Was ist neu bei den Expertenstandards?

Kann Narde nur zustimmen!

Die Checklisten im Flugzeug sind dazu gedacht den Piloten vor folgendschweren Fehlern zu bewahren, indem komplexe Abläufe vereinheitlicht werden. Z.B. das Starten der Triebwerke, das konfigurieren des Flugzeuges vor dem Start, Landung und Reiseflug und vorallem in Extrem- und Notfallsituationen (z.B. Triebwerksausfall). Denn in der Fliegerei weiß man, das der Mensch die Unfallursache Nr.1 ist.
:besserwisser:
Die Expertenstandards solche ähnlichen Katastrophen in der Pflege verhindern. Vor noch gut 20-30 Jahren und mehr war das ja noch nicht sehr etabliert- es hab eine hohe Zahl an Dekus, Unterernährung etc. Natürlich gab es dafür noch eine Reihe anderer Ursachen. Aber diese Standards waren ein erster Schritt dagegen.

Man darf bei dem ganzen in der Tat nicht vergessen, das jedes Haus daraus ein eigenes Süppchen kocht, und die Standards spezifisch auf deren Situation auslegt und anlegt und ein eigenes System daraus erstellt. Das heißt in der Tat nicht, das nun jeder Depp nur ne Checkliste braucht um pflegen zu können.

Genausowenig wie man als Laie nun ein Flugzeug auch von der Startbahn von der Startbahn bekommt und erfolgreich ans Ziel fliegt und sicher auf den Boden, kann man mit Hilfe der Checklisten einen Menschen gesund halten/ pflegen. Aber sie sollen eben verhindern, das es zu "Katastrophen" in der Pflege kommt.

Kritisch sehe ich persönlich eher teilweise die sog. Hausstandards an. Jede unwichtigste, banalste Pflegetätigkeit wird dort in einer Art Checkliste vereinheitlicht. Zwar vereinheitlicht es gewisse Tätigkeiten, lässt aber auch das Hirn abschalten.
Man sollte schon begründen können warum man was tut, und nicht "weil es so im Hausstandard" steht.

Das ist dann auch unser Unterschied zu den Laien- wir haben den theoretischen, aber auch praktischen Hintergrund. Wir wissen, welche Folgen unsere verschiedenen möglichen Handlungen haben können und können dementsprechend handeln.
 
na da sind wir uns ja wenigstens in einem einig: eine Skala reicht net aus, um ein Risiko möglichst objektiv bewerten zu können. Diese Aussage ist mittlerweile ja auch in diversen Studien belegt. http://www.diss.fu-berlin.de/diss/s...ionid=4509966C96C34AD449B70250B64CAA77?hosts=

Um es mal bösartig auszudrücken: man weiß noch net so genau, welche Checkliste nun zum A830 gehört: Es gibt viele- aber man muss davon ausgehen, dass sie zu diffus sind. Ob da dann jemand in den Flieger steigen würde, wenn er das wüsste? ich glaube mal net. Nur in der Pflege ist dies möglich. Da gibt man sich mit einer Pseudosicherheit zufrieden. *grmpf*

Elisabeth
 
Zuletzt bearbeitet:
In der Tat gibt es im Flugzeug für jede Situation eine eigene Checkliste. Start bei warmen Wetter, Start bei kaltem Wetter, Start mit externer Stromversorgung, Start mit eigener Stromversorgung, Start mit defekten Instrumenten, plötzlichen Schäden....).
Die wichtigsten muss der Pilot übrigens im Schlaf kennen- erst im Handbuch nachkramen geht in vielen Situation einfach nicht.

Der Vergleich hinkt aber generell.

Aber ein Flugzeug ist eine Maschine- sie tut immer genau das, was man man von Ihr in der Situation erwartet.
Ein Mensch tut das eben nicht. Es gibt Menschen, die haben ein hohes Deku-Risiko und bekommen trotzdem keinen. Andere dagegen haben schon vom daran denken einen.....
Wenn wirklich objektiv sein wollen, dann müssten wir alle Parameter eines Menschen kennen: Regenerationsfähigkeit der einzelnen Zellen; Widerstandsfähigkeit; millimetergenaue Aufbau der Haut etc, etc....
 
*ggg* Skalen haben bei Menschen einfach natürliche Grenzen wenn es um die Diagnostizierung/Festlegung eines Risikos geht. Fachkraft braucht mehr Kenntnisse als nur das Wissen, was da auf der Skala als Risiko ausgewiesen wird.

Elisabeth
 
Ja, aber das wurde jetzt schon oft genug erklärt. Wieder der Vergleich mit dem Fliegen: Ein Pilot muss trotzdem eine lange Ausbildung machen, ne Menge Theorie in den verschiedensten Bereichen lernen. Z.B. Wetterkunde, Physik etc. und natürlich auch das fliegen selber. Dabei fängt er mit kleinen Maschinen an und steigert sich....

So ist es eben auch bei uns!
 
Ich habe auf den letzten drei Seiten viel über Flugzeuge und Piloten gelernt, aber noch nichts konkretes, was sich jetzt gerade am Expertenstandard Schmerz (sowie Dekubitus) geändert hat und wie ich sowas am besten umsetzten kann. Ein paar Erfahrungsbericht oder Ideen dazu fände ich mal klasse.

lg
 
So für alle die keine Lust haben den Dekubitusstandard zu vergleichen, hier eine kurze und knappe Zusammenfassung von mir für euch (was tut man als Mod nicht alles für die User).
Hatte der "alte" Dekustandard noch 7 Handlungsebenen, so sind es im neuen nur noch 6 - es wurde also etwas abgespeckt.
In den Handlungsebenen 1 und 2 hat sich nichts grossartig verändert.
In der Ebene 3 wurden die Druckreduzierenden Hilfsmittel in Druckverteilende Hilfsmittel gewandelt - da keines der eingesetzten Mittel den Druck reduziert, sondern nur auf eine grössere Fläche verteilt.
Die alte Ebene 4 entfällt nun.
Die restlichen Ebenen sind mehr oder weniger unverändert.

Der neue Expertenstandard fordert die individuelle Risikoeinschätzung nicht nur auf der Grundlage einer Skala.
Es soll dokumentiert werden - besteht ein Dekubitusrisiko ja oder nein, unter der Berücksichtigung der individuellen Risikofaktoren.

Aus dem fest vorgegebenen Zeitrahmen für das Vorhanden sein eines Druckverteilenden Hilfsmittel wurde ein umgehend (da der Zeitrahmen für den ambulanten und Altenheimbetrieb nicht möglich war). Vor allem dann wenn die Mikro und Makrobewegungen nur ungenügend vorhanden sind.

Die Ernährung und Hautpflege mit gezielten Massnahmen wurde gestrichen, da es keinen Hinweis darauf gibt, dass alleine mit diesen Mitteln ein Deku verhindert werden kann. Allerdings sollen die Ernährung und Hautpflege selbstverständlich im Pflegeprozess berücksichtigt werden.

Aus dem Bewegungsplan wurde der individuelle Bewegungsförderungsplan.
Aus dem Fingertest der Kompressionstest.

Desweiteren hat man festgestellt, dass so manche Feuchtwunde als Deku dokumentiert wurde.

Ausserdem heisst die Mehrzahl von Dekubitus nun auch Dekuuubitus - mit langem u gesprochen.

Skalen dienen der Dokumentation.

Sollte ich noch was vergessen haben, so darf dies gerne ergänzt werden.

Dieser Service ist von Krankenschwester.de selbstverständlich kostenlos für alle User :mrgreen:
 
Ausserdem heisst die Mehrzahl von Dekubitus nun auch Dekuuubitus - mit langem u gesprochen.
Klugsch...modus an: Die Mehrzahl heißt Dekubituuuus. Zweites U.
 
Sorry, war Tippfehler... Dachte doch das Wort sieht so seltsam aus...
 
Vielen, vielen Dank liebste Narde!:smlove2:
 
Vielen Dank für die vielen Erläuterungen
 

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