Hallo,
ich antworte mal hier mal, weil mich dieses Thema als Patientin sehr interessiert. Ich mache eigentlich PD und werde da von Fachkrankenpflegerinnen für Dialyse betreut, die noch eine PD-Schulung haben. Zwischendurch mußte ich mal 4 Monate Nachtdialyse machen und seitdem bewegt mich dieses Thema.
Für mich war diese Zeit eigentlich eine Generalprobe, weil irgendwann muß man ja ganz umsteigen. Diese ging gründlich daneben. Das größtenteils junge Personal, ausgebildet in diesen 80-Stunden Kursen, die die KK-empfiehlt und zum großen Teil Arzthelferinnen, konnten zwar die Maschinen bedienen, aber das war es dann auch. Wenn man tagsüber arbeitet, Verantwortung hat, ist es mehr als eigenartig, wenn die Schwester in der Nachtdialyse mit einem in Babysprache spricht (weit und breit in der Nachtschicht kein alter seniler Patient und auch keine Kleinkinder). Im Alltag wäre sowas eine Frechheit. Andere sprachen nur das Nötigste (Guten Tag ich bin...Gute Nacht..Haben Sie gut geschlafen), wie Roboter. Also Kommunikationsfähigkeit gekoppelt mit Flexibilität: nicht vorhanden. Ein Patient gegenüber wurde 4.00 Uhr abgekoppelt, bei den Arzthelferinnen blieb das Licht an und sie hatten auch sonst keinen Blick für sowas. Ich mußte oft die ganze Nacht das Fernsehflimmern von meinem Gegenüber ertragen, obwohl er die ganze Nacht schlief. Rundgänge erfolgten nachts auch nicht. Es gab eine Dialysefachkrankenschwester, die hatte den Blick für solche Kleinigkeiten. Bei den meisten anderen (angelernten) summierten sich die Kleinigkeiten. Ich muß sagen, die Arzthelferinnen hatten einfach nicht den Blick für diese Dinge.
Ich rutschte in eine Anämie aus anderen Gründen. Als ich frierend in der Dialyse ankam, interessierte es die diensthabenden Arzthelferinnen nicht. Nach endloser Zeit, in der ich hoffte unter einer Decke mich aufzuwärmen, bat ich um eine zweite Decke (zu anderer Zeit an anderer Stelle hatten Fachkrankenschwestern für Dialyse dies Problem erkannt, bevor ich fragen mußte). Früh fragte mich die Arzthelferin mit 80 Stundenkurs erstaunt: Schwitzen Sie nicht? Nein tat ich nicht. Pflegepersonal sollte über Anämie Bescheid wissen!Das waren jetzt nur ein paar kleine Beispiele. Es geht bei der Dialyse nicht darum nur die Maschinen zu bedienen. Nicht immer ist der Arzt gleich um die Ecke da (z.B. bei der Nachtdialyse!).
Arzthelferin ist wie schon von anderen geschrieben ein Büroberuf. Er ist auch darauf ausgerichtet, eine Arztpraxis rationell im Interesse des Arztes zu führen. In einer Dialysestation spielen aber die Interessen und Bedürfnisse der Patienten auch eine Rolle. Schließlich verbringen die da einen Teil ihres Lebens (in einer sonstigen Arztpraxis nur mal ein paar Stunden).Da haben exam. Pflegekräfte schon mehr den Blick und das Feingefühl für. Psychologische und kommunikative Aspekte des Umganges mit Kranken erlernen Arzthelferinnen nicht. Diese Dinge kann man auch nicht in 80 Stunden erlernen (das sind 2Wochen a 8h, also nicht wirklich viel, ein Pflegehelfer in der Altenpflege lernt 200h und mehr im Basiskurs).
Hinzu kommt, dort wo ich wohne brauchte man vor kurzem noch etwas überduchschnittliche Leistungen, um Krankenpflegerin zu werden. Für Arzthelferinnen gab es ein Programm: Jeder Arzt mit KK-Nummer konnte eine Schulabsolventin mit wenig Chancen auf dem Ausbildungsmarkt einstellen und bekam Zuschüße. Ergebnis: 3 Jahre wurden sie ausgebildet und dann kam die nächste Azubine. Auf dem Arbeitsmarkt gab es also ein Heer von ausgebildeten Arzthelferinnen. Wenn die jetzt alle in die Dialysen strömen. Da wird mir Angst und Bange. Ich denke ein miteinander, Fachkrankenschwestern für Dialyse und an ihrer Seite Arzthelferin mit 80h ok. Aber Bitte nicht nur Arzthelferinnen in den Dialysen. Ich bin ja noch nicht so alt und auch kein Pflegefall, desweiteren setze ich mich auch mit Dialyse auseinander und kann notfalls Stopp sagen...aber all jene die das nicht können...
Viele liebe GrüßeManita