Zugangsvoraussetzung für Gesundheits- und Krankenpflege: Hauptschule?

Als MTRA halte ich mich mal so grob aus der Diskussion hier raus, allerdings hat mein Berufsstand ja ähnliche Probleme, weshalb ich die Haltung der meisten GuKP nachvollziehen kann.
Einer Akademisierung von Gesundheitsfachberufen sthe ich zwar aufgeschlossen gegenüber, allerdings darf dann wie oben schon von verschiedner Seite gesagt keine Be- oder Übervorteilung gegenüber den "normalen" (in diesem Fall) Pflegekräften stattfinden.
Das fängt zum einen schon bei den Tätigkeiten an und hört bei der Bezahlung auf - laut Gesetz wird ja aber eh nicht nach Schul-/Ausbildungsabschluß bezahlt, sonder nach Art der verrichtetet Tätigkeit.

Warum sind Sterberaten in Krankenhäusern niedriger, in denen Bachelor arbeiten?
Es wurde festgestellt, das nicht die Menge sondern auch die Qualifikation der Pflegenden zählt, je höher die Bildung, desto kürzer die Liegezeit.
Diese Frage erinnert mich an eine Äusserung meines alten Biochemie-Professors, der uns von einer Studie während seinem Englangaufenthalt erzählte.
Dort wurde festgestellt, das die Sterberate in britischen Krankenhäusern auch sank als die Ärzte streikten.
Ich bin mir also nicht sicher ob man tatsächlich von der Qualifikation eines Menschen direkt auf die Rekonvaleszenz des Patienten schliessen kann.
 
Übrigends: Nicht nur, dass die Gesundheits- und Krankenpflegerinnen zukünftig "general nurse" oder "registed nurse" heißen sollen.

In der MTA-Fachzeitschrift mta dialog stand auch drin, wie zukünftig die MTA´s heißen sollen:

statt MTLA (Medizinisch-technische-Labor-Assistentin) zukünftig: "Biomedizinische Analytikerin in der Humanmedizin" oder englisch: "Biomedical Scientist"

statt MTRA (Medizinisch-technische-Radiologie-Assistentin) zukünftig: "Radiologietechnologin" oder englisch "Radiographer"

statt MTAF (Medizinisch-Technische Assistentin im Funktionsbereich) zukünftig: "Medizinische Funktionsdiagnostikerin"

Und das erschreckende: Die diskutieren genau die gleichen Probleme, wie in der Pflege... Professionalisierung, Substitution, Allokation, Delegation, Assistenzberufe für prestigearme Tätigkeiten, etc.
Wenn man jedes Wort MTA mit Pflegefachkraft ersetzen würde, könnte man das ganze auch in Die Schwester Der Pfleger abdrucken...
 
Übrigends: Nicht nur, dass die Gesundheits- und Krankenpflegerinnen zukünftig "general nurse" oder "registed nurse" heißen sollen.

In der MTA-Fachzeitschrift mta dialog stand auch drin, wie zukünftig die MTA´s heißen sollen:

statt MTLA (Medizinisch-technische-Labor-Assistentin) zukünftig: "Biomedizinische Analytikerin in der Humanmedizin" oder englisch: "Biomedical Scientist"

statt MTRA (Medizinisch-technische-Radiologie-Assistentin) zukünftig: "Radiologietechnologin" oder englisch "Radiographer"

statt MTAF (Medizinisch-Technische Assistentin im Funktionsbereich) zukünftig: "Medizinische Funktionsdiagnostikerin"

Und das erschreckende: Die diskutieren genau die gleichen Probleme, wie in der Pflege... Professionalisierung, Substitution, Allokation, Delegation, Assistenzberufe für prestigearme Tätigkeiten, etc.
Wenn man jedes Wort MTA mit Pflegefachkraft ersetzen würde, könnte man das ganze auch in Die Schwester Der Pfleger abdrucken...

Ist da Dein Ernst?:eek1: Wollen die schon wieder den Berufsnamen ändern??:eek1:
 
Ja, mit dem nächsten Krankenpflegegesetz wird sich auch die Berufsbezeichnung ändern (müssen).
Denn das nächste Krankenpflegegesetz wird ein generalistisches sein. Bedeutet: Es wird keine Unterscheidung zwischen Kinder- Alten- und Krankenpflege geben. Dies ist politisch gewollt und mit Modellprojekten wie "Pflegeausbildung in Bewegung" untermauert... (siehe: http://pflegeausbildung.de/home/) Und dann muss es ja für die dann generalistischen Pflegekräfte eine neue Bezeichnung geben: "general nurse" - und sollte es zu einer verpflichtenden Registrierung und Fortbildungsverpflichtung kommen, dann evtl. "registered nurse".
Außerdem wird die berufrechtliche Anerkennung für grundständige Bachelor mit ins Gesetz aufgenommen werden... (das die Frankfurter FH-Absolventen nach ihrem grundständigen Bachelor noch ein Jahr an eine Krankenpflegeschule müssen um die berufsrechtliche Anerkennung zu erhalten ist echt ne Schande) Rüttgers ist da mit seiner neuen Gesundheitshochschule in NRW da an vorderster Front dabei...
Aber bis dieses Gesetz kommt, werden noch etwa 4 Jahre vergehen, so meine persönliche Einschätzung...
 
Oh ok Danke für Deine Erklärung:flowerpower:
 
Ulla hats begrüßt und ich denke, da spielt der Kostenaspekt eine nicht geringe Rolle:

07.05.09 Ministerin Schmidt verteidigt Reform der Pflegeausbildung
Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt verteidigt in einem Interview mit dem Tagesspiegel das Vorhaben, die Pflegeausbildung auch für Schulabsolventen mit Hauptschulabschluss zu öffnen (bibliomed.de berichtete am 4. und 6. Mai). Es sei sinnvoll, „dass ein Hauptschüler nach zehn Jahren Schule auch die Chance bekommt, eine Ausbildung als Pfleger zu beginnen“. Dies führe zu „mehr Chancengerechtigkeit“. Einen Qualitätsverlust fürchtet Schmidt nicht. „An der Ausbildung selbst und ihren hohen Qualitätsanforderungen für einen erfolgreichen Abschluss wird überhaupt nichts geändert.“
Auf Einwände, dass selbst Realschulabsolventen Probleme mit den gestiegenen Anforderungen der Pflegeausbildung hätten, antwortete Schmidt: „Ich bin sicher, dass es auch mit Hauptschulabschluss möglich ist, sich in der Pflege zu behaupten. Nicht alle werden das können, aber diejenigen, die die Fähigkeit dazu haben oder entwickeln, sollen auch die Chance nutzen können.“
Bibliomed News vom 07.05.2009
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Huhu

Auch bei uns an der Schule, wird über dieses neue Gesetz heftigst diskutiert.
Unser 3. Kurs ist aktiv geworden, und sammelt fleißig unterschriften GEGEN Hauptschüler in der GuKP Ausbildung.
Ich habe mich dem angeschlossen.
Ich selbst wurde gerade 17 als ich mit der Ausbildung anfing. Das heißt ich selbst war/bin jung. Es gibt immer wieder Außnahmen.
Aber ich denke i.d Regel sind Jugendliche von 15/16 Jahren einfach zu jung, naiv (..) für diese verantwortungsvolle, anspruchsvolle Ausbildung.
Wir hatten fast ausschließlich Abiturienten in unserem Kurs (insgesamt 33 Schüler zu Anfang der Ausbildung) nach einem halben Jahr, und somit der 1. Zwischenprüfung waren es noch 17. Und von denen, die gehen mussten, waren zwei gute drittel Abiturienten.
Wie sollen Hauptschüler den Ansprüchen gerecht werden?!

Desweiteren versucht die Pflege doch momentan voran zu kommen, es gibt nun sowas wie "Pflegewissenschaften", Pflege kann nun studiert werden.
Ist es da nicht komplett widersprüchlich Hauptschüler mit ins Boot zu nehmen?

Hinzu kommen noch, wie bereits erwähnt Probleme wegen des Jugendschutzgesetzes, Schichtarbeiten usw.

Ich möchte nicht alle über einen Kamm scheren, sicher gibt es auch Hauptschüler, die motiviert und engagiert genug sind, die Ausbildung zu schaffen. Doch da reden wir wohl eher von wenigen Ausnahmen.
Und ich denke, wer den Beruf der GuKP wirklich erlernen möchte, der kann auch den Umweg über die KPH Ausbildung nehmen, oder einfach den Realschulabschluss nachholen.

Viele in unserem Kurs sind diesen Weg gegangen, und sitzen nun genauso erfolgreich neben Abiturienten. Noten sind eben nicht alles. Vor allem in diesem Beruf.
Aber die Latte sitzt denke ich beim Realschulabschluss schon richtig.

Liebe Grüße,
Sarah :-)
 
Mir fällt es auch echt schwer eine eindeutige Stellung in dem Thema zu beziehen...
Zum einen finde ich es gut auch Hauptschülern den Weg zur Ausbildung zu ermöglichen da eben Noten und Schulbildung nicht alles aussagen und ein Hauptschüler mindestens genauso gut sein kann wie ein Abiturient wenn das Interesse und die Lernbereitschaft stimmt.

Andererseits sehe ich jetzt schon dass es manchmal schwierig ist wenn im Kurs Leute sitzen die schon ein paar Jahre studiert oder eine andere Ausbildung absolviert haben wie auch Abiturienten und Realschulabsolventen oder welche mit einem vergleichbaren Abschluss. Manchmal wird der Unterricht einfach nur ätzend weil man an anderen Punkten ansetzt und z.B. in Gruppenarbeiten nicht auf einen Nenner kommt.
Wenn man zu Klausuren selbständig Lerngruppen bildet wird sehr deutlich, dass die Lernmethoden einfach anders sind, kann auch an den Persönlichkeiten liegen und nichts mit der Schulbildung zu tun haben aber ich denke schon dass in den verschiedenen Schularten andere Dinge im Vordergrung stehen.
Und auch im Anatomieunterricht ist einfach anderes Fachwissen da wenn man einen Abiturienten mit Bio im Abi nimmt und einen Realschüler. Die Hauptschüler die noch die 1jährige Helfer-Ausbildung machen haben wenigstens dort dann noch einen Vorteil schon etwas in der Materie zu stecken. Deshalb finde ich es weniger sinnvoll das Jahr zu streichen und Hauptschüler direkt zu zu lassen.
Der Unterricht würde mit Sicherheit darunter leiden weil eine Zusammenarbeit in der Klasse schwieriger wird (Rücksichtnahme ist wichtig aber mit der Zeit wird die Aufmerksamkeit von vielen flöten gehen).

So denke ich mir das bin natürlich kein Wahrsager und kann mich auch fürchterlich irren ;)
In der Schule wird es auf jedenfall gut diskutiert und die Stimmung ist allgemein eher contra...


Lg Nina
 
Das DBfK Zitat zum Einstieg:
"DBfK lehnt Gesetzesentwurf zur Absenkung des Bildungsniveaus in der Krankenpflege ab"

Ich ebenso. In den letzten Jahren haben sich viele Organisationen (der Staat übrigens auch) dafür eingesetzt, dass die Krankenpflegeausbildung sich dem europäischem Niveau anpasst- mehr Theorie... man sprach sogar von Fachhochschulähnlichem Studium (wird ja mancheorts anscheinend schon ausprobiert). Wenn die Zugangsvoraussetzungen jetzt "heruntergestuft" (ziemlich negativ ausgedrückt- Sorry!) werden, gehen wir klar zwei Schritte zurück. Die Regierung will damit den Pflegeberuf für alle zugänglich machen und dem Pflegenotstand entgegenwirken ( ein bisschen spät, liebe Bundesregierung) . In "Die Schwester/Der Pfleger" wird auch darüber diskutiert und ich stimme dem Vorschlag zu, den Hauptschulabsolventen den Einstieg in die Pflege durch die Pflegehelferausbildung zu ermöglichen. Diese ist in den vergangenen Jahren ungerechtfertigter Weise eingestellt worden. Mittlerweise werden (nur) angelernte Servicekräfte auf Stationen eingesetzt. Durch das Primary Nursing ergeben sich doch wieder viele Aufgabebereiche für Pflegehelfer.

Anderer Standpunkt ist: Wird die Pflege deshalb attraktiver? Viele "Kinder" wissen ja noch nicht mal nach 12 Jahren Schule, was sie beruflich machen wollen. Warum muss man dann 15 Jährige in eine körperlich und psychisch anstrengende Ausbildung "schubsen"? Wie schon von Vorrednern erwähnt, bleiben von vielen Ausbildungsanfängern dann nicht mehr viele übrig ( es bleiben ja schon heute nicht mehr so viele dabei).

Früher oder später - falls (entgegen allem Anschein) diese Gesetzesänderung durchgesetzt würde- fällt der Regierung bestimmt ein, dass bei "vereinfachten" Zugangsvoraussetzungen die Bezahlung der Pflegekräfte ja dann auch runtergesetzt werden könnte.

In gar nicht so ferner Zukunft wird es wohl eh keinen Hauptschulabschluß mehr geben (Gesamtschulkonzept) - "Berufsvorbereitungs-Schulen für den Gesundheitsdienst" wären eine schöne Zukunftsvision!
 
Mein Eindruck ist, dass hier versucht wird, den internationalen Standard durch die Hintertür zu errreichen.

Es werden erst "kleine" Krankenpfleger ausgebildet/ angelernt- meine Meinung zur Qualität/ Wert der 3jährigen Ausbildung setze ich hier mal voraus.
Die derzeit vorhandenen hoch engagierten Fachkräfte, deren Wissen in der Regel autodidaktisch erworben wurde, leiten diese dann an. Mit dem "Aussterben" der Spezies, wird es möglich ohne Störung des Betriebsfriedens studierte Fachkräfte nachzuziehen.

Und schon haben wir die Möglichkeit, den Lohn anzupassen. Ausbildung= gleich weniger Gehalt bzw. langsam steigende Bezüge. Studium= höheres Gehalt, Bezüge je nach Qualifikation.

Damit würde die Pflegelangschaft sich endlich den Marktbedürfnissen anpassen und der Anspruch: gleicher Lohn für gleiche Arbeit bekäme dann auch mal einen Inhalt. Bis dato ist es doch so, dass es sich wenig lohnt sich zu engagieren, wenn man in die Lohntüte schaut. Egal, was man macht, der Kollege ohne Engagement bekommt den gleichen Lohn.

Ergo: es muss endlich ein Personalmix her- nicht nur auf dem Papier, sondern auch in der Realität.

Elisabeth
 
Nix für ungut, aber mal Hand aufs Herz: Den jungen Menschen, die heute auf die Gesellschaft nach der Schule gelassen werden, fehlt doch generell eine bestimmte Einstellung. Und mit Verlaub, mit absenken der Zugangsmöglichkeiten wird diese sicherlich nicht besser! Im übrigen bin ich der festen Überzeugung, dass ein Hauptschulabschluss in 1990 nicht mit dem in 2010 vergleichbar ist!

Außerdem sollten wir uns lieber solidarisieren und solchen "Briefkastenfirmen" wie dem Deutschen Pflegerat einfach mal zeigen, wer hier die Basis ist!

viva la revolution!!!
 
Wie sieht dein bisheriges "revolutionäres" Verhalten aus? Wo bist du aktiv? Wie stellst du dir eine Basisarbeit vor?

Elisabeth
 
Warum Schülern mit Hauptschulabschluß nicht eine Art "Pflegeassistenz"-Ausbldung anbieten?? Hat es im Sinne der Krankenpflegehilfe-Ausbildung schon einmal gegeben...wer diese erfolgreich abgeschlossen hatte(gut)"durfte"weiter die "Große Krankenpflege" lernen.
Wer nicht könnte pflegeübergreifende Tätigkeiten warnehmen, ich denke an kleine Grundpflege,administrative Aufgaben-da findet sich ein weites Betätigungsfeld.Wenn Servicekräfte aus diesem Bereich kämen-eine Riesenentlastung für die Pflege.
Ich bin selber so eine Kandidatin gewesen, die mit Grottemschlechten Realschulabschluß und überflüssiger Berufsfachschule so den Zugang zur Ausbildung"Krankenschwester" bekommen hat.1987 Krankenpflegehilfe,1988/91 Krankenpflegeausbildung)

Oft vergessen wird,dass Hauptschüler sowohl den Haupt-als auch den Realschulabschluß erreichen können.
Die Tendenz :Abitur-Krankenpflegeausbildung-2 Jahre im Beruf-Medizinstudium-finde ich bedenklicher....
 
Also ich halte es für bedenklich eine klare Abrenzung zu machen : Realschule ja,Hauptschule nein !
Als ich vergangene Woche erstmals von dieser Diskussion las war meine erste spontane Reaktion - Hauptschüler ? Bitte nicht !
Doch mir fiel ein,dass in meinem Kurs eine Schülerin war, die mit Haupt-schulabschluss und Pflegevorschule in unsere Ausbildung kam.Ich selbst war Abiturient,und hatte massig Vorurteile,musste mich dennoch eines besseren belehren lassen.Besagte Kollegin hatte Schwierigkeiten in Prüfungssituationen und hat dort manchmal versagt,nicht wegen Unwissens im Übrigen.Doch ihr Engagement und ihre sozialen Fähigkeiten waren mir ein Vorbild.
Schade wenn man sie konsequent ausgeschlossen hätte !
 
Es geht nicht um die bisherige Praxis- sondern um den Direktzugang eines Hauptschulabsolventen zur jetzigen GuK- Ausbildung (also dirket von der Schulbank in die Ausbildung).

Niemand spricht sich gegen die Möglichkeit aus, Schulabschlüße nachzuholen- ggf. auch nur fachbezogen.

Elisabeth

PS Es ist schon erschreckend, wie wenig Pflege sich um die eigenen Belange kümmert und wie wenig man in der Lage ist Informationen zu verstehen.
 
Elisabeth,falls du meinen Beitrag kommentieren solltest würde ich dir gerne sagen, dass dieses Schubladendenken bei Schulabschlüssen absolut nicht angebracht ist.Nicht jedem Hauptschüler sind die Kompetenzen abzusprechen.Ich verstehe auch die Zweifel dabei,doch wie immer in der Gesellschaft hilft schwarz-weiss-Denken nicht weiter.Warum sollte ein Hauptschulabsolvent komplett ungeeignet,und ein Abiturient immer geeignet sein ? Du erinnerst dich an Individualität ???

Und nochmal Danke dafür, dass du all unser Verständnis,Wissen und Engagement beurteilen kannst.DANKE für die Blumen :flowerpower:
 
Es geht in der Ausbildung doch nicht nur um das anlernen von Handgriffen, sondern auch um die Vermittelung von Fachwissen. Schon jetzt ist dies oft nur noch rudimentär möglich, da das Wissen sehr umfangreich geworden ist.

Es wird von den Azubis ein teilweise selbständiger Wissenserwerb erwartet. Und so leid es mir tut, man hat den Abschluss als Hauptschüler nun mal nicht ohne Grund bekommen.
Gerade beim eigenständigen Wissensmanagement scheitern nicht wenige Realschüler und auch Abiturienten tun sich da nicht unbedingt leicht.

Elisabeth
 
Pflege ist für mich aber nicht nur ein wissenschaftlicher,sondern in erster Linie ein sozialer Beruf mit hohen körperlichen und psychischen Anforderungen.
Nur als "Fachidiot" mit seinem organisiertem Wissen lässt sich allein keine Schicht bewältigen.
Mir ist einfach unwohl dabei jeden Hauptschüler kategorisch auszugrenzen, lassen wir das doch die Qualität des Einzelnen entscheiden ?
 
Ich denke, wir müssen uns langsam entscheiden, was Pflege eigentlich sein will: Heilhilfsberuf oder eine eigenständige Profession. Bei letzterer wird man nicht umhin können eine fachliche Grundlage zu schaffen, damit es möglich wird eigenständig und eigenverantwortlich Entscheidungen zu treffen bezüglich der anzuwendenden Pflegemaßnahmen.

Pflege besitzt 3 Tätigkeitsfelder:
– Primärtätigkeiten (Pflegeanamnese, Pflegeplanung, Pflegeevaluation,
Schulung, Beratung, Anleitung, Unterstützung)
– Sekundärtätigkeiten (Pflegemaßnahmen durchführen, Pflegedokumentation,...)
– Tertiärtätigkeiten (administrative Tätigkeiten, Logistik, Arztsekretariat,...)

Pflegende mit Kenntnissen und Fähigkeiten zur
Umfangreichen Erfassung der Ausgangssituation des Patienten
Differenzierten Planung abgestimmt nach vorgefundenen Situativen Problematik (Pflegediagnose)
Erfassung und Planung von gravierenden Patientenproblemen
Verlaufsbegutachtung/ Evaluation
Differenzierten und umfangreichen Dokumentation

Aufgaben des Primärpflegeverantwortlichen:
Qualitätsverbesserung der pflegerischen Leistungen
Prozesssteuerung
Identifizierung von Risikogruppen von Patienten
Bestimmung des Pflegebedarfs
Einbeziehung der Patienten und deren Angehörigen
Darstellung entscheidungsrelevanter Daten
Effektive Koordination des multidisziplinären Teams
http://www.conventus.de/nmtemp/media/641/graudenz.pdf Folie 23+24

Ich sehe das Arbeitsfeld eines Hauptschülers im Bereich der "sekundären Pflege" angesiedelt. Hier steht das Handwerk im Vordergrund. Es reicht für diesen Bereich, dass man nach kurzer Einweisung Checklisten/ Raster ausfüllen kann, wenn man Pflege anahnd von detailierten Vorgaben/ Standards dürchführt.
Die Aufgabe der professionellen Pflegefachkraft sehe ich in der Auswahl der Instrumente, in der Anleitung der "Sekundärkräfte", und im Ausführen von Pflegehandlungen die nicht standardisierbar sind, die ein schnelles Entscheiden und Anpassen der Maßnahmen erfordern.

Ergo: Eine Aufteilung in (Fach-)Spezialisten und Generalisten wäre ein Weg um aus der Misere in D herauszukommen. Ein Weg, den bereits andere Länder gegangen sind.

Elisabeth

PS Bezüglich des Wissens unserer Berufsgruppe wäre vielleicht P.Benner ganz nett als Einstiegsliteratur in die Materie. http://www.hrkll.ch/typo/fileadmin/Texte/ILM/Benner_und_die_Wissensarten_Skript_2.pdf
 
Ich stelle kurz da, was von einem Schüler in der Ausbildung erwartet wird:

Z.B. müssen wir:
- Seminare für unsere Kurskollegen halten. Schülergruppen von ca. vier Personen gestalten für vier Unterrichtsstunden den Unterricht. Wir hatten mehrere Wochen Vorbereitungszeit und bekamen Themen wie "Macht und Hierarchie", "Helfen und hilflos sein" etc. vorgegeben. So etwas geht weit über ein Referat hinaus.
- im Rahmen von Hausarbeiten Pflegemodelle über einen Zeitraum von ca. drei Monaten selbst erarbeiten. Wir erhalten einen Fachtext von ca. 7-10 Seiten mit mehreren Aufgaben. Wenn wir soviel Zeit bekommen, wird auch viel erwartet. Ich habe auch schon einmal eine 15-Seiten-Arbeit abgegeben - laut meiner Lehrerin angmessen.
- bei der Gestaltung einer Berufsmesse mitwirken und bei besagter Messe (über mehrere Tage) unsere Ausbildungstätte und unser Berufsfeld repräsentieren.
- einen Tag den Unterricht für Grundschüler gestalten. Diese statteten einen Vormittag lang unserer Schule einen Besuch ab.

Von unglaublich vielen Referaten, Klausuren und kleineren Gruppenarbeiten mal ganz abgesehen...

Ich empfinde die Ausbildung als sehr anspruchsvoll. Ich denke nicht, dass ich dem Ganzen bereits nach der Realschule gewachsen gewesen wäre. Besonders in der Oberstufe habe ich gelernt, Texte zu strukturieren, Themen methodisch aufzuarbeiten und schließlich zu präsentieren. Besonders habe ich gelernt, mir Informationen zu beschaffen. Und dass Wikipedia keine zuverlässige Quelle ist.
 
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