Arbeitsklima auf großen Intensivstationen

Ich bin derzeit auch so im Zwiespalt bzw eh noch mehr oder weniger auf "Arbeitssuche"
Hätte dennoch eine Zusage von einem 500 Betten Haus, Intensiv mit 16 oder 18 Plätzen... soll nächstes Jahr um paar Plätze aufgestockt werden und eben recht großes Team (in meinen Augen)
Ich war vorher in einem kleinen Haus, da hatten wir in der Anästhesie 3 OP Sääle und die ITS 7 oder 8 Plätze, fands da recht schön :-) Klar auch immer mal Zickereien aber der Zusammenhalt war toll :wink1:

Da wo ich nun hospitiert habe, gab es untereinander paar Reibereien und jeder arbeitete so für sich, was ich auch schade fand :-(
 
Ich denke nicht, dass einzig die Bettenzahl ausschlaggebend dafür ist, ob es irgendwo "gut" ist oder auch nicht. Ich kenne kleine ICU, wo gemobbt wurde und ebenso große ICU... Ich arbeite momentan auf einer großen Station mit 25 Betten und fühle mich bislang sehr wohl. Kollegen mit Eigenheiten und skeptische alte Hasen gibt es überall und "freischwimmen" muss man sich auch hier - aber das ist für mich okay, so lange es wertschätzend mir gegenüber ist. Ich gehe einfach zur Arbeit, versuche verantwortungsvoll meinen Job zu machen, wechsle hier und da ein nettes Wort mit meinen Kollegen, wir helfen uns gegenseitig - und das reicht mir so auch vollkommen aus. Ich bin nicht so der Typ, der ständig mit im Grüppchen derjenigen steht, die permanent smsen oder jede Neuigkeit bei F***book veröffentlichen müssen.
 
Im Prinzip muss man auf der Arbeit auch niemanden heiraten sondern einfach seine Arbeit machen und gut ist... :lol:
Auf großen Stationen hat man oft den Vorteil, dass man etwas "anonymer" leben kann im Gegensatz zu einem kleinen Laden, wo jeder weiß, dass ich mit X verheiratet bin, 2 Kinder habe, Oma im KH ist etc....

Allerdings kann es auch absolut nice sein in einem kleinen festen Team zu arbeiten, wo man sich super versteht :smoking:

Ich persönlich habe auch das Gefühl in einem kleinen Team besser "erkannt" zu werden, wenn ich mich beispielsweise bemühe.. Denk das fällt da eher auf, als in einem großen Team mit 59 weiteren Kollegen wo man event um Anerkennung mehr kämpfen muss.
Hoffe ihr versteht was ich meine :-D
 
Bei ner großen ITS ist denk ich die Leitung sehr wichtig fürs Team-Klima, ob Grüppchenbildung toleriert wird, wie mit Konflikten umgegangen wird.
Auf kleinen Stationen löst das Team solche Konflikte eher unter sich, auch weils keine eingefahrenen Gruppen gibt.

Ich denke aber, solange die Personalbesetzung stimmt, ist die große ITS grundsätzlich besser, man sieht mehr, hat mehr Ärzte anwesend. Wenn du auf ner kleinen ITS einen inkompetenten Assistenzarzt hast, der im Hintergrunddienst nur einen Oberarzt hat, der selbst seit >10Jahren nicht auf ner ITS gearbeitet hat, dann kann das eine richtig eklige Schicht werden. Sowas gibts auf großen Stationen nicht, da ist dann auch ein zweiter Arzt noch anwesend, ein erfahrener OA im Hintergrund.

Wenn das Unternehmen die Mitarbeiter ausquetscht wie Zitronen sind kleine Stationen sicher besser. Die daraus resultierenden Konflikte, wenn die Leute irgendwohin müssen mit ihren Emotionen, lassen sich zeitnah und direkt klären. Man kann sich nicht aus dem Weg gehen. Man kann sich auch besser solidarisieren.

Auf ner großen ITS war ich nur jemand, der selbst nach Jahren noch nicht zum etablierten Kernteam gehörte, der zwar die ganze Schicht über schimpfte (irgendwo müssen die Emotionen hin, ich will sie nicht mit nach Hause nehmen) und dank Grüppchenbildung konnte ich meine Empörung und meine Ideen nie zur Mehrheitsmeinung machen. Jetzt kann ich die Leute überzeugen, arbeite mit den meisten regelmäßig zusammen, und in Teambesprechungen entlasten die mich plötzlich, indem sie meine Anliegem für mich vertreten, mit meinen Argumenten. Ich bin meinem Team extrem dankbar, dass sie meine cholerische Ader aushalten, wenn ich mal wieder 8,5h grummelnd und schimpfend wie der Pacman über die Station laufe, und mich dann sogar noch unterstützen. :)
 

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