Was habe ich erlebt, das durch eine Pflegekammer verbessert werden könnte?

Ich erhoffe mir für meine Arbeit Verbesserungen durch eine Pflegekammer?

  • Ja, direkt für meine Arbeit.

    Stimmen: 14 18,7%
  • Ja, indirekt durch Verbesserungen für meine Berufsgruppe.

    Stimmen: 42 56,0%
  • Nein, bringt gar nicht

    Stimmen: 14 18,7%
  • Weiß nicht.

    Stimmen: 5 6,7%

  • Umfrageteilnehmer
    75
Hier ein Beispiel, das die Unterlegenheit unserer Berufsgruppe zeigt:

Klinikum Stuttgart: Klinik-Chef erzürnt Personal - Stuttgart - Stuttgarter Nachrichten Mobil

„Machtverschiebung“ zum Nachteil der Pflegekräfte ... eine Entmachtung der Pflegedirektorin Gudrun Klein ... bei der unterjährigen Steuerung der Klinikumszentren nur noch der Klinische Direktor Jürgen Graf, seit Anfang 2014 im Amt, sowie die Finanzdirektorin für alle Mitarbeiter in den einzelnen Zentren weisungsberechtigt seien ... In der Praxis [...] könnten die Chefärzte an der Pflegedirektorin vorbei „jetzt Aufgaben abschieben an das Pflegepersonal“ und diesem so weitere Aufgaben aufbürden. „Bisher reinigen Putzfrauen die Infusionsständer und Ärzte nehmen Blut ab – künftig könnten dazu die Pflegekräfte angewiesen werden.“ ...
Das Pflegepersonal sei mächtig empört ...

Wenn die Pflege als eine selbständige und wissenschaftlich fundierte Profession keine Anerkennung findet, wird sie von den mächtigeren Berufen im Handstreich beiseite geschoben werden können. Da nützt "mächtig emport" leider nichts. Wir brauchen einen dauerhaft wichsamen Machtzuwachs in unserem Gesundheits- und Pflegewesen. Dazu gehört auch eine Pflegekammer.
 
Beis uns reinigt das Pflegepersonal die Infusionsständer und nehmen in einigen Bereichen auch Blut ab. Scheint noch kein Problem damit gegeben zu haben, ich kenne es nur so.
 
Und? Gefällt Dir das?
Aber es geht hier weniger um die Tätigkeiten, als vielmehr um die Entmachtung unserer Berufsgruppe.
 
*gggg* Sowas ungehöriges aber auch. Da will die Pflegekammer doch tatsächlich an dem bewährten deutschen System "Alle machen Alles" was ändern. Typisch. Alles vom grünen Schreibtisch aus erledigen wollen und keine Ahnung davon haben, wie die Praxis nun mal am besten funktioniert.

Elisabeth
 
Und? Gefällt Dir das?
Aber es geht hier weniger um die Tätigkeiten, als vielmehr um die Entmachtung unserer Berufsgruppe.
Ich habe kein Problem damit schnell über EINEN Infusionständer zu wischen. Dauert wesentlich weniger lange, als ich auf die Putzfrau warten müsste.

Und ja ich nehme gerne Blut ab. Nichtsdestotrotz stimmt es aber, dass eigentlich die Ärzte das Personal und die Zeit dafür gestellt bekommen, da hast du schon Recht.
Was nichts dadran ändert, dass ich das dämlich finde, könnte ich es doch genauso gut selber machen.
Ich hätte an der Stelle lieber z.B. eine Stationssekretärin, die mehr von dem Schreibkram übernimmt, damit ich (und das ganze PP) eben mehr Zeit für solche patientennahen Tätigkeiten wie Blut abnehmen hätte.
 
Naja - wenn Du schon die Infusionsständer reinigst, könntest Du doch auch gleich noch schnell morgens beim Rundgang die Mülleimer leeren und durch die Waschbecken wischen.
 
Deutsche Pflege definiert sich nun mal waschen, füttern, trocken legen + putzen+Schreibarbeiten und- nicht zu vergessen- die Übernahme diverser ärztl. Tätigkeiten. Das die Kammer es schafft, dieses Denken zu verändern und die Ausbildungsziele vollumfänglich umzusetzen darf bezweifelt werden. Der Bereich der Professionellen Pflege wird als überflüssig angesehen.
Dies wurde sehr schön nachgewiesen in einer kürzlich durchgeführten Studie... http://www.krankenschwester.de/foru...39873-pflegebeben-staerke-9-a.html#post392848 . Hier kommt das traditionelle Denken und Handeln der deutschen Pflege besonders deutlich zum Vorschein. So mancher hat nicht mal bemerkt, dass der deutschen Pflege ein schlechtes Zeugnis für den Bereich der Professionellen Pflege ausgestellt wurde. Wie auch, wenn man sich über die Laienpflege definiert.

Elisabeth
 
Ich habe kein Problem damit schnell über EINEN Infusionständer zu wischen. Dauert wesentlich weniger lange, als ich auf die Putzfrau warten müsste.

Und ja ich nehme gerne Blut ab. Nichtsdestotrotz stimmt es aber, dass eigentlich die Ärzte das Personal und die Zeit dafür gestellt bekommen, da hast du schon Recht.
Was nichts dadran ändert, dass ich das dämlich finde, könnte ich es doch genauso gut selber machen.
Ich hätte an der Stelle lieber z.B. eine Stationssekretärin, die mehr von dem Schreibkram übernimmt, damit ich (und das ganze PP) eben mehr Zeit für solche patientennahen Tätigkeiten wie Blut abnehmen hätte.

Jemand anderem zur Hand gehen oder sich für weniger beliebte Arbeit nicht zu schade zu sein, finde ich auch völlig in Ordnung, wenn es nicht ausgenutzt wird.

Dass wir in Deutschland das Blut Abnehmen als "pflegefremde" Tätigkeit von uns weggeschoben haben in den 80er, 90er Jahren halte ich - wenigstens im Nachhinein betrachtet - für einen großen Fehler unseres Berufsstandes. Es ist zwar nicht der Kern pflegerischer Arbeit, aber es ist eine patientennahe Tätigkeit, die Pflegende zudem meist besser können als andere. Wir haben eine Kleinigkeit praktisch freiwillig zu einem Hoheitsgebiet der Ärzteschaft erklärt, die uns nun einen "Spritzenschein" ausstellen können, wenn es ihnen gefällt oder es auch lassen können, wenn ihnen eine Pflegekraft nicht ins Konzept passt. Wir haben uns damit selbst klein gemacht. Besser wäre gewesen, wir hätten unsere Aus- und Weiterbildungsinhalte selbst bestimmen können, je nachdem, was unser Berufsalltag erfordert. Auch deshalb, meine ich, sollte die Pflege sich nicht entmachten lassen und stattdessen ihren politischen Einfluss auf ihre eigene berufliche Tätigkeit durch berufliche Selbstverwaltung (=Pflegekammer) ausbauen.

Dass die Pflegedirektorin im Stuttgarter Klinikum nun nicht mehr weisungsbefugt über ihr Pflegepersonal ist, sondern der "klinische Direktor" (ein Arzt) und eine "Finanzdirektorin", ist faktisch eine Unterstellung der größten Berufsgruppe unter die mächtigste Berufsgruppe. Die Pflege wird dort jetzt erst recht das Schicksal erdulden müssen, je nach Finanz- und Gemütslage anderer tun zu müssen, was andere nicht leisten wollen oder aus Kostengründen nicht sollen. Und wenn wir eine Stationssekretärin auf die Station bekommen würden (was eigentlich eine gute Idee ist), werden selbstverständlich die Ärzte bzw. die "ärztlichen Direktoren" - wie sich die Chefärzte im Stuttgarter Klinikum nennen - darüber bestimmen, was die Stationssekretärin zu tun hat. Am Ende wird die Stationssekretärin im Auftrag des "Ärztlichen Direktors" (also Chefarztes) den Pflegenden mitteilen, was sie zu tun haben, welches Zimmer noch schnell für den nächsten Patienten klar gemacht werden muss usw.

In Baden-Württemberg tut sich in Sachen Selbstverwaltung der Pflege bzw. Pflegekammer seit Jahren gar nichts mehr, ganz im Gegenteil zu den Nachbarländern Rheinland-Pfalz und Bayern. Im Stuttgarter Klinikum kann man ablesen, wohin die Reise der Pflege geht, wenn sie schwach aufgestellt ist.

Für Stuttgart 21 muss man die Leute mit Wasserwerfern aufmischen. Für die Interessen der Mächtigen im Gesundheitswesen reicht es völlig aus, dass die Pflege gar nicht erst den Zugriff auf entscheidende Positionen bekommt bzw. man nimmt sie ihr einfach weg. Das Land des ersten grünen Ministerpräsidenten ist ein Entwicklungsland für die professionelle Pflege. Die Pflege hat in Baden-Württemberg faktisch keine Lobby - im Gegensatz zu den anderen verkammerten Berufen. Die Frustrierten werden dem Beruf den Rücken kehren, die Leidensfähigen werden bleiben und die Machtlosigkeit noch schlimmer machen.

Ich gebe zu, dieses Bild ist sehr düster überzeichnet, aber in der Tendenz stimmt es glaube ich. Wer als Pflegekraft nicht benutzt, sondern respektiert werden will, sollte sich überlegen, dort zu arbeiten, wo Pflegende in hochrangigen Positionen vertreten sind. Das Stuttgarter Klinikum gehört nicht mehr dazu.
 
Wer ist für die ärztl Tätigkeiten zuständig? Vielleicht der ärztl Direktor? Ergo: Korrekte Entscheidung.
Schreibarbeiten im Rahmen der medizinischen Dokumentation = Sekretärin des Arztes >>> Ärztl Direktor
hauswirtschaftliche Tätigkeiten vom Essen servieren bis zum Putzen >>> Verwaltungsdirektor

Wo liegt also das Problem? Ich kann keines erkennen.

Elisabeth
 
Naja - wenn Du schon die Infusionsständer reinigst, könntest Du doch auch gleich noch schnell morgens beim Rundgang die Mülleimer leeren und durch die Waschbecken wischen.

Ich habe auch schon in Krankenhäusern gearbeitet, wo die Pflege die Müllsäcke gewechselt hat. Ich hab ja nie gesagt dass ich das gut finde.
Nur haben wir meist nicht so viele Infusionsständer als dass man sie irgendwo hin stellen könnte, wo sie dann IRGENDWANN von einer Putzfrau geputzt werden. dann kann ich das mit weniger Aufwand selber und schneller.
Oder rufst du jedes mal die Putzfrau wenn ein Patient mal was verschüttet oder das Waschbecken verunreinigt hat?
Oder der Müllsack schon tagsüber voll ist?
Ich nicht. Je nach Zustand des Pat. drücke ich ihm dann das nötige Utensil in die Hand und gut ist. Ein fitter Pat. darf seinen Müllbeutel auch selber leeren und beim Betten machen mitanpacken. Finde ich.
 
Jemand anderem zur Hand gehen oder sich für weniger beliebte Arbeit nicht zu schade zu sein, finde ich auch völlig in Ordnung, wenn es nicht ausgenutzt wird.

Dass wir in Deutschland das Blut Abnehmen als "pflegefremde" Tätigkeit von uns weggeschoben haben in den 80er, 90er Jahren halte ich - wenigstens im Nachhinein betrachtet - für einen großen Fehler unseres Berufsstandes. Es ist zwar nicht der Kern pflegerischer Arbeit, aber es ist eine patientennahe Tätigkeit, die Pflegende zudem meist besser können als andere. Wir haben eine Kleinigkeit praktisch freiwillig zu einem Hoheitsgebiet der Ärzteschaft erklärt, die uns nun einen "Spritzenschein" ausstellen können, wenn es ihnen gefällt oder es auch lassen können, wenn ihnen eine Pflegekraft nicht ins Konzept passt. Wir haben uns damit selbst klein gemacht. Besser wäre gewesen, wir hätten unsere Aus- und Weiterbildungsinhalte selbst bestimmen können, je nachdem, was unser Berufsalltag erfordert. Auch deshalb, meine ich, sollte die Pflege sich nicht entmachten lassen und stattdessen ihren politischen Einfluss auf ihre eigene berufliche Tätigkeit durch berufliche Selbstverwaltung (=Pflegekammer) ausbauen.
Genau DAS meine ich. Aber wenn man hier sowas in den Raum wirft, wird man direkt von allen Seiten "angemotzt" weil das ja wohl nicht Sache der Pflege sei. Deutschland ist so ziemlich das einzige Land, in dem diese bescheuerte Regelung gilt. Wir wollen uns doch immer an den USA orientieren, weil die ja ach so toll sind. Warum dann nicht in diesem Punkt dass, der Pflege mehr Kompetenzen (und damit meine ich FACHLICHE Kompetenzen!!) zugestanden werden?
Ich frage mich dann immer warum denn MFA das dürfen? Das sind schließlich auch keine Ärzte.
 
@Irgendwie: Lieber mehr Pflegekräfte für die patientennahen pflegerischen UND medizinischen Aufgaben, als noch mehr Ärzte, denen man hinterlaufen muss, damit die Pflege weiterarbeiten kann. Arbeitsorganisatorisch ließe sich eine Menge für alle vereinfachen, wenn die Kompetenzen nicht so dogmatisch getrennt werden. Dabei muss aber auch organisiert werden, dass Pflegende, die medizinische Aufgaben ausführen, dazu auch rechtlich befugt und von der Qualifikation befähigt sind.

Wenn wir solche Kompetenzen durch ein Ausbildungsgesetz über die Bundespolitik erreichen wollen, sind die Erfolgsaussichten sehr fraglich. Wenn unser Berufsstand selbst in die Verleihung von beruflichen Kompetenzen regelt - z. B. über eine Weiterbildungsordnung, die von einer Landes-Pflegekammer erlassen wird -, dann ist das sehr viel schneller und einfacher möglich.

Dabei sollten wir nicht nur Blut Abnehmen, i.v.-Applikationen und Wundverbände im Blick haben, sondern z. B. auch die selbständige Steuerung einer Schmerzmedikation, Anordnung von Wundprodukten, die Durchführung von Ultaschalluntersuchungen, EKGs sowieso bis hin zur köperlichen Untersuchung von Neuaufnahmen. Letzteres natürlich auf dem Niveau eines Uni-Abschlusses - Stichwort Advanced Practice Nursing oder Nurse Practioner.

Ich finde, Dein Blick in die USA dürfte sich für unseren Berufsstand lohnen und wir sollten aufhören tiefzustapeln.
 
Ich denke mal, wh, dass du dringendst mal wieder am Bett in einem Krankenhaus arbeiten solltest. All die von dir genannten Aufgaben sind in fast allen Kliniken bereits Alltag. Vor allem dort, wo man nicht zum Grabenkampf gegen die Ärzte aufruft sondern sich gemeinsam mit allen Berufsgruppen als therapeutisches Team sieht.

Und dann wollen wir natürlich nicht vergessen... wem als Pflegetätigkeitsbereich nur die Arztassistenz einfällt... der sollte nicht für die Pflegekammer werben sondern sich auf seinen Hosenboden setzen und erst mal PFLEGE lernen.

Der Blick in die USA lohnt sich in jedem Falle. Vor allem die Struktur der Pflegelandschaft. Du solltest schon erklären, dass nicht 100% aller Pflegekräfte als "Primary Nurse" daher kommen. Der Skillmix ist dort bis zum letzten ausgereizt. Davon ist D noch weit entfernt... u.a. auch, weil man sich gerne auch mal mit dem Putzen und Schreibarbeiten beschäftigt statt diese zugunsten von echten Pflegearbeiten liegen zu lassen.
Geht nicht? Warum? Das Putzen und Schreiben unterbleibt doch auch, wenn so wichtige Sachen wie das EKG-schreiben anstehen. Das könnte man ja- wenn man denn selbstbewusst wäre auch an den Arzt zurück geben.

*grübel* Ach ja. Stimmt ja. Die Pflegekammer soll solche organisationstechnischen Probleme vor Ort lösen. Als Mutter Oberin-Ersatz fungieren damit die Pflegekräfte nicht diese Konfilkte austragen müssen.
Ich kann echt nicht begreifen, dass ein normal denkende Pflegekraft glauben kann, dass dies zu den Aufgaben einer Kammer gehören könnte.

Elisabeth
 
Ein Beispiel aus der Sendung: Team Wallraff - Reporter undercover - Das Pflegedilemma - Am Ende...

Aber was genau kann denn ein Einzelner tun, damit solche Zustände gar nicht erst auftreten?

Was einem Einzelnen passiert, der sich wehrt, haben sie auch in der Reportage gezeigt "dann fliegst du".
Dem könnte man vorgreifen und selbst kündigen. Aber auch hierzu haben sie etwas gezeigt: Die Kollegin, die den alten Menschen zuliebe bleiben wollte. Sie hat wohl Recht damit, denn wenn sie geht, kommen andere - wahrscheinlich andere, die sich weniger wehren oder weniger Wert drauf legen. Das nützt am Ende auch nichts. Da kann der Fussek der Pflege den schwarzen Peter zuschieben, bis er schwarz wird. Die Pflege hat in unserer Gesellschaft keine Autorität und ein Einzelner kann die Welt nicht ändern.

Aber dieses Phänomen ist kein exklusives Problem der Pflege. Missstände gibt es in sehr, sehr vielen Berufen. Nicht nur bei Burger King, in Schlachthöfen, in Disountern usw.

Besonders schlimm ist es aber, wenn es unmittelbar um Gesundheit und Leben von Menschen geht, die sich nicht wehren können. Auch hier ist die Pflege natürlich nicht alleine. Im Gegenteil. Auch in der Medizin kann nicht mehr jeder Arzt behandeln, wie er es für richtig hält. Aber die Ärzte stehen ganz anders da. Sie haben eigene Instanzen, die durchgreifen können. Nach den Skandalen um verunreinigte Transfusionen haben die Ärztekammern den gesetzlichen Auftrag bekommen, das Transfusionswesen zu verbessern und zu überwachen. Sie haben z. B. das Recht, die Krankenhäuser bezüglich der Einhaltung des Transfusionsgesetzes zu kontrollieren und sie tun dies auch. Aber was haben wir? Wich haben nichts dergleichen. Alle Kontrollinstanzen in der Pflege werden nicht von Pflegenden geführt und beaufsichtigt.

Die Sendung hat auch gezeigt, dass die Pflegebedürftigen ohne Eingreifen der Pflegenden oft keine Chance haben, oft nicht einmal eine Chance auf eine vernünftige medizinische Behandlung ihrer Verletzungen, Wunden und Schmerzen. Wenn aber die Pflegenden durchgreifen können wollen, brauchen sie ähnliche Instanzen wie die Ärzte. Das ist einer der wichtigsten Gründe, warum die Pflege eine Pflegekammer braucht. Die kann nicht alles und schon gar nicht sofort, aber wir brauchen sie angesichts des demografischen Wandels und des dramatischer werdenden Fachkräftemangels dringlicher den jeh.
 
Wie soll das dann aussehen? Das Kammermitglied teilt mit, dass in der Einrichtung XYZ unhaltbare Zustände sind. Die entsprechenden Instanzen wie Heimaufsicht und MDK werden losgeschickt. Und dann?

Was kann die Pflegekammer leisten. Sie kann, wenn es denn gemeldet wird, den entsprechenden Pflegekräften ihre Lizenz entziehen. Und hier nicht nur den Tätern, sondern auch denen, die das Fehlverhalten gedeckt haben indem sie dort weiter gearbeitet haben.

Ergo: Wer A sagt, muss auch B verlauten lassen. Und damit sind wir dann bei dem, was die Kammer wirklich sein wird: ein Instrument, um die Pflegekräfte zu disziplinieren. Das dürfte so manche aufschrecke. Denn so was wollten sie nicht. Sie dachten, dass da eine neue "Mutter Oberin" kommt, die ihre Probleme löst.

Elisabeth
 
Ergo: Wer A sagt, muss auch B verlauten lassen. Und damit sind wir dann bei dem, was die Kammer wirklich sein wird: ein Instrument, um die Pflegekräfte zu disziplinieren. Das dürfte so manche aufschrecke. Denn so was wollten sie nicht.

Elisabeth
Genau. Da wären sie ja auch blöd.
 
..., was die Kammer wirklich sein wird: ein Instrument, um die Pflegekräfte zu disziplinieren.

@Elisabeth: Das ist einfach Quatsch. Vielleicht hast Du ja Angst davor, warum auch immer. Da würde mir verschiedenes einfallen. Vor allem mangelnde Sachkenntnis. In der vorletzten DSDP hat Prof. Weidner sehr deutlich erklärt, wie wichtig die Sachkenntnis zu diesem Thema ist. Angst, wie Du sie hier schürst, ist jedenfalls ein ganz schlechter Berater, und spielt nur unseren Gegnern in die Hände.

Das letzte, was eine von den Pflegekräften selbst gewählte berufliche Selbstverwaltung machen würde, ist seine eigenen Mitglieder zu "diszipinieren". Wer sägt denn an dem Ast, auf dem er sitzt?

Aber vielleicht sollte Deine künftige Pflegekammer bei Dir eine Ausnahme machen - weil Du schon an den Wurzeln die Säge ansetzt, ohne zu erkennen, was da eigentlich wächst.
 
Zeigt sich doch mal wieder, dass du nicht den blassesten Schimmer hast, wenn es um die Aufgaben einer Kammer geht. Wobei- ich benutzte nur deinen eigenen Argumente. Du hattest bereits einige Seiten vorher gefordert, dass Verstöße gegen die Berufsordnung geahndet werden. Ein Verstoß gegen die Berufsordnung liegt auch vor, wenn man Mißstände toleriert indem man weiter in der Einrichtung arbeitet.

Die Kammer kann keine Schließung einer Einrichtung erreichen. Dazu ist sie gesetzlich nicht legitimiert und wird auch nicht legitimiert werden. Das Gesetz sieht hier andere Gremien vor. Und wem die sich verpflichtet fühlen, hast in Walraffs Reportage gesehen.

Und ansonsten wacht die Kammer über die Erfüllung der Vorgaben wie z.B. Fort- und Weiterbildung. Sie wird die Qualität vor Ort überwachen. Was wird sie wohl tun, wenn das Mitglied hier nicht entsprechend arbeitet? Den AG zur Verantwortung ziehen weil die Kollegin immer noch nicht entsprechend dem KrPflG § 3 arbeitet? Das darf bezweifelt werden.

Was ist also die Hauptaufgabe der Kammer? Die Überwachung der eigenen Mitglieder. Und da brauche ich- wahrscheinlich im Gegensatz zu dir- keine Befürchtungen haben. Oder warum wehrst du dich so vehement gegen diese Funktion der Kammer. *g* Die Kammer ist für die Patienten und Pflegebedürftigen da- nicht für dich. Sie soll dem "Kunden" die bestmögliche Versorgung nach den neuesten Erkenntnissen garantieren.

Elisabeth
 
@Elisabeth: Du denkst zu theoretisch und zu einfach. Politik ist leider viel komplexer und hat viel mit Diplomatie zu tun, die sich nicht allein auf formalen Wegen bewegt. Wer für die Pflege nachhaltig etwas erreichen will, muss sich auf dieses Parkett begeben. Sonst bleiben wir bei wichtigen gesellschaftlichen Entscheidungen weiterhin außen vor.

Das die Pflegekammer in erster Linie zum Nutzen der Gesellschaft dienen würde, ist selbstverständlich, aber eben auch eine Legitimation für die berufliche Selbstverwaltung. Es gibt eine klare Zuweisung bzw. Erwartung für mehr Verantwortung, für die wir aber gleichzeitig auch mehr Freiheit und Einfluss bekommen. Davon können wir derzeit nur Träumen. Heute bestimmen berufsfremde Instanzen ohne uns, was wir erdulden müssen. Das können wir der Team Wallraff-Reportage sehr klar entnehmen. Warum willst Du das nicht begreifen?
 
Die Kammer dient der beruflichen SELBSTverwaltung. Und da ist nun mal nicht gleichzusetzen mit dem Einfluß auf die Gesetzesgebung im Rahmen der Kontrolle der Einrichtungen.

Die Kammer bekommt- so Gott es will- die Freiheit festzulegen, was ihre Mitglieder vorzuhalten haben. Und sie wird nun mal kontrollieren, ob diese Vorgaben auch eingehalten werden.

Erst dann kann sie anfangen die Politik zu beraten. Wenn es gut läuft, dann kann sie deutlich machen, dass Professionelle Pflege eben nicht gleichzusetzen ist mit der Fähigkeit die einfache Grundpflege ausführen zu können + Übernahme der delegierten ärztl Tätigkeiten.

Berufsfremde Instanzen werden auch zukünftig bestimmen, wie viele ärztl Tätigkeiten übernommen werden und welche Fähigkeiten dafür erworben werden müssen.

Man kann sich des Eindruckes nicht erwehren, dass selbst nachdem die Gründungskonferenz in RP deutlich gemacht hat, wo die Aufgaben der Pflegekammer liegen werden und wo nicht, so mancher Befürworter immer noch nicht von seinen Tagträumen los kommt. Ist doch bezeichnend, dass man die Kontrollfunktion gerne unter den Tisch kehren möchte weil man befürchtet, dass die Pflegekräfte dann nicht mehr für diese Instanz sein könnten. Man scheint zu vergessen, dass auch eine Kammer nicht 'festgemauert in der Erden' ist.

Elisabeth
 

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