Zugangsvoraussetzung für Gesundheits- und Krankenpflege: Hauptschule?

Unsere PA hat viel Wert auf kausales Denken gelegt und nicht nur auf die korrekte Ausführung der einfachen handwerklichen Tätigkeiten geachtet. Elisabeth

Und genau da liegt mein Problem mit unseren momentanen Azubis (Mittelkurs). Das einzige Augenmerk liegt auf der Durchführung von Blutentnahme und Zugang legen. Warum welches Röhrchen bei welchen Beschwerden entnommen wird? Unwichtig. Wieso die Sauerstoffsättigung bei Luftnot gemessen wird? Uninteressant. Weshalb der RR vor Beloc i.v. gemessen wird? Unerklärlich.
Wenn ich Hintergründe erkläre oder sogar mal die Frechheit besitze, dass sich die Azubis mit Hilfe Hintergrundwissen selbst erarbeiten, dann blicke ich in so leere Gesichter...!
Dabei kann man bei uns in der ZAB/ Notaufnahme/ chir. Ambulanz so viel lernen! Es ist wirklich schade! Vor allem weil unser gesamtes Team (nicht nur die PAs) sich so um die Azubis bemüht!
Jetzt kann man natürlich sagen: Wenn es für die Abiturienten so schwer ist, kausale Zusammenhänge zu verstehen, wie sollen es erst die Hauptschüler schaffen? Aber ich glaube, da ist in erster Linie das Interesse des Azubis gefragt.

@Mary_Jane:
Natürlich ist so ein Satz pauschal! Aber von den Azubis in den letzten 12 Monaten waren wirklich nur wenige so interessiert, dass Anleitung auch richtig Spaß gemacht hat!

Im Denken, dass aus den Azubis meine zukünftigen Kollegen werden, werde ich trotzdem mein Bestes geben, mein Wissen an sie weiterzugeben!:)

Lieben Gruß
 
Liegt es vielleicht daran, dass die Azubis mit völlig falschen Vorstellungen antreten. egal welche Grundausbildung?
Einige Erklärungen, die ich in den Jahren zu hören bekam, wenn ich mal ein Basisseminar BasStim gegeben habe:
- Eigentlich wollte ich Medizin studieren, aber für den NC war meine Abinote zu schlecht.
- Ich will eigentlich Rettungsassi werden, dass ist doch anspruchsvoller und interessanter als immer nur den Hintern putzen.
- BasSti brauche ich nicht. Ich habe meine FSJ in einem Pflegeheim gemacht. Da hab ich gelernt, wie man pflegt. Ich muss nur noch Krankheiten lernen und sowas, wie BE.
usw.

Auch hier im Forum kann man schön beobachten, welcher Wert den handwerkl. Aspekten unseres Berufes zugemessen wird im Gegensatz zum kausalen Denken.
Das haben wir schon immer so gemacht- dieser Satz wird unseren Azubis vieltausendfach vorgelebt und wir erwarten dann von ihnen, dass sie umdenken? Das kann nicht funktionieren bzw. es wird erst funktionieren, wenn die fertig ausgebildeten Kollegen im eigenen Portomane bemerken, dass sie eigentlich nicht viel mehr als KPH + einige schnell erlernbare Hilfstätigkeiten ausüben.

Unsere PAs haben auch echt zu kämpfen mit diesen Ansichten und nicht immer haben sie Erfolg... genau wie du.

Und in dem Sine schließt sich der Kreis wieder. Die jetzt aktive Generation der Pflegekräfte tut alles dafür, dass der Berufsanspruch weiter sinkt. Ich bin der Meinung, ca. 80% der 1 Mill. Pflegekräfte in D arbeiten auf dem Niveau von KPHs. Sie fühlen sich gebauchpinselt, wenn sie mal eine BE oder eine i.v. Spritze geben dürfen und denken, sie sind dann die unabkömmlichsten Pflegekräfte.
Irgendwo hier im Forum hat vor Jahren mal eine Kollegin aus den USA geschrieben, dass das Erlernen der BE dort nach 6 Wochen abgeschlossen ist und das für die Ausübung dieser Tätigkeit kein Fachabschluss nötig ist.
Blutabnehmen kann jeder, genau wie eine i.v. Spritze/ Infusionen geben. Dafür muss ich nicht 3 Jahre lernen. Das ist reines Handwerk- eine Dressurleistung. Erst das Wissen warum und wie macht es zu etwas Besonderem. Aber das beherrschen nur ganz wenige.

Elisabeth
 
Warum finden es eigentlich so viele Menschen so toll, andere Menschen durch die Haut zu pieksen? Ist doch seltsam eigentlich...
 
Sie fühlen sich gebauchpinselt, wenn sie mal eine BE oder eine i.v. Spritze geben dürfen und denken, sie sind dann die unabkömmlichsten Pflegekräfte.

Hallo Elisabeth,

Ich kann dir sagen dass das bei uns schon schon stark abgenommen hat(das sich gebauchpinselt fühlen), seit viele nun endlich gemerkt haben, dass diese pflegefremde Tätigkeit nur ein abgewälzte Tätigkeit ist, die auf Dauer auch keinen Prestige bringt.:knockin:

lg mary
 
Vielleicht, vielleicht schaffen wir es ja doch noch- die Profesionelle Pflege in D zu etablieren.

Elisabeth
 
...die Hoffnung stribt zuletzt. Ich denk das wird noch ein holpriger, langer Weg.
 
Hallo zusammen,
hab mal ne Frage zu der Gesetzesänderung. Wann wird dieses denn verabschiedet und ab wann ist es gültig??? Und/oder wo kann ich das mit verfolgen?
Wenn mir vielleicht jemand nen Link hat!?
Vielen dank
grüßle Silas
 
Hallöchen
zu den 10 Jahren Hauptschule hab ich was bitterböses, ja manch einer ahnt es schon! 1x sitzenbleiben gleicht den Nachteil der Bundesländer aus wo die Hauptschule nur 9 Jahre geht!
Ehrlich gesagt erschliesst sich mir der sinn nicht warum in manchen Bundesländern die Haupt und die Realschule 10 Jahre gehen!? Aber das ist ein anderes Thema. Wertet es die Hauptschule auf oder die Realschule ab? Wie dem auch sei...:verwirrt:
Früher haben sie die ganzen Vietnamesinnen usw. hergeholt, dann war der balkan dran und jetzt die hauptschüler, na dann frohes schaffen, ich bin echt froh auf intensiv mich mit solchen oftmals unqualifizierten Leuten nicht rumärgern zu müssen.... NEIN ich habe keinen zynischen Unterton:zunge:den liest nur wer ihn lesen will:razz1:
Ich denke ist klar Halte nix davon und will das auch gar nicht nett umschreiben! Finde das eine Frechheit gegenüber allen die das echt ernsthaft erlernen, sich wetierbilden, studieren usw. Einfach eine Zumutung, Demütigend und eine Beleidigung noch dazu, nicht nur für uns Pflegekräfte sondern auch in besonderem Mase für die Pflegebedürftigen! Unzumutbar!
LG Inti38
 
Darf ich fragen, wie du die Profession Pflege nach außen vertrittst? Es geht hierbei nicht um die Fertigkeiten wie Bedienung der Geräte, Übernahme ärztl. Tätigkeiten. Es geht mir um die ganz banale Grundpflege.

Die Bevölkerung- und damit auch die Politiker- sehen in der Grundpflege nichst weiter als waschen, füttern, trocken legen. Zur Qualitätssicherung kam man in den letzten Jahren auf die Idee Checklisten und Drehbuchstandards zu entwickeln... für die oft noch so banalsten Sachen- aber auch für Sachen, für die man eigentlich Fachwissen braucht. Und so denkt der Politiker: einen Deku kann man verhüten, wenn man die Checkliste liest und den Drehbuchstandard anwendet, dito bei vorhandenem Dekubitus. Ergo: Checkliste und Drehbuchstandard= Bedienungsanleitung Pflege ggf. mit Bildchen unterstützt. Da ist wie beim neuen DVD-Player: lesen und los gehts.

Und lesen dürfte man sogar schon vor dem Hauptschulabschluss können.

Wie bereits oben irgendwo von mir geschrieben- die Zulassung der Hauptschüler ist nur das ganz logische Ergebnis verfehlter Berufsidentität. Der Pflegeberuf besteht ebend nicht nur aus der Perfektion der Fertigkeiten im Rahmen der Übernahme von medizinsicher Diagnostik und Therapie ( das ist lediglich Handwerk)- sondern hier braucht es klar zum Ausdruck gebrachte PFLEGEfachlichkeit. Ich verkneif mir jetzt mal die Aufzählung der therapeutischen Pflegekonzepte, der Möglichkeiten des Pflegeprozesses, usw..

Und falls jetzt wieder das Argument: Personalmangel und Zeitnot kommt. Auch dies ist nur ein Ergebnis der von der Berufsgruppe nicht deutlich gemachten Notwendigkeit von fachlich spezialisierten Pflegeexperten. Täglich wird in D vieltausendfach bewiesen, das lesen reicht und das man mit noch weniger Pflegekräften eine noch bessere Pflege leisten kann und das wird bestätigt mit liebevoll ausgefüllten (ich muss es nochmal erwähnen) Listen und z.T. sinnlos erstellten Plänen, die man eifrig abzeichnet... egal ob durchgeführt oder nicht. *grmpf*

Elisabeth
 
zu den 10 Jahren Hauptschule hab ich was bitterböses, ja manch einer ahnt es schon! 1x sitzenbleiben gleicht den Nachteil der Bundesländer aus wo die Hauptschule nur 9 Jahre geht!
Zum letzten Mal: Nein, das tut es nicht. Es geht um einen Schulabschluss nach einer regulären Schulzeit von 10 Jahren. Wieviele Jahre der Schüler tatsächlich dafür gebraucht hat, ist wurscht.

Wenn man in der Krankenpflegeschule einmal durchrasselt und somit die Ausbildung erst nach dreieinhalb Jahren abschließt, ist das ja auch kein höherwertiger Abschluss.
 
Claudia nochmals für dich.... also wenn ich schon in buchstaben "BITTERBÖS" in den Text schreibe ist es wohl offensichtlich dass das kein ernstzunehmender sondern ironischer Vorschlag ist...............
Und egal ob der Abschluss 9 oder 10 Jare beinnhaltet, besser wird der dadurch leider auch nicht! Und in BW gibt es übrigens die sogenannte Werksrealschule das ist eine 10 jährige Hauptschule wofür die einen allerdings qualifiziert weiss auch keiner so genau!
Ich finde eine hochqualifizierte Pflege braucht entsprechend ausgebildete Leute und die bekommt man nur mit einer entsprechenden schulbildung und ausbildung und darauf weiterführenden weiterbildung.
Inti 38
 
Claudia nochmals für dich.... also wenn ich schon in buchstaben "BITTERBÖS" in den Text schreibe ist es wohl offensichtlich dass das kein ernstzunehmender sondern ironischer Vorschlag ist...............
Sorry, ich hatte das nicht als scherzhaft gemeinten Vorschlag, sondern als Information deinerseits gesehen, und die wäre nun mal falsch. Wobei der Gesetzgeber ursprünglich ja auch den Hauptschulabschluss nach neun Jahren als ausreichend angesehen hätte. Damit hätten wir aber gegen eine EU-Regelung verstoßen.
Ich finde eine hochqualifizierte Pflege braucht entsprechend ausgebildete Leute und die bekommt man nur mit einer entsprechenden schulbildung und ausbildung und darauf weiterführenden weiterbildung.
Inti 38

Da stimme ich zu.

Haben wir eigentlich genug Stimmen erreicht?
 
Bei der Petition? Haben wir!
 
Die Gleichung "besserer Schulabschluss = bessere Pflegekraft" geht nicht auf - das wissen wir alle.
Letztlich liegt es an den Schulen, wen sie nehmen und wie hoch sie die theoretischen Hürden im Unterricht legen. Allerdings können auch die Schulen nur mit dem "Material" arbeiten, das sie bekommen.
Im Gespräch letztens mit einem Schulleiter bemerkte dieser den Trend, dass viele Bewerber mit höherem Schulabschluss sich um die Schulen balgen, welche ein duales System bieten (in Bayern), welches nach 4(?) Jahren mit Berufsabschluss + Bachelorabschluss endet. Den anderen Schulen bleibt der "Rest".
Dass dieser per se nicht immer schlecht sein muss, ist auch klar. So mancher ist erst später "aufgewacht" und hat sein Potenzial entdeckt. Allerdings muss man auch zugeben, dass die Bereitschaft der Schüler, ein hohes Niveau zu (er)tragen, bei denen mit geringerem Abschluss doch meist auch niederer ausfällt.

Ganz abgesehen davon sage ich Schülern mit Abitur inzwischen sehr direkt, dass sie mit der Ausbildung eher ihre Zeit verschwenden und lieber noch mal "in sich" gehen und nach (akademischen) Alternativen suchen sollen - der Beruf in seiner derzeitigen Form ist schlicht zu unattraktiv.
(Höchstens als Wartezeit zum Studienplatz ganz nett, da gut bezahlt und als Praktikum anrechenbar).

Oder eine radikale Wende: Weg von den drei Jahren Ausbildung, hin zu modularem System. Mit klarer Steigerung der Kompetenz und Bezahlung bei aufsteigendem Ausbildungsgrad.

(--> Meine Antwort auf die Frage ob ich nicht auch die Kanüle legen könnte ist inzwischen: Gern, 5 Euro und ich mach...)


DS
 
Oder eine radikale Wende: Weg von den drei Jahren Ausbildung, hin zu modularem System. Mit klarer Steigerung der Kompetenz und Bezahlung bei aufsteigendem Ausbildungsgrad.

Ob der Phillip die Wende endlich bringt, die schon seit 2000 von Pflegeexperten empfohlen wird? Vielleicht müsste es ihm mal einer ins Ohr flüstern.

Elisabeth
 
huhu.

ich weiß nicht, was ich davon halten soll.
einerseits finde ich es toll, dass auch hauptschüler diesen beruf erlenen können und die chance bekommen.
was gegen die ganze sache (meiner meinung).
wenn man die hauptschule beendet ist man meistens erst 15 oder 16 jahre alt. trägt ein 15-16 jähriger schon die verantwortung die in dieser ausbildung/in diesem beruf notwendig ist?
die ausbildung ist anspruchsvoll? viel zu lernen, anspruchsvoller stoff. ich habe fachabitur mit schwerpunkt biologie und muss jetzt noch viel für bio, physik usw. paucken. ich habe auf dem gymi gelernt zu lernen. will auch keinen hauptschüler schlecht machen, aber ist die hauptschule vom anspruch her doch relativ leichter als der anspruch auf einem gymansium oder einer realschule. ich denke die hauptschüler können es schaffen, aber es bedarf viel motivation und ehrgeiz.
was mir noch sorgen bereitet. (ich rede jetzt von meiner pflegeschule).
z.B. in der kinderkrankenpflege. auf 27 stellen im ganzen jahr (kursbeginn immer zum 1. oktober) bewerben sich ca. 350-400 bewerber. dann findet ein auswahlverfahren statt. ca. 120-150 bewerber werden zu einem auswahlverfahren eingeladen. und dann bekommen 27 stück die stellen? es bewerben sich aber immer mehr schüler mit abitur ... einem guten realschulabschluss ... wie will dort ein hauptschüler überhaupt mal die chance bekommen zum auswahlverfahren eingeladen zu werden? in meinem kurs haben 60% abitur, der rest realschule ...
es wird nunmal bei so einer großen anfrage auf einen ausbildungsplatz immer das "beste" aussortiert ... (will echt keinen hauptschüler nieder machen) ...

was meint ihr?

grüße:daumen:
 
Hallo
Wer normal die Hauptschule verläßt, ist in der Regel zwischen 14 und 15 Jahren. Ich hätte/würde meinen Kids in diesem Alter nicht empfehlen diese Ausbildung zu machen. Finde ich einfach zu jung. Kind Nr.1 hat auch nur Hauptschule, macht jetzt eine Ausbildung und wenn der Notendurchschnitt 2,5 und besser erreicht wird hat Kind damit die mittlere Reife erworben.
Somit könnte Kind als Hauptschüler Krankenpflege lernen.
Es kommt nicht auf den Abschluß an den ich habe es kommt darauf an was ich daraus mache, manche brauchen eben etwas länger um in die Gänge zu kommen. Und wenn ich ehrlich bin, das was ich die letzten Jahre als Krnakenschwester auf meiner Station hauptsächlich so gemacht habe, das kann Frau Müller von nebenan auch, die jahrelang ihren Vater gepflegt hat.
Dass ich meine Arbeit mit mehr Hintergrundwissen erledigt habe ist im Ergebnis doch völlig wurscht. Denn Denken brauch ich sowieso nicht besonders viel, dafür habe ich die tausend Tabellen,Listen, Skalen etc die mir genau vorschreiben was ich zu tun habe.Ich weiss das ist sehr provokativ und viele werden laut aufschreien, vielleicht bin ich momentan auch nur gefrustet, aber so ganz falsch liege ich nicht.
Alesig
 
Hallo
ich finde das grundlegende Problem ist ganz wo anderst....
die Hauptschulen wurden immer schlechter, warum auch immer (ist ja hier nicht das Thema) und die Ansprüche an die Berufe wurden immer höher und das konnten einfach immer mehr nur die Realschulen und jetzt sogar (nur) noch die Gymnasien erfüllen.
Wer lernt schon einen Beruf wo es, für einen Haupt oder Realschüler, keine Aufstiegschancen gibt? Man muss ja mittlerweilen fast alles studieren was einen weiterbringt!
Wie soll das gehen? Hauptschule, Berufsausbildung dann Realschule, FH und Abitur? Völlig unrealistisch! Oder produzieren wir hiermit eine Ladung billiger Arbeitskräfte ohne große Chancen auf Weiterbildung?
INTI 38
 
Oder produzieren wir hiermit eine Ladung billiger Arbeitskräfte ohne große Chancen auf Weiterbildung?
INTI 38

Genau das. Ist doch ein hervorragender Weg aus dem Pflegenotstand. Statt Leuten, die was können und dann entweder Karriere "weg vom Bett" machen oder ins Ausland abwandern, wünschen sich unsere Politiker einen Haufen fleißiger Bienchen, mit denen man alles machen kann, denn: Alternativen bieten sich ihnen ja nicht, oder nur mit erheblichem Mehraufwand.

Wie waren doch die idealen Arbeitskräfte in "Brave New World"?
 

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