. Wenn man die Schmerztherapie in Deutschland betrachtet, könnte man den Ärzten fast unterstellen auch sie haben Angst vor einer Abhängigkeit von Schmerzen. Aber das ist wieder ein Thema für sich.
Dass es aber auf jeden Fall einen Mangel bei der Aufklärung von Patienten über die Medikamente gibt ist sicher.

Gruss Lambdanaht
 
Eine Diskussion über pro und kontra von Psychopharmake mit einem absoluten Gegner dieser Medikamnet zu führen, halte ich für mich für sinnlos. Ich werde aber die Erkenntnisse aus diesem Thread zukünftig in meine Arbeit mit einbeziehen... vor allem was die Klärung der Ursache von manchen Situationen anbetrifft.

@Ullrich... das günstigste für Demente ist immer die schnellstmögliche Rückverlegung in die bekannte Umgebung. Diese haben wir stets angestrebt. Da eine Reduzierung von sedierenden Medikamenten oft nicht abrupt geschehen darf, wird das Ausschleichen der Medis in der Regel im Verlegungsbericht empfohlen. Man kann also schon erkennen, ob passagere Medikation oder Dauermedikation notwendig.

Elisabeth
 
Brauchen wir nicht...

Hallo Patmuc und alle anderen,

ich arbeite in einem kleinen, katholischen Krankenhaus wo viele Schwestern/Pfleger heutzutage ihrer Arbeit nachgehen wie vor 10 Jahren auch und ihr "Wissen" an die neue Generation von Schwestern/Pfleger (Azubis) weiterreichen.
Ich stelle immer wieder fest, damals zu meiner Ausbildung und heute noch dass viele Nachtwachen in unserem Haus mit demenzkranken Pat. so verfahren, dass sie ihnen zur Beruhigung (meist so gegen 23 Uhr) Eunerpan, Haldol etc.pp. verabreichen und so einen "ruhigen" Nachtdienst zu bekommen (teilweise OHNE ärztliche Anordnung)...das PP vom FD kann dann zusehen wie diese Pat. am Morgen wachzukriegen sind (meist-dank des Überhanges-wachen die Pat. erst gegen Mittag auf) und so geht es dann immer weiter...denn der Pat. hat keinen geregelten Tag/Nacht-Rhythmus mehr und es findet kein Ende, aber das PP jammert rum, dass der Pat. so unkooperativ wäre:angry:
Ich betone hiermit dass es sich um diesen Beitrag um eine Schiderung dessen ist, was bei uns im Hause passiert und ich dies in KEINSTER WEISE befürworte.
 
Elisabeth Dinse schrieb:
Eine Diskussion über pro und kontra von Psychopharmake mit einem absoluten Gegner dieser Medikamnet zu führen, halte ich für mich für sinnlos.
Hallo Elisabeth,

ich finde es schade, dass Du für Dich keinen Sinn aus diesem Thread finden kannst. Ich glaube zu erkennen, dass er kein Gegner der Psychopharmaka an sich ist, sondern einfach nur kritisch mit diesen umgeht. Aber vielleicht irre ich mich einfach. Fände es trotz allem schade, wenn diese Diskussion nicht weitergeführt würde. In meinen Augen ein interessantes Thema.

Du schreibst unter anderem, dass Eure Ärzte im Entlassbrief die Empfehlung zum Ausschleichen der Medikamente angeben. Meine Erfahrung ist, dass dies nicht alle Ärzte tun und so aus einer passageren Medikation eine Dauermedikation wird.

Wessen Aufgabe sollte es dann sein dies zu erkennen? In einem Krankenhaus sehe ich da ganz klar den Arzt in der Rolle. Aber in einem Pflegeheim, wenn der Arzt den Bewohner nur selten sieht? Ist da nicht auch das Pflegeteam gefordert kritisch darüber nachzudenken?

Wie seht ihr das?

Lambdanaht
 
nursemommy78 schrieb:
Ich stelle immer wieder fest, damals zu meiner Ausbildung und heute noch dass viele Nachtwachen in unserem Haus mit demenzkranken Pat. so verfahren, dass sie ihnen zur Beruhigung (meist so gegen 23 Uhr) Eunerpan, Haldol etc.pp. verabreichen und so einen "ruhigen" Nachtdienst zu bekommen (teilweise OHNE ärztliche Anordnung)...das PP vom FD kann dann zusehen wie diese Pat. am Morgen wachzukriegen sind (meist-dank des Überhanges-wachen die Pat. erst gegen Mittag auf) und so geht es dann immer weiter...denn der Pat. hat keinen geregelten Tag/Nacht-Rhythmus mehr und es findet kein Ende, aber das PP jammert rum, dass der Pat. so unkooperativ wäre:angry:
Hallo nursemommy78,

leider ist das keine Seltenheit. Auch bei uns auf den Gerontostationen wird das gemacht, allerdings (fast) nie ohne ärztliche Anordnung. Wir haben in unserem Kartex ein Blatt für die Bedarfsmedikation, in der der Arzt einträgt was der Patient bekommen darf. (Eine solche Anordnung sieht in der Regel so aus: 2,5-5mg Diazepam bei Unruhe; bis zu 10 mg/Tag).
Allerdings wird nach 1 Uhr nachts nichts mehr verabreicht, damit die Patienten keinen zu großen Hangover haben. Es ist auch nicht immer Diazepam, sondern kann je nach Patient auch mal Eunerpan oder Dipiperon sein. Je nach dem.

Was bei Euch abläuft mit Gabe von Medikamenten ohne ärztliche Anordnung, finde ich unter aller S..(sorry).
Habt ihr so etwas schon mal bei einer Teambesprechung angesprochen? Dem Arzt mitgeteilt? Ich an Deiner Stelle würde so etwas nicht dulden, schon im Interesse des Patienten nicht. Ich bin der Meinung mit so etwas sollte man auch nicht warten bis etwas passiert. Weiß Eure Stationsleitung davon? Duldet sie so etwas? Wie sieht es mit der PDL aus oder mit dem CA? In unserer Klinik ist der CA ziemlich streng mit solchen Sachen. Auch mit ungerechtfertigten Fixierungen. Da hat es schon haufenweise Abmahnungen für das Pflegepersonal gegeben.

Sind Deine Kollegen aufgeklärt, dass Diazepam unter anderem eine Halbwertszeit von bis zu 100 Stunden bei älteren Patienten haben kann (nicht muss) und welche Gefahren sich daraus für den Patienten ergeben??

Lambdanaht
 
Hi Lambdanaht,

diese Beobachtungen habe ich als Azubi und jetzt als Elternzeit-Aushilfe (bin fest auf Intensiv, aufgrund der 3-jährigen Elternzeit bin ich als Aushilfe in Teilzeit eingestellt worden) auf sämtlichen internistischen Stationen unseres Hauses gemacht-
ich kann mir sehr gut vorstellen, dass die PDL das weiss, da das auch dokumentiert wird und alles...ich befürchte dass dagegen nichts gemacht wird, weil noch nie irgendwas passiert ist und sich alle sagen "wen kümmert's-läuft doch gut"...traurig aber wahr!
Aber ich glaube das passt nicht in den Thread...möchte keinen Ärger kriegen, weil ich das jetzt hier reingestellt habe...
 
Lambdanaht schrieb:
Ich denke hier zum Beispiel an Verarmungsideen. Provokativ (bitte nicht böse sein) gefragt: Lasst ihr einen Patienten lieber verhungern, weil er nichts mehr isst, da er denkt er habe kein Geld für das Essen?
Nein lassen wir natürlich nicht. Wir hatten einmal den Fall, da haben wir jeden Tag das Essen ausgegeben oder haben sie dazu eingeladen....
Lambdanaht schrieb:
Kann es bei einem Eifersuchtswahn nicht dazu kommen, dass derjenige Patient einen Menschen verkennt und diesem Schaden zufügt?
Den Fall hatten wir auch bei einem jungem Alzheimer. Der Mann war 39 Jahre. Er ist mit dem Messer auf seinen Sohn los. Bis diese Phase vorbei war, hat er Psychopharmaka bekommen. Wohl aber wieder ganz abgesetzt, als es vorbei war.
Lambdanaht schrieb:
Wenn ein Patient imperative Stimmen hört die ihm befehlen sich zu töten?? Wenn ein Patient (das habe ich erlebt) gustatorische Halluzinationen hat und alles nach Kot schmeckt und dann nichts mehr zu sich nehmen mag?
Diesen Fall hatten wir so noch nicht. Aber wenn es mal dazu kommen sollte, muss man eben schauen, was die beste Lösung ist und wie man an das Problem ran geht.
Ich habe eine Dame die dieses Jahr 303 Jahre wird. - Ist doch schön für diese Frau. Wieso sollten wir ihr Geburtstag nicht feiern. (Für einen Laien würde das spötisch klingen) Nächstes Jahr wird sie 304 Jahre....
Lambdanaht schrieb:
An was messt ihr, ob das Leben des Patienten nicht beeinflusst oder beeinträchtigt wird? Es könnte doch sein dass der Patient das ein oder andere oben beschriebene erlebt, Euch aber nicht sagt, aus welchen Gründen auch immer.
Mag sein, aber es hätte dann bestimmt Auswirkungen, die man mitbekommt. Wenn man täglich über Monate oder Jahre mit den Menschen zusammen ist, dann merkt man ihnen an, wenn was nicht stimmt.
Ich möchte mich hier nicht als Engel der Alten hinstellen. Es gibt Situationen, wie schon vorhin geschrieben, wo es notwendig ist. Keine Frage. Mir geht es um den Großteil, mit denen man leichtfertig um geht.

@nursemommy

Vielleicht wäre es an der Zeit, das Thema mal anzuschneiden. Viel Mut und Kraft wirst du brauchen, aber es werden dir die danken, die du jeden Tag pflegst. Und das nicht zu wenig.
Wenn keiner den Anfang macht, wird es immer so bleiben.
Es ist ein langer Kampf... Wir haben zwei Jahre gebraucht.

Patrick
 
Wenn ich das alles so les dann kann die Antwort nur ein klares ja sein.
Ja, Pflege braucht Psychopharmaka damit man den Beruf überhaupt naoch ausüben kann.
 
adalbert schrieb:
Wenn ich das alles so les dann kann die Antwort nur ein klares ja sein.
Ja, Pflege braucht Psychopharmaka damit man den Beruf überhaupt naoch ausüben kann.

Hallo Adalbert,
ich brauche keine Psychopharmaka:angry:

oder solltest du die Patienten meinen?:fidee:

So und nun wieder ernsthaft.

Wir geben zum Schlafen Eunerapan[r] nach Verordnung, nur damit ich eine ruhige Nacht bekomme, aber nicht.

Bei vielen Patienten hilft auch schon eine Massage der Hände, manchmal besser als alles Andere. Wird zum Teil auch faszinert von Ärzten festgestellt, die mich dann bitten, meine Nebenwirkungsfreie Massage der Hände bei Patient XY durchzuführen.

Schönen Tag
Narde
 

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