Wenn das Beatmungsgerät piept, ruf ich den Arzt?!

Moin,
obwohl ich schon auf verschiedenen Intensivstationen und auch Häusern gearbeitet habe, so extrem wie von Narde beschrieben habe ich es noch nirgends erlebt. Kenne auch diverse Freiheiten inbezug auf Verstellung der Beatmungsparameter durch das Pflegepersonal. An meiner derzeitigen Arbeitsstelle hat die Pfege ziemlich viele Freiheiten; die extremen Verstellaktionen kommen dabei meistens durch die Ärzte zustande (mehrere Parameter auf einmal verändern, Insp. Druck um meherere Punkte herabzudrehen ...). Natürlich sollte jeder nur soweit Parameter ändern, soweit er sich dies auch zutraut.
Allerdings finde ich, das die Tätigkeit des Absaugens eine pflegerische ist, und dazu auch kein Arzt benötigt wird - was würde ich da nachts machen, zwei Ärzte für 22 Patienten, evtl. einer nicht auf Station, der zweite mit einem Patienten, dem es schlecht geht, oder einer Neuaufnahme beschäftigt ... - da würde der Patient zwecks absaugen dann stundenlang warten müssen wenn er Pech hat.
Gruß
 
Was bedeutet schon Intensiverfahrung?

Wo hat die Kollegin vorher gearbeitet? Intensivtherapie oder Intensivüberwachung?
Wie lange war sie dort tätig?
Wieviel Beatmungsplätze? Wie lange wurde durchschnittlich beatmet? Welche Geräte wurden genutzt?

Und nicht vergessen: ein Zwischenfall auf der Station kann bei manchen Ärzten eine Kontrollhysterie auslösen in dem Wahn, dann alle Eventualitäten abzuchecken zu können. Schnell kommen sie an ihre Grenzen bei einer Intensivtherapiestation mit mind. 50-80% Beatmunspat. und die Anweisung wird wieder zurück genommen.

Was spricht eigentlich dagegen, den Doc zu rufen? Sind die nicht mittlerweile überrepräsentiert auf den Stationen- meint anzahlmäßig den Pflegekräften überlegen?

Elisabeth
 
Hallo zusammen,
schön, dass ihr wen zum fachsimpeln habt. ich bin provinz FKS in der pampa auf einer interdisziplinären ITS, 8 betten, 3 beatmungsplätze und neu im programm ein hämofilter. Was an Ärzten zu uns kommt ist leider nicht die Uni erfahrene creme de la creme.
Früher wurden unsere beatmungspatienten von der anästhesie betreut, seit einigen jahren hat das nun das kompetenz team aus der inneren abteilung übernommen...:eek1:

wir haben keinen- nicht mal einen- arzt auf station.
studierte sehen wir nur 2 mal am tag zur visite. probleme bei beatmungen sprechen wir zwar an, aber lösungen erwarten wir nicht. wir sehen immer nur gesichter mit fragezeichen auf der stirn.

selbst notfälle bearbeiten wir größtenteils mit dem hilflosen arzt am fußende des bettes, die pflege intubiert, reanimiert, legt arterielle und venöse zugänge, stellt das Beatmungsgerät ein, sagt dem arzt, welche medikamente im patienten verschwunden sind, und bittet um schrifliche anordnung.

mit dem neuen schönen hämofilter läuft es genau so an, wir halten rücksprache mit dem krankenpfleger vertreter der firma, der uns mit problemen und einstellungen hilft. wir bitten den vertreter, unseren ärzten mal ins gewissen zu reden und ihnen klar zu machen, das solche patienten krank sind und eine blutkontrolle morgens etwas wenig ist.

ABER BITTE; WAS SOLLEN WIR DEN TUN?!!
WIR KÖNNEN DOCH NICHT TATENLOS ZUSEHEN

wir wollen doch das beste für den patienten, ich würde so gern den arzt in seiner arbeit unterstützen. wie beruhigend wäre das gefühl, jemanden im hintergrund zu haben, der kompetent genug ist, probleme zu erkennen UND zu beheben

Ich hoffe, ihr versteht, dass ich anonym bleiben möchte... (aber Ihr würdet mich an meinem geschwollenen hals erkennen)
 
Mir fehlen nach diesem Beitrag von Leberwurst die Worte ! :eek1: Ich hoffe sehr, dass das nur eine überzogenen Darstellung sein sollte. Vermutlich gibt es keine Pflegekraft, die sich noch nie über einen inkompetenten Arzt/ Ärztin geärgert hat ( und umgekehrt...), aber dennoch ist er derjenige, der diesen Kram studiert hat und es kann doch nicht sein, dass eine Intensivstation - selbst, wenn es noch so eine kleine Pipistation sein sollte - nur zweimal täglich von so einer Blindschleiche aufgesucht wird, die dann nicht mal in der Lage ist, Fragen zu beatworten und Pat zu therapieren!
Mir bleibt die Hoffnung, dass es sich um einen Einzelfall handelt.​
 
Nein, leider nicht überzogen.
Sicher, sie können Infarktausschluß oder ne Hypertension oder auch mal ein Lungenödem, nen entgleisten Zucker oder sowas in der Art.
Aber leider keine Intensivtherapie
 
Ich muß ganz ehrlich sagen, bei vielen unserer Ärzte bist Du einfach nur froh, wenn die da nicht mitmischen!!
Manchmal ist es echt unglaublich, was die anordnen :knockin:.
Wir regelen das mit der Beatmung alles nach unseren Blutgasen, gelegentlich fragen wir auch nach, was wir in bestimmten Situationen tun sollen, aber solange alles im Rahmen ist, entscheiden wir.
KLar, Grundeinstellung wenn die Maschine dran kommt, ist erstmal Arztsache.

Mein Gott, leberwurst, das ist ja unglaublich!! :eek1: Da würde und könnte ich gar nicht arbeiten.
Obwohl wir, wie gesagt auch, oft genug Ärzte haben,(Semesterweise wird gewechselt, die Guten gehen meist, die Bekloppten bleiben noch und arbeiten die Neuen ein, GROSSARTIG!!) die nicht wissen was zu tun ist, bei einer Rea ins Zimmer gucken und wieder gehen oder grad mal am Fußende stehen und völlig hilflos sind. Aber das sind doch eher die dusseligen Ausnahmen. Aber IMMER alleine sein und alles selber entscheiden und tun???
Bekommt Ihr wenigstens das Arztgehalt?? Ich bin schockiert!
 
Bei uns wird erwartet, dass wir selbständig und eigenverantwortlich agieren.

Beatmungstherapie: geht hauptsächlich von der Pflege aus---> Umstellung der Beatmungsmodis,- parameter anhand der BGA`s
Beatmungspflege: absaugen, Tubusumlagerung, Tracheostomapflege (immer Pflege)
Katecholamine und Analgosedierung: handelt die Pflege und die Ärzteschaft
Ernährung: Pflege führt aus und reagiert selbstständig
Insulin- und Kaliumperfusoren ziehen wir selbständig auf und hängen auch an, aber immer mit Info an Arzt
Ebenso gilt das für Nitro und Ebrantil.

Auch Disoprivan hängen und spritzen wir nach Bedarf selbststänig bzw. hängen es an.
Hämofilter rüsten wir selbst auf und anschließen tut es dann der Arzt, die Überwachung und die Problemlösungen erfolgen über die Pflege. Kenne es aber auch von der Uni, dass die Dialyseabteilung kommt und alles übernimmt. Wir wechselten dann nur die Beutel und überwachten.
Ich kann Viggos legen, intubieren könnte ich auch- aber wirklich tun würde ich es nicht. Dafür beherrsche ich die adäquate Maskenbeatmung und kann im Notfall eine Larynxmaske legen sowohl als auch eine neue Trachealkanüle einlegen. Ich kenne das aus der Praxis und habe es schon so oft getan, aber dort wo ich jetzt arbeite machen das die Ärzte. Ist mir auch nur Recht, denn die Zeit hätte ich dafür garnicht.

Alles geht nach Therapieplan und Info an Arzt. Das ist einfach aus haftungsrechtlichen Aspekten sinnvoll.
 
Hallo zusammen!

Also ich finde es nicht verkehrt, wenn die Pflegekräfte die Beatmung übernehmen. Bei uns ist es so, dass der Chefarzt uns regelmäßig darauf hin trimmt, dass wir alle mit dem Beatmungsgerät umgehen können. Das bedeutet vor allem, dass wir die Möglichkeit haben, auf Veränderungen in der BGA zu reagieren. Wir haben auch nicht immer einen Anästhesisten im Haus und wenn wir den wegen jeder "schlechten" BGA anrufen würde, dann würde er ja verrückt werden. Also ist selbstständiges Arbeiten angesagt. Bei uns ist es aber auch so, dass gewisse Pflegekräfte sich mehr zutrauen als andere und dementsprechend dann auch mehr machen und mehr dürfen. Wenn ich das Beispiel Prismaflex nehme. Bei uns ist es so, dass wir den Erstanschluss zusammen mit dem Doc machen. er gibt die Werte vor und sagt, wie er es sich vorstellt. Ab dem Punkt ist die Hämofiltration in unseren Händen. Wenn z.B. der Filter zu geht und die Nierenwerte sind noch nicht im Normalbereich, dann wird der Anästhesist darüber informiert und entscheidet, ob es weiter gehen soll. Das Abnehmen des Patienten von der Prismaflex und das neue anschließen ist dann pflegerische Tätigkeit. Um mal Nardes Beispiel aufzunehmen: Ich habe auch einige Kollegen in meinem FWB Kurs, die niemals an ein Beatmungserät gehen, weil das dort rein ärztliche Tätigkeit ist. Bei uns ist viel in die Hände der Pflege gegeben worden. Manchmal gut, erfordert aber auch ein hohes Maß an vertrauen und Kompetenz denke ich, was die Sache doch manchmal problematisch macht.

Gruß

Euer Intensivbaerchen
 
"Natürlich übernehmen wir ärztliche Tätigkeiten. Wir können doch nicht tatenlos zusehen. Es geht doch um den Patienten."
Kolleginnen und Kollegen, nehmt es mir nicht übel, aber ich kann es nicht mehr hören. (Bevor einer meckert: Auch wir stellen die Beatmungsgeräte ein. Ich weiß also, wovon ich rede.)
Aber ich bin doch nicht dafür zuständig, die Tatsache zu kompensieren, daß es Ärzte gibt, denen noch niemand beigebracht hat, wie eine Beatmung geführt wird. Ich kann auch nichts dafür, wenn der keine Arterie trifft. Ich mach´s dann trotzdem nicht.
Wenn ein Patient abführen muß, ich nicht weiß, wie ein Einlauf gemacht wird, erledigt den auch nicht Dr. House für mich (oder wie immer er heißt).
"Es geht um den Patienten." Das war schon in meiner Ausbildungszeit die Begründung für die Forderung, die eigene Pause zu verschieben oder das Wasserlassen. Der Patient hat Vorrang.
Hat er auch. Aber wir sind doch nicht dafür zuständig, dauernd die Unzulänglichkeiten Dritter zu kompensieren!
Selbstverständlich arbeiten wir, auch ich, mit Ärzten gut und normalerwesise konfliktfrei zusammen. Natürlich geben wir einem Arzt auch mal einen guten Rat.
Aber seine Arbeit soll er selber machen. Mein Selbstwertgefühl hängt nicht davon ab, wieviel ärztlichen Kram ich übernehme. Allerdings gebe ich zu, daß das früher auch anders war.
 
Es ist sinnlos I. R. Rigator. Man kann manche Kollegen nicht von ihrem Helfersyndrom heilen... und leider auch den Patienten nicht davor bewahren. Hier gilt der Spruch: Der Krug geht solange zum Brunnen bis er bricht. Hoffentlich erwischt nicht uns oder einen unserer Angehörigen dieser Bruch des Kruges der Überschätzung.

Elisabeth
 
Na jo, ich seh das Ganze etwas zwiespältig.

Ich habe wenig Probleme damit, z.B. regelhaft Braunülen in Patienten zu versenken oder mich um die Veränderung der Beatmungsparameter zu kümmern, falls diese erforderlich ist. Und wenn ich das nicht in meinen Pflegealltag zeitlich unterbringen kann, dann sollte ich mich neu organisieren.

Natürlich kann man kaum erwarten, dass die Pflege Inkompetenzen der Druiden der jeweiligen Abteilungen kompensiert, aber einfach mal drauflospoltern, wenn Kollegen einen Teil der ärztlichen Sachen übernehmen ( im Einzelfall, nicht in der Routine und ich muss zugeben, der Fall von Leberwurst ist hart ! ).

Findet nen Arzt keine Arterie und ich weiss, dass ich es ebenso kann, breche ich mir einen Zacken aus der Krone, wenn ich ihm hier helfe? Ich weiss, dass mir dieser Arzt dann aber auch mal beim Lagern hilft, wenn alle anderen keine Zeit haben - bei uns geht das auch mal.

Auch ich habe bereits während einer Rea ( bei der eben die anwesende Ärztin leider nicht intubieren konnte und eine adäquate Maskenbeatmung sowie ein Anästhesist in weiter Ferne waren ) nen Schnorchel in die Patientin reingesteckt - muss ich jetzt nen schlechtes Gewissen haben, denke nein. Ebenso wie ich auch schon Schnorchel aus Patienten herausgezogen habe, wenn diese zur Intubation anstanden und ihn bereits fast rausgehustet haben.

Mal abgesehen davon, dass ein Szenario, wie Leberwurst es beschreibt rechtlich vermutlich irgendwo im organisationsverschuldeten Strafrechts-Gebiet rangieren dürfte kann man meiner Ansicht nach kaum alle Situationen verurteilen, in denen die Pflege mal etwas macht, was nicht ihrem originären Arbeitsfeld entspricht.

Cys
 
Na jo, ich seh das Ganze etwas zwiespältig.

Cys


Danke du sprichst mir aus der Seele, alle Daten weisen daraufhin das Pflegegetsteuertes Weaning und Sedierungsprotokolle bessere Überleben und Outcomes produzieren.

Das für diese zusätzlichen Aufgaben auch zusätzliches Personal eingestellt werden sollte, halte ich für selbstverständlich..... ein Controller sieht das bestimmt anders

Gruß und frohe Ostern
 
Das für diese zusätzlichen Aufgaben auch zusätzliches Personal eingestellt werden sollte, halte ich für selbstverständlich..... ein Controller sieht das bestimmt anders

Jau- denn er hat den Beweis, dass es auch mit wenig Personal geht und das zu einem von der Krankenkasse akzeptablen Erfolg. Wen interessiert der Patient?
Bedenke: Beatmungsstunden bringen Geld. Zuviel Aktivität im Weaning könnte Einnahmen kosten.

Elisabeth
 
Es ist sinnlos I. R. Rigator. Man kann manche Kollegen nicht von ihrem Helfersyndrom heilen... und leider auch den Patienten nicht davor bewahren. Hier gilt der Spruch: Der Krug geht solange zum Brunnen bis er bricht. Hoffentlich erwischt nicht uns oder einen unserer Angehörigen dieser Bruch des Kruges der Überschätzung.

Elisabeth
Kann mich nur anschließen. Auch wenn ein erfahrener Kollege viele Tätigkeiten sicher besser hinbekommt als ein unerfahrener Doc, die Einarbeitungszeiten werden immer kürzer, gleichzeitig steigt die allgemeine Arbeitsbelastung. Und zu erwarten, dass man seine Freizeit opfert, um sich Dinge anzulernen, für die in der Einarbeitung keine Zeit war, finde ich ein Unding.

Und sich dann als Leitung darauf verlassen, dass der auch ja ins Buch geschaut hat, und schwupps: hier haste deinen Patienten und den Respirator und nun mach mal.

Ich habe es live erlebt wie erfahrene Kollegen und ITS-erfahrene Ärzte in zwei hinteranderfolgenden BGAs ne Unterzuckerung übersahen und den Patienten zerebral wegbeamten, weil sie einfach keine Zeit mehr hatten, die BGA gründlich zu studieren, und der Patient wohl die Tage vorher BZ-stabil war.

Es kann immer was passieren, selbst erfahrenen Kräften, auch wenn man eine Tätigkeit kann. Für solche Fälle gibts eine Haftpflicht, die gegen "Kunstfehler" absichert. Diese schützt die Docs, aber nicht mich, wenn ich am Respirator rumspiele. Muss nurmal ein Angehöriger zur Besuchszeit beobachten, und keiner weiss dass es ein Anwalt ist.
Am Ende wird 1.tens der Stationsarzt Probleme haben, nachzuweisen, dass er das nur an Pflegekräfte deligierte, die das können hatten, und 2.tens wird man selbst das PRoblem haben, nachzuweisen, dass man das Können hatte.
Fahrlässige Körperverletzung und Organisationsverschulden ist da ganz nah, wenn man nicht durchs Deligieren geschützt wird. Oder gibts auf den ITS-Stationen dann einen Respirator-Schein, ähnlich dem Spritzen-Schein?

Wenn ich am Respirator was verändern will, brech ich mir kein Bein ab, dem Doc die BGA vorzulegen, und ihm die Veränderung vorzuschlagen, und mit der BGA zu begründen. Dann hat der Doc auch gleich noch was gelernt, und wird in den meisten Fällen sagen: "ok, mach das", und er muss dann mit seinem Namen die geänderten Parameter dokumentieren. So kann ich als Pflege immer noch Einfluss nehmen auf die Beatmung meines Patienten, bin aber rechtlich auf der sicheren Seite, und ich schütze junge Kollegen vor Fehlern aufgrund von Überforderung, wenn sie niemals alleine am Respirator manipulieren.

Finde das auch mittlerweile ein ziemliches Unding, dass das anscheinend auf vielen Stationen so lax gehandhabt wird. Entweder gehen eure Einarbeitungszeiten sehr viel länger, oder ihr erwartet von den Neulingen unbezahlte Überstunden, mit dem Lehrbuch zuhause, und bestehlt sie in meinen Augen damit. Die Freizeit gehört nicht zur Arbeitszeit, und wenn ich will dass der Kollege sich in Beatmungsmuster einliest, muss ich ihm in der Arbeitszeit die entsprechenden Kapazitäten schaffen.

Manche haben im Privatleben soviel zu tun, die könnten das gar nicht in aller Ruhe mit nem Buch zuhause rumsitzen.
Wenn alles gut geht, und eine erfahrene Pflege auf einen üblichen ITS-Patienten trifft, ist das sicher alles kein Problem, aber eine unerfahrene Kraft am Respirator, da würde ich als Schichtleitung ziemliche Angst um die Patienten haben.
 
Moin Fleschor_Max

Verlagere die Diskussion mal per Fullquote in diesen Thread

Wollt hierdrauf nochmal eingehen

Zitat Zitat von Dirk Jahnke Beitrag anzeigen
Elektrolytentgleisung: Da zäumst du das Pferd aber von hinten auf. Eine respiratorische Azidose bzw. Alkalose hat ja noch mehr Auswirkungen (Vigilanz,Gefäßtonus,cerbrale Durchblutung , Atemantrieb ....)
Die Sache ist natürlich, dass die von dir genannten Sachen schnell auffallen durchs normale Monitoring und die Patientenbeobachtung. Eine Elektrolytentgleisung kann sich stundenlang unbemerkt entwickeln, und dann merkt man es erst, wenn man die nächste BGA macht oder an instabiler kardialer Funktion aufgrund stark verschobenen Kaliums ;).
Von den ganzen Auswirkungen einer respiratorischen Azidose/Alkalose find ich die mögliche Elektrolytentgleisung deshalb am unsympathischsten, da muss man schon einen guten Blick fürs EKG haben um das ohne BGA mitzubekommen, bevor es komisch wird.

Muss gestehen das ich eine respiratorische metabolische Entgleisung des Kaliums unter Beatmung durch Fehleinstellung in 17 Jahren noch nicht erlebt habe.
Mit Blick auf das verschobene AtemVolumen reagiert man in meinem Arbeitsbereich bereits vor einer BGA. Eine drohende schwere Azidose nehme ich eher am Respirator bzw. dem Spo2 war als am EKG oder Komplikationen durch die Hyperkalämie.
Ersteinstellung nach Gewicht und in der Regel passt das.
Eine Hyperkalämie durch resp. Azidose bedarf ja schon einer ordentlichen minderventilation und da sollten schon einige Alarme losgehen. (Spo2 , AMV minimum)
Spreche hier von "normalen" Beatmungen ohne bereits vorliegender Ventilationsstörung bei Ersteinstellung.

Sollte das bei euch vorkommen oder vorgekommen sein habt/hattet ihr meiner Meinung nach ein riesiges Problem. Könnte dann natürlich auch an fehlender Beobachtung/Wissen in Sachen Beatmung (Ärzte ?!) liegen.
 
Sollte das bei euch vorkommen oder vorgekommen sein habt/hattet ihr meiner Meinung nach ein riesiges Problem. Könnte dann natürlich auch an fehlender Beobachtung/Wissen in Sachen Beatmung (Ärzte ?!) liegen.
Wir sind eine Uniklinik, hier wird gelehrt, und manchmal sind da echt unkompetente junge Ärzte dabei. Zum Glück die Ausnahme, aber das zeigt mir immer wieder, was schiefgehen kann und dass ich froh sein kann, dass ich keiner Einarbeitung das beibringen muss.

Du denkst erstmal an Hyperkaliämie, aber es kann auch andersrum laufen:
Patient mit hochgrenzwertigem Digitoxin-Spiegel und Kalium-Spiegel bei 3,5-3,7 unter laufendem KCL, weil man den Doc nicht überreden kann die KCL-Laufrate höher zu nehmen. Patient seit längerem mit dezenter Azidose aufgrund ungenügender Respiration eingestellt. Kommt einer an, und hebt das AMV stark an, und wenn es dumm läuft haste nach ner Weile Kaliumspiegel knapp um die 3 und schöne Bradykardien.

Andersrum kann es genauso dumm laufen, wenn du von nem hochgrenzwertigen Kalium unter respiratorischen Alkalose, durch Änderung der Beatmungsparamter zu einer normwertigem pH oder einer leichten Azidose kommst.
 
Moin Fleschor_Max

Tja, was soll man da schreiben ?

Das hier Kaliumprobleme mit dem pH / der Ventilation indirekt steuern könnt (oder nicht :lol1:), auch eine Art. Wir kümmern uns eher direkt ums Kalium. Da spielt der pH auch bei leichten Abweichungen von der Norm eher weniger eine Rolle :knabber:

Da hoffe ich das eure Patienten schön mitatmen und sich um die Normoventilation selber kümmern :lol1:

PS: sehe unter Hypokalämien eher tachycarde Rhythmusstörungen
 
Mamamia.....
Dirk, deine Beiträge schätze ich sehr aufgrund des fachlich hoch kompetenten und konstruktiven Inhaltes. Ich finde es bewundernswert, wie ausdauernd und gelassen du auf diese "Kompetenzschaulaufen" eingehst.
D.
 
Du denkst erstmal an Hyperkaliämie, aber es kann auch andersrum laufen:
Patient mit hochgrenzwertigem Digitoxin-Spiegel und Kalium-Spiegel bei 3,5-3,7 unter laufendem KCL, weil man den Doc nicht überreden kann die KCL-Laufrate höher zu nehmen. Patient seit längerem mit dezenter Azidose aufgrund ungenügender Respiration eingestellt. Kommt einer an, und hebt das AMV stark an, und wenn es dumm läuft haste nach ner Weile Kaliumspiegel knapp um die 3 und schöne Bradykardien.

Andersrum kann es genauso dumm laufen, wenn du von nem hochgrenzwertigen Kalium unter respiratorischen Alkalose, durch Änderung der Beatmungsparamter zu einer normwertigem pH oder einer leichten Azidose kommst.

Seit wann werden Pat. denn Bradycard, wenn sie ein tiefes Kalium habe?

PS: sehe unter Hypokalämien eher tachycarde Rhythmusstörungen

Ah okay:) ich dachte schon ich hätte wichtige Veränderungen des Kaliumhaushaltes nicht mit bekommen :)
 
Und sich dann als Leitung darauf verlassen, dass der auch ja ins Buch geschaut hat, und schwupps: hier haste deinen Patienten und den Respirator und nun mach mal.

Finde das auch mittlerweile ein ziemliches Unding, dass das anscheinend auf vielen Stationen so lax gehandhabt wird. Entweder gehen eure Einarbeitungszeiten sehr viel länger, oder ihr erwartet von den Neulingen unbezahlte Überstunden, mit dem Lehrbuch zuhause, und bestehlt sie in meinen Augen damit. Die Freizeit gehört nicht zur Arbeitszeit, und wenn ich will dass der Kollege sich in Beatmungsmuster einliest, muss ich ihm in der Arbeitszeit die entsprechenden Kapazitäten schaffen.

Manche haben im Privatleben soviel zu tun, die könnten das gar nicht in aller Ruhe mit nem Buch zuhause rumsitzen.
Wenn alles gut geht, und eine erfahrene Pflege auf einen üblichen ITS-Patienten trifft, ist das sicher alles kein Problem, aber eine unerfahrene Kraft am Respirator, da würde ich als Schichtleitung ziemliche Angst um die Patienten haben.
Es ist zwar etwas OT und ich weiss auch nicht wielange deine Einarbeitung ging, bei uns wird 6 Monate eingearbeitet - dazu gehört auch die Funktion und die Basic's der Beatmung. Wie will sonst jemand in die FWB gehen, wenn er die Zusammenhänge nicht verstanden hat, zwischen Hypokaliämie und Hyperkaliämie - wann gibt es Tachycarderhythmusstörungen, ähm die hängen ja garnicht mit der Beatmung zusammen. Ähnlich wie bei Dirk, behandeln wir diese nämlich auch nicht mit veränderten Respiratoreinstellungen.

Geniesse deine Freizeit - ich persönlich lese auch interessante Dinge in meiner Freizeit, manchmal sogar Fachbücher.
 

Ähnliche Themen