Warum ist die Altenpflege-Ausbildung so viel unbeliebter als die in der Krankenpflege?

blumenmädchen

Stammgast
Registriert
19.04.2010
Beiträge
243
Beruf
Azubi GuK seit 01.10.2011
die frage im titel sagt schon alles.

ich selbst stehe momentan vor einem dilemma:
ich würde auf jeden fall gerne in der altenpflege arbeiten. dies liegt darin begründet, dass ich es mag, einen menschen über einen längeren zeitraum kennenzulernen, zu begleiten, vertrauen aufzubauen etc. und ich mag es biographisch zu arbeiten (ein hochspannendes feld, wie ich finde). im KH -so wie ich es erlebt habe- herrscht dagegen ein stetes kommen und gehen. teilweise kam ich mir während des prakikums vor wie in einem hotelbetrieb. die patienten waren schneller weg als ich ihre namen behalten konnte. fand ich sehr unschön. außerdem arbeite ich sehr gern mit alten menschen nunja, ich muss aber gleichzeitig sagen, in der altenpflege kommt mir die medizinische seite zu kurz. außerdem habe ich für mich den perfektionistischen anspruch, so viel wissen wie möglich mitzubekommen, um "allround" ausgebildet zu sein. so bin ich letztlich für mich zu dem schluss gekommen, dass die generalistische ausbildung genau das richtige für mich wäre. im prinzip würde ich aber auch gern die altenpflege-ausbildung machen, aber sie ist mir medizinisch einfach zu speziell bzw. zu flach ausgerichtet.

ich möchte aber auch gerne hier noch mal die frage stellen:
warum interessieren sich so viel mehr bewerber für die kranken- bzw. kinderkrankenpflege und so wenige für die altenpflege, dass an manchen schulen nicht alle plätze besetzt werden können? ist es der gleiche anspruch, der sie antreibt wie bei mir, also mehr medizinisch- als sozialpflegerisch ausgebildet zu werden? was das arbeiten angeht hinterher bevorzuge ich wiederum das letztere; nur möchte ich keine ausbildung absolvieren, in der es hauptsächlich nur um soziale und psychologische fächer geht. hab schon ein pädagogisches studium hinter mir und möchte das einfach nicht noch mal haben.

ich könnt mir übrigens überhaupt nicht vorstellen, auf einer kinderstation zu arbeiten. die lieben kleinen sind mir viel zu nervig und quengelig, von den eltern mal ganz zu schweigen. weiß jemand von euch, ob man das während einer normalen ausbildung (GuK) überhaupt muss? (bei der generalistischen wahrscheinlich ja, wobei ich gelesen habe, dass examina in diesem bereich nur schwer zu absolvieren sind, was mir ja wiederum ganz recht wäre :-)).
 
Also ich könnte mir vorstellen, dass es wirklich so ist, dass dieses "Mehr" an Medizin die Leute eher in die Krankenhäuser zieht. Ebenfalls hat man, denke ich, als GuK viel mehr Möglichkeiten sich zu differenzieren, da es ja ziemlich viele Fachbereiche gibt.
Zu letzterer Frage: es ist ein bestimmtes Soll an pädiatrischen Stunden und auch auf Wochenstation vorgeschrieben. Waren bei mir jeweils 4 oder 6 Wochen, so genau weiß ich das nicht mehr.
Grüße
 
Meiner Ansicht nach gibt es verschiedene Gründe. Einen wichtigen hast Du schon genannt: stärkere medizinische Ausrichtung der Ausbildung.
Weitere Gründe sind m.E. dass Du als KS beruflich mehr Möglichkeiten hast. Außerdem schreckt viele die Nähe zu den Bewohnern ab, die Du Dir wünschst. Sie befürchten, dass sie es auf Dauer nicht verkraften, wenn ständig Menschen, die man lieb gewonnen hat, sterben. Ein weiterer Grund ist vielleicht, dass das ansehen von Altenpflegerinnen in der gesellschaft nicht ganz so hoch ist, wie das von Krankenpflegerinnen. Und vielleicht spielt auch noch immer eine Rolle, dass die Altenpflege vor 2003 landesrechtlich geregelt war und in den verschiedenen Bundesländern unterschiedlich lange gedauert hat (von 1-3 Jahre soweit ich weiß).
Zu Deiner anderen Frage: In der Krankenpflegeausbildung ist eine Zeit in der Pädiatrie vorgeschrieben.
 
danke für eure rückmeldungen, hat mir sehr weitergeholfen.
naja, dann werd ich wohl oder übel durch die ungeliebte pädiatrie durch, aber hauptsache sie ist praktisch nicht prüfungsrelevant.

ich finds auch verdammt schade, dass es für altenpflege viel weniger weiterbildungs- und spezialisierungsmöglichkeiten gibt und wie ihr schon sagtet, hat man mit KP viel mehr möglichkeiten.
es gibt übrigens einen bereich, der mich in der klinik auch sehr fasziniert hat und in dem ich mir vorstellen könnte zu arbeiten (abgesehen von geriatrie): ich war in meinem praktikum in einem KH, das eine station für schwerschädelhirnverletzte hatte mit früh-reha. dort begleitet man die patienten sehr, sehr lange (zumindest für KH-verhältnisse) und sehr, sehr intensiv. die kurzen eindrücke davon waren sehr eindrucksvoll. so etwas könnte ich mir auch vorstellen. ich bin einfach ein typ, der sich nicht ständig auf neue menschen einstellen kann und will. es befriedigt mich auch einfach mehr, menschen in ihrer reha bzw. entwicklung zu begleiten, evtl. fortschritte zu sehen oder ihnen zumindest so weit wie möglich die schmerzen zu lindern und einen würdevollen tod zu ermöglichen. ich könnte mir daher auch eine tätigkeit im onkologischen und palliativen bereich vorstellen. sehr interessant übrigens: meine ma ist gelernte krankenschwester und hätte sich nie vorstellen können in diesen bereichen zu arbeiten (also geriatrie, onkologie, palliativmedizin), weil sie nicht in der art und weise täglich mit tod und sterben konfrontiert sein wollte. schon interessant, wie unterschiedlich menschen so sind..
 
Hallo blumenmädchen,

zu deinen nachstehend aufgeführten Bemerkungen möchte ich auch etwas "Senf" hinzugeben.

ich würde auf jeden fall gerne in der altenpflege arbeiten. dies liegt darin begründet, dass ich es mag, einen menschen über einen längeren zeitraum kennenzulernen, zu begleiten, vertrauen aufzubauen etc. und ich mag es biographisch zu arbeiten

ich könnt mir übrigens überhaupt nicht vorstellen, auf einer kinderstation zu arbeiten. die lieben kleinen sind mir viel zu nervig und quengelig, von den eltern mal ganz zu schweigen


Stelle dir mal ältere Menschen vor, die wieder so sind wie sehr junge Menschen, also quengelig, nervig, wie Kinder also aber "entwicklungsorientiert" rückwärts laufend dem Lebensende tendenziell nahe. Stelle dir vor, du bist etwa fünfzig Jahre älter als jetzt und du freust dich aucf eine junge dynamische Pflegekraft, die kommunikativ "gewisse" erforderliche Tätigkeiten durchführt, und dabei dennoch " 'was rüberbringt"!

Professionelle umfassende Kenntnisse und Fertigkeiten über alles was Pflege von Menschen betrifft egal welchen Alters sollte für eine Altenpflegerin imho eine Selbstverständlichkeit sein.

Neuron
 
wenn du darauf hinaus willst:
alte menschen können auch "nervig" und "quengelig" sein -klar, aber ich habe dennoch während meines dreimonatigen krankenhauspraktikums gemerkt, dass mir der umgang mit älteren menschen (im KH gibt es davon ja auch zuhauf) einfach besser liegt als der mit säuglingen oder kleinkindern. gerade säuglinge bzw. kinder im ersten lebensjahr schreien ja häufig und mich macht das einfach kirre, weil ich mich ständig in "alarmbereitschaft" versetzt fühle. mich stresst das einfach enorm, weil ja meistens auch die eltern daneben stehen und alles supergenau beobachten. ich hab auch sehr viele schüler erlebt (sowohl pflege- als auch physioschüler), die deswegen gerade vor den pädiatrie-einsätzen und ausbilder-besuchen immer totalen bammel hatten. ein zusätzlicher stress ist der faktor "unvorhersehbarkeit" gerade bei kindern. erwachsene kann man kann man ja anders anreden und auf die situation/ behandlung vorbereiten.

klar, läuft auch bei dementen manchmal alles ziemlich bunt durcheinander uns ie können laut werden, aber für mich ist es dennoch immer noch was anderes als der umgang mit ganz kleinen (im übrigen sind ja nicht alle alten = dement). bei den dementen habe ich ja meist doch einen überblick über die biographie und kann versuchen dort anzuknüpfen. für mich ist das eine ganze andere und mir angenehmere herausforderung. jedem halt das seine. :)

Stelle dir vor, du bist etwa fünfzig Jahre älter als jetzt und du freust dich aucf eine junge dynamische Pflegekraft, die kommunikativ "gewisse" erforderliche Tätigkeiten durchführt, und dabei dennoch " 'was rüberbringt"!
ich verstehe ehrlich gesagt nicht so ganz, was du damit ausdrücken willst.
ich würde einem zu pflegenden immer das bieten wollen, was ihm die situation so angenehm wie möglich macht. dass ich bei unsicheren, verwirrten menschen immer versuche, die abläufe einer behandlung zu erklären, ist für mich selbstverständlich. dabei qualifiziert und routiniert (hoffentlich irgendwann mal) die pflegetätigkeiten zu verrichten ebenso. wenn mir das nicht wichtig wäre, würde ich diesen beruf gar nicht erlernen wollen. ich bin ja schließlich auch schon 30 und hab mir die sache gut überlegt.
 
Hallo Blumenmädchen
ich denke ein weiterer Grund ist, daß man als GuK "überall" arbeiten kann, das Feld der Weiterqualifizierung einfach grösser ist als bei den Altenpflegern. Wie z.B. als Altenpfleger musste noch ein Jahr dran hängen um den GuK Abschluß zu bekommen, in der Altenpflege kann aber jeder mit GuK Examen arbeiten.
Ich glaube auch, dass einfach ein falsches Bild in den meisten Köpfen vorherrscht: "So ein bischen Windeln wechseln, Füttern (! bewußt gewählt dieser Ausdruck) und mal was spielen, was soll man da schon lernen?!
Dazu kommt, daß es ausser in Deutschland, keine gesonderete Altenpflegeausbildung gibt!?
Ach ja und so wie ich das langsam auch mitbekomme, arbeite nebenbei noch im ambulanten Pflegedienst, werden die Schüler der Altenpflege, massiv als billige Kräfte missbraucht. Schliesse hier nicht aus, dass es auch in der Krankenpflege so ist!
Was ich persönlich eher seltsam finde ist die Praxis der Schulen und betrieblichen Ausbildungsstellen, daß alles extra beworben werden muß und irgendwie jede Schule ihr eigenes Ding macht und sich dann in den Schulen auch alle aus verschiedenen Betrieben treffem. Ganz anderst wie in der GuK.....
Grüsse Inti38
 

Ähnliche Themen