Wach und intubiert - Weshalb tolerieren dies Patienten in anderen Ländern?

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Wie sieht es eigentlich bei Euch mit der frühen Mobilisation aus? Wir schmeißen eigentlich fast alles aus den Betten.
Das wäre einen eigenen Thread wert - nur soviel, wir werfen keinen aus dem Bett, da des ausfüllens der Sturzmeldung dies nicht rechtfertigt.

Allerdings mobilisieren wir auch mit Tubus, aber ohne Katecholamine.
 
Also, was man man, glaube ich, schon feststellen kann ist, dass Sedierung in den seltensten Fällen Therapie ist. Gesund wird man durch Narkose meistens nicht.
Noch ein Punkt ist, dass in Dänemark sehr viel weniger Medikamente verabreicht werden. Ich bin gerade dabei, mal herauszufinden, was ein Intensivdelir auslösen kann. Ganz oben in der Liste der Verdächtigen steht da: Ketamin Benzos, Propofol, dann kommen etwa bestimmte Antibiosen. Vielleicht schafft man sich da erst ein Problem, dass man dann mit den Verursachern zu lösen versucht.
Wie sieht es eigentlich bei Euch mit der frühen Mobilisation aus? Wir schmeißen eigentlich fast alles aus den Betten.

In Deutschland in der Klinik wo ich war, erster postOPtag und eigentlich jeden wo es ging, auch mit Katecholaminen etc.
Wir hatten sogar zwei eigenen KGs fuer unsere Pat. was toll war, so konnte man noch mehr mobilisieren.

USA:
Auf intensiv wird weniger schnell mobilisiert, und seltener.
Auf normal Station schneller als in Deutschland, liegt aber auch daran das die Liegezeiten extrem kurz sind. Sectio zwei Tage, Bypass Klappen 4 Tage maximal 5
 
Naja, diese Bypassoperationen werden hier wenige Stunden nach der Operation mindestens auf die Bettkante gesetzt. Meistens stehen sie aber neben dem Bett. Das ist praktisch, danach kann man dann schnell die Pericarddrains ziehen (das letzte Blut wird rausgedrueckt). Wenn sie grosse Lust haben, koennen sie sich ein Weilchen in den Stuhl setzen. Am naechsten Morgen ist dann Fruehstueck im Stuhl angesagt.
Nicht mobilisiert werden Aortaballonpumpen- Patienten und ECMO- Patienten. Simdax oder Katecholamine sind kein Hindernis.
 
Naja, diese Bypassoperationen werden hier wenige Stunden nach der Operation mindestens auf die Bettkante gesetzt. Meistens stehen sie aber neben dem Bett. Das ist praktisch, danach kann man dann schnell die Pericarddrains ziehen (das letzte Blut wird rausgedrueckt). Wenn sie grosse Lust haben, koennen sie sich ein Weilchen in den Stuhl setzen. Am naechsten Morgen ist dann Fruehstueck im Stuhl angesagt.
Nicht mobilisiert werden Aortaballonpumpen- Patienten und ECMO- Patienten. Simdax oder Katecholamine sind kein Hindernis.

Wieviel Stunden nach OP genau setzt ihr raus? und zieht die Pericarddrains? Wie hoch ist die Rate von Nachblutungen und Tamponaden?
 
Naja, es gibt so Richtlinien. Die Blutungsmenge muss einige Stunden zurueckgehen und darf eine gewisse Menge nicht ueberschreiten. Wenn sie es tut, meist reop. Ansonsten sehr individuell. Aber die meisten Patienten, die gegen Mittag ankommen, sind zur Nachtwache hin mobilisiert worden. Ueber die Nachblutungsstatistik kann ich nicht viel sagen. Nur, dass Herzpatienten im Schnitt in Daenemark laenger leben als in Deutschland.
Nach der Mobilisation wartet man etwas und kann dann die Drains rausziehen, falls es nicht weiter blutet.
 
Naja, es gibt so Richtlinien. Die Blutungsmenge muss einige Stunden zurueckgehen und darf eine gewisse Menge nicht ueberschreiten. Wenn sie es tut, meist reop. Ansonsten sehr individuell. Aber die meisten Patienten, die gegen Mittag ankommen, sind zur Nachtwache hin mobilisiert worden. Ueber die Nachblutungsstatistik kann ich nicht viel sagen. Nur, dass Herzpatienten im Schnitt in Daenemark laenger leben als in Deutschland.
Nach der Mobilisation wartet man etwas und kann dann die Drains rausziehen, falls es nicht weiter blutet.

Kannst du das auch belegen, mit dem laenger leben?


Habt ihr eine Aufwachstation, kommen die Patienten beatmet auf Intensiv? Wie alt sind die Herzpatienten in Daenemark?
 
Kommen meistens intubiert. Routinepatienten kommen in einen bestimmten Bereich fuer postoperative Patienten. Der ist aehnlich wie eine Intensivstation bestueckt. Nur sind dort vier Patienten in einer Stube. Bleibt der Patient laenger als eine Nacht, wird er ein paar Meter weiter auf die Intensivstation gebracht wo es ein oder Zweibettzimmer gibt. Zu der Behandlung von Herzpatienten allgemein ist zu sagen, das es standardisierte Richtlinien fuer ganz Daenemark gibt und das Operationen am Herzen nur in bestimmten Zentren zugelasssen ist (drei oder vier) die eine Mindestzahl von Operationen durchfuehren muessen. Diese Zentren sind "akkreditiert" und werden regelmaessig auf Qualitaet ueberprueft. Wenn was nicht stimmt, verlieren sie sofort die Zulassung. Alle Daten ueber den Patienten werden in eine zentrale Datenbase uebertragen und sind allen behandelnden zugaengig und auch einer Kommission, die sie auswertet. Wenn was nicht stimmt, kommt sofort Besuch! Das schafft schon mal ein bisschen Stringenz. Fortsetzung folgt.
 
Ich arbeite ja auch in der Herzchirurgie, und bei uns wird der "Durchschnittspatient", der am OP-Tag intubiert und analgosediert zu uns kam, in der Nacht gewärmt und bestenfalls extubiert. Diese Patienten werden dann am 1. Post-OP-Tag morgens an die Bettkante mobilisiert und in den Stand gebracht.

"Langlieger" werden natürlich auch so früh wie möglich mobilisiert, auch mit Tubus, Tracheostoma und mit gering dosierten Katecholaminen.
Ein kreislaufinstabiler Patient natürlich eher nicht ;)

Wir haben aber auch (subjektiv) gute Erfahrungen gemacht, gerade bei respiratorischen Problemen mobilisieren wir viel und oft und gerne an die Bettkante (haben extra "Kissen" zum Stützen im Rücken und für die Arme) und in den Mobilisationsstuhl.
 
Hiho!

Unsere kardiochirurgischen Patienten kommen - bis auf minimalinvasive Klappen - alle nachbeatmet auf die Station. Die seltensten sind Katecholaminfrei, die HLM zerrt schon ordentlich an den Kräften des Patienten.

Meistens werden die Patienten, wenn sie dann mindestens 36°C haben, nach ca 4Std extubiert. Mobilisation auf die BK bei ganz fleißigen Pflegekräften im Anschluss oder kurz vor Extubation, ansonsten spätestens am nächsten morgen.

Instabile Patienten mit "hohem" (ist ja relativ) Katecholaminbedarf werden natürlich nicht mobilisiert, ebenso wie ECMO/IABP/bei femoralen Zugängen (ist aber eh seltenst).

Ahja, ihr zieht nach wenigen Stunden die Pericarddrain??? Halte ich für mutig, aber scheint ja zu klappen.

MfG
Tool
 
Die Patienten werden ja am naechsten Morgen gleich auf die Normalstationen verlegt. Wundere mich selber, wir aengstlich wir in Deutschland doch gewesen sind.
 

hm, wie heissen den die Verfasser von den daenischen Artikeln, denn sie muessten ja in den grossen Datenbanken abrufbar sein, denn sie werden ja zumindest auch auf English verfasst worden sein...

Danke,den oben verlinkten Artikel kenne ich:) aber ich lese immer lieber die Orginalstudien, weil nur die kann ich ja dann unsern Aerzten vorlegen, und hier musst du jede Veraenderung die du haben willst an Studien belegen. Ich dachte immer wir waren schnell in Deutschland mit der Mobi, also knapp 12 h nach OP mobilisieren.
 
Naja... die Frage ist ja lediglich, was gegen die Mobilisation spricht... Das ist eigentlich nur Kreislaufinstabilität, im Falle der Herz-Thorax-Chirurgie. Oder natürlich femorale Zugänge, aber sonst gibts ja wenig Gründe, jemanden nicht zu mobilisieren.
 
Naja... die Frage ist ja lediglich, was gegen die Mobilisation spricht... Das ist eigentlich nur Kreislaufinstabilität, im Falle der Herz-Thorax-Chirurgie. Oder natürlich femorale Zugänge, aber sonst gibts ja wenig Gründe, jemanden nicht zu mobilisieren.

femorale Zugaenge sind bei uns bis auf die ECMO oder IABP kein Problem, ....
aber viele gerade der alten und morbiden Pat. sind doch sehr mitgenommen und extrem schlapp und muede nach einer HerzOP, auch wenn sie keine Kat. laufen haben,....
Aber stimmt eigentlich spricht nicht viel dagegen:weissnix: hast Recht
 
Der Artikel ist beim Lancet veröffentlicht, einfach den Links auf der Seite folgen, dann kommt ein summary..
 
Zu dem Thema laufen natuerlich weitere Studien. Eine Frage ist ja, ob die wachen Patienten nicht spaeter mehr posttraumatische Belastungsstoerungen entwickeln. Als pflegerische Prophylaxe bekommen bei uns alle Patienten die længer als zwei Tage auf der Station liegen ein Patiententagebuch. Patienten, die bei uns betreut werden, koennen gern spaeter die Station aufsuchen und mit dem Personal reden.
Ich moechte noch einmal explizit darauf hinweisen, das die Studie einen deutlichen Hinweis darauf gibt, dass pflegerische Interventionen wie Mobilisation etc. wirken.
 
Zu dem Thema laufen natuerlich weitere Studien. Eine Frage ist ja, ob die wachen Patienten nicht spaeter mehr posttraumatische Belastungsstoerungen entwickeln. Als pflegerische Prophylaxe bekommen bei uns alle Patienten die længer als zwei Tage auf der Station liegen ein Patiententagebuch. Patienten, die bei uns betreut werden, koennen gern spaeter die Station aufsuchen und mit dem Personal reden.
Ich moechte noch einmal explizit darauf hinweisen, das die Studie einen deutlichen Hinweis darauf gibt, dass pflegerische Interventionen wie Mobilisation etc. wirken.

ich glaube darueber muss man nicht diskutieren das pflegerische Interventionen wirken und die Patiententagebuecher sind eine tolle Sache, ich glaube alleine das sich der Personal damit beschaeftigt und sich bewusst ist, bringt den Patienten was.

Ach waere das schoen wenn wir in Deutschland mehr Zeit fuer unsere Patienten haetten:(
 
Naje, ich denke, in Deutschland muesste man mehr ueber den Wert pflegerischer Interventionen diskutiere. Und genaue evidenzbasierte Daten gaeben da eine bessere Munition irgendwelche esoterischen Pflegethorien.