Verhältnis zu Schweizern? Anfeindungen?

Sanctum92

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Gute Abend :)
auch wenn es vor nicht langer Zeit den Volksentscheid gab, befasse ich mich stark mit dem Gedanken nach meinem Examen in die Schweiz zu gehen...
Nun hör ich immer mehr von angeblicher schlechter Stimmung gegenüber Deutschen...die Frage an welche die bereits da leben..Laut Zeitungen wandern immer mehr Deutsche aus.

Wie erfahrt ihr es momentan? Stimmt das ehr für andere Berufsgruppen oder habt ihr auch teilweise mit Anfeindungen mit Kollegen oder Patienten zu kämpfen?
 
Hallo Sanctum

ich bin selbst Schweizerin und Deutsche und habe 2009 das Erlebnis "Auswandern" begonnen.
Leider bin ich seit 2011 wieder in Deutschland. Dies hatte folgende Gründe.
Ich persönlich hatte es direkt nach dem Examen sehr schwer eine geeignete Stelle finden. In den Spitälern gab man mir gar keine Chance. Gründe: frisch examiniert, keine Erfahrung beim Blut entnehmen, usw.
Also habe ich in einem ambulanten Pflegedienst gearbeitet. Arbeitsbedingungen = toll.
Leider musste ich feststellen dass vor allem die Patienten teilweise nicht von "der Deutschen" behandelt werden wollten. Dies waren Ausnahmen aber haben mich doch verletzt.
Mein Freund wurde übrigens als Deutscher deutlich schlechter bezahlt als seine Schweizer Kollegen mit derselben Ausbildung/Erfahrung.

Ich muss dazu sagen, dass wir im hinterletzten Eck der Schweiz gewohnt und gearbeitet haben und es vielleicht auch damit zusammen hing. Fakt ist, wir haben in 2 Jahren viele schlechte Erfahrungen gemacht bishin zur Wohnungskündigung etc.

Was will ich damit sagen...

Versuch es und orientiere dich grenznah in der deutschsprachigen Schweiz. Die Kantone Aargau, Zürich, St.Gallen bezahlen absolut angepasste Löhne.
Such dir eine richtig gute Personalvermittlung und lass dir von denen helfen. Die suchen sogar teilweise Wohnungen raus und helfen dir bei der ersten Eingewöhnung. Die Bürokratie/Steuerrecht/Versicherungen sind nicht wie in D und ein bisschen Hilfe ist da von Vorteil.
Ansonsten kann in CH sehr sehr gut von seinem Gehalt leben und wer sich ausserhalb der Ballungsräume an Wohnungen orientiert zahlt auch keine horrenden Preise. Discounter gibts zum Einkaufen auch. Wir haben 2 Jahre wirklich sehr gut von unseren Gehältern gelebt.

Was den Volksentscheid angeht.. dieser tritt erst 2017 wirksam in Kraft. Bis dahin musst du es immer auf dich zukommen lassen. Was ich im Laufe der Zeit und auch bei verschiedenen Probearbeiten gemerkt habe. Meine Meinung : Mach deine Arbeit und halt die Klappe. Verbesserungsvorschläge bitte nur dann wenn drum gebeten wird und ja kein Aufstand/Widerstand.


Meine Erfahrung. Ich würde definitiv wieder in mein Zweit-Heimatland auswandern aber dann nur noch grenznah.
 
Bin seit einigen Monaten in Aargau, mini Spital - nachdem ich frisch Examiniert war.
Teilweisse kann ich meiner Vorrednerin zustimmen.

Ich merk schon, dass viele Schweizer sich ihr Bild über Deutsche gebildet haben, dass nicht so positiv ist. Ich schalte meistens auf Durchzug wenn irgend nen spitzes Kommentar über Deutsche kommt.
Anfeindungen direkt auf meine Person hab ich noch nicht erlebt. Die meisten Patienten schalten direkt ins Hochdeutsche bzw fragen ob sie umschalten sollen. Mit schweizer Patienten finde ich es meist sogar angenehmer zum schaffen als mit Deutschen oder anderen Ausländern.

Was mir allerdings aufgefallen ist, ist das im Team Kollegen welche sozusagen eine Stufe drunter sind etwas unschön reagieren weil wir Deutschen als Diplomierte gewertet werden und nicht als Fachkraft für Gesundheit. Gerade wenn sie erfahren, dass wir in D eigentlich kein Blut anhängen und nicht überall iv spritzen dürfen.

Wohnung hatte ich keine Probleme zubekommen. Lag wahrscheinlich dran, dass ich erst nach der Probezeit gesucht habe und wenn sie festen Arbeitsplatz und Spital hören, positives verbinden.

Es kommt einfach drauf an, wie man sich gibt und wie man mit dem um einen rum zufrieden ist. Das ist aber überall auf der Welt so.
Persönlich werde ich hier wahrscheinlich auch nicht alt, aber genauso wenig möchte ich das in D.
Momentan passt es, weil zumindest bei mir im Spital das Arbeiten wesentlich angenehmer ist und ich das Gefühl hab, ich hab auch einigermassen Zeit für meine Patienten. Ausserdem arbeiten wir im Team wirklich als Team zusammen und das ist Goldwert

Mittlerweile gibt es viele offene Stellen, auch für Ausländer. Beim Gehalt solltest du ungefähr wissen was in der Gegend geboten wird und rüber gehen kann ich auch über eine Personalfirma empfehlen.
 
Okay vielen Dank für eure Antworten, Fazit ist für mich, dass Probieren über Studieren geht, Zurück kann man ja zu Not immer. Nur ich denke halt dass es nicht nur für den Alltag Vorteile gibt sondern auch für mich für die berufliche Weiterentwicklung.

Zum Thema Wohnung habe ich mir auch gedacht ich such mir für die Probezeit ein Zimmer bzw in einer Wohngemeinschaft, sind die Probezeiten i.d.R. auch 6 Monate oder wie war es bei euch? Aber ich nehme an, wie in Deutschland, bei 100%er Bezahlung?

Dann hätte ich noch eine Frage, je nachdem ob die Klinik eine Anerkennung meines Examen über das SRK will oder nicht, wie lang dauert diese Anerkennung durch das Schweizer-Rotes-Kreuz und diese anderen Behördengänge wie Aufenthalts- und Arbeitsbewilligung?
 
Genau, bin auch so jm der sagt ausprobieren ob es passt.
Bei mir:
* Probezeit 3 Monate, während dieser Zeit hab ich im Personalheim gewohnt (haben die meisten Spitäler)
* Mein Spital wollte keine SRK Anerkennung, hab sie aber trotzdem gemacht. 500CHF, dauerte ca 2 Monate
* Aufenthaltsbewilligung: Bei der Gemeinde eingereicht, ca 1 Woche später war mein B Ausweis fertig. Hab einen unbefristeten Vertrag, vielleicht half dies.

Hab das Gefühl hier sind die Behörden mit allem bissle schneller....Führerscheinumtausch eingereicht, 6 Tage später lag der neue im Kasten :)
 
Oha das wäre ja ein Traum für deutsche Zustände..aber gut :D Ja ich glaube es ist ein Versuch wert, es gibt zwar manche die sich über Anfeindungen und fehlende soziale Kontakte meckern, aber ich glaube je lauter man in Wald schreit desto größer ist der Schall...und man sollte sich ja eh anderen Kulturen und Charakterzügen anpassen wenn man nicht anecken will.

Ihr empfehlt mir ja auch mir Hilfe einer Personalfirma zu holen, könntet ihr mir hier oder per PN vlt eine empfehlen? Ich bin ein Typ der immer gerne auf Nummer Sicher geht hihi.
 
Mit schweizer Patienten finde ich es meist sogar angenehmer zum schaffen als mit Deutschen oder anderen Ausländern.

Und genau da ist eben der Punkt. Uns geht es auch so, dass wir deutsche Patienten weniger angenehm finden... und so kommen dann die Reaktionen zustande, dass man eben Vorurteile hat und sich diese sehr oft bei deutschen Kollegen/Patienten etc. dann sofort wieder bestätigen. Unsere Stationsleitung ist Deutsche. Da kommt vom Team auch oft "Ja, das ist halt eben typisch Deutsch, bei uns ist das nunmal anders". Zum Beispiel wenn mal jemand 6 Tage am Stück geplant wird (ist bei uns eine absolute Ausnahme) kommt dann von der Leitung "Bei uns arbeitet man auch 2 Wochen am Stück, das geht da auch". Jep, aber wir sind hier nicht in Deutschland ;)

Was mir allerdings aufgefallen ist, ist das im Team Kollegen welche sozusagen eine Stufe drunter sind etwas unschön reagieren weil wir Deutschen als Diplomierte gewertet werden und nicht als Fachkraft für Gesundheit. Gerade wenn sie erfahren, dass wir in D eigentlich kein Blut anhängen und nicht überall iv spritzen dürfen.

Verstehe ich auch... unsere FaGes können ja schliesslich fast dasselbe wie wir Pflegefachfrauen. Es gibt bei uns auf der Abteilung nur ganz wenige Dinge, zu denen sie nicht berechtigt sind. Bei uns ist Pflegefachfrau Tertiärniveau, FaGe können sie direkt ab Schule lernen.
 
@Nova27 Danke für deine PN :)

Ja ich glaube auch ausprobieren geht über studieren und ich versteh Vorurteile, aber ich kenne mich und weiß dass ich kaum/nicht anecken würde.

Mir ist eine Frage noch eingefallen, es heißt ja es bestände zwischen den Kantonen teilweise hohe Unterschiede in Gehältern..könnt ihr mir dazu was sagen?
Finde bei Google keinen Vergleich was das angeht...
 
Hihi, dachte auch, dass ich kaum anecken würde....allerdings haben "wir Deutschen" trotz allem Liebseins wohl eine etwas "bossige" Art, weiss nicht genau wie zu beschreiben, aber es kann bei der anderen Seite doch recht negativ rüber kommen :) Was ich fest gestellt hab, es ist gaaaaanz wichtig sofort mit den einzelnen Personen zu reden wo etwas dazwischen steht. So sehr ich es satt habe meine Art zu erklären, ich merke einfach, dass viele sie falsch auffassen und es wichtig ist darüber zu reden...

Kann dir leider nicht sagen wie genau die Unterschiede sind. Meine Agentur meinte letztes Jahr, dass es je nach Kanton CHF4800-5300/brutto für ausgelernte gibt. Eine Dipl. Pflegefachfrau HF Schülerin meinte vor kurzem zu mir, dass ihnen in der Schule gesagt wurde nirgends weniger als CHF 5500/brutto zu verlangen/anzunehmen...hab selbst noch nicht viel Erfahrung mit Gehältern. Kann dir nur sagen, dass mir von verschiedenen Spitälern bei denen ich geschnuppert war zwischen CHF5100-5900/brutto geboten wurden, wobei beim höheren Gehalt die Spitäler mein Alter, meine Berufserfahrung/Studium (andere Bereiche) miteingerechnet haben.

@Jesse: Das mit der Planung kommt mir bekannt vor. Wo ich sage, ich schaffe gerne 6 Tage am Stück bzw würde noch einen 7 Tag nehmen (gibts nicht) oder mehr als 4 Nächte am Stück, klagen meine Kollegen, dass dies viel zu viel ist. Spät/Früh Wechsel gibts bei uns auch nur auf ausdrücklichen Wunsch und die 15min Morgenpause muss genommen werden, auch wenn man grad mal 30 min arbeitet.
 
Ich danke euch für die ganzen Antworten!
Nun steht es fest, wenn ich meine mündlichen Prüfungen noch bestehe ziehe ich im Oktober ins Kanton Aargau nach Brugg, war letzte Woche zum Probearbeiten und Bewerbungsgespräch da, kam bei der PDL und dem Stationsteam sehr gut an, die meisten Patienten waren offen mir gegenüber, nur einer hat sich zu paar Nazi Sprüchen hinreißen lassen, womit ich aber schon gerechnet hatte...
 
Hihi, aber nicht Königsfelden oder?

Na dann Glückwunsch und auf ein baldiges Wilkommen. Wenn du Lust hast kannste dich ja dann mal melden, ich bin auch im Aargau mittelmässig weitweg von dir :)
 
3 Monate...

Also...ich bin in letzten Zügen meiner Probezeit und behalte den unbefristeten Vertrag...
Auf die Frage wie es bisher war...vielseitig...

Anfänglich auf der Arbeit viele Startschwierigkeiten, welche aber meistens auch daher rührten, dass ich frisch examiniert bin...inzwischen fühle ich mich auf Station sehr eingebunden und wirklich als diplomierter...die Arbeit wird grade hier sehr erleichtert, dass z.B. alle auf DU sind und auch die Oberärzte meine Meinung stets hören wollen was Bezugspflegepatienten etc angeht...
Also Arbeit Daumen nach oben !

Ansonsten, ich wohne ja im Kanton Aargau, und bisher null komma null Anfeindungen mit Schweizern gehabt, jeder einzige Schweizer mit dem ich in Kontakt kam entgegenete mir respektvoll und freundlich...entweder nach dem Motto wie man in Wald schreit so ist auch der Schall oder weils halt insgesamt meiner Meinung nach sehr "westlicher" bzw. offener Kanton ist....ich schätze Richtung Ostschweiz sind die Eidgenossen aller bisschen eingegessener halt...

In meinem Haus (10 Parteien plus mich) wurde ich auch sehr offen aufgenommen...

Klar das Alles ist eine Momentaufnahme und drei Monate sind keine Zeit, aber für den Anfang bin ich zufrieden...willst du noch was wissen? kannst mir auch gerne PN schreibe...
 

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