Was habe ich erlebt, das durch eine Pflegekammer verbessert werden könnte?

Ich erhoffe mir für meine Arbeit Verbesserungen durch eine Pflegekammer?

  • Ja, direkt für meine Arbeit.

    Stimmen: 14 18,7%
  • Ja, indirekt durch Verbesserungen für meine Berufsgruppe.

    Stimmen: 42 56,0%
  • Nein, bringt gar nicht

    Stimmen: 14 18,7%
  • Weiß nicht.

    Stimmen: 5 6,7%

  • Umfrageteilnehmer
    75
Da befindet sie sich in guter Tradition. Wie hieß nochmal der Politiker in Bayern, der sich ganz weit aus dem Fenster gelehnt hatte mit seiner Pro-Kammer-Äußerung?

Ich gehe jede Wette ein, dass Frau Rundt sich spätestens wenn es um das Einfordern von pflegeorientierten Gesetzesänderungen geht an nix mehr erinnern kann. Und nachdem ich bei der Bundes-SPD erleben durfte, wie die Partei der Sozialministerin die Wahlversprechen abwandeln kann, dann erwarte ich da auch nix anderes.

Elisabeth
 
Da befindet sie sich in guter Tradition. Wie hieß nochmal der Politiker in Bayern, der sich ganz weit aus dem Fenster gelehnt hatte mit seiner Pro-Kammer-Äußerung?

Ich gehe jede Wette ein, dass Frau Rundt sich spätestens wenn es um das Einfordern von pflegeorientierten Gesetzesänderungen geht an nix mehr erinnern kann. Und nachdem ich bei der Bundes-SPD erleben durfte, wie die Partei der Sozialministerin die Wahlversprechen abwandeln kann, dann erwarte ich da auch nix anderes.

Elisabeth

Markus Söder natürlich ;-)
 
... Die hören, die wirklich viel darüber wissen: ...
Solange nicht wieder mit der sinnentleerten Worthülse "Lobby" argumentiert wird- warum nicht. Die meisten dürfte interessieren, welche konkreten Auswirkungen die Kammer auf den Alltag hat. Was wird vom zukünftigen Mitglied erwartet außer der regelmäßigen Beitragszahlung.

Elisabeth
 
Müssen wir uns vom Hartmannbund, der aus der Dienstleistungsgewerkschaft ÖTV ausgestiegen ist und sich damit aus der Solidarität mit den anderen Gesundheitsberufen verabschiedet hat, sagen lassen, ob wir eine Pflegekammer brauchen oder nicht?

Hartmannbund zur Pflegekammer

Sollen wir jetzt anfangen und den Ärzten erklären, welche Absschottungspolitik sie betreiben, z. B. um um jeden Preis zu verhindern, dass Pflegekräfte eigenständig Pflegemittel verordnen können, weil das die Ärzte abrechenbare Patientenbesuche kosten würde. Sollen wir anfangen, uns in die Ärztepolitik einzumischen, z. B. die Überversorgung der städtischen Gebiete anzuprangern, die mitverantwortlich ist für den Ärztemangel auf dem Land? Sollen wir mal offenlegen, was angestellte Ärzte neben ihrem Gehalt noch alles persönlich abrechnen können. So manche Patienten oder Bürger würden sich wundern.

In diesem Fall ist mir egal, ob einige hier im Forum dem Hartmanbund inhaltlich zustimmen würden. Aber die Berufspolitik der Pflege geht die Abspalter-Gewerkschaft der Ärzte wirklich nichts an.
 
Der Vertreter des Hartmannbundes hat festgestellt, dass die Interessen der meisten Pflegekräfte bei "neben einer angemessenen Bezahlung auch ausreichend viele Fachkräfte" liegt. Das lässt sich nun mal nicht bestreiten.

Die Aufregung über solche Aussagen zeigt einmal mehr, dass man offensichtlich immer noch glaubt, dass die Kammer die Arbeitssituation der Pflegekräfte vor Ort verbessern wird. Dem ist nicht so. Ich würd mal sagen, da fliegt uns die verfehlten Werbekampagne pro Kammer um die Ohren.
Es lässt sich auch auch schwer argumentieren mit Pflegefachkompetenz und Co.. Das stieß bekanntlich vor allem dem Altenpflegeverband sehr sauer auf. Vielleicht sollten wir erst mal in den eigenen Reihen für Klarheit sorgen bevor wir solche Vereinigungen wie den Hartmannbund angehen, weil sie nicht pro Pflegekammer sind. Der Hartmannbund ist nicht zuständig für unsere Interessen. Schlimm genug, dass Pflegekräfte immer noch mehr Unterstützung von den Ärzten erwarten als von ihren eigenen Vertretern.

Elisabeth
 
Das sind Behauptungen, die nicht auf alle Pflegekräfte in Deutschland zutreffen. Du schmeißt immer und immer wieder alle Pflegekräfte in einen Topf und das ist nicht gerade konstruktiv. Spreche für Dich selbst und belege bitte Deine Aussagen auch mal mit Quellen, dann kommt es nicht mehr als Behauptung rüber. NICHT ALLE PFLEGEKRÄFTE SIND BLÖD. Nur Du stellst sie hier so dar und das kann ich einfach nich akzeptieren.
 
So leid es mir für deinen Idealismus tut- wir, die Pro-Kammer-Fraktion, sind in der Unterzahl. Ein ehemaliger Kollege brachte es auf den Punkt: Exoten. Das Interesse der Masse liegt nun mal nicht im Bereich der Berufspolitik. Sie begnügen sich mit der Forderung nach mehr Lohn und Personal. Und selbst hier wird erwartet, dass andere für sie aktiv werden.
Das Mutter Oberin-Prinzip hat sich all die Jahre gehalten. Nicht umsonst kam wohl der Gedanke, für die Kammer zu werben, indem man eine sekundäre Verbesserung der Bedingungen (Lohn und Arbeitssituation)versprach. Das fliegt uns jetzt um die Ohren.

Und bevor die Frage kommt- ich weiß auch nicht, wie man die Einstellung zur Berufspolitik ändern kann.

Elisabeth
 
Nicht umsonst kam wohl der Gedanke, für die Kammer zu werben, indem man eine sekundäre Verbesserung der Bedingungen (Lohn und Arbeitssituation)versprach.

Welche Pro-Kammer-Fraktion hat das getan? Ich kann z.B. hier nichts dergleichen finden: www.pflegekammer-jetzt.de

Ich muss mich pericardinchen anschließen: Ich hätte gern Quellen für hier aufgestellte Behauptungen.
 
https://www.youtube.com/watch?v=fDiXgS2qh6Y ... ist nur ein Jahr alt. Achte mal auf die Sonne.

https://www.youtube.com/results?search_query=Pflegekammer ... fängt gut an- um dann doch wieder beim Personalmangel zu landen.
Und die Antwort greift das letztere prompt auf... https://www.youtube.com/watch?v=LaAKdRoSsWQ . Interessant übrigens auch der Verweis, wo die Zwangsmitgliedschaft noch einen Haken hat.

Gut, die Diskussion stammt aus 2006- aber sie dürfte immer noch aktuell sein: http://www.krankenschwester.de/foru...-pflege-zukunft-fehlgeschlagener-versuch.html . Anno dazumal durfte ich mir vom DPR- Vorsitz noch erklären lassen, dass man ja den Begriff Pflege noch nicht definieren könnte. Ich gehe mal davon aus, dass man damit Pflege in Deutschland meinte. Sind wir da heute wirklich schon weiter?

Das ist der Alltag- auch nach 7 Jahren noch... http://www.krankenschwester.de/forum/diskussionen-berufspolitik/14952-will-pflege-eigentlich.html

Wir können uns alles schönreden. Keine Frage. Wir können Umfragen so verstehen, dass alle der gleichen Meinung sind. Spätestens wenn die Kammer da ist, wird die allgemeine Ernüchterung eintreten. Auch bei der Pro-Kammer-Fraktion. Die Erkenntnis, dass eine Pflichtmitgliedschaft noch lange nicht bedeutet, dass sich die Außenpräsentation der Pflege im Alltag ändert, dürfte mehr als bitter sein.

Wie hieß es jahrelang in der Pflege, wenn es um Veränderungen ging: kleine Brötchen backen. Wir haben jahrelang nicht mal gebacken sondern darüber gestritten, wie klein ein Brötchen sein muss, dass es von der Masse verdaut werden kann. Und jetzt wollen wir ihnen ein Brot vorsetzen wo sie nicht mal das Messer haben, es selber aufzuteilen? Das dürfte kaum funktionieren. Die Masse hat gelernt: aussitzen ist die Devise. Dann verschwinden die Visionen von "den da oben" von alleine.

Elisabeth
 
Hier gibt's neue Quellen:


4,8 Millionen Budget für schlappe 8 Euro pro Monat für Vollzeitkräfte und 4 Euro für Teilzeitkräfte - das sind doch mal Fakten.

Mit 4,8 Millionen, mit denen u. a. eine Mannschaft von 53 KammermitarbeiterInnen bezahlt werden soll, und das nur für Niedersachsen, kann man schon was erreichen. Wenn alle Länder je nach Größe ähnliches Potential aufbauen und zusammen eine Bundespflegekammer gründen, wird Pflege in der Politik aber richtig mitmischen, ganz abgesehen von den Selbstverwaltungsrechten, die ebenfalls starke Möglichkeiten eröffnen.

Natürlich wird es eine Weile brauchen, bis der Laden richtig läuft und die Kammerleute sich die Hörner abgestoßen haben. Und es werden auch keine Wunder geschehen. Aber auf die viel beschworene Augenhöhe kommen wir nur, wenn wir uns wenigstens annähernd so stark - auch finanziell und personell - aufstellen, wie die bisher mächtigsten Berufe im Gesundheitswesen.

Mit der Pflegekammer wird unsere Berufsgruppe im Wachstumsmarkt Pflege nicht mehr allein von den Kassen und Kassierern gesteuert und klein gehalten werden, sondern beim Gesetzgeber und in der Öffentlichkeit ordentlich mitmischen.

Das Lamentieren, dass die Pflegenden sich sowieso nicht bewegen oder die große Masse kein Bewusstsein hätte, können wir getrost zu den Akten legen. Das stimmt einfach nicht mehr.

Wird Zeit für Verdi, die Seite zu wechseln zurück zu uns Pflegekräften und weg von privaten Niedriglohn-Arbeitgeberverbänden, damit sich Verdi wieder auf ihre Kernkompetenz - Tarifverhandlungen - konzentriert. Pflegekammer, Pflegeberufsverbände und Gewerkschaften sind ein gutes Trio für unseren Berufsstand. Das Beschwören von mehr Personal und mehr Geld allein bringt, wie wir seit vielen Jahren erfahren haben, eben nicht mehr Personal und mehr Geld. Wenn wir was erreichen wollen, müssen wir alle Register ziehen und uns auf Zusammenarbeit besinnen.

So wird es kommen. Mögen die Kämpfer in den verschiedenen Lagern nicht zu viele persönliche Verletzungen davon getragen haben und die Stärke besitzen, die strategischen Vorteile der Zusammenarbeit zu erkennen und zu nutzen. Wer das nicht tut, wird früher oder später zu den Verlierern gehören.
 
Und wieder die Werbung mit mehr Lohn und mehr Personal. Wann wird endlich begriffen, dass die Aufgabe einer Kammer woanders liegt. Aber mit Professionalisierung in der Pflege lässt sich nun mal nix reißen. Es wird geerntet, was man vor Jahren gesät hat- Checklisten und detaillierte Arbeitsbeschreibungen waren und sind der Tod der Professionalisierungsbestrebungen. Warum wurden sie eingeführt? Weil man alle auf ein Level heben wollte. Dumm nur, dass der Mensch keine Maschine ist und sich der Pflegebedürftige weigert, sich in ein enges Korsett pressen zu lassen.

Übrigens- nicht wenigen werden die 4-8 Euro sauer aufstoßen. Der TVöD/AVR ist nicht überall Grundlage der Entlohnung. Die Lebenshaltungskosten steigen in den letzten Jahren.. auch für Pflegekräfte. Von daher- man sollte nicht immer so tun, als wenn das Peanuts sind. Pflegekräfte haben ein berechtigtes Interesse daran, aufgeklärt zu werden, was die Kammer konkret für sie im Alltag bringen wird. Was machen die 53 Mitarbeiter leisten? Was wird vom Mitglied erwartet? usw.


Elisabeth
 
Und wieder die Werbung mit mehr Lohn und mehr Personal.

:roll:

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" Die Pflege und die in der Pflege Beschäftigten werden mir einer Pflegekammer eine deutlich Aufwertung erfahren." Zu ihren Aufgaben gehört indes nicht, Tarifverhandlungen über die Löhne und Gehälter in der Pflegebranche zu führen - das bleibt die Angelegenheit der Tarifvertragspartner, nämlich Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände. Die Zuständigkeiten der Pflegekammer sollen vielmehr von der Vertretung der Interessen der Pflegekräfte beispielsweise in der Öffentlichkeit, in Gremien und bei Gesetzgebungsvorhaben über die Beratung der Mitglieder, die Vermittlung bei Streitigkeiten und die Ausstellung von Berufsurkunden bis hin zur Weiterbildung und Qualitätssicherung reichen."
aus: Presseinformationen | Nds. Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung: Erste Informations- und Diskussionsveranstaltung zur Einrichtung einer Pflegekammer

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"Wird Zeit für Verdi, die Seite zu wechseln zurück zu uns Pflegekräften und weg von privaten Niedriglohn-Arbeitgeberverbänden, damit sich Verdi wieder auf ihre Kernkompetenz - Tarifverhandlungen - konzentriert. Pflegekammer, Pflegeberufsverbände und Gewerkschaften sind ein gutes Trio für unseren Berufsstand."
 
Kernaufgabe von Verdi und den Niedriglohn-AG. Verdi ist nur so gut wie seine Mitglieder. Und wenn es zu wenige Pflegekräfte gibt, die sich gewerkschaftlich organisieren wollen oder können, dann kann auch Verdi kein Wunder bewirken. Und Niedriglohn-AG können nur deshalb einen Dumpinglohn anbieten weil es immer noch genug Leute gibt, die sich lieber unter Wert verkaufen um hinterher von anderen zu verlangen, dass dieser Missstand angegangen wird. Wir können mehr als froh sein, dass bei den Tarifverhandlungen zum TVöD die Müllmänner und Co. für unsere Rechte mitstreiten. Ohne sie wären wir verloren- siehe den Versuch der brancheneigenen Gewerkschaften. Die waren so schnell verschwunden, dass die meisten noch nicht mal was von der Entstehung bzw. der Aufgabe mitbekommen haben.

Erzählt mir also nix von dem Selbstbewusstsein der Pflege. Die meisten ziehen sich aus der berufspolitischen Verantwortung. Es ist doch mehr als bezeichnend, dass die Freiwillige Registrierung kaum genutzt wurde und man nur mit "Zwang" ein einheitliches Interesse vorheucheln kann. Denn nix anderes ist es, wenn man lediglich auf die Beitragszahler schielt.

Es geht bei der Kammer um die Professionalisierung der Pflege. Da sind Ideen gefragt und nicht welche sekundären Auswirkungen das ev. mal haben könnte.
Es geht um das Verständnis, dass unser Beruf mehr Reglementierung bekommen wird. Und da geht es nicht darum, die hauseigenen Standardordner mit den ausgegebenen Standards der Kammer zu füllen. Es geht um die individuelle Übernahme der Verantwortung für das eigene Handeln- täglich. Da reicht es nicht. Checklisten ausfüllen zu können und nach Drehbüchern zu arbeiten. Man muss verstehen, was man wann anwendet.
Ergo: Es wird von jedem Mitglied erwartet, dass es sich genauso engagiert wie die, die sich um die Kammer kümmern. Und letzteres wird ein großes Stück Arbeit das man eben nicht per Zwang erreichen kann. Hierfür würde ich mal so langsam Aussagen erwarten.

Elisabeth
 
@HHS: Danke für die Klarstellung. Die Posts von manchen Usern lese ich gar nicht mehr - ist mir empfohlen worden.
 
Und jetzt mal wieder ein Beispiel: Unfall im Heim: Richterin will omnipräsente Pflegefachkräfte

Das DRK betreibt in Zittau ein ... "Wohnpflegehaushalt für Demenzkranke". Neben den Pflegefachkräften sind hier auch ungelernte Kräfte beschäftigt, zum Beispiel eine Jugendliche, die in dem Haus ihr Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) absolvierte.Jene FSJlerin war an ... [einem] Unfall beteiligt... Wie schon viele Tage zuvor hatte die Helferin ... eine ... 84 Jahre alte Bewohnerin zum Mittagstisch geführt. Dort sollte sich die Frau kurz eigenhändig abstützen, während die FSJlerin einen Stuhl heranzog.
Die Bewohnerin stürzte und zog sich eine Femurfraktur zu. Es war ein logomotorischer Sturz, also einer, der seine Ursache hat in der verminderten Kraft der Bewohnerin hat, ihrem schwankenden Gangbild und intermittierendem Schwindel.
Die Kasse der Bewohnerin ... sah die Schuld für den Sturz beim Pflegeheim, das seiner Betreuungspflicht nicht nachgekommen sei. Und verklagte das Pflegeheim auf Erstattung der Op- und Behandlungskosten ... Das Heim hätte eine Pflichtverletzung begangen, "da die Versicherte nicht hätte allein am Tisch stehen gelassen werden dürfen"...

Das Pflegeheim ist zur Zahlung der Kosten verurteilt worden.

Das Gericht folgte der Argumentation des Klägers. Es läge ein "schuldhafter Pflegefehler" vor, "im Bereich des vollbeherrschbaren Risikos". Das Heim müsse zahlen...
Es sei ein "Organisations- und Überwachungsfehler" zu konstatieren, da die "ungelernte Hilfskraft" nicht die "zur Sturzvermeidung objektiv gebotenen Maßnahmen anwenden konnte".
Es handle sich um "einen Standardvorgang, der für eine Pflegekraft mit entsprechender Ausbildung überblickbar und mit der entsprechenden fachlichen Kompetenz auch vermeidbar gewesen wäre", heißt es im Urteil.

Dr. Georg Hanzl, Vorstandsvorsitzender des Kreisverbands des DRK Zittau als Betreiber des Pflegeheims und stellvertretender Vorsitzender des sächsischen Hausärzteverbandes flüchtet sich in Sarkasmus.
"Die Richterin hat eine Theorie entwickelt, wie viele qualifizierte Mitarbeiter in Zukunft für die Betreuung alter Menschen benötigt werden".
Dass es kaum noch Tätigkeiten am Patienten gebe, die auch FSJler, Hilfskräfte oder ähnliche Kräfte ausüben könnten, geht für ihn aus dem Urteil deutlich hervor; aber selbst Fachkräfte könnten nach seiner Interpretation nur schwer die juristischen Anforderungen erfüllen.
Pfleger, die dermaßen geschult sind, dass sie mit Sicherheit Stürze oder ähnliche Unfälle vermeiden könnten, entsprängen einer "lebensfremden Utopie", so Hanzl. Jeder ältere Patient müsste dann fast ständig von mehreren Fachkräften regelrecht umklammert werden, um Klagen der Kassen vorzubeugen. Oder, so Hanzl, man "müsste die betreffenden Heimbewohner den ganzen Tag im Bett liegen lassen".

Klar ist, dass man der FSJlerin keine Vorwürfe machen kann. Klar ist auch, dass die Pflegefachkräfte, die mit den Hilfskräften arbeiten, nicht alles selbst machen können. Klar ist auch, dass Stürze Alltag in der Pflege sind. Die meisten Stürze lassen sich nicht verhindern. Insofern ist man leicht geneigt, der Richterin zu widersprechen.

Aber nicht die FSJlerin und auch nicht die Pflegefachkräfte wurden verurteilt, sondern das Pflegeheim. Und in diesem Falle ist angesichts der gesundheitlichen Beeinträchtigungen der 84-jährigen, die auch der widersprechende Arzt anerkennen müsste, ein Sturz wirklich vorprogrammiert gewesen. Das heißt, in diesem Fall hätte man Vorkehrungen treffen müssen.

Vielleicht muss man dem Pflegeheimbetreiber dennoch beipflichten, dass eine adäquate Personalausstattung seitens der Kassen nicht finanziert wird. Stattdessen lässt sich jetzt auch noch die Kasse die Kosten für die Operation zurückzahlen und entzieht damit der Versorgung im Pflegeheim zusätzlich notwendige finanzielle Mittel. Von den Schmerzen der Patient ist (zumindest in dem zitierten Artikel) keine Rede.

Dieser Konflikt veranschaulicht wie so oft, dass es den Leistungsanbietern und den Kostenträgern, die in unserem Selbstverwaltungssystem fast alles unter sich ausmachen, nicht um die Verbesserung der Versorgung geht, sondern um das Abwälzen von Kosten.

Warum wird das Grundproblem nicht angegangen? Weder die Kassen noch die Pflegeheimbetreiber kümmern sich darum, das Qualitätsproblem in den Griff zu bekommen. Der zitierte Arzt ist sogar der Meinung, dass es einer "Utopie" entspräche, dass geschulte Pflegekräfte mit Sicherheit Stürze oder ähnliche Unfälle vermeiden könnten. Hier scheint wieder die Angst vor Fortbildungskosten durch.

Wie gesagt, viele Stürze sind tatsächlich Unfälle, also nicht vermeidbar, ohne die Lebensqualität betagter Menschen massiv einzuschränken. Hier hätte man aber den Sturz tatsächlich vermeiden können und müssen.

Was hier fehlt, ist eine Fachinstanz, die nicht nur per Gutachten offenlegen kann, ob ein Pflegefehler vorliegt, sondern die darüber hinaus auch gesellschaftlich Einfluss nimmt und offenlegt, wo die Fehler im System liegen. Eine solche Instanz, die die Perspektive der Pflege bzw. der beruflich Pflegenden, der Experten für den Pflegealltag, vertritt,
gibt es bisher nicht. Eine solche Instanz wäre eine Pflegekammer.

Eine Pflegekammer wäre per Gesetz die Instanz, die für das Gericht das Gutachten erstellt. Eine Pflegekammer, die mit einiger Zeit der Gutachtertätigkeit Erfahrung gesammelt hat, wird auch in der Politik und in der Öffentlichkeit gegen die Systemfehler Stellung beziehen und der Politik und der Gesellschaft mit handfesten Fakten den Spiegel vorhalten. Und sie wird es im Auftrag des Gesetzgebers tun als Körperschaft öffentlichen Rechts und in dieser Eigenschaft Gewicht haben.

Es kann nicht sein, dass man Schäden an Leib und Leben von Pflegebedürftigen nur als eine Frage der finanziellen Schadensbegleichung behandelt und sich nicht darum kümmert, was aus den Menschen wird, die den Schaden erlitten haben und künftig noch erleiden werden. Es kann auch nicht sein, dass man die mangelnde personelle Ausstattung für die Versorgung Demenzkranker einfach zu einem unlösbaren Problem erklärt (alternativlos?), mit dem man die Pflegekräfte, welcher Qualifikation auch immer, einfach allein lässt. Der Ärztemangel auf dem Lande ist auch nicht alternativlos. In der Pflege geht es genauso um Leben und Tod, um Gesundheit, Krankheit und Lebensqualität.

Wer kann hier die Pflege besser vertreten, als eine Pflegekammer?
 
Ich halte das Urteil für mehr als lebensfremd. Da wird eine Wunschvorstellung zum Gesetz erhoben ohne dass man die Dimensionen zu verstehen scheint. Aber warten wir erst mal die Veröffentlichung des genauen Wortlautes ab- falls es denn überhaupt dazu kommt. Man darf gespannt sein, wie die nächste Instanz urteilt. Der Beklagte hat meines Wissens bereits- zu Recht- Widerspruch eingelegt-

Aufgaben einer Kammer in diesem Fall...
1. Gutachten. Aber ist hier nicht schon bereits ein Pflegegutachter mit einbezogen worden? Ich hoffe mal nicht, denn dann könnte man denken, dass die Richterin ev. hier falsch beraten wurde.
2. ... und das halte ich für viel wichtiger. Es braucht endlich eine Vermittlung von Kompetenzen bezüglich der Delegierung von Tätigkeiten. Es ist nicht möglich, dies per Checkliste und Standard zu regeln. Wir müssen dringend weg von dem Schwarz-Weiß- Handeln wenn es um die Vergabe von Tätigkeiten an Hilfspersonal geht. Und es kann auch nicht sein, dass die professionell arbeitende Pflegefachkraft die Verantwortung an den AG delegiert.

Jeder ist für seinen Arbeit selbst verantwortlich. Heime, in denen konsequent eine Gefährliche Pflege angeboten wird, können nur existieren weil es immer noch genug Pflegekräfte gibt, die diese Mißstände erst möglich machen weil sie unter den Bedingungen arbeiten.

Elisabeth
 
Aus aktuellem Anlass: 40 Prozent weniger Fixierungen in NRW

Die Aktion, die diesen Erfolg gebracht hat, ist eine tolle Sache. Sie zeigt aber auch, was uns fehlt.

Welche Pflegekraft stand nicht schon mal auf dem Schlauch und wusste nicht, wie sie die Sicherheit eines Patienten gewährleisten soll, der unruhig ist und womöglich an Infusionsschläuchen oder Kathetern hängt. Besonders nachts, wenn die Pflegekraft allein ist, kann es extrem stressig werden. Wenn der oder gar die Patienten aufstehen und das Blut in den Infusionsschlauch zurückläuft, wenn der geblockte Katheter wie ein Gummiband zwischen dem am Bett hängenden Urinbeutel und dem Harnausgang des Patienten spannt, und man nicht weiß, wie lange das so schon geht, weil man in einem anderen Zimmer fast eine ganze Stunde mit anderen dringenden Problemen zu kämpfen hatte. Was soll man in einer solchen Situation machen? Wie oft löst man dieses Problem mit Fixierung, weil es nicht möglich ist, kurzfristig mehr Personal einzusetzen, sofern diese Option überhaupt existiert?

Ein gutes Gefühl hat man nicht dabei, wenn Patienten oder Pflegebedürftige oder Bewohner gefesselt werden "zu ihrem Schutz". Wenn man zudem auch noch weiß, dass man mit ein bisschen mehr Zeit die verwirrte Person ganz gut führen könnte, macht diese Art der Behandlung den Pflegebedürftigen nicht mehr zum Subjekt, um den wir uns kümmern sollen und wollen, sondern zum Objekt, weil die Fixierung nicht mehr primär seinem Wohl dient, sondern der unzureichenden Überbrückung mangelnder personeller Besetzung dient oder anders ausgedrückt den Zweck verfolgt, die Versorgung des Bedürftigen so auszustatten, dass es am Ende rentabel bleibt. Die Rentabilität hat mehr Gewicht, als Menschenrechte. Das ist verfassungswidrig, denn Menschenwürde bedeutet, dass jeder Mensch als Subjekt zu würdigen ist und nicht Objekt geringerer Interessen sein darf.

Das Dilemma bleibt an den Pflegenden hängen.

Solange es noch mal gut gegangen ist, was einerseits bedeuten kann, dass diesmal dem Pflegebedürftigen kein bleibender Schaden entstanden ist, was aber andererseits auch einfach nur bedeuten kann, dass es niemand gemerkt hat oder keine Schadenersatz- oder Schmerzensgeldzahlung fällig wird. Solange es also für die Pflegeeinrichtung keinen Schaden bringt, besteht aus Sicht der Geschäftsführung kein Anlass, etwas zu verändern. Zumal eine negative Bilanz schlicht die Existenz der Einrichtung bedroht, was wiederum wohl eher in der Reduzierung von Lohn, Zulagen und Weihnachtsgeld münden würde, bevor Konkurs angemeldet wird. Die Konsequenz, dass die Kostenträger (Pflegekassen, Krankenkassen, Sozialämter) die notwendigen Kosten decken müssen, wird nicht daraus gezogen, denn die Kostenträger verweisen einfach auf die Preise der anderen Einrichtungen, die es offenbar billiger können.

Wie sollen sich die Pflegenden aus diesem Geflecht von "Sachzwängen" und "Alternativlosigkeiten" befreien. Auch die Gewerkschaften können keinen Druck auf die Pflegeversicherung, die Sozialämter oder die Krankenkassen machen, denn die Tarife werden ausschließlich zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmer/Gewerkschaften verhandelt. Wenn ein bestreiktes Haus oder Pflegeheim die Löhne erhöhen würde, würde das die Kostenträger nicht jucken, solange es z. B. private Billiganbieter, wie den bpa gibt, die es günstiger machen.

Wie soll es also gehen, dass wir Pflegenden, die das Leid der Pflegebedürftigen hautnah miterleben, nicht frustriert werden, innerlich kündigen oder abstumpfen?

Ohne eine Interessenvertretung, die andere Möglichkeiten hat, auf die Rahmenbedingungen Einfluss zu nehmen, wird sich an diesem Dilemma nichts ändern, selbst dann nicht, wenn unsere Berufsverbände und Gewerkschaften nicht nur 10% unserer Berufsgruppe als Mitglieder hätte, sondern 50%. Ihre rechtlichen Möglichkeiten blieben in den wirtschaftlichen Sachzwängen hängen.

Deshalb brauchen wir zusätzlich auch Einfluss auf Qualitätsstandards und rechtlich legitimierten Einfluss auf die Gesetzgeber. Eine Pflegekammer kann Standards definieren, die quasi Gesetzesstatus haben. Wenn es einen Standard gäbe, der Pflegenden nur erlaubt, organisationsbedingte Fixierungen vorzunehmen, wenn sie einen kurzzeitigen (max. 8 Stunden) und sich nicht wiederholgenden Personalnotstand im Interesse der Pflegebedürftigen überbrücken, dann müsste dieser Standard auch durch die Finanzierung seitens der Kostenträger gesichert werden. Die Versicherten und auch die vom Sozialamt finanzierten Pflegebedürftigen könnten dies dann einklagen ebenso wie die Pflegeheime, die diesen Standard nicht unterlaufen dürften.

Dass es mit der Herausgabe des Standards allein noch nicht getan wäre, ist wohl klar. Die Durchsetzung des Standards müsste dann auch erst noch erkämpft werden. Aber als Berufsstand haben wir mit der Pflegekammer die Legitimation, aus unserer professionellen Sicht zu bestimmen, was richtig und notwendig ist. Und daran müssten sich dann nicht nur die Anbieter von Pflege, sondern auch die Kostenträger halten.

Ganz nebenbei würde es uns auch helfen, wenn das Thema Fixierung für alle Pflegenden einfach mal verbindlich geregelt werden würde. Dieses rumeiern, was denn nun erlaubt ist und was nicht, würde eine Pflegekammer für ihre Mitglieder mit Sicherheit klären.
 
"Müsste, sollte, könnte, Fahrradkette"

Eine Pflegekammer, die Indikationen für freiheitsentziehende/begrenzende Maßnahmen definiert, legitimiert und überwacht ?
Bist Du von allen guten Geistern verlassen?
 
Warum denn immer soviel Polemik von den Kammergegnern?
Ich schreibe auch hier immer wieder - vor gefühlten 500Seiten -
also
Kammer NEIN - o.k.
was kann und tut DIE PFLEGE um aktiv an der gesellschaftlichen und beruflichen Misere mitzuarbeiten?
Wo sind die Vorschläge und Aktivitäten DER PFLEGE und Kammergegner um den katastrofalen Arbeitsbedingungen und dem Pflegenotstand zu begegnen?

Sich allen Vorschlägen zu verweigern und nur NEIN zu sagen genügt nicht mehr, denn dann werden es ANDERE richten.

Also erneut die Frage

wenn Kammer NEIN - was ist DIE Alternative!?

@fachidiot: wo steht denn, dass die Kammer legitimiert und überwacht?
Dafür haben wir bereits Einrichtungen!
Was spricht dagegen, dass Dinge definiert werden?
Egal ob Berverband, Kammer
oder
was die Kammergegner auch immer vorschlagen - bitte Alternative

und nicht vergessen
dass was da geschieht - bestimmen WIR durch unser Engagement oder eben nicht.

NEIN ich bin kein absoluter und schon gar kein militanter Kammerbefürworter
aber
mit fällt nix besseres ein
und
dass diese nicht ALLE Probleme löst
und
es wahrscheinlich auch kritikfähige Entwicklungen in einer Kammer geben kann und wird
meine Güte
nehmt doch endlich zur Kenntnis, dass die weder die flammenden Befürworter noch die aus lauter Verzweifling Befürworter sich dessen nicht bewußt wären, Apolitisch wären und auch nicht auf der Brennsuppe dahergeschwommen sind.
Ich erlebe, dass die Kammerbefürworter der Kammer am kritischsten gegenüber stehen und deutlich differenzierter Argumentieren als die ewigen NEINsager, denen ausser NEIN nicht mehr viel mehr einfällt und schon gar keine erfolgsversprechenden Alternativen.
 

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