Zwangsmedikation: Psychiatrie und Neuroleptika

Off-topic, aber davon höre ich zum ersten Mal. Dabei bekommen mindestens 90% unserer Patienten Novamin und etliche auch in geringen Dosen Haldol (als Antiemetikum).
 
guten abend/nacht! :lol:

möchte mich zum thema netzbetten kurz äußern. bei uns auf der station gibt es die nicht mehr (kinder- und jugendpsych.)
grundsätzlich finde ich natürlich dass sie furchtbar aussehen, aber für manchen patienten wesentlich angenehmer waren als 5-punkt beschränkt zu werden.
natürlich nur nach medikamentengabe. alles andere wäre zu gefährlich.

so und zum eigentlichen thema: bei kindern ist man bei uns ein wenig vorsichtiger mit zwangsmedikation. benötigt der pat. die medikamente wirklich, wirklich dringend, dann werden sie auch i.v. verabreicht. ansonsten wird da eher abgewogen. muss aber sagen dass die meisten pat. ihre medikamente auch nehmen.
bei starker fremd- und/oder eigengefährdung wird natürlich auch entsprechende therapie verabreicht. aber da geht es weniger darum dass wir uns freuen weil wir wieder mal einen "niedergebügelt" haben, sondern wie schon geschrieben dass der pat. mal zur ruhe kommt.

mit lieben grüßen conny
 
Huhu Santanico,

wäre das Netzbett nicht vergleichbar mit einem weichen Zimmer? Ich fand letzteres irgendwie humaner. Ist aber auch immer die Frage, wie die Räumlichkeiten sind.


Bestimmt!!!!
Das wäre etwas, wofür man sich einsetzten könnte...Leider sind "wir" nicht so weit...
Einen Raum zu haben, sich auszutoben, keine Verletzungsgefahr... Super!

Es gibt ein PIB, es gibt nur Fixierungen, es gibt das "halten" von Patienten, es gibt das Angurten (wie in Holland das passiert ist), es gibt Räume die für Patienten in Ausnahmezuständen geeignet sind,...... Es gibt sooo vieles....

Wir haben diese Räume nicht, ich habe einfach die Erfahrung gemacht, dass Pat. die in einer Fixierung sind, das PIB bevorzugt haben -> mehr kann ich dazu nicht sagen, bei uns gibt es diese Räume leider nicht.

Liebste Grüße
Santanico
 
Hallo,

ich bin neu hier im Forum. Ich bin keine Krankenschwester sondern Künstlerin. Ehrenamtlich arbeite ich auf Palliativstationen und in Hospizen.
Ich interessiere mich sehr für psychologische Abläufe, und eben auch für Thematiken, die Psychiatrie betreffend.
Was ich hier lese, ist erschreckend. Zwangsmedikationen, mit dem lebensgefährlichen Medikament Haldol beispielsweise, Zwangsfixierungen, Käfigaufenthalte, alles wird hier vorgeschlagen und positiv(!) besprochen.
Ich glaube es nicht. Man liest viel über Mißhandlungen in deutschen Psychiatrien, in Nachrichten, in Foren von Betroffenen. Was ich hier lese, sprengt das Maß. Wissen Sie eigentlich, daß Zwangsfixierungen ohne Einwilligung des Patienten nur unter der Voraussetzung der Eigen-oder Fremdgefährdung gestattet ist, und alles andere strafbar?
Für die meisten Mitarbeiter des Pflegepersonals in Psychiatrien aber ist dies offenbar eine völlig alltägliche Maßnahme. Sie werfen hier mit Neuroleptikavorschlägen um sich als wären dies Lutschpastillen! Wo ist eigentlich ihr Menschenbild, wie sieht das aus?
Hat hat irgendeiner von Ihnen mal Haldol selbst eingenommen???? Wissen Sie, was die Nebenwirkungen für eine körperliche (!) und seelische Folter bedeuten? Ich bin entsetzt über die Einstellung des Pflegepersonals in psychiatrischen Einrichtungen. Hier braucht es keine Kranken mehr.
 
Ja, die Voraussetzungen zur Fixierung und Zwangsmedikation sind uns bewusst.

Wissen Sie, welche "Folter" eine psychische Erkrankung für die Betroffenen sein kann?

Wissen Sie, welche Eigen- und Fremdgefährdung von psychisch Kranken ausgehen kann? Welcher Gewalt durch psychisch Kranke die Beschäftigten ausgesetzt sind?
 
Ich kann es mir vorstellen. Ich kann mir aber auch vorstellen, daß diese "Mittel" eingesetzt werden, um Patienten denen man eine gewisse Klassifizierung überstülpt ( von "unwillig" bis "gefährlich") schlicht und einfach ruhigzustellen.
Ich frage nochmal: WAS rechtfertigt die Vergabe von lebensgefährlichen Medikamenten-Neuroleptika, die mittlerweile von vielen Ärzten abgelehnt werden, Zwangsfixierungen etc??? Für die Mittel, die die Kliniken erhalten( waren es nicht so um die 250 Euro pro Tag und Patient- bitte korrigieren Sie mich, wenn ich mich irre) müssen diese ein fundiertes Pflegepersonal ebendiesem Patienten zur Verfügung stellen, eben mit der nötigen Gewaltprävention ohne die oben beschriebenen Zwangsmaßnahmen. Übrigens: Die meisten Patienten, die unter diesen Maßnahmen gelitten haben und derzeit leiden, waren nie gewalttätig, lesen Sie bitte die Foren der Betroffenen. Gewalttätig sind in diesen Fällen die Ärzte bzw. Pfleger.
Ich frage nochmal: WO ist Ihr Menschenbild?
 
Hallo,

ich bin neu hier im Forum. Ich bin keine Krankenschwester sondern Künstlerin.
Ebenfalls hallo. Von Beginn an mit offenen Karten gespielt, manche geben sich auch gern als Kollegen aus, das finde ich fair.
Aber, ich bin noch nicht in ein Künstlerforum gegangen und aus dem Stand über die Leute dort hergefallen.


Ehrenamtlich arbeite ich auf Palliativstationen und in Hospizen.
Das ist sehr nett und löblich, berechtigt aber nicht zu einem Rundumschlag in einem Fachforum.

Ich interessiere mich sehr für psychologische Abläufe, und eben auch für Thematiken, die Psychiatrie betreffend.
Wenn ich Interesse an einem Gedankenaustausch hätte, dann würde ich fragen "warum", im Moment kann ich aber kein Interesse aufbringen.

Was ich hier lese, ist erschreckend. Zwangsmedikationen, mit dem lebensgefährlichen Medikament Haldol beispielsweise, Zwangsfixierungen, Käfigaufenthalte, alles wird hier vorgeschlagen und positiv(!) besprochen.
Ich glaube es nicht. Man liest viel über Mißhandlungen in deutschen Psychiatrien, in Nachrichten, in Foren von Betroffenen. Was ich hier lese, sprengt das Maß.
Sie glauben es nicht? Das widerum glaube ich nicht.

Wissen Sie eigentlich, daß Zwangsfixierungen ohne Einwilligung des Patienten nur unter der Voraussetzung der Eigen-oder Fremdgefährdung gestattet ist, und alles andere strafbar?
Ja, wissen wir.

Für die meisten Mitarbeiter des Pflegepersonals in Psychiatrien aber ist dies offenbar eine völlig alltägliche Maßnahme. Sie werfen hier mit Neuroleptikavorschlägen um sich als wären dies Lutschpastillen! Wo ist eigentlich ihr Menschenbild, wie sieht das aus?
Ihr Menschenbild, alle in der Psychiatrie Arbeitenden sind Monster, ist natürlich von Güte, Verständnis und Wertschätzung durchdrungen.

Hat hat irgendeiner von Ihnen mal Haldol selbst eingenommen????
Ich nicht. Sie???

Wissen Sie, was die Nebenwirkungen für eine körperliche (!) und seelische Folter bedeuten? Ich bin entsetzt über die Einstellung des Pflegepersonals in psychiatrischen Einrichtungen. Hier braucht es keine Kranken mehr.

Ich bin niemand, der unkritisch Dinge betrachtet. In meinem Beruf schon gar nicht. Aber das ist Polemik, auf die ich, der Einfachheit halber im Zitat, mit Polemik geantwortet habe. Will sagen, ich begrüße es, das sich hier Angehörige, Interessierte, Neugierige und Kritische einfinden, wenn allerdings die Grundlagen der Höflichkeit und die Basis sinnvoller Kommunikation fehlen, dann setze ich diesen einen Post ab und verabschiede mich

Hochachtungsvoll,
Schwester Marty
 
...Ich frage nochmal: WAS rechtfertigt die Vergabe von lebensgefährlichen Medikamenten-Neuroleptika, die mittlerweile von vielen Ärzten abgelehnt werden, Zwangsfixierungen etc??? ...
Diese Frage kann ihnen nur der behandelnde Arzt beantworten. In dem Zusammenhang möchte ich nicht versäumen, darauf hinzweisen, dass Sensationsjournalismus nicht geeigent ist, um sich entsprechende Informationen zur Indikation oder Kontraindikation von Medikamenten zu besorgen. Ggf. kann ihnen sogar ihr Hausarzt schon erklären, warum auch Neuroleptika wie Haldol bei bestimmten Erkrankungen einen Sinn machen.

Für die Mittel, die die Kliniken erhalten( waren es nicht so um die 250 Euro pro Tag und Patient- bitte korrigieren Sie mich, wenn ich mich irre) müssen diese ein fundiertes Pflegepersonal ebendiesem Patienten zur Verfügung stellen, eben mit der nötigen Gewaltprävention ohne die oben beschriebenen Zwangsmaßnahmen.
Auch hier sidn wir der falsche Ansprechpartner. Suchen sie sich Unterstützung bei Selbsthilfegruppen und kontaktieren sie die Politiker ihres Wahlkreises. Beteiligen sei sich an Petitionen zum Thema. Erstellen sie selber eine.

Es wird auch hier net bestritten, dass nicht in jedem Falle die Maßnahmen angemessen angewandt werden. Aber ich kann ihnen versichern- eine Fehldiagnose mit entsprechender falscher Therapiemaßnahme ist nicht die Norm sondern bildet die Ausnahme. Unabhängig davon ist es für die Betroffenen in jedem Falle ein Trauma. Nur- der Vorwurf, den sie hier machen, müssen sie konsequenterweise auch an die entsprechende Einrichtung richten.

Falls sie selber betroffen sind: Beschwerden über die Therapie sind an die zuständige Ärztekammer zu richten. Desweiteren gibt es Anwälte, die sich auf dieses Gebiet spazialisiert haben und ihnen sicher gerne zur Seite stehen werden.

Elisabeth
 
@mowgli:

mich würde zunächst mal interessieren:


kennst du - aus eigener praktischer erfahrung - patienten mit schizophreniformen erkrankungen im akuten schub, die massiv auto- oder fremdaggressiv sind (das geht ja bekanntlich bis zu tötungs- oder selbsttötungsversuchen)?
 
Ich kann es mir vorstellen. Ich kann mir aber auch vorstellen, daß diese "Mittel" eingesetzt werden, um Patienten denen man eine gewisse Klassifizierung überstülpt ( von "unwillig" bis "gefährlich") schlicht und einfach ruhigzustellen.
Ich frage nochmal: WAS rechtfertigt die Vergabe von lebensgefährlichen Medikamenten-Neuroleptika, die mittlerweile von vielen Ärzten abgelehnt werden, Zwangsfixierungen etc??? Für die Mittel, die die Kliniken erhalten( waren es nicht so um die 250 Euro pro Tag und Patient- bitte korrigieren Sie mich, wenn ich mich irre) müssen diese ein fundiertes Pflegepersonal ebendiesem Patienten zur Verfügung stellen, eben mit der nötigen Gewaltprävention ohne die oben beschriebenen Zwangsmaßnahmen. Übrigens: Die meisten Patienten, die unter diesen Maßnahmen gelitten haben und derzeit leiden, waren nie gewalttätig, lesen Sie bitte die Foren der Betroffenen. Gewalttätig sind in diesen Fällen die Ärzte bzw. Pfleger.
Ich frage nochmal: WO ist Ihr Menschenbild?

Sie haben keinerlei Erfahrung in psychiatrischer Pflege und beziehen ihre Informationen auch nicht aus Fachliteratur, sondern aus Internetforen, in denen bekanntlich jeder ohne Quellennachweis Behauptungen aufstellen kann. Bitte verzeihen Sie, wenn ich diese Aussagen nicht unbedingt für glaubwürdig halte. Sie sollten sich bessere Informationsquellen erschließen, es gibt genug Fachbücher auf dem Markt.

Psychiatrische Erkrankungen lassen sich nicht ausschließlich durch pflegerische Betreuung in den Griff bekommen. Wenn Sie Psychiatriepatienten ihre Medikamente nehmen wollen, können sie auch ihren palliativen Patienten die Schmerzmittel wegnehmen - deren Nebenwirkungen sind auch nicht zu unterschätzen. Wollen Sie das wirklich? Oder glauben Sie nicht auch, dass diese Nebenwirkungen, verglichen mit viehischen Schmerzen, das wesentlich geringe Übel darstellen? Bei Psychiatriepatienten ist es ganz genauso. Nur dass deren Folter selten in physischen Schmerzen besteht.

Medikamente sind nicht die Lösung - aber ohne auf Medikamente zurückgreifen zu können möchte ich nicht in der Pflege arbeiten, gerade weil ich die Menschenwürde hoch halte.

Was die Fixierung betrifft: Ich weiß nicht, welches Menschenbild es gestatten würde, dass ich wissentlich zulasse, dass ein Mensch sich selbst oder anderen vermeidbaren Schaden zufügt. Fixation sollte die letzte Maßnahme sein, aber es gibt Situationen, in denen sie notwendig ist.
 
Vielen Dank für die zahlreichen Antworten.
@ Eisenbarth: Da ich das Alter der Volljährigkeit seit geraumer Zeit erreicht habe, und davon ausgehe, daß dies ein Forum für gebildete Erwachsene ist, würde ich das "Sie" gegenüber dem "Du" bevorzugen.
@ Claudia: Mein Wissen beziehe ich auch aus Internetforen Betroffener und Psychiatrieerfahrener. Sowie aus Fachliteratur. Und Dokumentarfilmen, die sich eingehend mit den Themen Zwangsmedikation und Zwangsfixierung beschäftigen.
Und nein, ich selbst bin nicht in den Genuß eines Psychiatrieaufenthaltes gekommen, da psychisch stabil. Ich kenne allerdings Betroffene persönlich, und deren Berichte decken sich zu 100 Prozent mit den öffentlich geschilderten Erfahrungenen anderer ehemaliger Psychiatriepatienten. Sie sind größtenteils katastrophal.Und nein, Kritik an den Zuständen in deutschen Psychiatrieeinrichtungen zu führen, ist nicht immer böser Sensationsjournalismus, sondern schlicht und einfach dringend notwendig.
Fast alle Pflegekräfte in diesem Form haben die Zwangsmedikation begrüßt. Das war der Anlaß für mich, eine(!) Gegenstimme zu bringen, und zwar nicht rein polemisch, sondern durch Argumente unterlegt. Wieso halten Sie das nicht aus????
Der Vergleich Psychiatrie- Palliativstation könnte absurder nicht sein. Der Hauptunterschied in einem Maßstab von 100 Prozent Ungleichheit ist Folgender : DER FREIE WILLE.
Der ist in Hospizen und auf Palliativstationen bindend für Ärzte und Pfleger. Und wenn ein Patient seine Medikamente nicht annimmt, wird er zu nichts gezwungen. Er darf seine Zeit in diesen Einrichtungen in Würde und Selbstbestimmung zubringen.
Können Sie das von den Patienten in psychiatrischen Einrichtungen auch sagen?
Hier der Link zu einer Besprechung in der TAZ zu einem Urteil des Bundesgerichtshofs zum Thema Zwangsmedikation, das die Rechte der Psychiatriepatienten stärkt: Urteil zu Zwangsmedikation: Leserkommentare - Urteil zu Zwangsmedikation:
Die Leserkommentare sowie von Richtern als auch von Betroffenen sprechen für sich, ebenso die unsäglich arrogante Haltung des Präsidenten der Psychiatriegesellschaft Peter Falkai.
Warum glauben Sie, hatte es das Gericht nötig, ein solches Urteil zu fällen? Aufgrund von Sensationsjournalismus? Oder doch eher, weil es gerade in diesem Bereich einen vielfachen Mißbrauch gegeben hatte ( und leider noch gibt), der schwere Traumatisierungen bei den den Opfern der von Ihnen propagierten Zwangsbehandlungen hervorruft?
Sagt Ihnen der Name Marshall Rosenberg etwas? Er ist ein renommierter amerikanischer Psychiater, der lange Zeit seines Lebens in psychiatrischen Kliniken gearbeitet hat. Er war angewidert von den dort praktizierten menschenunwürdigen Methoden. Er entwickelte daraufhin das Konzept der"Gewaltfreien Kommunikation", mit dem er weltweit große Erfolge erzielt: So wird er eingeladen, beispielsweise zwischen verfeindeten sozialen und politischen Gruppierungen zu vermitteln( Israelis/Palästinenser), in Gefängnisse zu gehen, mit Strafgefangenen zu arbeiten und eben auch in Psychiatrien.
In mehreren seiner Bücher beschreibt er, daß er mit den Patienten solcher Einrichtungen gute Arbeitsgruppen mithilfe der Gewaltfreien Kommunikation bilden konnte, in kürzester Zeit haben auch die als "schwere Fälle" beurteilten Patienten sich darauf eingelassen und gut mitgearbeitet. Rosenberg schreibt, daß diejenigen mit denen so gut wie keine Zusammenarbeit möglich war. die Ärzte und Pfleger waren. Ihre Arroganz und ihr Eigendünkel verhinderte ein emotionales und empathisches Sicheinlassen auf ein Gegenüber, in dem Fall den Patienten. Rosenberg schreibt, daß die, die sich für so gesund hielten, sich Verhaltensweisen bedienten, die sie den von ihnen klassifizierten "Kranken" unterstellten.
 
ja, gebildete erwachsene. stimmt eigentlich, alleine der nick "mowgli" hätte mich auf Ihre reife und Ihren hohen bildungsstand hinweisen müssen, Sie haben recht.
komisch ist für mich, dass Sie - als gebildete, erwachsene künstlerin, die, Ihren aussagen folgend, erfahrungen mit rosenbergs 'gewaltfreier kommunikation' haben dürften - hier mit einem flamewar einsteigen.


wie auch immer, Sie fragten:

WAS rechtfertigt die Vergabe von lebensgefährlichen Medikamenten-Neuroleptika, die mittlerweile von vielen Ärzten abgelehnt werden, Zwangsfixierungen etc???

leider gab es da noch keine antwort auf meine gegenfrage:

kennst du - aus eigener praktischer erfahrung - patienten mit schizophreniformen erkrankungen im akuten schub, die massiv auto- oder fremdaggressiv sind (das geht ja bekanntlich bis zu tötungs- oder selbsttötungsversuchen)?


ich erwarte keine konstruktiven antworten. aber ich schmökere jetzt nochmal über die o.g. gewaltfreie kommunikation nach rosenberg - danke also für Ihre anregung.
 
@nowgli- den Freien Willen gilt es in jedem Falle zu berücksichtigen.

: Patient greift Krankenschwestern mit Messer an - Nachrichten Newsticker - DPA - Regioline - hamburgschleswigholstein_nt - WELT ONLINE
Aus Klinik in Niedersachsen geflohen: Polizei fasst Gewaltverbrecher - Worldnews.com
Ricklinger Messerattacke: Täter droht lebenslange Einweisung
UKSH: Patient sticht auf Schwestern ein

Erzählen sie all den Betroffenen... auch dem Pat., der nach der Zwangsmedikation aus dem Delir wieder auftaucht und die Dimension seiner Tat erkennen muss... das der "Freie Wille" alles entschuldigt. Ich bezweifele ernsthaft, dass das für die Täter ein Trost ist.

Wie geschrieben- es mag Fehlentscheideungen geben. Das ist wie überall im Leben. Der Mensch ist fehlbar. Aber aufgrund von Einzelschicksalen auf alle Betroffen zu schließen funzt wohl nicht... dass müsste auch ein erwachsener Mensch mit Lebenserfahrung wissen.

Wenn es um Fachliteratur geht... vielelicht wäre so was geeigneter. Kurzlehrbuch Psychiatrie - Borwin Bandelow, Oliver Gruber, Peter Falkai - Google Books . es geht ja net nur um die Therapie-Maßnahmen sondern auch um die Diagnose, die allen Therapien vorangeht.

Elisabeth
 
hallo Eisenbarth,

da hätte ich doch eine kritische, ob konstruktiv mußt du selbst beurteilen, Nachfrage.
Was schätzt du, wieviele Neuroleptika insgesamt verordnet werden und wieviel Prozent davon fallen auf Krankheitsbilder mit akuter Selbst- oder Fremdgefährdung?
Und das es einen Zusammenhang zwischen Personalmangel (bei Ärzten, Therapeuten und Pflegepersonal) und Neuroleptikaeinsatz gibt, liegt für mich auf der Hand. Darf hier natürlich gerne weiterhin bestritten werden.
Und dann gibt es natürlich auch die Patienten, für die Psychopharmaka ein Segen sind. Nur wofür müssen diese Patienten in der Diskussion eigentlich herhalten? Geht es hier um die Ausnahme oder die Regel.
Und wenn Pflegekräfte ernsthaft darauf verweisen, dass Medikamente ja schliesslich der Arzt verschreibt, warum diskutieren sie überhaupt darüber? Geht uns doch nichts an.
Für mich ist das eine interessante Diskussion, weil sie aufzeigt, wie mit einfachsten Anfeindungen die üblichen Beissreflexe erzeugt werden können.
 
Ausnahme oder Regel? Kannst du neutrale Fakten aus seriösen Quellen beibringen? Krankheitsbild- Neuroleptikathikamedikation? Wie groß ist die Dimension der mißbräuchlichen Verordnung tatsächlich?

Elisabeth
 
hallo Eisenbarth,

da hätte ich doch eine kritische, ob konstruktiv mußt du selbst beurteilen, Nachfrage.
Was schätzt du, wieviele Neuroleptika insgesamt verordnet werden und wieviel Prozent davon fallen auf Krankheitsbilder mit akuter Selbst- oder Fremdgefährdung?
Und das es einen Zusammenhang zwischen Personalmangel (bei Ärzten, Therapeuten und Pflegepersonal) und Neuroleptikaeinsatz gibt, liegt für mich auf der Hand. Darf hier natürlich gerne weiterhin bestritten werden.
Und dann gibt es natürlich auch die Patienten, für die Psychopharmaka ein Segen sind. Nur wofür müssen diese Patienten in der Diskussion eigentlich herhalten? Geht es hier um die Ausnahme oder die Regel.
Und wenn Pflegekräfte ernsthaft darauf verweisen, dass Medikamente ja schliesslich der Arzt verschreibt, warum diskutieren sie überhaupt darüber? Geht uns doch nichts an.
Für mich ist das eine interessante Diskussion, weil sie aufzeigt, wie mit einfachsten Anfeindungen die üblichen Beissreflexe erzeugt werden können.



also, ohne lange nachzudenken, recht intuitiv: in psychiatrien 98% aller patienten mit neuroleptika; in altenheimen mindestens 65%. bei selbst- oder fremdgefährdung als indikation (in psychiatrien): 2-7% [akute gefährdung, "notfälle"]

zusammenhang zwischen strukturproblemen/personalmangel & psychopharmaka: selbstverständlich!!
 
Auch auf die Gefahr hin,mich wieder mal unbeliebt zu machen : Ist es nicht die Regel,unruhige Patienten generell mit Psychopharmaka,Sedativen usw. im Rahmen der "Bedarfsmedikation" weg zu bomben ? Das gilt beileibe nicht nur für Psychiatrien,sondern findet auf jeder Station eines jeden KH statt,wenn z.B. in der neurologischen Reha ein HOPS-Patient in der Nacht kopf steht,eine demente Omi auf der Inneren sich sämtliche Zu-und Ableitungen zupft oder ein C2er im delirant auf ITS kommt.
Ob es nun in psychiatrischen Akuteinrichtungen noch schlimmer ist,vermag ich nicht zu beurteilen,ich weiß nur aus eigener Erfahrung,daß psychiatrische Patienten im Akutschub Ihrer Erkrankung schon bei uns in der ZNA "chemisch beruhigt" werden oder ggfs. sogar schon vom NA weggebombt angeschleppt werden. Ich denke daher,dieses Geschehen ist nicht expliziet auf die Psychiatrie zu sehen und die Psychiatrie allen nun als die "Böse" darzustellen geht am Kern der Sache weit vorbei.
 
Da ich mir raussuchen darf welche Kritik zu Hr. Rosenberg mir zusagt, wähle ich diese, wenig schmeichelhafte aus.
Einiges erscheint MIR durchaus glaubwürdig und realistisch, da ist auch mehrfach die Rede von Intoleranz, mangelnder Empathie, Pauschalurteilen.
Pachizefalos.de,Gewaltfreie Kommunikation

Es braucht auch nicht zwingend die Akutpsychiatrie, selbstverständlich haben wir auch in der Akutsomatik permanent hochpotente Neuroleptika vorrätig und setzen sie auch ein, wenn dies angezeigt ist.
Delirium oder Delir
Ich frag mich WER diese Ärzte sein sollen, die da eine ablehnende Mehrheit bilden - keine Ahnung - es erschließt sich mir nicht.
Potentiell tödlich - kann eine Behandlung mit einem hochpotenten Neuroleptikum sein - aber auch eine Nichtbehandlung kann tödlich enden.

Dass es auch genug Menschen gibt die häuslicher Umgebung ein hochpotentes Neuroleptikum freiwillig einnehmen, ohne Zwang - eigentlich nicht weiter nötig zu erwähnen. Raten Sie diesen Menschen, das Medikament abzusetzen?

"...Fast alle Pflegekräfte hier im Forum..." - die Zahl derer die sich konkret dazu geäußert habe - ist einstellig.
Fast alle Pflegekräfte in diesem sehr speziellen THREAD - dann erst würd's - passen.
Haben Sie mal geschaut wieviele PK hier registriert sind -? Mehr als 37.000 sind's.

Es haben sich nur sehr wenige dazu geäußert, da nur wenige in diesem Bereich arbeiten und über konkrete Berufserfahrungen verfügen, was ihnen eine Beurteilung erlaubt - ob sie es befürworten. Be-für-worten. Darum ging es.

Die Seite erscheint mir sinnvoll
Ursachen & Risiko | Navigator Medizin: Schizophrenie

selbe Seite, medikamentöse Behandlung von Schizophrenie
Fragen und Antworten zur medikamentösen Therapie | Navigator Medizin: Schizophrenie


Psychosen: Behandlung beim Arzt - Onmeda: Medizin & Gesundheit
so, reicht, fast. Selbe Seite eine Übersicht
Neuroleptika: Medikamente, Wirkstoffe, Anwendungsgebiete, Wirkung - Onmeda: Medizin & Gesundheit
 
Vielleicht sollten wir mal anfangen und ein bisschen sortieren. Ging es nicht um Zwangsmedikation und Zwangsfixierungen im akuten Fall? Wenn dies so ist, dann sollten wir mal die großen Probleme, die es beispielsweise in den Altenheimen mit der Neuroleptikagabe gibt und mit der Fixierung abtrennen. Das sind ganz andere Bereiche und die Probleme sind doch spezielle.
Ich möchte mal ein paar Gedanken zum Themenbereich Akutpsychiatrie und die Zwangsbehandlung im Akutfall zu Blog bringen.
Ich denke, es herrscht in großen Teilen der Bevölkerung eine gewisse romantische Vorstellung von psychischen Krankheiten vor. Genie und Wahnsinn. Die Realität sieht leider ganz anders aus. Psychosen sind meistens nicht so toll (von den großartigen Vorstellungen, die ein Maniker hat mal abgesehen. Aber ob der hinterher, wenn Haus und Hof weg sind, immer noch so guter Laune ist?)
Viele Krankheiten im psychischen Bereich sind eben chronische Krankheiten. Und deshalb benötigen diese Krankheiten auch eine dauerhafte Behandlung. Psychotherapie u n d auch gelegentlich die dauerhafte Einnahme von Psychopharmaka. Nach meiner (bescheidenen) Praxiserfahrung waren ein nicht geringer Teil der Menschen, die dann zwangsfixiert wurden leider Menschen, die die Medikamente selbstständig abgesetzt haben und einen akuten Schub bekamen.
In einer Psychose hat der Mensch einen Willen. Aber ob dieser frei ist, dass möchte ich doch sehr bestreiten. Manchmal ist es doch besser, den jungen Mann in die Psychiatrie einzuweisen und zu behandeln, anstatt ihn nackt und onanierend durch die Kleinstadt laufen zu lassen.
Selbstverständlich sind Zwangsmassnahmen das letzte Mittel und man muss immer kontrollieren und schauen, ob sie angemessen sind.
Und- was immer gern vergessen wird, auch das Personal in der Psychiatrie hat Grundrechte und muss sich nicht grenzenlos beleidigen lassen. Und es hat ein Recht auf körperliche Unversehrtheit wie alle. Hier in meiner kleinen Stadt im Norden sind vor etwa einem Jahr ein Arzt und eine Krankenschwester lebensgefährlich und eine Krankenschwester schwer von einem Psychotiker verletzt worden. Das SEK konnte ihn erst nach 10 Stunden überwältigen. Die beiden lebensgefährlich verletzten Kollegen haben nur überlebt, weil die Psychiatrie direkt neben der Notaufnahme liegt. So weit ich weiß, ist der Arzt immer noch nicht arbeitsfähig.Man versucht, die Würde der Patienten hier zu wahren und verzichtet häufig auf eine komplette Entkleidung der Kranken. So konnte der Mann ein Messer in die Psychiatrie schleusen.
Zum Thema Rosenberg und gewaltfreie Kommunikation:
Gibt es evidenzbasierte Studien über den Erfolg der gewaltfreien Kommunikation und wo kann ich sie finden? Im Falle Israel und Palästina scheint es ja nicht so gut geklappt zu haben….
 

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