Welche Qualifikation sollte ein Mentor haben?

Lillebrit

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Hallo,

ich kann mir gut vorstellen, dass viele dieser in den Beiträgen angesprochenen Mentoren seit Jahren - und ohne nennenswerte Fortbildungen- auf Station arbeiten.....das Examenswissen ist entweder veraltet oder vergessen!

Diese Leute haben nun in der ersten Linie einen Versorgungsauftrag ( nämlich die Arbeit am Patienten) und nebenbei auch einen Bildungsauftarg.
Nun wäre es Interessant zu wissen, was die von Euch erwähnten Personen bewogen hat, sich mit Schülern auseinader zu setzen.....denn dieses impliziert für mich das Selbstbild einen ständig Lernenden.....

Keiner hat das gesamte Wissen für sich gepachtet und etwas nicht zu Wissen ist menschlich....allerdings kommt es auf den Umgang hiermit an.

Warum nicht dem Schüler antworten: " Das weiss ich so spontan auch nicht....aber wir recherchieren beide mal im Netzt danach, Morgen tauschen wir die Ergebnisse aus".
Auf diese Art haben beide einen Gewinn.


Lille
 
Ich denke oft ist ein Problem dass unsere Kollegen einfach keine Zeit haben (oder sie sich nehmen?) mir hat man mit einem pauschalen "Ja ja" als ich fragte ob dass das der richtige Pen sei, zu verstehen gegeben dass man Actraphane vormittags spritzen sollte obwohl diese eigentlich für den Abend waren.

War kein so schlimmer Fehler laut meiner Praxisanleiterin, aber ist natürlich blöd wenn man es falsch macht und dann noch mit dem "Ausreden Argument" dass jemand anders das gesagt hatte, ankommen müsste.
 
Hallo Heidi,

und damit wären wir bei einem meiner Lieblingsthemen....wie können Pfflegekräfte ohne nennenswerte pädagogische Ausbildung ( und die 160 Stunden FB zum Mentor fällt in meinen Augen unter die Kategoerie "nicht nennenswert" ....) einen solchen Job übernehmen?

Wer entscheidet überhaupt über die pädagogische Eignung einer Pflegekraft hierzu?

Wie können solche Menschen die Bewrtung eines Schülers (und damit auch manchmal die Entscheidung über das Bestehen der Probezeit !) übernehmen ????

Aber das führt hier jetzt wohl zuweit ....
 
Und nun überlege ich, ob ich überhaupt unterrichten soll und darf... so ganz ohne Studium und ohne pädagogische Grundausbildung. Ich hab nicht mal die Mentorausbildung. Ich bin ein reiner Autodidakt.

Ja wer entscheidet über die Kompetenz? Wer hat die pädagogsichen Fähigkeiten? Und sind diese nur über ein Studium zu erwerben?

Ich habe mich übrigens ganz bewusst gegen ein Pflegepädagogikstudium entschieden. Mir sind zuviele Pflegepädagogen begegnet, die wohl studiert haben... das Gelernte aber nicht anwenden können. Die Ergebnisse ihrer Bemühungen habe ich dann in meinen Seminaren.

Aber wie immer trifft die Aussage glücklicherweise nicht auf alle Pädagogen zu. Ich bin dankbar, dass ich hier im Forum solche Lehrer wie z.B. flexi kennen lernen durfte.
Umsomehr bin ich allerdings betroffen, da ich gerade von dir lillebrit diese Beurteilung der Mentorenarbeit nicht erwartet hätte.

Elisabeth
 
Hallo Lillebrit,

bevor ich jetzt hier meine Meinung kundtue, welche Qualifikationen/Ausbildung sollte in deinen Augen ein Mentor haben?
Was für eine Weiterbildung muss er haben?
Welche Schlüsselqualifikation braucht er deiner Meinung nach um überhaupt als Mentor zugelassen zu werden?

Liebe Grüsse
Narde
 
Hallo zusammen,

oh je....da habe ich ja was losgetreten.......

Ok, wie stelle ich mir einen Mentor vor (Brainstorming):

- Breitschaft zur engen Zusammenarbeit mit der Schule
- Interesse an der Wissensvermittlung
- Respektvoller und empathischer Umgang mit Schülern
- Bereitschaft neues zu Lernen; sich selbst als "ständig Lernenden " zu
definieren
- Bereitschaft zur ständigen Fort- und Weiterbildung
- Vorbereitung von kurzen Anleitungen und Recherche auch in der Freizeit
(also "Mehrarbeit" in kauf nehmen)
- Fähigkeit, sich selber innerhalb kurzer Zeit nötige Informationen zu besorgen
- Positive Einstellung gegenüber der Pflegewissenschaft
- Ehrlichkeit
- Bereitschaft, seine Meinung auch mal zu revidieren
- Offener Umgang mit "Wissenslücken"


Welches Wissen sollte er haben:

- Kenntnisse (theoretisch und praktisch) über aktuelle Pflegekonzepte ( mind.
Gk und AK in Kin. und Bas.)
- Theoretisches Grundlagenwissen zu den gängigsten Lerntheorien (wie
funktioniert Lernen ?)
- Fähigkeit zur geplanten Anleitung eines (oder mehrerer) Schüler
- Psychologie: Wahrnehmung und Beobachten mit Wahrnehmungsfehlern;
Grundlagen der Kommunikation; Grundlagen der Gruppendynamik
- Je nach Station vertiefte fachspezifische Kenntnisse seines Fachbereiches
(nach Möglichkeit mit Fachweiterbildung)


......to be continued


Das ist jetzt erstmal so meine spontane Auflistung.

Zusammengefasst denke ich an eine Neuem gegenüber aufgeschlossene Person, die Spaß am Umgang mit Schülern hat und bereit ist in dieser Hinsicht ( was Wissenvermittlung angeht) permanent dazu zu lernen.
 
Hallo Lille,

aber diese Mentorenfortbildung gibt es doch auch nicht mehr. Stehe jetzt irgendwie auf dem Schlauch. Soll er sich das nachträglich aneignen? Oder wie ist das gemeint? Stunden nachholen? Wieviel Stunden?

In der Psychiatrie ist Kin u. Bas nicht dringend erforderlich. Da sind andere Dinge wichtiger...aber ok, das ist hier auch nicht gefragt.

Ich denke, es kommt immer auf einem selber an, ob man diese Sache ernst nimmt. Dann macht man auch von sich aus Fortbildungen und eignet sich das an was benötigt wird. Andere wiederum verharren auf einmal Gelerntes...egal von Mentor bis Pädagoge...Es ist immer eine Einstellungssache. Den Mentoren kann man keinen Vorwurf machen, dass sie so wenig Stunden damals hatten. Nur der Mentor, der sich nicht weiterentwickelt....dem mache ich schon einen Vorwurf.

Liebe Grüße Brady
 
@ Lillebrit

Ein Punkt ist mir nicht ganz klar:
- Vorbereitung von kurzen Anleitungen und Recherche auch in der Freizeit
(also "Mehrarbeit" in kauf nehmen)
Gehst Du hier davon aus, dass diese Arbeit "gezahlt" wird? Dann sähe ich es nicht als Mehrarbeit in dem Sinne, weil ich dafür eine Ausgleichszeit bekäme.

In der Realität schaut es so aus, weil alles was ich zuhause mache mein Privatvergnügen ist. OK, momentan bin ich so dumm das zu machen. Aber meine Bereitschaft dazu sinkt stetig.
Ich spekuliere mal, dass in der Industrie keiner eine Arbeit unbezahlt mit nach Hause nimmt, wenn er sich nichts davon verspricht. (Und wenn es nur ist, seinen Job zu sichern)
Mir hat es noch keine Perspektiven eröffnet, dass ich unentgeltlich Arbeit (neben den Anleitungen auch Dienstpläne, Arbeitsgruppenmaterial, Qualitätszirkel....) mit nach Hause nehme. Obwohl das natürlich bei meinem "Managergehalt" *hust*erwartet werden könnte.

Wer entscheidet überhaupt über die pädagogische Eignung einer Pflegekraft hierzu?
Im Moment Zertifikate oder Diplome.
Man muss nur an seine Schulzeit zurückdenken und man weiß, dass ein abgeschlossenes Studium noch keinen guten Lehrer macht.

Ich bin mir auch nicht immer sicher, ob Vorgesetze die persönliche Eignung richtig einschätzen, bevor sie Mitarbeiter zu solchen Fortbildungen schicken.
Eigentlich bin ich mir sicher, dass es da Fehleinschätzungen gibt. Das ist ja oft schon der Kern des "Übels", da diese Mitarbeiter ihre Stärken vielleicht ganz woanders haben - oder wie bei uns einfach zu viele "Posten" nebenbei haben.

Mich würde aber auch interessieren, welchen Zeitrahmen (circa) Du ins Auge fasst für die Vermittlung des nötigen Wissens (wo ich Dir soweit zustimmen möchte) in der Weiterbildung für Anleiter.

Grüße
Michl
 
Hallo Michl,

grundsätzlich denke ich, dass die Mentorenarbeit - die heute ja zum Großteil von PAs geleistet wird- einen wichtigen Punkt der praktischen Ausbildung ausmacht.

Vom "Urteil" dieser PAS - oder früher eben Mentoren - hängt aber leider manchmal das weitere "berufliche Schicksal" von jungen Menschen ( SChülern) ab.... daher können PAs nicht gut genug geschult sein.

Warum denn keine "Praxislehrer" ? Ähnlich wie die alten Weiterbildungen zum Lehrer für Pflegebrufe....denke da an einen Zeitrahmen von 720 Stunden mit benoteter "Lehrprobe".
 
@ Lillebrit

Ist natürlich auch die Frage, welches Leistungsspektrum man von einem Praxisanleiter erwartet.

Welche Aufgaben soll er wahrnehmen? Danach sollte sich die Weiterbildung richten.
Ich muss relativ wenig theoretisches Wissen vermitteln. In der Regel suche ich mir Anleitungsthemen heraus, die theoretisch im Unterricht behandelt wurden. Mir obliegt dann die praktische Aufbereitung.

Stellst Du Dir freigestellte Praxisanleiter vor?
Meine Meinung: Eine Halbtagsfreistellung ja, komplett nein. Sonst haben wir wieder den Verlust des Bezugs zur Praxis.

Praxislehrer klingt ja wichtig und 720 Stunden ist viel. Ich frag mich nur wirklich, ob das wirklich nötig ist.
daher können PAs nicht gut genug geschult sein.
Ob ich hier nicht mit einem kontinuierlichen, verpflichtenden, jährlichen Fortbildungsangebot mehr erreiche als mit großer Stundenzahl und einer einmaligen Lehrprobe?

Ich habe heute immer das Gefühl jeder "sammelt" irgendwelche Fortbildungsnachweise und Zertifikate der Zettel wegen und nicht um sich wirklich weiterzuentwickeln. Und diese Zettel nutzen dann wirklich nur um beruflich weiterzukommen aber keinem Schüler, Mitarbeiter, Patient, Betrieb.

Grüße
Michl

PS.:Irgendwie frustet mich das grad. :( Wahrscheinlich weil ich meine Qualifikation in Frage gestellt bekomme. Obwohl ich ja momentan keinen Grund dazu habe, weil ich den aktuell nötigen Zettel ja besitze. :fidee:
 
Meine Meinung: Eine Halbtagsfreistellung ja, komplett nein. Sonst haben wir wieder den Verlust des Bezugs zur Praxis.

Genauso, sehe ich das auch. Denn Methodik allein wird dem nicht gerecht.

Ich habe heute immer das Gefühl jeder "sammelt" irgendwelche Fortbildungsnachweise und Zertifikate der Zettel wegen und nicht um sich wirklich weiterzuentwickeln. Und diese Zettel nutzen dann wirklich nur um beruflich weiterzukommen aber keinem Schüler, Mitarbeiter, Patient, Betrieb.

Das Gefühl beschleicht mich auch immer mehr*grübel*

Liebe Grüße Brady
 
Hallo Michl,

es war ja auch lediglich eine Überlegung von mir, ob man nicht PAs in diesem Umfang ausbilden und dann hauptamtlich einsetzen könnte......

Diese Überlegung mache ich im allgmeinen Kontext des "Akademisierungs- und Bildungswahns" .....in welchem schon die Pflegeerstausbildung an Hochschulen gefordet wird.....in welchem man den Bachelor Science zur Zeit auch unter dem Schwerpunkt "Anleitung und Beratung" machen kann....

Sicherlich ist Deine Überlegung richtig, ob eine kontinuierliche Fort - und Weiterbildung nicht nützlicher wäre.....


Ich möchte hier keinem was böses und auch nicht die Qualifikation von einzelnen hier in Frage stellen; dass ist nicht meine Intention.....


Vielleicht setzte ich auch lediglich meine eigenen Maßstäbe an mich selber an:

ich bin viel auf Fortbildungen.....weniger der bunten Scheinchen wegen als aufgrund der Tatsache, dass ich an mich den Anspruch habe, in bestimmten - für mich spannenden- Gebieten den Schülern einfach fundiertes Wissen zu bieten....

Ich kenne im Gegenzug aber auch meine Grenzen; hatte neulich ein Angebot als Dozentin für Kinaesthetics im Rahmen der OTA Ausbildung.......habe dieses z.B. abgelehnt, da ich mich da nicht " mal eben in 3 Tagen rein arbeiten kann".
Ehe ich da so was "halbes tue" verweise ich lieber auf Kollegen aus diesem Fachgebiet.



Lille
 
Hallo Lillebrit,

ich zitiere jetzt mal eine Kollegin aus dem Forum, die gerne darauf verweist, dass Pflege bezahlbar bleiben muss.
Ich habe viele Kolleginnen und Kollegen, die ohne einen PA-Kurs sehr hervorragend anleiten, mindestens genauso gut wie ich, die das passende Scheinchen vorlegen kann.
Ich kenne auch einige PA die durchaus Luschen sind.
Ich will jetzt nicht auf den "Studierten" herumhacken, aber ich kenne auch einige Lehrkräfte die sehr "weltfremd" sind.

Meiner Meinung nach macht ein besuchter PA-Kurs, mit egal wievielen Stunden noch lange keinen guten Praxisanleiter.
Ich weiss aus der praktischen Erfahrung, dass es mittlerweile nicht mehr so einfach ist, dass Kolleginnen und Kollegen freiwillig Schüler anleiten, auch wenn sie das notwendige Fachwissen haben. Woran es liegt? Gute Frage, zum einen an den fehlenden Ressourcen.

Liebe Grüsse
Narde
 
Hi Narde,

das Problem der mangelnden Ressourcen sehe ich auch.....deshalb finde
ich ja auch hauptamtliche PAs ( die evéntuell ab und zu nochmal auf Station mitarbeiten , um " dran zu bleiben" ) sinnvoll. Gerade weil eben viele Schüler Anleitung nur sporadisch erhalten und eher zufällig .....

Nein, natürlich macht lediglich der Schein noch keinen guten PA aus.....in meiner "Wunschliste" für einen Mentor ( über diese Menschen " mit der alten Qualifikation" haben wir ja ursprünglich gesprochen) stehen ja auch viele Dinge zur Persönlichkeit dieses Menschen, welcher er in meinen Augen mitbringen sollte.

Zur Bezahlbarkeit der Pflege: ....och das klappt schon ....ist ja nicht so, dass man nun als "Pflegeakademiker" deutlich mehr verdienen würde *ggg*
 
Huhu zusammen !


Ich teil ja die Ansicht das oft Anleitungen zu kurz kommen .....

aber hauptamtlich jemanden zu haben ? ich weiss ja nich :gruebel:

Hinzukommt, das ich wenn ich für meinen Bereich spreche (Psych.), ich der Ansicht bin das es ja auch nich sooooooo viele wirkliche Anleitungssit. gibt.
Ich leg bei den Schülern mehr Wert darauf das sie Dinge wahrnehmen/ erspüren, ein bisschen Fingerspitzengefühl entwickeln........hauptsächlich die Angst vor dem Patientenkontakt verlieren

Das kann ein PA durch ein Studium und mangelnder Psychiatrie Erfahrung glaub ich nich so lebhaft vermitteln ( das is meine ganz persönliche Meinung!)

Desweiteren kann ich mich Narde nur anschliessen ....

Ich glaube nich das ein Haus tatsächlich aus dem Pflegebudget einen hauptamtlichen PA einstellen würde... und wenn doch, würd ich, wenn man mich vor die Wahl stellt lieber eine ex. Pflegekraft haben wollen ...... so leid mir das für die Schüler dann tut das ihnen ein akademischer PA vorenthalten wird ..... das wär nur mal so rein wirtschaftlich gedacht....

werden uns doch eh schon immer mehr stellen gestrichen und ich muss die Patientengrundversorgung gewährleisten


Lieben "kritischen" Gruss

:D
 
Hi eunerpan,

ich habe mich auch eher auf den somatischen Bereich bezogen.
Es gibt übrigens durchaus Häuser, die hauptamtliche pAs haben.....die machen dann nichts anderes als Anleitungen.
Ist insofern gut, weil man eben nicht immer "zwischen den Stühlen steht" ....also man hat dann einen Bildungs- aber eben keinen Versorgungsauftrag. Diejenige hat dann z.B. ein eigenes Büro und ist wirklich lediglich " mit Schülern unterwegs".....

Ob solche Stellen jetzt vom Budget für die Pflege abgezwackt werden : keine Ahnung.


Zu den Bachelorn: auch die haben eine Grundausbildung sowie Berufspraxis in der Pflege!
Ich denke, dass in knapp 15 Jahren - wenn es die Flächendeckend gibt- diese für Posten in der Stationsleitung und eben der Praxisanleitung eingesetzt werden ( fürs gleiche Gehalt....höchstwahrscheinlich....).

Ist ja wie in den Schulen : wir studierten bekommen auch nicht mehr als die Weitergebildeten....darum haben wir bessere Chancen auf dem Markt.

ich denke, der Trend in der Pflege geht - leider - dahin dass man "immer mehr auffahren muss" um fürs gleiche Gehalt in diesen Zeiten überhaupt einen Job zu bekommen :-(
 

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