Was will die Pflege eigentlich?

@ rauber

was hast du denn erwartet? gibt es eigentlich noch einen beruf, in dem sich so rasend schnell neue richtlinien oder erkenntnisse entwickeln, wie in der pflege?

ich glaube nicht. deshalb ist es eben schwierig die richtigen antworten hier zu finden. vielleicht sollte man ein pro und ein contra thread eröffnen und dadurch zu den benötigten antworten kommen.

diese frage umfaßt ein riesiges maß an antworten und fragen die geklärt oder gegeben werden müssen. deine reaktion ist gleichzusetzen der bundestagsdebatten. viel gerede aber irgendwann kommt man zu dem schluss das mir die meinung des anderen nicht zusagt und steige aus der diskussion, ja aus allen aus.

ist der falsche weg. das zumindest kann ich sagen.

leider ist aber auch sehr wahr, dass sich ein diskutieren nur lohnt, wenn man auch jemanden damit erreichen kann.
wen würdest du denn erreichen wollen mit diesem thread?
die entscheidungsträger sind gefragt und da gibt es einfach noch zuviele, die soweit von der basis weg sind, dass sie überhaupt keine ahnung mehr haben, was sich ändern muss.

in meinem haus fangen sie an, alles und jeden zu standardisieren. entweder ich ziehe mit oder ich suche mir einen neuen job. so einfach, wie du dir das svorstellst geht es eben nicht.
anpassung ist das zauberwort. ich versuche über eine von mir ins leben gerufene pflegekommission in meinem haus etwas für unseren berufszweig zu machen. die ersten vorschläge wurden, trotz sinnhaftigkeit fast alle abgeschafft.
man geht eben mit der zeit. nicht alles war schlecht in der vergangenheit. aber wir müssen aber mit der zukunft gehen.
standards, epa, fott, basale stimm.; bobath etc. sorry leute, aber leider ist nicht genügend personal da. ihr üsst heute nur zu 5 arbeiten.
vergesst nicht die 7 röntgentermine, die 3 entisolierungen und die 2 patienten die dekanüliert werden müssen.
ach ja da kommt noch einzugang von der intensiv. ist gestern von der beatmung runter, soweit stabil, aber wir brauchen das bett.

hallo?

was ich ersteinmal möchte ist
> mehr zeit für mene patienten haben ( mehr personal ist aber nicht )
> gesellschaftliche akzeptanz ( pflegenotstand ist immer noch ein tabuthema in der gesellschaft, hauptsache sir monty macht auf die ach so armen ärzte aufmerksam, die ja so körperlich belastet sind.[da kommen mir glatt die tränen]
> angemessener lohn für ein system mit 3 schichten, wochenende wie feiertagsarbeiten. dienstzeiten von 12 und mehr tagen

desweiteren:

wie elisabeth schon anmerkte, paragraph "schlag mich tot", absatz ihr wißt schon in unserem märchenbuch "krankenpflegegesetz"

da steht doch soweit alles drin.

ich möchte ebenfalls nicht ständig der sündenbock für alles sein. die pflege ist grundsätzlich schuld. allerdings sind wir die profession die noch eher am progressivsten daher kommt.

fazit:

es gibt zuviele schaltstelle, die sich hier einmischen und meinen alles besser zu wissen.
politiker, ärzte, pflegewissentschaftler, die vielleicht noch nicht mal in der pflege gearbeitet haben mag ich ganz besonders.

könnte noch stundenlang hier meinen monolog abhalten. es gibt zu viele baustellen, aber keinen bauleiter...

kopfschüttelnd und frustriert
euer westend

:wut::wut::wut::wut::wut::wut:
 
Stimmt, in der Pflege wie in der Medizin ist es zwar so, dass sich alles rasend schnell weiter entwickelt, in der Regel jedoch erstmal auf Granit stößt, auf Skepsis - "wir machen das aber immer schon so (und nicht anders)".

Die Innovation, der Mut zur Weiterentwicklung muss vor allem von unten kommen, denn wenn alle neuen Entwicklungen nur als ein Überstülpen von oben und eigentlich als Schikane und als Kosten-Senkungsmaßnahme empfunden werden, hat es keinen Zweck.

Jetzt sagt Elisabeth, dafür brauchen wir die Pflegekammer! Jaaa, schon, bloß hat ja auch der Arbeitgeber Sorge dafür zu tragen, dass seine Angestellten gut ausgebildet, motiviert, gesund... sind. Da fängt doch QM an! Wir können nicht alle Kosten selber tragen. Okay, die Aufgaben der Pflege gehören ein für allemal formuliert und festgeschrieben, aber Fortbildungen gehören meiner Meinung nach in den Alltag integriert und man darf sich davor auch nicht drücken dürfen. Nur, wer jedes zweite WE arbeitet, mag dann verständlicherweise das dritte auch mal zuhause sein. Fortbildungen für die Pflege müssen realisierbar sein, im Team stattfinden und mit dem Einsatzort zu tun haben. Ich hätte Sorge, dass die Pflegekammer ganz schnell aufhört, für die Pflege tätig zu sein, sondern nur noch fordert - wie alle anderen auch.
Die gesamte Pflegeausbildung braucht eine große Reform.

Fakt ist, dass die Personalkosten der größte Ausgabenfaktor am KH sind. Warum? - Weil in Deutschland hohe Sozialabgaben an den Staat gezahlt werden. Also halten die Häuser die Personaldecke dünn. Wir wollen natürlich alle nicht noch weniger staatliche Absicherung, wobei man über einzelne Ausgaben diskutieren könnte. Doch kann man bei dem niedrigen Personalstand und der geringen Netto-Bezahlung natürlich keine 1a-Pflege erwarten. Die Häuser müssen aufhören, ständig von der Pflege zu fordern, sondern sie in ihrem Rahmen selbst aktiv werden lassen.
Die Pflege muss lernen, den Pflegeprozess bei sich selbst anzuwenden und selbst nach Möglichkeiten der Veränderung im gegebenen Rahmen suchen, sich dafür aber auch konstruktiv mit den angeblichen Machthabern auseinandersetzen. Das braucht Mut und Selbstbewusstsein.
 
Zuletzt bearbeitet:
Stimmt, in der Pflege wie in der Medizin ist es zwar so, dass sich alles rasend schnell weiter entwickelt, in der Regel jedoch erstmal auf Granit stößt, auf Skepsis - "wir machen das aber immer schon so (und nicht anders)".
die rasend schnellen Entwicklungen in der Pflege sind bisher an mir vorbeigegangen.
Gut, ich bin jetzt schon ein paar Tage draussen aus dem Job, aber wenn mir ein Programm eines Intensivpflegetages in die Finger fällt, dann seh ich da die gleichen Themen wie vor 10 Jahren (und das sind häufig medizinische Themen)

Fakt ist, dass die Personalkosten der größte Ausgabenfaktor am KH sind.
Fakt ist eher dass der soziale Dienstleistungsbereich eine gewaltige Geldvernichtungsmaschine ist. Es weden keine Gewinne erwirtschaftet (wie auch), sondern Geld verbrannt.
Warum? - Weil in Deutschland hohe Sozialabgaben an den Staat gezahlt werden. Also halten die Häuser die Personaldecke dünn. Wir wollen natürlich alle nicht noch weniger staatliche Absicherung, wobei man über einzelne Ausgaben diskutieren könnte.
über welche?
Doch kann man bei dem niedrigen Personalstand und der geringen Netto-Bezahlung natürlich keine 1a-Pflege erwarten.
die erwartet imho auch keiner, ausser den Pflegenden selbst.
Derzeit wird die Qualität der Pflege soweit runtergefahren bis viele Betroffene schreien, zynisch, aber im Sinne der Erfinder
 
Ich habe ein kleines moralisches Problem damit, dass mit Krankheit Geld verdienst werden muss. Natürlich kostet der Dienstleistungssektor Geld... Werden wir Pflege wirklich irgendwann verkaufen müssen? So dass sich der Pat. den Umfang seiner Pflegeleistungen selbst aussucht je nach Umfang des Geldbeutels?

Ich glaube schon, dass die Pflege unter großem Druck steht, Leistung zu erbringen. Allein die Dokumentation impliziert: Du musst das und das und das schaffen, auch wenn die Zeit nicht da ist. Es gibt wohl so ein Denken, dass Pflege immer perfekt sein muss, sie darf gar nicht schlechter oder besser sein. Wie die "Mutter, die immer gut sein muss", dabei schafft es kein Mensch, immer gut zu sein.
Weg von diesem Psycho-Denken und mehr Sachlichkeit wäre gefragt.

Es gibt große Veränderungen in der Pflege - mit denen sich andere besser auskennen, bin ja im Funktionsdienst, ich lese nur - sie kommen bloß im Alltag nicht an. Intensivpflege, die du als Beispiel nennst, ist ja nun einmal auch eine sehr "medizinische" Pflege. Sicher hast du recht und mehr Pflegerelevanz wäre wünschenswert.

Mit den Staatsausgaben meinte ich, dass man sicher nicht mit allen einverstanden sein muss und bestimmt auch nicht alle zum Wohl der Allgemeinheit sind. Unbestritten kostet der Sozialstaat, ich meine unsere deutsche soziale Marktwirtschaft viel Geld.
 
@minilux
Ja, stimmt, von der Pflege selbst wird nicht viel erwartet, wir sollen funktionieren und agieren und ausführen und keine "Pflegefehler" machen, andererseits macht die Politik Druck; der Wettbewerb, der Run aufs Zertifizieren, Standards festlegen, Validieren usw.
"Qualitätsmanagement" müsste eigentlich das Unwort des Jahres werden. Es geht hier ja gar nicht wirklich um Pflege oder um den Pat. Es wird schlicht ein subtiler Druck von oben ausgeübt mit der Botschaft: Wenn ihr nicht mitmacht, können wir für eure Arbeitsplätze, eure Rente, eure Sicherheit nicht garantieren. Heutztage bist du nur mit Zertifikat gut genug.
Von der Pflege erwartet aber auch keiner, dass sie sich positioniert und den Mund aufmacht - vielleicht ist das ein Fehler, denn irgendwann wird es so sein, es ist nur noch immer nicht schlimm genug. Es haben noch nicht genug das System durchschaut.
 
morgen,

diskutieren - diskutieren - studieren - diskutieren und was ändert sich???

GAR NICHT´S!!!

LG
 
Von der Pflege erwartet aber auch keiner, dass sie sich positioniert und den Mund aufmacht

Doch, dass glaube ich schon, dass man das erwartet. Von Kollegen und auch von mir selbst erwarte ich dies eigentlich.
ABER und das ist nicht ganz unerheblich bitte ich folgendes zu bedenken. In Zeiten von befristeten Verträgen mit wenig Sicherheit und viel Druck wird es zunehmend schwieriger sich zu offen positionioeren. Man hält den Mund oder sagt das, was man zu sagen hat nur im kleinen vertrauten Kreis und dann auch noch sehr leise.
Hier im Forum kann ich laut alles äußern was ich will und beziehe eindeutig Stellung. Wenn aber mein Arbeitsplatz gefährdet ist wäge ich ab und mache schon mal die Faust in der Tasche.
 
Na ja, genau das meine ich ja mit dem "subtilen Druck von oben".
Die Frage ist nur, ob der Arbeitsplatz wirklich dadurch gefährdet ist, dass man seine Meinung äußert, denn das ist nicht verboten, und ob er dadurch, dass man nichts sagt, weniger gefährdet ist.
Wir sind doch so eine riesige Berufsgruppe, da müsste man doch was bewegen können - eigentlich!
Bin aber auch ziemlich hoffnungslos.
Also, wo sind die positiven Stimmen?
Gibt es denn überhaupt welche, die an ihrem Arbeitsplatz positive Erfahrungen machen? (wenn ja, wo ist das, kann ich mich da bewerben? :lol: )
 
Na ja, genau das meine ich ja mit dem "subtilen Druck von oben".
Die Frage ist nur, ob der Arbeitsplatz wirklich dadurch gefährdet ist, dass man seine Meinung äußert, denn das ist nicht verboten, und ob er dadurch, dass man nichts sagt, weniger gefährdet ist.
(wenn ja, wo ist das, kann ich mich da bewerben? :lol: )

@dieEv,

ja hab da ehrlich gesagt schon Angst bzw. wurde mir auch welche gemacht. Hab jetzt meinen zweiten befristeten Vertrag diesmal für ein Jahr. Als damals gestreikt wurde gegen die 42h Woche wurde mir indirekt zu verstehen gegeben das das nicht gewünscht wird und mein Arbeitsplatz nicht gesichert werden könnte(war 2 Tage streiken!).
Hatte auch schon viele Diskussionen so wie diese auf Station das wir mal den Mund aufmachen müssen uns positionieren müssen. Dann wurde mir aber von der Leitung zu verstehen gegeben das sie keinen Aufruhr brauchen könne, und das Jammern nichts bringt wir sollen doch froh sein um unseren Arbeitsplatz. Also mir macht das Angst und hab viele Kollegen denen es genauso geht.
 
Das ist die Sauerei, wenn die Drohungen aus den eigenen Reihen, von der eigenen PDL kommen.
 
Mir fällt da ein interessanter Aspekt auf : Grundsätzlich darf ich ja als KS gewisse "ärztl." Tätigkeiten übernehmen (Blutentnahme oder so). In der ambulanten Pflege kommt aber ein weiteres Problem dazu : Selbst, wenn ich bereit wäre, die Tätigkeit zu übernehmen, wer trägt die Kosten? :rofl:
 
Ich stelle mir die ganze Zeit die Frage:
"Wer entscheidet für uns die Frage der Übernahme von ärztlichen Tätigkeiten?"
Momentan sind das wohl eher "Inselentscheidungen" einzelner Krankenhäuser, die aus ihrer ökonomischen schieflage die Ärzte entlasten wollen, da diese ihre Aufgaben zum größten Teil gar nicht mehr in den Griff bekommen.
Entweder ist es die Bürokratie oder die ärztliche Unterbesetzung. Obwohl der Pflegethermometer 2007 etwas anderes über die Personallage sagt (Pflegereduzierung um 13,5% / Ärzteaufstockung um 19,5).
Aber das ist ein anderes Thema.
Eine weitere Frage wäre:
"Haben wir eigentliche eine Gesetzliche Grundlage für den Pflegebereich zur Übernahme von ärztlichen Tätigkeite?"
Sicher gibt es überall Lücken!!! aber eigentlich nicht!
Auch das muß erst einmal geklärt werden!
Aber ich glaube wir werden in den nächsten Jahren noch darüber diskutieren.
Es sei denn, der Marburger Bund entscheidet für uns!?
So wie der Marburger Bund vor einigen Tagen verkündet hat, dass sie die Heilberufsausweise (Erklärung unter Wiki) an die Pflege verteilen möchte.
"Was hat der Marburger Bund mit der Pflege zu tun?"
Deswegen möchte ich für eine Pflegekammer plädieren, die für all diese fragen zuständig sein soll!!!!

 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Um aus dem, was hier über viele Seiten geschrieben wurde, Ziele formulieren zu können, meine Frage: Hat jemand die Forderungen mitgeschrieben?
 
Mir stellt sich die Frage, wieso man seinen erlernten Beruf dadurch aufwerten will, dass man Tätigkeiten aus einem anderen Beruf übernimmt?
 
Ja, genau die Frage stelle ich mir auch immer.
Werden den konsequent alle Prophylaxen auf Station durchgeführt?
Ich denke eher nicht.

SG Martin
 
Also will die Pflege ihren Berufsstand durch ärztliche Tätigkeiten aufwerten, stellt sich mir immer noch die Frage nach dem Warum...
 
Hallo coco206,

weil Pflege nicht berufspolitisch denkt. Weil Pflege zersplittert ist, angefangen vom Helfersyndrom bis hin zur Ignoranz was unsere Aufgaben sind.

Aus falscher Denkweise was eigentlich Teamarbeit bedeutet.
Wo kein einheitliches Berufsverständnis entstehen kann. Nehme mal alleine hier dein Profil: Krankenschwester in Ausbildung->falsch, nämlich Auszubildende in Gesundheits-und Krankenpflege.

Es fängt im Kopf und das trägt dazu bei, sich Gedanken zu machen, die Wortwahl überlegen. Warum heißt es jetzt so? Warum heißen die anderen Kolleginnen noch Krankenschwester? Warum wollen die anderen es beibehalten und warum wollen meist Kollegen in führenden Rollen diese Anrede nicht?

Pflege will das alles nicht, sie wollen sich nicht mit sowas auch noch nach dem Dienst auseinandersetzen.

Also weiter jammern und warten, dass jemand von außen uns bestimmt, was ja jetzt schon bis hin zur Katastrophe läuft. Die Devise der Pflege ist Passivität, bei Aktivität müssten wir ja raus aus der Opferrolle.
Traurig, aber wahr. Ich hätte es auch lieber anders.

Gruß Brady
 
Hallo Brady,

du gibst genau das wieder, was die Pflege nicht versteht!

In Zeiten der DRG und der Strukturveränderungen (demographischer Wandel, Multimorbidität,...) muss auch die Pflege über ihr Verständnis der Pflege, der interdisziplinären Arbeit und im Bezug der Wirtschaftlichkeit überdenken.
Es werden Veränderungen auf allen Ebenen geben. Das fängt bei der Ausbildung (Gesundheits- und Krankenpflege, Altenpflege,...) und der Profession (BScN, B.A.,...) der Pflege an und hört bei den Arbeitsprozessen auf!
Auch der Sachverständigenrat (2007) hat sich mit der Thematik auseindergesetzt und hat den Veränderungen zugestimmt.
Wir werden uns auf langer Sicht gar nicht dagegen wehren können.
Jetzt müssen die Rollen neu verteilt werden und die Strukturen durch eine interdisziplinäre Arbeit ersetzt werden. Der Pflegebereich muss sich jetzt durch Weiterbildungen qualifizieren und sich solidarisieren um den Veränderungen mit der richtigen Profession entgegenzutreten.
Wir müssen auf die Strasse sonst werden wir fremdbestimmt!!!
Nur die Pflege kann sich mit den Aufgaben durch eine Institution wie z.B. einer Pflegekammer auseinandersetzen!

Aber in den einzelnen Foren wird nur gejammert. Macht den ersten Schritt und zieht die anderen mit! Das kostet Nerven und Zeit, aber nur so erreichen wir unsere Ziele.

Pflege im Aufbruch__Gemeinsam stark!
 

Ähnliche Themen