Verweigerung Pflege bei Covid-Patient

Sash

Junior-Mitglied
Registriert
24.07.2009
Beiträge
96
Ort
Baden-Baden
Beruf
Gesundheits & Krankenpfleger
Akt. Einsatzbereich
Anästhesie
Ich bin immer noch etwas sprachlos.
Eine Kollegin weigerte sich einen Patient zu versorgen der Verdacht auf Covid 19 hat, mit der Begründung das sie ungeimpft ist.

Was sagt ihr dazu?

LG
 
Hey, wenn die anderen Kollegen im Dienst geimpft sind, finde ich das in Ordnung.
Es gibt manchmal einfach Dinge die man auch als Krankenpflegekraft nicht machen möchte. Wenn die Aufgabe von einem anderen Kollegen übernommen werden kann und man höflich fragt, was soll daran schlimm sein?
 
Persönliches Pech. Wenn sie kein Attest vorlegen kann, das eine Impfung unmöglich macht, ist sie selber Schuld. Schreit schon fast direkt nach einer Abmahnung.
 
Bevor es die Möglichkeit einer Impfung gab, gab es ausschließlich ungeimpfte Pflegekräfte, Ärzt:innen, Physiotherapeut:innen etc. Keiner von ihnen hätte ein Recht gehabt, die Pflege oder Behandlung von an Covid Erkrankten zu verweigern. Es gab etliche Gutachten von Jurist:innen zu diesem Thema.

Die Betreuung auch von infektiösen Patient:innen, egal an welcher Erkrankung, ist Teil unserer Aufgabe. Wir haben keine rechtliche Handhabe, eine Aufgabe zu verweigern, deren Durchführung wir zuvor im Arbeitsvertrag zugesichert haben.

Nur in Ausnahmefällen dürfen Mitarbeiter:innen nicht bei infektiösen Patient:innen eingesetzt werden, z.B. während einer Schwangerschaft. Immungeschwächte Mitarbeiter:innen (gibt es die in unserem Beruf?) würde ich dort auch nicht einsetzen. Bei allen anderen besteht kein Grund, warum sie keine infektiösen Patient:innen betreuen dürften.

Vorausgesetzt, es ist persönliche Schutzausrüstung vorhanden und die betreffende Mitarbeiterin wurde in den Umgang damit unterwiesen, hat sie keinen Grund, die Pflege des Patienten zu verweigern. Arbeitsverweigerung kann ein Grund für eine Abmahnung sein. Im Fall von Covid und Impfverweigerung wären auch noch Freistellung ohne Bezahlung möglich - und in sechs Wochen eine Meldung ans Gesundheitsamt.
 
Ich selbst bin nicht immungeschwächt, aber mein Partner ist organtransplantiert und entsprechend immunsupprimiert. Ich kann verstehen, dass ein "ich bin nicht geimpft" kein Argument dafür ist, Corona-Patienten (oder solche mit Verdacht) nicht zu versorgen. Das sehe ich genauso.
Aber mein Partner und ich sind beide geimpft und geboostert, er hat jedoch aufgrund seiner Immunsuppression keine Antikörper (bzw. nur minimal im einstelligen Bereich). Von daher finde ich sehr wohl, dass es legitim ist, in einem solchen Fall darum zu bitten, dass andere eine/n Patient/in mit Corona (oder Verdacht auf) versorgen... dass es also doch Gründe gibt (@ Claudia). Auch Geboosterte stecken sich an und können andere infizieren.
Grundsätzlich versorge ich alle infektiösen Patienten, aber Corona bereitet mir Sorge. Könnt Ihr das verstehen ?!
 
Mein Vater ist ebenfalls immunsupprimiert nach Transplantation und Krebs. Trotzdem arbeiten meine Mutter und ich klaglos im Gesundheitswesen. Wenn man so viel Angst hat, dass man dem Angehörigen die Pest nach Hause bringt, sollte man den Job wechseln.
 
  • Like
Reaktionen: diandera und Sash
Von daher finde ich sehr wohl, dass es legitim ist, in einem solchen Fall darum zu bitten, dass andere eine/n Patient/in mit Corona (oder Verdacht auf) versorgen... dass es also doch Gründe gibt (@ Claudia). Auch Geboosterte stecken sich an und können andere infizieren.
Grundsätzlich versorge ich alle infektiösen Patienten, aber Corona bereitet mir Sorge. Könnt Ihr das verstehen ?!
Das ist doch eine vollkommen andere Situation!

Mit "Gründen" meinte ich in diesem Fall solche, die sich auf eine Gesetzesgrundlage beziehen und einklagbar sind. Eine Schwangere bzw. ihr ungeborenes Kind (oder Immunsupprimierte wie Dein Mann) genießen andere Rechte als eine Pflegende, die sich gegen eine Impfung entschieden hat.

Zudem besteht für mich ein Unterschied zwischen Deiner Bitte und der Weigerung der Person im ersten Fall.

Corona bereitet mir auch Sorge, weniger um mich, als z.B. um meine über 80jährigen Eltern. Die leben allerdings nicht mit mir in einem Haushalt.
 
Geimpft und mit eigener Immunsuppression (MTX), haben meine Kollegen nicht zugelassen, dass ich Covid-Isozimmer betrete, dafür habe ich andere Aufgaben von ihnen übernommen.

Die Impfung schützte ja leider nicht wirklich...

Bei ISO Patienten aber auch bei allen anderen Patienten schützt man sich mit dem reduzierten Immunsystem am Besten selbst. D.h. ich benütze den Mundschutz, Schutzkleidung häufiger als andere, und ich bitte meine Mitmenschen generell mehr Abstand zu halten.
Dabei fällt mir auf: Es war früher normal und höflich, dass man einen " Tanzabstand" einhält in dem man nicht eindringt. Es galt als höflich.
Natürlich fällt mir ganz besonders auf, wie sehr dieser höfliche Abstand durchbrochen wird, gerade in der Krankenpflege...

Letzens bei Feierabend im Aufzug. Eine total fremde Dame, umgreift mich und schiebt mich aus dem Aufzug....
Das ist unverschämt und ich werde bei soviel unerwünschten Körperkontakt sehr böse.

Ich kann ebenfalls überhaupt nicht ausstehen, wenn jemand meinen Unterarm ergreift und meint er müsse mich festhalten, was ältere resolute Damen oft versuchen. Diese Patienten sind bedeutend zu nah. Ich werde dann wirklich sehr böse und unangenehm. Am liebsten machen so etwas nämlich Menschen, die nirgendwo Hygieneregeln einhalten. Ich verbitte mir das sehr eindeutig.
Im Laufe der Jahre fällt mir auf, dass sich das Patientenverhalten generell geändert hat. Kaum einer hätte mir zu Beginn meiner Berufstätigkeit ( 1977 ) beim Augentropfen hemmungslos ins Gesicht gehustet. Das sind Aktionen bei denen ich mit der MTX Therapie SOFORT Einhalt gebiete. Das geht nämlich auch mit Pflegepersonal ohne Handycap nicht.

Ohne Schutzkleidung, sind übrigens Mitarbeiter, die keine Immunsuppression erhalten ebenso gefährdet, insbesondere wenn Patienten nicht mehr isoliert werden ,aber unkontrolliert durch die Gegend wandeln.
 
  • Like
Reaktionen: Lillebrit
Geimpft und mit eigener Immunsuppression (MTX), haben meine Kollegen nicht zugelassen, dass ich Covid-Isozimmer betrete, dafür habe ich andere Aufgaben von ihnen übernommen.

Die Impfung schützte ja leider nicht wirklich...
Meinst Du jetzt auf Dich persönlich bezogen, weil das Immunsystem bei Dir runtergefahren ist?
 
Ich spritze Lantarel wegen einer rheumatischen Erkrankung.
 
Ich habe auf einer Corona Station gearbeitet. Es war der sicherste Platz der Welt. Mit Schutzausrüstung zu den Patienten, alle Hygieneregeln eingehalten und ich habe mich die ganze Corona Zeit nie angesteckt.
Als das Leben wieder normal lief, ich hatte lange Frei, kümmerte mich um meine alten Eltern, fuhr sie zu einer Beerdigung mit anschließendem kaffetrinken. Meine Mutter hatte Halskratzen ,mehr nicht. Ihr Hausarzt hat bei einer Routineuntersuchung 2 Tae später einen Abstrich gemacht- sie hatte sich Corona eingefangen. Ein paar Tage später lag ich flach, Corona.
Was ich mit meiner Geschichte sagen will, es ist wesentlich ungefährlicher in der Klinik mit infektiösen Patienten zu arbeiten, denn da weiß ich was der andere hat und kann mich adäquat schützen.
In der freien Wildbahn, bin ich ungefiltert und unwissend ALLEM ausgesetzt ohne dass ich mich schützen kann.
 
  • Like
Reaktionen: -Claudia-
Ich spritze Lantarel wegen einer rheumatischen Erkrankung.
Es ging mir nur um Deine Aussage „Die Impfung schützte ja leider nicht wirklich“.

Wenn das auf Dich bezogen war (reduziertes Immunsystem), dann mag es zutreffen.
Wenn es eine allgemeine Aussage war, dann ist es falsch.
 
Um militante Impfgegner nicht zur befeuern, möchte ich dazu eigentlich nicht mehr erzählen....
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Like
Reaktionen: Martin H.
Ich glaube, wir verstehen uns schon… ;)
 
  • Like
Reaktionen: Fearn

Ähnliche Themen