Wer arbeitet hier im Altenheim?

Demenzius schrieb:
Hallo an alle Altenpfleger,
ja, hier gibt es noch ein überzeugten Altenpfleger, der sich einige Gedanken darüber macht,: haben einge Pfleger den richtigen Beruf?
Warum mache ich mir in meiner Arbeitszeit darüber Gadanken.
Wenn ich einige Mitarbeiter beobachte, das mache ich wirklich jeden Tag, dann möchte ich Chef sein, und alle rausschmeissen die keine Ahnung haben von "Menschlichkeit und Zuneigung und Liebe zum Beruf"
Ich gehöre zu diesen Menschen die "Mobbinggefährdet sind"
Ich liebe meinen Beruf, aber Menschlichkeit und Zuneingung kann ich mir nicht erlauben. Es ist keine Zeit vorhanden für sowas (leider).
Bitte versteht mich jetzt nicht falsch: in einem Team von 3 1/2 Examinierten verantwortlich für 36 Betten kann ich mir Gesprächsführung kaum erlauben. Manchmal sehe ich einige Bewohner für einige Wochen nicht.
Ich behaupte die Schuld liegt in der Wirtschaft und den gewinnsuchenden Arbeitgebern. Bitte verbessert mich sollte ich mich vertun.

AS
 
ich seh das net so, ich hab zeit für menschlichkiet, in der zeit wo andere wieder mal eine rauchen...
 
AS (GSF) schrieb:
Ich liebe meinen Beruf, aber Menschlichkeit und Zuneingung kann ich mir nicht erlauben. Es ist keine Zeit vorhanden für sowas (leider).
Bitte versteht mich jetzt nicht falsch: in einem Team von 3 1/2 Examinierten verantwortlich für 36 Betten kann ich mir Gesprächsführung kaum erlauben. Manchmal sehe ich einige Bewohner für einige Wochen nicht.
Ich behaupte die Schuld liegt in der Wirtschaft und den gewinnsuchenden Arbeitgebern. Bitte verbessert mich sollte ich mich vertun.

AS
Guten Tag, AS!!!

Ich verstehe eins nicht: Wenn ich meinen Beruf liebe, und ich weiss, das Zuneigung und Menschlichkeit man sich nicht erlauben kann, was macht da Spaß, AS?
 
Ganz einfach: ich möchte den Menschen einen schönen Lebensabend bereiten, nach der Krankenpflege bin ich froh doch Altenpfleger gemacht zu haben. Aber die Umstände in der wir uns, ich behaupte 99% aller im Altenheim befindlichen Mitarbeiter, befinden, lassen sowas einfach nicht zu. Selbst eine PDL sagte mir: PFKs sind nur zur Grund- und Behandlungspflege. Die Betreuung übernimmt der Soziale Dienst. Das letzte Mal, dass ich was richtiges mit dem Menschen unternommen habe, war letztes Jahr auf dem Sommerfest, wo ich freiwillig und auf Bitten hingekommen bin.

AS
 
Guten Morgen, AS!

Die PDL, oder auch der PDL benutzt eine billige Ausrede.
Der Soziale Dienst hat keinen ganzen Tag Zeit, sich mit den Bewohnern zu
beschäftigen. Ich spreche aus Erfahrungen. Der Soziale Dienst hat nur eine Stunde Zeit pro Station, sich mit den Bewohnern zu unterhalten, und dann gehts weiter, zur nächsten Station. Ich kann mir nicht vorstellen, das der Soziale Dienst auf einer Station den ganzen Tag verbringt.
Eins verstehe ich nicht, AS:
AS (GSF) schrieb:
Das letzte mal, dass ich was richtiges mir dem Menschen unternommen habe, war letztes Jahr auf dem Sommerfest, wo ich freiwillig und auf Bitten hingekommen bin.
Demenzius
 
Hallo Demenzius,
ich habe der Hilfe zugesagt und wurde trotzdem mehrfach gebeten. Und die Sache mit dem sozialen Dienst ist ernst gemeint gewesen (in einem anderen Haus). Im Moment arbeite ich in einem Haus mit "nur" einer Station auf 5 Etagen und insgesamt 2 Häusern, der soziale Dienst in diesem Haus hat vor 1 Woche mit 1:1 Betreuung angefangen.
 
@AS
Du hast keine Zeit für Menschlichkeit und Zuneigung? Mir ist schleierhaft wie du eine Erfüllung in deinem Beruf finden kannst, wenn du eigentlich vernachlässigst, was deinen Beruf ausmacht? :gruebel:
Menschlichkeit fängt im Kleinen an, Zuneigung ebenfalls! Ein freundlicher Gruß, die Privatsphäre respektieren (Türen schließen,Anklopfen), die Art wie ich mit den Bewohnern spreche und umgehe - das alles ist für mich Menschlichkeit... Was kostet denn daran Zeit? Ist es nicht eher so, dass es mehr Zeit kostet im Endeffekt unzufriedene Bewohner zu haben, als solche einfachen Dinge zu berücksichtigen??
Ich bin selbst in der Altenpflege tätig, ich kenne das Problem mit der Zeit, natürlich hat man nicht jeden Tag Zeit 30 Minuten Aktivierungen zu machen, aber wie gesagt dieses Stück Lebensqualität für den alten Menschen, nämlich, dass er würdevoll und menschlich behandelt wird, das fängt bei obengenannten Kleinigkeiten an!

Sheila
 
Hallo
Menschlichkeit und Zuneigung ist etwas, was keine Zeit und Geld kostet und auch nicht schwer fallen dürfte. Ein freundliches Lächeln, ein nettes Gespräch während der Körperpflege oder dem Essen kann ebenso Zuneigung bedeuten. Also wenn ich von mir ausgehe. Ich stehe nicht stumm neben meinen Bewohnern. Immerhin arbeite ich mit und an denen und das nicht zu wenig.
Schon mal etwas vom THERAPEUTISCHEN TISCHBESUCH gehört. Ein gutes Konzept für alle Zweifler.
Vielmehr liegt es an der Einstellung des Einzelnen. Wenn ich mit so einer Einstellung, dass ich keine Zeit habe auf die Arbeit gehe, wird es auch so sein. Ich habe diesen Spruch meinen Mitarbeitern ausgetrieben. Und es läuft seitdem viel besser.

Patrick
 
Hallo !!!

Ich habe mein Examen als Krankenschwester 1997 gemacht, dann in der ambulanten Pflege gearbeitet und jetzt im Seniorenheim.
Und ich muß sagen, daß mir zwar nicht für alle Bewohner die Zeit bleibt mich lang mit ihnen zu beschäftigen, aber statt meiner Zigarette geh ich halt mal mit einem spazieren, oder lese aus der Zeitung vor. Meist reicht es den meisten doch schon, wenn man mal auf ein kurzes Pläuschchen bei ihnen bleibt.
Und die fünf minuten konnte ich bisher immer irgendwie opfern.


Gruß Desi
 
Sheila schrieb:
@AS
Du hast keine Zeit für Menschlichkeit und Zuneigung? Mir ist schleierhaft wie du eine Erfüllung in deinem Beruf finden kannst, wenn du eigentlich vernachlässigst, was deinen Beruf ausmacht? :gruebel:
Menschlichkeit fängt im Kleinen an, Zuneigung ebenfalls! Ein freundlicher Gruß, die Privatsphäre respektieren (Türen schließen,Anklopfen), die Art wie ich mit den Bewohnern spreche und umgehe - das alles ist für mich Menschlichkeit... Was kostet denn daran Zeit? Ist es nicht eher so, dass es mehr Zeit kostet im Endeffekt unzufriedene Bewohner zu haben, als solche einfachen Dinge zu berücksichtigen??
Ich bin selbst in der Altenpflege tätig, ich kenne das Problem mit der Zeit, natürlich hat man nicht jeden Tag Zeit 30 Minuten Aktivierungen zu machen, aber wie gesagt dieses Stück Lebensqualität für den alten Menschen, nämlich, dass er würdevoll und menschlich behandelt wird, das fängt bei obengenannten Kleinigkeiten an!

Sheila
Nach dieser Aussage behaupte ich du siehst mich als "Ich-erledige-meinen-Job-mit-einer-Fresse-und-das-ist-gut-so"-Pfleger. Aber alles was du in diesem Text geschrieben hast, sehe ich als selbstverständlich (meistens). Aber wie fühlt sich der Mensch wenn man ihn nur beim Essenverteilen bzw. Medikamente verteilen sieht? Ich finde man sollte sich auch die Zeit für ein längeres Gespräch nehmen können ohne Angst zu haben, seine Arbeit nicht erledigen zu können. Und wenn das Argument mit Raucher kommt, ich bin Nichtraucher.
 
AS (GSF) schrieb:
Ich finde man sollte sich auch die Zeit für ein längeres Gespräch nehmen können ohne Angst zu haben, seine Arbeit nicht erledigen zu können.
Hmmm, ... und ich dachte immer, dass es unter anderem eine unserer Arbeit als Pflegekräfte ist, dass wir mit den Kunden reden. Allein schon diese Aussage, zeigt eigentlich, dass die Wertigkeit seltsam gelagert ist. Es wird jeden Tag einen Haufen Zeit darauf verschwendet, dass man jeden Kunden von oben bis unten abschrubbt, ohne seine/ihre Vorlieben / Biographie miteinzubeziehen. Und dann werden Gespräche, Spaziergänge, Beschäftigung usw nicht als Arbeit angesehen. Ein sehr verschrobenes Bild finde ich.
AS (GSF) schrieb:
Aber die Umstände in der wir uns, ich behaupte 99% aller im Altenheim befindlichen Mitarbeiter, befinden lassen sowas einfach nicht zu.
*zynikmodus ein* Du bist ja weit rumgekommen, dass Du 99% aller Altenheime beurteilen kannst *zynikmodus aus*
Es gibt auch andere Einrichtungen der Altenhilfe!
 
@ AS,
ich finde sehr gut zu hören, dass für dich diese Kleinigkeiten selbstverständlich sind- genau die habe ich ja mit Menschlichkeit in Verbindung gebracht. Du hast dich ausgedrückt, als wenn du selbst für diese Kleinen Dinge keine Zeit hast, so habe ich das verstanden! Ich wollte dir damit nichts unterstellen.
Ich werde nicht mit der Argumentation Raucher kommen, das ist ein anderer Stiefel. Und als Nichtraucher (ich auch), diskutiere ich nicht die Stiefel anderer Leute. Nur so viel dazu, in den mehreren Raucherpausen könnte man die Zeit sinnvoll nützen.
Ich gebe dir recht, wenn du sagst, es ist besser Zeit für lange Gespräche zu haben, keine Frage. Aber ich glaube die Zuneigung und Menschlichkeit auch auf "kleinere" Arten zu zeigen ist auch schon eine Menge wert. Längere, tiefergreifende Gespräche sind auch notwendig, ich versuche mir dabei halt eben Prioritäten zu setzen, um dafür Zeit zu gewinnen. Wie bereits schon von Mobitz erwähnt, stimme ich dem zu, dass man nicht jeden Tag jeden Bewohner von Kopf bis Fuß waschen muss (Wo bleibt da die Biographiearbeit?), so kann man doch am einen oder anderen Tag das Gespräch vorziehen oder vielleicht auch in die Pflege miteinbeziehen.
Sheila
 
Mobitz schrieb:
Hmmm, ... und ich dachte immer, dass es unter anderem eine unserer Arbeit als Pflegekräfte ist, dass wir mit den Kunden reden. Allein schon diese Aussage, zeigt eigentlich, dass die Wertigkeit seltsam gelagert ist. Es wird jeden Tag einen Haufen Zeit darauf verschwendet, dass man jeden Kunden von oben bis unten abschrubbt, ohne seine/ihre Vorlieben / Biographie miteinzubeziehen. Und dann werden Gespräche, Spaziergänge, Beschäftigung usw nicht als Arbeit angesehen. Ein sehr verschrobenes Bild finde ich.

*zynikmodus ein* Du bist ja weit rumgekommen, dass Du 99% aller Altenheime beurteilen kannst *zynikmodus aus*
Es gibt auch andere Einrichtungen der Altenhilfe!
Die Wertigkeit ist natürlich anders gelagert, weil ich keine Zeit, wie Du sie zu haben scheinst, habe (wegen Spaziergänge, Beschäftigung usw.). Ich muss mich mit Kleinigkeiten zufrieden geben, kleinere Gespräche bei der Pflege usw. also bitte kein verschrobenes Bild.

und zu den 99%. ES IST EINE BEHAUPTUNG
 
Tach, ich bin auch im Altenheim seit einem guten halben Jahr tätig, direkt nach dem Krankenpflegeexamen. Meine Ausbildungsschule hat mir den Job angeboten, sonst säße ich evtl. immer noch auf der Straße.....,wie so viele von meinen ehemal. Mitstreitern. In der Klinik wo ich gelernt habe, war keine Stelle mehr zu bekommen.
Und somit arrangiere ich mich schweren Herzens mit der Altenpflege.:|

Naja, jedenfalls nervt mich dort die Arbeit schon recht arg. Klar, muss ich mir immer wieder vor Augen halten, dass ich froh sein muss in der heutigen Zeit 'ne feste Arbeit zu haben.....Aber träumen von einer besseren, befriedigerenden Arbeit, darf man doch wohl!?

Meine Chefin hat mich echt gelobt am Ende der Probezeit, "das ich nicht mehr so fachlich spreche". Das ist für mich schon irgendwie ein Rückschritt, oder?
Denn wenn ich dokumentiere (läuft bei uns alles über PC), müssen es ja die Pflegehelfer auch kapieren können. Aber das die sich mal belesen, passiert ja auch nicht.
Schlimmstes Zitat von vielen in der Altenpflege: "Wieso wird das jetzt geändert!? Das haben wir doch schon immer so gemacht!" Klar, solche gibt's überall, aber gerade im Pflegeheim ist es extrem.
Naja, die Fortbildungen dort kann man sich als frisch examinierte, egal ob Krankenpflege oder Altenpflege sparen. Die erzählen echt nix Neues.

Und ich habe gemerkt, dass ich mit den alten Bewohnern leider nicht viel am Hut habe. Im Krankenhaus, wenn ein Patient ungemütlich ist, weiß man, der geht bald wieder. Aber im Heim muss man auch seine Nerven ganz schön zusammenhalten.
Ich hoffe, ich kann bald so schnell wie möglich ins Krankenhaus wechseln. Da mich ja auch das Fachliche interessiert.
Aber bitte liebe Altenpfleger/innen seht mein Beitrag nicht als Angriff an eurer Berufsgruppe an! Das ist halt nur meine Sicht von dem Ganzen und ich habe dort auch super Kollegen gefunden!
 
Netti schrieb:
Meine Chefin hat mich echt gelobt am Ende der Probezeit, "das ich nicht mehr so fachlich spreche". Das ist für mich schon irgendwie ein Rückschritt, oder?
Denn wenn ich dokumentiere (läuft bei uns alles über PC), müssen es ja die Pflegehelfer auch kapieren können.
Ich finde es eine seltsame Gewichtung Deiner Chefin. Ich denke, durch Fachsprache kann man profitieren. Und so bekommen dann vielleicht auch die Pflegehelfer mal einen Anreiz nachzufragen und so noch etwas zu lernen. Also bei mir wurde es nie negativ bewertet, dass ich Fachsprache nutze.
Netti schrieb:
Schlimmstes Zitat von vielen in der Altenpflege: "Wieso wird das jetzt geändert!? Das haben wir doch schon immer so gemacht!"
Wie Du schon schreibst, ... DAS gibt es wirklich überall. Der fehlende Wille etwas zu verändern ist leider eine Krankheit, die nicht nur im Altenheim vorhanden ist. Und auch da gibt es immer Leute, die schon gerne etwas ändern möchten. Nur sind die manchmal in der Unterzahl und organisieren sich nicht so, dass sie auch was bewegen. Dynamik ist immer schwieriger als Statik. Aber eben auch i.d.R. besser. Ein Dozent hat mir mal gesagt: "Stillstand ist Tod".
Netti schrieb:
Ich hoffe, ich kann bald so schnell wie möglich ins Krankenhaus wechseln. Da mich ja auch das Fachliche interessiert.
Das finde ich jetzt aber nicht ganz glücklich ausgedrückt. Es gibt viel Fachlichkeit im Altenheim. Gerade auch im Bereich der Betreuung. Du hast einfach andere Arbeitsschwerpunkte. Man kommt weg von der krankheitslastigen Pflege, sondern kommt in einen großen betreuerischen Bereich. Man hat halt weniger mit Medizin zu tun. Aber wenn man wirklich pflegen möchte, ist man im Altenheim glaub ich schon ganz gut aufgehoben.
Aber das ist eben das Problem, dass Krankenpflegekräfte so leicht ins Altenheim kommen, ohne eine wirklich Ahnung zu haben, wie denn dort gearbeitet wird. Und auch ohne große Teile der Ausbildungsinhalte gehabt zu haben. Dinge wie Tagesgestaltung, Beschäftigung, Werken, Tagesstrukturierung hat man in der Krankenpflege ja gar nicht, ... Psychologie, Soziologie, Gerontologie kommen zu kurz.
Liegt aber halt auch an der kurzen Ausbildungsdauer und der Struktur.
Mich würde schon interessieren, wie es die Schulen machen, die integrativ ausbilden und am Schluss mit beiden Abschlüssen enden.
 
@ Mobitz:

Habe mal gehört, dass die in meiner Ausbildungsklinik diese "integrative" Ausbildung (Krankenpflege, Altenpflege und Kinderkrankenpflege in 3 Jahren zusammen) angeboten wird.
Wie das dann genau funktionieren soll weiß ich auch nicht. Wahrscheinlich nehmen die in der Theorie mehr alters- und kinderspezifische Krankheiten bzw. die entsprechende Pflege durch. Denn Praktika musste ich auch schon auf der Kinderstation und im Altenheim während der Ausbildung absolvieren.
Ich mache gerade eine Weiterbildung zur gerontopsychiatrischen Fachkraft. Und da haben wir (Krankenpfleger/innen, ca. die Hälfte vom Kurs) schon gemerkt, dass wir speziell in den altersspezifischen psychiatrischen Erkrankungen kaum Ahnung haben. Und die Altenpfleger uns um einiges voraus sind.

Nur der Stationsalltag sieht bei uns anders aus. Da wird selten übers validieren, Bewohneraktivierung etc. gesprochen bzw. gar ausgeführt.
Es ist leider noch so, dass in der Altenpflege das Waschen immer noch Vorrang hat. Ich verbringe die Hälfte meines Arbeitstages bestimmt damit die Bewohner alle zum "glänzen" zu bringen. Und dafür, sorry, habe ich mich nicht 3 Jahre durch eine fachlich schwere Ausbildung gequält.

Ich habe während meiner Ausbildung gern mit technischen Geräten (Monitoren) gerabeitet. Das fehlt mir halt schon ein bisschen.

Und ich habe festgestellt, das in den Heimen es noch viel steifer und hierarchischer zugeht. Die Stationsleitung muss man mit "Sie" ansprechen, was ich aus dem Krankenhaus überhaupt nicht kenne und Neue Examinierte werden gleich ersteinmal heruntergeputzt, sogar von Pflegehelfern!
Vor zwei Monaten habe ich in einer stationsinternen Dienstbesprechung mal angemerkt, das die Lagerungspläne schlecht geführt sind. Ich habe da ja für die Allgemeinheit gesprochen und das wirklich mit Fingerspitzengefühl vorgetragen. Der Teufel war trotzdem los. Und in privaten Gesprächen stimmten mir viele Kollegen zu. Aber den Mund bekommt dann keiner auf.
Wer bei uns Kritik im Haus äußert, bekommt eh gleich eine Abmahnung. Ich komme mir im Pflegeheim wie eine Marionette vor.

Und was man so als Schichtleitung nebenbei (außer der Pflege) administratorisch zu erledigen hat, dass erkennen manche Pflegehelfer auch nicht an. Ich mache dasselbe wie die und noch mehr, in der selben Zeit und bekomme ständig zu hören: "Mach mal nicht so ein Stress!" Die haben gut reden, haben ja keine Verantwortung wie sie immer gleich heraushängen lassen. Klar, habe auch Pflegehelfer- Kollegen mit denen komme ich super aus, aber ich rege mich auch gerade über einzelne Leute auf. Also bitte nicht überbewerten!!!!

Und alles im Allen finde ich es halt recht deprimierend. Man kann ja von der Ausbildung eh schon so wenig umsetzen, aber im Pflegeheim kommt das noch krasser zur Geltung. Aber wie sagt man heute so schön: "Man soll froh sein, eine Arbeit zu haben!"
 
Netti schrieb:
Nur der Stationsalltag sieht bei uns anders aus. Da wird selten übers validieren, Bewohneraktivierung etc. gesprochen bzw. gar ausgeführt.
Das ist schlecht. Aber ich dachte, dafür gibt es dann Weiterbildungsabsolventen, dass durch diese neuer Wind reinkommt und "neue" Methoden eingeführt werden und Wissen vermittelt wird.
Aber es ist natürlich schon schwierig, wenn weder die Kollegen, noch die Leitungen für einen Wissenstransfer sind. Dazu später nochmal.
Netti schrieb:
Es ist leider noch so, dass in der Altenpflege das Waschen immer noch Vorrang hat. Ich verbringe die Hälfte meines Arbeitstages bestimmt damit die Bewohner alle zum "glänzen" zu bringen.
Hmmm, DA muss ich natürlich sagen, dass ich finde, dass das in der Veranwortung des einzelnen liegt. Und an den Wünschen der Bewohner. Ich kann mit mir gut vertreten, dass ich einen Patienten, den ich länger betreue nicht jeden Tag "abschrubbe". Weil ob man dem Hautzustand des Patienten damit nicht mehr schadet als nutzt, sollte man sich schon mal fragen. Das muss halt von Person zu Person und von Situation zu Situation entscheiden.
Das rituelle Frühgeschrubbe kann ich jedenfalls nicht gut heißen. Zumal viele ältere Menschen es biographisch gar nicht gewohnt sind, sich jeden Tag von Kopf bis Fuß zu waschen.
Also da denke ich auch, dass man sich viel Streß selbst macht.
Netti schrieb:
Vor zwei Monaten habe ich in einer stationsinternen Dienstbesprechung mal angemerkt, das die Lagerungspläne schlecht geführt sind. Ich habe da ja für die Allgemeinheit gesprochen und das wirklich mit Fingerspitzengefühl vorgetragen. Der Teufel war trotzdem los. Und in privaten Gesprächen stimmten mir viele Kollegen zu. Aber den Mund bekommt dann keiner auf.
Wer bei uns Kritik im Haus äußert, bekommt eh gleich eine Abmahnung. Ich komme mir im Pflegeheim wie eine Marionette vor.
Das spricht natürlich für ein massiv schlechtes Teamgefüge. Quasi ein worst-case Fall. Ich habe in 2 verschiedenen Einrichtungen der Altenhilfe gearbeitet, ... in keinem hab ich solche extreme Situationen erlebt.
Natürlich habe ich auch Missstände erlebt. Oder auch, dass es schwierig ist mit vielen ungelernten Kräften zu arbeiten. Oder auch die Schichtleitungsprobleme, dass man mehr am erklären ist, warum man was macht (und telefoniert und organisiert) als dass man Unterstützung bekommt. Kenn ich schon. Aber das klingt ja extrem anstrengend. Vielleicht hast Du wirklich einfach Pech mit Deiner Einrichtung und dem Team. Schon sehr seltsam.
Wobei ich noch am Rande erwähnen will, dass das "Sie" bei einer Stationsleitung auch Vorteile hat. Hab ich z.B. im Altenheim gelernt.
Aber vielleicht solltest Du wirklich einfach einen Arbeitgeberwechsel anstreben. Sobald Du halt mit Deiner Weiterbildung kannst. Es bringt ja nichts, wenn man Ideen und Vorschläge hat, dass man dafür niedergemacht wird. Sehr sinnlos.

Aber Du brauchst nicht glauben, dass es im Krankenhaus oft anders ist als Schichtleitung. Da habe ich auch meine normale Patientenzahl und darf nebenbei mit Angehörigen, anderen Berufsgruppen und Kollegen sprechen, ständig am Telefon hängen u.v.m.
Auch kein Spaß. Aber da es ja die meisten mal erwischt, wird man von den Kollegen dann auch immer gut unterstützt.

Bei Dir wird und muss es wohl zwangsläufig auf einen Arbeitgeberwechsel hinauslaufen. Schade eigentlich. Altenpflege hat auch echt tolle Seiten.
 
@ Mobitz:

Naja, ich muss zugeben, dass es bestimmt in anderen Einrichtungen schlimmer ist (habe vor kurzem das Buch "Abgezockt und totgepflegt" gelesen, nach den darin beschriebenen Schilderungen geht es echt noch schlimmer, leider).
Aber da sind ja auch mehr die Missstände speziell in der Pflege (Verwahrlosung der Bewohner, Dekubiti etc.) beschrieben. Und da muss ich bei meinem Haus schon anmerken, dass wir auf unserer Station keinen einzigen Dekubitus haben. Also vom pflegerischen werden die Bewohner bei uns echt gut betreut.
Ich vermisse halt als Mitarbeiter dass man seine Meinung äußern kann, ohne gleich von allen als Störenfried empfunden zu werden. Denn das kenne ich vom Krankenhaus anders. Da wird viel selbstbewusster die Meinung vertreten.
Ich konnte mich ja mal vor kurzem "einbringen": wir sollen die Stationsbäder und Bewohnerspeisesäle auf den Stationen umgestalten. Bloß jeder Vorschlag wurde wg. Geldmangel abgelehnt.
Die Beschäftigungsdame von unserer Station hatte zum Basteln immer wieder Material angefordert, was vom Sozialdienst des Hauses immer wieder abgelehnt wurde. Jetzt bringt sie schon selber alles mit, was von ihrem Geld stammt. 8O
Das Haus fordert genügend Beschäftigung für unsere Bewohner, was ja lobenswert ist, möchte aber nichts investieren. Und das ist echt frustrierend. Wenn ich euch verraten würde von welchem Träger das Haus ist, würdet ihr euch wundern, wie "barmherzig" die sind, wenn es ums Geld geht.....:angryfire:

Aber ist jetzt Wurst , Käse oder wie man das nennen mag.....ich bin vllt. auch für die Altenpflege nicht gemacht.
 
Hallo,
ich bin zufällig bei einer Recherche über Dekubitus auf dieser interessanten Seite gelandet. Ich habe mein Glück seit 2 Jahren in der Altenpflege gefunden :razz1:. Also sind Sie nicht alleine. 1998 habe ich mein Examen als Krankenschwester abgelegt und war danach 5 Jahre lang in der Onkologie tätig. Aber der zunehmende Wandel zur Assistenzkraft des Arztes und immer weniger Pflegetätigkeit hat mich dazu veranlasst ins Pflegeheim zu gehen. Die Zusammenarbeit mit den Ärzten gestaltet sich einfacher und ich habe Zeit um zu pflegen, was ja eigentlich der Grund der Auswahl des Berufes war.
 
Hallo "Hausdrache",

ich wundere mich das bei dir im Pflegeheim die Zusammenarbeit mit den Ärzten einfacher ist.
Denn bei mir Pflegeheim sind die Ärzte unausstehlich! Die kommen alle (ca. 15), außer einer mit einer Miene...., gehen nicht mal zur Visite zu den Bewohnern.
Die schreien schon am Eingang der Station ob es irgendetwas besonderes gibt und man sieht nur noch eine Rauchwolke Richtung Ausgang.:wink:
Und wir dürfen dann unseren Bewohnern erklären, warum sie 10 Euro Praxisgebühr zahlen, für nicht mal einen Händedruck.
Es ist ja auch so, das man auch mal kurz nachdenken muss, ob was besonderes dem HA zu berichten wäre, aber schwubs, schon sind sie weg...und man bekommt Anschiss von den Kollegen wenn man Schichtleitung hatte und den Arzt nicht über irgendwelche Dinge informiert hat bzw. gebeten hat mal "drauf" zu schauen.
Also das finde ich echt frustrierend.
Bei dir scheint's da ja besser zu laufen?

Mich hat mal ein HA angeraunzt weil ich vor der Visite angedeutet habe, das es sich evtl. um eine Mittelohrentzündung handelt. Der hat gemeint, ob ich jetzt der Arzt sei......Das stellt meine ganze Ausbildung in Frage.
Aber nicht desto trotz: im Krankenhaus gibt es auch so manche Ärzte die mit Vorsicht zu genießen sind, aber bei weitem nicht so schlimm wie bei mir im Pflegeheim!
 

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