ArzthelferInnen im OP?

Lieber Heldenvater,

mir scheint ich habe es nicht geschafft dir klar zu machen um was es mir geht - eben nicht darum, was du in deinem letzten Beitrag schreibst.

Ich gebs auf, vielleicht schafft es ja jemand anderst.

Alle Gute
 
@renje
Natürlich sehe ich die Dinge in gewissem Sinne gefärbt, weil wir in unserem OP direkt betroffen sind und es sich als guter Schachzug herausgestellt hat; außerdem sehe ich in meinen Mitarbeitern keine Konkurrenz, sondern ich schätze ihre Leistungen hoch ein.
Die Sache berufspolitisch zu sehen ändert die Sache etwas, ja, aber ich würde nicht soweit gehen zu behaupten, dass wir uns unserer Zukunft und unseres Ansehens berauben, wenn wir zulassen, dass auch andere Berufsgruppen "mitspielen" dürfen.
Und ja, natürlich wird der Betreiber auch nach einer billigeren Alternative zu uns suchen, das würdet ihr doch an seiner Stelle auch tun, rein rechnerisch gesehen, versteht sich.
Wir dürfen hier eines nicht übersehen: unser "Feld" ist weitestgehend abgegrast, es herrscht auch bei uns Fachkräftemangel (vielleicht sieht die Sache in Eurem Haus ja anders aus,das würde ich Euch wünschen). Und daher ist die Alternative zu 50 Überstunden im Monat bei gleichbleibender Qualität und Entlastung der Mitarbeiter eben ein gesunder Mix aus verschiedenen Sparten.
Wo das ganze hinführt steht auf einem anderen Blatt, das kann ich beim besten Willen nicht absehen. Aber Angst um meinen Job? Definitiv nicht!
 
@Heldenvater:
wenn wir zulassen, dass auch andere Berufsgruppen "mitspielen" dürfen.
das ist für mich der zentrale Satz.

1. Haben wir es überhaupt in der Hand zuzulassen- oder bilden wir uns das - um in deinem Bild zu bleiben - auf unserem hohen Ross nur ein.
2. Wer bestimmt die Spielregeln? Da würde ich unsere Berufsgruppe gerne (mit)bestimmend dabei sehen.
oder
liefern wir auch noch ganz viele tolle Argumente und wie toll das alles ist und funktioniert, um uns selbst aus einigen Bereichen des Spiels zu kicken.
mir wäre der olympische Gedanke - dabei sein ist alles - zu wenig, berufspolitisch.

Aber Angst um meinen Job? Definitiv nicht!
Es geht um Berufspolitik, nicht um individuelle Befindlichkeiten.
 
@renje
Na schau, wir sind uns doch einig. Mir ging es ja darum aufzuzeigen, dass wir das Beste aus dem machen sollten, was uns "aufgesetzet" ist.
Und ja, berufspolitisch sieht die Sache anders aus als persönlich.
Wir dürfen uns nicht das Nest beschmutzen, das ist alles - das Ziel ist das Wohlbefinden des Patienten.
 
was uns "aufgesetzet" ist.
aufsetzen lassen, das ist nicht Gottgegeben, es zwingt auch niemand die Mangelverwaltung zu unterstützen.

das Ziel ist das Wohlbefinden des Patienten.
von wem?
Das Totschlagargument schlecht hin.
Hat das die Ärzte interessiert als sie vor ein paar Jahren fast 3Monate gestreikt haben?

Wir dürfen uns nicht das Nest beschmutzen, das ist alles
Bin mir nicht sicher ob in dem Nest schon ganz andere sitzen oder derzeit breit machen und ob das noch jemand Interessiert und die ganz andere Nester am bauen sind?
Haben wir nur noch nicht erkannt, dass unser Nest bereits zum Abriss vorgesehen ist?
Und wir helfen auch noch bei den Vorbereitungen?!
 
Das Wohl der Patienten interessiert überhaupt niemanden von den Entscheidungsträgern.
Die interessiert nur ihr Geldbeutel und in vielen Fällen die der Aktionäre.

Das ist nur das Argument, das zieht um die Pflege ruhig zu halten. Denk doch mal an die armen Patienten... mit diesem Totschlagargument versucht man nur das letzte aus der Pflege zu pressen und jede noch so fragwürdige Personalentscheidung zu untermauern und durchzusetzen.

Das höre ich jeden Tag, an dem ich zur Arbeit erscheine, wenn mal wieder Mehrarbeit erwartet wird. Irgendwann wird der Tag kommen, an dem jemand mal wieder die armen Patienten auf´s Tablett bringt und ich fange an zu kreischen.
 
@bachstelze:
Das höre ich jeden Tag, an dem ich zur Arbeit erscheine, wenn mal wieder Mehrarbeit erwartet wird. Irgendwann wird der Tag kommen, an dem jemand mal wieder die armen Patienten auf´s Tablett bringt und ich fange an zu kreischen.
genauso ist es und "DIE PFLEGE" springt immer noch darauf an und plappert das brav nach.
 
Rettungsassistenten die in der Zentralen Notaufnahme den Verletzten aufnehmen und versorgen. Angelernte Kraft, welche bei der Narkoseeinleitung genau so viel Teilstriche spritzt, wie es der Arzt sagt und im richtigen Moment das Laryngoskop in die rechte Hand gibt. Arzthelferinnen die im OP am Tisch stehen. MTA´s welche die postoperative Patientenüberwachung übernehmen...
Diese Entwicklung bereitet mir "Bauchschmerzen". Sie ist aus der Not geboren und rein der betriebswirtschaftlichen Sichtweise geschuldet. Mein Empfinden hat nichts mit Standesdünkelei zu tun, vielmehr passt es in den Gesamtkontext der fehlentwickelten Gesundheitspolitik in D.
 
Der Patient als Totschlaginstrument... gefällt mir. Aber eben weil das Argument bei uns zu oft gefallen ist, hat sich unser Haus für die günstigere Varianta entschieden, aber eben als Bonus, nichts als Ersatz; wir suchen nach wie vor Fachkräfte, nur finden wir so gut wie keine! Und bevor wir alle auf dem Zahnfleisch daherkommen oder das Kreischen anfangen, wenn wir "Patient" hören, nehmen wir andere Berufsgruppen ins Boot...
Es wird NIE einen OP geben, der auschließlich von Arzthelferinnen geführt wird, nicht mal einen, wo der Großteil daraus besteht, aber eben weil wir alle ziemlich überlastet sind begrüßen wir die Tatsache, dass ein Teil von uns aus Arzthelferinnen besteht - und das ist auch dem Umstand geschuldet, dass sie ihre Arbeit hervorragend machen - diese Mischung tut UNS gut.
Dadurch wird unser Berufsbild nicht geschädigt, dadurch werden die entlastet, die bisher immer ranmussten, wenn keiner sonst da war. Und diesen Fachkräftemangel spürt man wohl auch in anderen medizinischen Berufen.
Vielleicht sollten wir uns weniger fragen, ob auch andere dürfen, sondern vielmehr, warum keine Fachschwestern mehr nachkommen!
 
Moment - nirgendwo steht, dass jemand kreischt, wenn er das Wort Patient hört. Du holst das gerade aus dem Zusammenhang.
 
So wie Heldenvater es beschreibt war es bei uns auch. Die Überstunden und die Belastung für den einzelnen Mitarbeiter nahm zu, aber Fachpersonal war nicht zu bekommen.:(

Deshalb hatte die GF die Idee mit den MFA, die bereits als Arztassistenz im OP tätig waren, damit die Einarbeitung schneller von Statten
gehen konnte. Wir bekamen 3 neue Mitarbeiter auf einmal, von denen 2 immer noch bei uns sind. Eine hat inzwischen die OTA-Ausbildung abgeschlossen.
Wir haben in unserem 37-köpfigen Team 6 MFA und 17 GuK ohne FWB, der Rest, einschließlich Leitungen ist fachweitergebildetes OP-Personal.
Wenn ausschließlich mit Fachpersonal gearbeitet werden soll, müssten wir unsere 6 Säle mit 14 MA betreiben. Wie soll das funktionieren, wenn kein Fachpersonal auf dem Markt ist?

Soviel zur Berufspolitik: Wo nix ist, kann auch nix gefordert werden! Und mit einer Personalbesetzung unterhalb der Anforderungen mit 2 MA/Saal im 2-3-Schichtsystem wird ein OP-Betrieb systematisch kaputt gespart. Da aber in den meisten Häusern der OP das Herzstück ist, in dem das Geld verdient wird, sollte dieser Bereich, wie bei einer Bypass-OP, u. U. auch mit sog. "Behelfs"personal betrieben werden. Denn wie die Venen beim Bypass, haben die MFA (zumindest bei uns) bewiesen, wie gut dieses Experiment geklappt hat.

LG opjutti
 
@heldenvater:
hat sich unser Haus für die günstigere Varianta entschieden, aber eben als Bonus, nichts als Ersatz; wir suchen nach wie vor Fachkräfte, nur finden wir so gut wie keine!
@opjutti:
Wie soll das funktionieren, wenn kein Fachpersonal auf dem Markt ist?

und helfen auch noch aktiv mit den Mangel zu stabilisieren und Argumente, dass die Fachausbildung eigentlich überflüssig ist und das Ganze auch noch billiger geht.
So gewinnt man keine Fachkräfte.

Gleiches Geld für gleiche Arbeit - ok - die Richtung kann aber auch nach unten gehen.

Die ALTEN fühlen sich sicher - wirklich? - das Haus wechselt den Träger und nach einem oder 2Jahren wird umstrukturiert - und schon ists vorbei mit den ach so tollen Altverträgen - Beispiele gibts genug.

Wehret den Anfängen.

"Wie soll das funktionieren?"
Eigentlich recht einfach - wenn der Chefarzt nicht mehr oder weniger operieren kann und der nächste Porsche Cheyenne nicht mehr finanziert werden kann oder der Jahresbonus des CA der Protesenfirma oder des Trägers auf dem Spiel steht, weil er nicht genügend Knie oder Hüften verbaut oder das KH die Facharztausb. nicht mehr sicherstellen kann, weil es eben weniger OPs gibt, was glaubt ihr - in Windeseile wird sich was verändern.

Aber warum sollten sie - es geht ja auch so - mit angelerntem Personal.

OP kann jeder - Pflege sowieso.

Wir graben fest an unserem eigenen Grab mit um uns anschließend darüber zu beklagen.

Fundierte Fachausbildung - völlig überbewertet - gute Einarbeitung und ein paar Wochen Kurs tuns auch.
 
Das ist doch völliger Schwachsinn!
Es gibt keine Prothesenfirma mehr, die einem CA einen Bonus bezahlt. Verhandlungen mit Firmen werden inzwischen über Einkaufsabteilungen geführt. Viele Krankenhäuser haben sich aus Kostengründen Einkaufsgemeinschaften angeschlossen, weil dort durch bessere Verhandlungsmöglichkeiten andere, günstigere Preise ausgehandelt werden.
Das Märchen vom "gierigen, geldgeilen und porschefahrenden Chefarzt" ist doch nur Polemik. So etwas gibt es vllt. bei Privatkliniken bei denen der CA Geschäftsführer und ärztlicher Direktor in Personalunion ist. Die meisten Häuser sind aber inzwischen Wirtschaftsunternehmen, bei denen der CA auch nur ein Angestellter von vielen ist.

Wer redet denn davon, dass eine fundierte Fachausbildung vollkommen überbewertet ist?
Es wird überall über Personalmangel, Überstunden ohne Ende, Verletzung von Ruhezeiten geklagt und verlangt, dass der AG was dagegen unternimmt.
Dann gibt es eine Lösung, die z. B für den OP-Bereich greifen kann und schon stehen die KritikerInnen auf dem Plan und verlangen, auf Fachpersonal zu bestehen, welches gar nicht zur Verfügung steht.
Soll solange der OP oder einzelne Säle geschlossen werden, bis in 2 oder 3 Jahren das Fachpersonal ausgebildet ist?
Das Haus verdient in dieser Zeit weniger Geld, fährt ins Minus, wird geschluckt oder ganz geschlossen. Was hat man dann erreicht?

Wir können inzwischen wieder mit Fachpersonal nachbesetzen, weil wir durch die Kooperation mit der FwB-OP und der OTA-Schule unseren Nachwuchs selber fundiert ausbilden können und beim Einsatz der anderen Auszubildenden in unserem Bereich eine evtl. Auswahl treffen können.

LG opjutti
 
Hallo zusammen,
sorry, aber mal wieder "typisch Krankenpflege". Berufspolitisch -unter Anwendung der Vogelperspektive- und mit Weitsicht schlecht aufgestellt. Es gibt Dinge, die sollten ein No-Go sein. Dafür müsste sich aber mitunter die Krankenpflege formieren und als eine felsenfeste Institution da stehen. Tat sie aber leider noch nie...
 
Nur so als Anmerkung: Das Laryngoskop gehört in die linke Hand...

...ja, dir und mir und vielen anderen Kollegen ist das bewußt. Aber auch der "angelernten Kraft.."?;-)

Aber eigentlich auch egal,klappt irgendwie dennoch. Ich erinnere mich an einen Vorfall, der mich ziemlich lange beschäftigt hat: Ich hatte 3 Säle zu versorgen und konnte bei einer Einleitung nicht "rechtzeitig" sein, da ich in einem anderen am Cell-Saver-montieren war. Für mich war klar: Die Anästhesistin wartet kurz auf mich!
In der anstehenden Einleitung -abgehetzt- angekommen, war diese dann komischwerweise leer und die Anästhesistin war schon in den Saal gefahren.
Es stellt sich heraus, dass sie nicht warten wollte und jetzt kommt´s: Sie hat kurzerhand mit der Putzfrau eingeleitet...
 
@opjutti:
Das ist doch völliger Schwachsinn!
Es gibt keine Prothesenfirma mehr, die einem CA einen Bonus bezahlt. Verhandlungen mit Firmen werden inzwischen über Einkaufsabteilungen geführt. Viele Krankenhäuser haben sich aus Kostengründen Einkaufsgemeinschaften angeschlossen, weil dort durch bessere Verhandlungsmöglichkeiten andere, günstigere Preise ausgehandelt werden.
na so Schwachsinnig ist die Realität halt doch nicht. Natürlich hast du Recht mit der Beschreibung des Einkaufs.
Aber wo und bei wem Eingekauft wird, da spricht der CA immer noch ein ganz, ganz wichtiges Wort mit, zumindest bei uns.
Bei welcher Firma EKGs, Sonos, CTs, MRTs, etc. gekauft oder geleast werden, oder welche Implantate verbaut werden, bestimmen immer noch die CAs.
Ich gehe davon aus, dass unsere Klinik keine Ausnahme darstellt.
Dass Firmen sich erkenntlich zeigen ist kein Geheimnis.
Die sog. geheimen Zielvereinbarungsverträge der CAs mit den Trägern, verbunden mit Bonuszahlungen, sei es öffentlich oder privat, sind ja nun auch im einen oder anderen Fall öffentlich geworden.

Das Märchen vom "gierigen, geldgeilen und porschefahrenden Chefarzt" ist doch nur Polemik.
na, na, das hat mit gierig und geldgeil überhaupt nix zu tun.
Du würdest doch auch keine Jahressonderzahlung, wenn sie es denn gäbe, verschämt oder gar entrüstet zurückweisen?

Das Haus verdient in dieser Zeit weniger Geld, fährt ins Minus, wird gschluckt oder ganz geschlossen. Was hat man dann erreicht?
die Pflege hat ja ein sooo gutes Herz und sooo viel Verständnis, während die Verantwortlichen in den höheren Ebenen ohne ein Zunkunftskonzept zu haben und gezwungen werden das Gehirn anzustrengen, immer mehr Hilfspersonal einstellen und die Pflege befliessentlich beweist das es auch so geht.
OP steht hier nur beispielgebend für andere Bereiche.

Ach ja, zur Polemik - unsere CAs fahren tatsächlich Porsche und der andere nen X7, soweit zur Bestätigung des Klischees.

@pflegerN:
Es stellt sich heraus, dass sie nicht warten wollte und jetzt kommt´s: Sie hat kurzerhand mit der Putzfrau eingeleitet...
na da ist ja das nächste Sparpotential am Horizont in Sicht - Achtung Ironie.
 
Ich wette, die Anästhesistin hat die Putzfrau grundlegend zum Thema Übernahmeverantwortung aufgeklärt! :knabber:
 
Bei uns bestimmen die CÄ auch was an Material und Geräten angeschafft wird. Ich weiss von einem, der sogar nach seinen Wünschen fertigen lässt.
Und unser hat mehr als einen Porsche. Er hat gerne etwas Abwechslung.

Und die kleinen hübschen Geschenkverpackungen (mit dem mont blanc Aufkleber), die die Vertreter in ihren Köfferchen haben, wenn sie uns den billigen Schoko-Adventskalender und die fünf Kalender (für die ganze Abteilung) vorbeibringen, sind sicher nicht für die Kinderchen zuhause gedacht.

Gespart wird am Pflegepersonal, Opfer bringen sollen die Kleinen, die kann man ja mit der Angst um Klinikschliessungen gefügig machen. Oder die vom outgesourcten Labor, deren Mitarbeiter, die keine Altverträge haben, sich bei einer vollen Stelle im Dreischichtsystem nicht einmal mehr ein kleines Auto leisten können.
Dafür bekommen die Arbeitsplätze der Pflege jetzt kleine Laboreinheiten hingestellt. So ein Blutbild oder eine Gerinnung ist ja kein Hexenwerk, das kann auch jeder....