Unbeliebter Klient... muss ich das tun?

Carerkate

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Pflegehilfskraft (ambulant)
Hallo ihr Lieben,
ich habe folgendes Problem.

Bei einer Oma sollen wir (offiziell) beim Duschen helfen. Sie zahlt dafür 1 Stunde, wie ich glaube privat. Sie ist relativ überheblich und sehr direktiv, gibt mit Handzeichen zu verstehen was man eigentlich schon hätte wissen müssen und (nicht nur ich) fühle mich bei ihr erniedrigt und kann sie nicht leiden. Die Dusche dauert dann ca. 20 Minuten, welches sie allein tut! Sie braucht eigentlich keine Hilfe! Ich stehe daneben, reiche ihr den Waschlappen! Ich wische dann mit einem Handtuch die Dusche trocken und das wars!
Den Rest will die für mich unangenehme Dame dann mit reden verbringen.
Und das hat sie mir auch so gesagt: Ich habe für eine Stunde bezahlt und sie setzen sich jetzt hin und unterhalten sich mit mir! Ich dachte ich höre nicht richtig. Meine Allergie gegen Befehlstöne hatte sich sofort gemeldet. Nichtmal unsere Chefin redet so mit uns! Niemand tut das!
Ich will mit dieser Frau nicht reden. Ich finde sie seit diesem Kommentar noch unausstehlicher als zuvor. Mittlerweile habe ich Herzrasen und Angst vor der Schicht und es verdirbt mir den ganzen Tag, wenn nicht mehrere. Ich habe versucht es positiv zu sehen, ablenkende Themen zu finden, aber ich fühle mich einfach so gezwungen und gekränkt und erniedrigt das tun zu müssen was sie will und keinen Ausweg, oder einen schlauen Satz auf der Lippe zu haben. Ich möchte ihr nicht von meinem Privatleben erzählen und ja, ich bin auch überarbeitet. Das heisst noch mal 40 Minuten lang Gejammere zuhören zu müssen, ohne Unterbrechung, ohne dabei etwas nebenbei zu tun - ist unheimlich anstrengend für mich. Ich bin doch keine Therapeutin! Egal was man sagt, es wird mehr gejammert und mehr und mehr. Ich versuche Coaching Techniken anzuwenden, es hilft nichts. Die letzten beiden male saß ich heulend im Auto wo es endlich vorbei war, weil ich so frustriert und fertig war. So geht es mir aber nur bei dieser Klientin. Mit allen anderen habe ich ein super Verhältnis. Generell liebe ich meinen Job.

Ich würde ihr gern sagen wie respektlos ich es fand wie sie mit mir umgegangen ist und dass ich es als sehr unangenehm empfinde hier so sitzen zu müssen nur um ihr auf Knopfdruck als Gesellschafterin und Unterhaltungsclown zu funktionieren. Natürlich bleibe ich für die Zeit der Dusche etc., aber mit hinsetzen um dann Therapeutin zu spielen, das muss ich doch nicht machen? Oder? Ist das ne Pflegeleistung?? Ich muss da morgen wieder hin und bin schon wieder fix und alle :(
 
Hallo Carerkate,

so wie du es beschreibst ist die Situation bestimmt sehr unangenehm für Dich und auch für Deine Kollegen. Die Aussage "bei einer Oma" finde ich allerdings nicht besonders professionell. Hast Du mal mit Deinen Kollegen gesprochen, ob und welche Strategien sie benutzen um dort weniger gestresst heraus zu kommen?

Egal ob sie privat zahlt oder ob es von der Pflegekasse gezahlt wird... sie hat eine Dienstleistung gebucht und wie es scheint für 60 Minuten und die sollte dann eben auch erbracht werden.

Ich denke also schon, dass die Leistung erbracht werden "muss".

Bei uns gibt es einen Leistungskomplex, der nennt sich "pflegerische Betreuung".
Wenn jemand davon eine Stunde bucht ist er/sie sozusagen der Bestimmer. Gemeinsam einkaufen, reden, spazieren, spielen, da ist quasi alles möglich. Ein Befehlston sollte trotzdem nicht an der Tagesordnung sein und ich würde das auch mit der Kundin kommunizieren.

Kannst Du in ihrem Wohnung/Haus/dem Raum in dem das Gespräch stattfindet Dinge finden, die du zum Thema machen kannst, gibt es Bekanntes aus der Biografie (war sie vielleicht leitende Angestellte, oder durfte sie früher eben nichts sagen und freut sich jetzt die Chefin sein zu dürfen?).

Das sind jetzt so die ersten Gedanken, die mir dazu in den Sinn kommen.

liebe Grüße

Berenike
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich denke also schon, dass die Leistung erbracht werden "muss".

Bei uns gibt es einen Leistungskomplex, der nennt sich "pflegerische Betreuung".
Wenn jemand davon eine Stunde bucht ist er/sie sozusagen der Bestimmer. Gemeinsam einkaufen, reden, spazieren, spielen, da ist quasi alles möglich.
Das hab ich so auch noch nicht gehört, aber gut, ich hab ja hauptberuflich in der Klinik gearbeitet.

Ich würde mich erstmal bei der Chefetage erkundigen, ob die Behauptung "Ich habe für eine Stunde bezahlt" überhaupt stimmt. Behaupten kann man ja immer viel.
Falls ja, würde ich trotzdem auf einen vernünftigen Ton drängen.
 
Das hab ich so auch noch nicht gehört, aber gut, ich hab ja hauptberuflich in der Klinik gearbeitet.

Ich würde mich erstmal bei der Chefetage erkundigen, ob die Behauptung "Ich habe für eine Stunde bezahlt" überhaupt stimmt. Behaupten kann man ja immer viel.
Falls ja, würde ich trotzdem auf einen vernünftigen Ton drängen.
Meinst du das mit dem Leistungskomplex an und für sich oder das mit dem "Bestimmer"?

Es ist auch noch zu klären ob in dem Pflegedienst überhaupt mit Leistungskomplexen oder nach Minuten abgerechnet/gebucht wird.

Bin auf jeden Fall bei dir was die Rückfrage bei der Chefetage angeht.
 
Wenn du in einem ambulanten Pflegedienst arbeitest, hast du auch einen Leistungsnachweis zu unterschreiben, in dem du bestätigst, dass du die Leistungen erbracht hast. Egal ob in Papierform oder digital, da steht, was gemacht wird (pflegerische Betreuungsleistungen?), sowie wie lange. Gegebenenfalls steht sogar von-bis in Papierform oder du quittierst in deiner App, wann du gekommen bist und wann du die Klientin verlassen hast im digitalen Format. Was steht da? Es sieht so aus, als ob die Klientin einsam ist und sich einfach unterhalten will, auch wenn es nur einseitiges Jammern bedeutet.
In der ambulanten Pflege hat man eben mit Menschen zu tun, und mit Menschen zu tun ist schwierig (sei es mit Klienten oder manchmal sogar mit den Kollegen). Wenn du aber aufgrund von 40 Minuten Zuhören später im Auto weinen musst, frage dich, ob dies der richtige Job für dich ist. Ich meine, in unserem Beruf wirst du mit allem konfrontiert, von – sagen wir mal – unangebrachten Annäherungsversuchen, über offen ehemaligen und jetzigen Rechtsradikalen bis zu den schweren Schicksalen. Auffindung von toten Klienten in der Wohnung ganz zu schweigen.
Ich weiß nicht, wie du deine innere Ruhe am leichtesten findest, denke aber daran, dass du nach spätestens 1 Stunde die Klienten verlassen wirst. Du bist (hoffentlich) gesund, bist nicht alt und zerbrechlich (so wie du die Situation schilderst, stelle ich mir eine relativ junge Frau vor).
Es klingt etwas übertrieben, aber mich kann eigentlich kaum etwas aus der Ruhe bringen, egal wie die Situation ist, weil ich bereits Situationen erlebt habe, die kaum zu übertreffen sind. Ich habe meine Ausbildungsjahre sowie die ersten Berufsjahre in Kroatien in den 1990er Jahren erlebt. Damals herrschten Kriegszustände, und das meine ich wortwörtlich. Also, wenn ich eine stressige Situation am Arbeitsplatz habe, dann denke ich an die 90er Jahre zurück und denke: "Hey, es schießt keiner auf dich, es fallen keine Granaten, keiner versucht dich umzubringen! So schlimm ist es gar nicht!"
Und so werden aus negativen Erinnerungen positive Impulse. Vielleicht hast du welche, die du nutzen kannst?
Natürlich, du solltest auch mit deinen Vorgesetzten reden. Wenn die Belastung zu groß ist, sage es ihnen. Letztendlich kannst du immer sagen, dass dieser Einsatz zu große emotionale Belastung ist und du nicht mehr hingehen möchtest.
 
Ich bin ja auch schon viele Jahre in der Pflege, einschließlich genug mit gemacht.
Genau aus dem Grund mache ich heute nicht mehr alles mit.
40 Minuten Gejammer würde ich mir nicht anhören.
Weil ich auch eine Allergie dagegen habe.
Es darf gerne gejammert werden aber dann muss nach ein paar Minuten auch das Ende eingeleitet werden.
Würde das mit meinem Arbeitgeber abklären.
Für so Aktionen wäre mir mein Stundenlohn viel zu niedrig.

Ich würde aber auch diese Klientin ganz direkt ansprechen.
Freundlich aber bestimmt.
 
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Häusliche Pflege ist Pflege in der Wohnung des Pflegeempfängers. Egal, ob die gebuchte Zeit von der Pflegeversicherung oder Krankenkasse oder vom Pflegeempfänger bezahlt wird musst du leider diese Zeit mit ihr verbringen.
Kannst du bei deinem Arbeitgeber fragt, ob man dir andere Klienten zuweist? Es gibt sicher noch andere Klienten, wobei ich mich nicht um die Pflege eines Messi oder Animal Hoarder reißen würde...
 

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